WM 2014: Team-Check Italien

"Squadra Azzurra" hat alles, was es für den Erfolg bei einem Großereignis braucht

In wenigen Tagen beginnt die Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien. Um sich auf das Sportereignis des Jahres gebührend einzustimmen, stellt NEWS.AT jeden Tag einen WM-Teilnehmer im Porträt vor. Alle Erfolge, Stars und die Aussichten bei der Endrunde im Check. Heute: Italien.

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Gruppe D - WM 2014: Team-Check Italien

Gruppe A: Brasilien - Kroatien - Mexiko - Kamerun

Gruppe B: Spanien - Niederlande - Chile - Australien

Gruppe C: Kolumbien - Griechenland - Elfenbeinküste - Japan

Gruppe D: Uruguay - Costa Rica - England - Italien

Gruppe E: Schweiz - Ecuador - Frankreich - Honduras

Gruppe F: Argentinien - Bosnien und Herzegowina - Iran - Nigeria

Gruppe G: Deutschland - Portugal - Ghana - USA

Gruppe H: Belgien - Algerien - Russland - Südkorea

ITALIEN

Steckbrief

Verband: Federazione Italiana Giuoco Calcio
WM-Teilnahmen: 17 - zuletzt 2010
Erfolge: Weltmeister 1934, 1938, 1982, 2006
Teamchef: Cesare Prandelli

Die Qualifikation

Ungeschlagen beendete das Team von Cesare Prandelli die Qualifikation und sicherte sich schon vorzeitig das Ticket für Brasilien. In einer Gruppe, die mit Dänemark, Tschechien, Armenien und Bulgarien vier alles andere als einfache Gegner zu bieten hatte, keine Selbstverständlichkeit. Milan-Stürmer Mario Balotelli erwies sich mit fünf Toren als treffsicherster Angreifer der "Squadra Azzurra" und musste ob seiner enttäuschenden Saison mit Milan dennoch bis zum Schluss um seine Einberufung in Prandellis Kader zittern. Insgesamt durfte Italien gleich elf verschiedene Torschützen im Laufe der Quali hochleben lassen. Mannschaftliche Torgefahr - eine Qualität, die Italien schon während der erfolgreichen WM im Jahr 2006 auszeichnete. Na, wenn das mal kein gutes Omen ist.

Der Superstar

Ein verschlafener Blick, eine Mähne, die seit Jahrzehnten unverändert wallt, und ein Bart, so dicht wie das Gedränge am Markusplatz in Venedig - so stellt man sich einen italienischen Weinbauern vor. Dumm nur, dass Andrea Pirlo hauptberuflich Fußballer ist und optisch eigentlich gar nicht so recht zu seinen tätowierten, gestylten Kollegen passt. Doch Pirlo ist nicht nur irgendein Fußballer, sondern einer der besten der Welt. Jahrzehntelang war der zentrale Mittelfeldspieler das Herzstück des AC Milan, mit dem er 2003 und 2007 zwei Mal die Champions League gewinnen konnte. Spitznamen wie "L’architetto" (Der Architekt) sind eine stolze Würdigung seiner Leistungen.

Nach Jahren, in denen sich Erfolg an Erfolg reihte und der WM-Titel auch im Nationalteam einen absoluten Höhepunkt darstellte, schien sich Pirlos Karriere schön langsam dem Ende zuzuneigen, als sein Vertrag bei den "Rossoneri" 2011 nicht mehr verlängert wurde. Statt ruhigem Ausklang in einem Fußball-Entwicklungsland erlebte der heute 35-Jährige, an dessen Verpflichtung damals auch der FC Barcelona Interesse zeigte, bei Juventus Turin seinen zweiten Frühling. Mit der "Alten Dame" gewann der begnadete Freistoß-Schütze zwei Meistertitel und stellte eindrucksvoll unter Beweis, dass auch Fußballer mit dem Alter noch reifen können. Womit wir wieder beim Thema Wein wären. Und das passt für den Teilzeitwinzer Pirlo aber nur zu gut.

Der Kader

PositionNameVerein
TorGianluigi BuffonJuventus Turin
-Mattia Perin FC Genoa
-Salvatore SiriguParis St. Germain
AbwehrIgnazio Abate AC Milan
-Andrea BarzagliJuventus Turin
-Leonardo Bonucci Juventus Turin
-Giorgio ChielliniJuventus Turin
-Matteo DarmianFC Torino
-Mattia De Sciglio AC Milan
-Gabriel Paletta FC Parma
MittelfeldAlberto Aquilani AC Fiorentina
-Antonio Candreva Lazio
-Daniele De Rossi AS Roma
-Claudio Marchisio Juventus Turin
-Thiago Motta Paris St. Germain
-Marco ParoloFC Parma
-Andrea Pirlo Juventus Turin
-Marco Verratti Paris St. Germain
AngriffMario BalotelliAC Milan
-Antonio Cassano FC Parma
-Alessio Cerci FC Torino
-Ciro Immobile FC Torino
-Lorenzo InsigneSSC Napoli


Vergessene Legenden

Es gibt Bilder, die prägen sich einem Fußballfan ein und können zum Sinnbild einer ganzen Weltmeisterschaft werden. Der einen Elfmeter im Finale gegen Brasilien verschießende Roberto Baggio ist so eines. "Il divin’ codino" (Der göttliche Zopf) war 1994 plötzlich Sündenbock für das Scheitern der "Azzurri", obwohl das Erreichen des Endspiels in den USA eigentlich nur ihm zu verdanken war. Mit zwei Treffern gegen Nigeria im Achtelfinale, einem Traumtor gegen Spanien im Viertelfinale und einem weiteren Doppelpack gegen Bulgarien im Halbfinale wurde die K.o.-Phase regelrecht zur One-Man-Show. Darum fiel es den Tifosi aber auch nicht allzu schwer, den bekennenden Buddhisten nach Verblassen des ersten Frusts wieder in ihr Herz zu schließen. Als Baggio bereits im Spätherbst seiner Karriere war und durch herausragende Leistungen bei Brescia überzeugte (Andrea Pirlo lässt grüßen), waren es die Fans, die vor den Großereignissen 2002 und 2004 vehement sein Nationalteam-Comeback forderten. Leider vergeblich. Zumindest bleibt so das letzte Tor des heute 47-Jährigen für Italien für immer mit Österreich verbunden. Gegen die rot-weiß-rote Auswahl war der vielseitige Offensivspieler nämlich im letzten Gruppenspiel der WM 1998 erfolgreich. Da sich an den Treffer zum 2:0 jedoch kaum jemand erinnert, wollen wir diesen noch einmal ins Gedächtnis rufen - und nicht den unsäglichen Elfmeter, der sich am 17. Juli diesen Jahres zum 20. Mal jährt.

Die Chancen

2010 reiste Italien als Titelverteidiger mit einer etwas veralteten Mannschaft nach Südafrika und musste bereits in der Vorrunde die Segel streichen. Vier Jahre später stehen immer noch vier Weltmeister von 2006 im Kader und doch bilden gerade sie das Rückgrat des Teams. Um die Routiniers Gigi Buffon, Andrea Barzagli, Daniele de Rossi und Andrea Pirlo scharen sich talentierte Fußballer, die großteils schon mit dem Final-Einzug bei der EM 2012 wichtige Turnier-Erfahrung sammeln konnten. Dazu kommen junge Hoffnungsträger wie Ciro Immobile, denen zweifellos der Durchbruch auf großer Bühne zugetraut werden darf. Mit Cesare Prandelli steht zudem ein Mann auf der Seite, der nicht nur taktisch zu den Besten seines Fachs zählt, sondern auch mit schwierigen Charakteren a la Mario Balotelli oder Antonio Cassano bestens zurecht kommt.

NEWS.AT-Tipp

Italien hat eigentlich alles, was es für den Erfolg bei einem Großereignis braucht und wird von einigen Experten auch zurecht im Kreis der Favoriten genannt. Doch die Auslosung bedingt, dass sich im Viertelfinale ein südamerikanisches Team dem Traum eines fünften Titelgewinns entgegenstellt.

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