WM 2014: Team-Check Japan

Eine Armada an schnellen, trickreichen Deutschland-Legionären, aber keine Abwehr

In wenigen Tagen beginnt die Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien. Um sich auf das Sportereignis des Jahres gebührend einzustimmen, stellt NEWS.AT jeden Tag einen WM-Teilnehmer im Porträt vor. Alle Erfolge, Stars und die Aussichten bei der Endrunde im Check. Heute: Japan.

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Gruppe C - WM 2014: Team-Check Japan

Gruppe A: Brasilien - Kroatien - Mexiko - Kamerun

Gruppe B: Spanien - Niederlande - Chile - Australien

Gruppe C: Kolumbien - Griechenland - Elfenbeinküste - Japan

Gruppe D: Uruguay - Costa Rica - England - Italien

Gruppe E: Schweiz - Ecuador - Frankreich - Honduras

Gruppe F: Argentinien - Bosnien und Herzegowina - Iran - Nigeria

Gruppe G: Deutschland - Portugal - Ghana - USA

Gruppe H: Belgien - Algerien - Russland - Südkorea

JAPAN

Steckbrief

Verband: Japan Football Association
WM-Teilnahmen: 4 - zuletzt 2010
Erfolge: Achtelfinale 2002, 2010
Teamchef: Alberto Zaccheroni

Die Qualifikation

Der Beginn der Qualifikation verlief für den amtierenden Asienmeister überaus holprig. Nach Niederlagen in Nordkorea und zu Hause gegen Usbekistan blieb den "Söhnen Nippons" nur der zweite Platz, knapp vor Kim Jong-uns Auswahl. Für den Aufstieg in Runde vier reichte es dennoch. Und dort zeigte die Truppe von Alberto Zaccheroni wieder ihr wahres Gesicht. Lediglich in Jordanien mussten die Japaner eine Niederlage einstecken, fünf Siege und zwei Unentschieden aus den restlichen sieben Spielen bedeuteten den Gruppensieg und seit 4. Juni 2013 das fixe WM-Ticket. Mit Deutschland-Legionär Shinji Okazaki stellt Japan zudem den Torschützenkönig der Qualifikation. Der Mainzer Stürmer traf in 14 Begegnungen acht Mal. Da konnte der Vietnamese Le Cong Vinh, der allein gegen Macao sieben Mal traf, einfach nicht mehr mithalten.

Der Superstar

Mit Uchida, den Sakais, Hasebe, Kiyotake, Osako und Okazaki verdienen gleich sieben Kaderspieler ihre Brötchen in Deutschland. Der große Star ist aber einer, der von eben dort den Sprung nach England geschafft hat - Shinji Kagawa. Der 25-jährige war eine der größten Entdeckungen der Bundesliga-Geschichte, dürfte seinen Abgang von Borussia Dortmund vor zwei Jahren aber zumindest sportlich bereuen. In der ersten Saison bei Manchester United kam er nie über den Status des Ergänzungsspielers hinaus, konnte sich aber zumindest über den Gewinn der Meisterschaft freuen. In der abgelaufenen Spielzeit lief es noch schlechter. Kein Titel, kein Europacup, kein Tor für den Japaner. Umso mehr hofft der Offensivspieler, im Dress der "Blauen Samurai" an alte Leistungen anknüpfen zu können. Und wer weiß, vielleicht führt der Weg nach der WM am Zuckerhut Kagawa, der mit gemeinsam mit Milans Keisuke Honda ein erstklassiges Kreativ-Duo bildet, wieder direkt zurück ins beschauliche Dortmund, wo sie den verlorenen Sohn nur allzu gerne wieder willkommen hießen.

Der Kader

PositionNameVerein
TorEiji Kawashima Standard Lüttich
-Shusaku Nishikawa Urawa Reds
-Shuichi GondTor FC Tokio
AbwehrMasato Morishige FC Tokio
-Yasuyuki Konno Gamba Osaka
-Yuto Nagatomo Inter Mailand
-Maya Yoshida Southampton
-Masahiko Inoha Jubilo Iwata
-Atsuto UchidaSchalke 04
-Hiroki Sakai Hannover 96
-Gotoku Sakai VfB Stuttgart
MittelfeldYasuhito Endo Gamba Osaka
-Keisuke Honda AC Milan
-Shinji Kagawa Manchester United
-Makoto Hasebe 1. FC Nürnberg
-Hiroshi Kiyotake 1. FC Nürnberg
-Hotaru Yamaguchi Cerezo Osaka
-Toshihiro Aoyama Sanfrecce Hiroshima
-Manabu Saito Yokohama Marinos
AngriffShinji Okazaki Mainz 05
-Yoichiro Kakitani Cerezo Osaka
-Yuya Osako 1860 München
-Yoshito Okubo Kawasaki Frontale

Einigermaßen überraschend nominierte Teamchef Alberto Zaccheroni den ehemaligen Wolfsburg- und Mallorca-Akteur Yoshito Okubo in sein Aufgebot. Der Angreifer von Kawasaki Frontale war seit der WM 2010 vom Italiener nur einmal berücksichtigt worden. Im Kader steht zudem Kapitän Makoto Hasebe. Der 30-Jährige fehlte dem 1. FC Nürnberg seit der Winterpause wegen einer Knieverletzung. Erst vor kurzem meldete er sich im Mannschaftstraining zurück.

Vergessene Legenden

Was Keisuke Honda oder Shinji Kagawa heute sind, war Hidetoshi Nakata vor einem Jahrzehnt - ein Superstar. Der Japaner sorgte im Jahr 1998 mit seinem Wechsel in die italienische Serie A, wo er für Perugia, Roma, Parma, Bologna und die Fiorentina im Einsatz war, für eine große Euphorie in seiner Heimat. Dass Nakata alles andere als ein reiner Werbe-Gag war, verdeutlichten einerseits seine Leistungen auf dem Platz, andererseits die Aufnahme in die FIFA 100, die Liste der besten lebenden Fußballer, durch niemand Geringeren als Pele. Kritiker werfen dem Kreativspieler allerdings vor, sein enormes Talent nie völlig ausgenutzt zu haben. In Anbetracht des frühen Rückzugs vom aktiven Fußball mit nur 29 (!) Jahren ist dem wohl nicht viel hinzuzufügen. Nakata hatte immer schon Interessen abseits des Fußballplatzes und bekam auch deshalb den Spitznamen "Japanischer Beckham" verpasst. Als leidenschaftlicher Mode-Fan wurde der heute 37-Jährige zum Gesicht zahlreicher Marken und Trendsetter im asiatischen Raum. Angeblich stiegen nach seinem Auftritt bei den Laureus Awards, von dem das Foto stammt, die Verkaufszahlen für schwarze Fliegen in Japan ins Unermessliche.

Die Chancen

Traditionell verfügt die japanische Auswahl über einen Kader gespickt mit trickreichen und schnellen Spielern. Ebenso traditionell könnte die körperliche Komponente dann aber den Ausschlag geben, warum es gegen die robusten Gruppengegner nicht ganz reicht. Das hat nicht zuletzt der Confederations Cup, wo es drei Niederlagen in drei Spielen setzte, in deutlicher Art und Weise offenbart. Nur wenn es der Zaccheroni-Elf gelingt, die Schwächen in der Abwehr entscheidend zu kaschieren, führen die offensiven Qualitäten auch zum gewünschten Erfolg oder wie es der Teamchef ausgedrückt hat: "Wenn wir unsere Stärken nutzen können, werden wir Gefahr ausstrahlen." Aha.

NEWS.AT-Tipp

Japan wird uns erfrischenden Fußball bieten und selbst die Drei-Uhr-Früh-Partie gegen die Elfenbeinküste am 15. Juni ansehnlich machen, leider aber verfrüht die Heimreise antreten.

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