WM 2014: Team-Check England

Welche Chancen das Team rund um Star Wayne Rooney in Brasilien wirklich hat

In wenigen Tagen beginnt die Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien. Um sich auf das Sportereignis des Jahres gebührend einzustimmen, stellt NEWS.AT jeden Tag einen WM-Teilnehmer im Porträt vor. Alle Erfolge, Stars und die Aussichten bei der Endrunde im Check. Heute: England.

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Gruppe D - WM 2014: Team-Check England

Gruppe A: Brasilien - Kroatien - Mexiko - Kamerun

Gruppe B: Spanien - Niederlande - Chile - Australien

Gruppe C: Kolumbien - Griechenland - Elfenbeinküste - Japan

Gruppe D: Uruguay - Costa Rica - England - Italien

Gruppe E: Schweiz - Ecuador - Frankreich - Honduras

Gruppe F: Argentinien - Bosnien und Herzegowina - Iran - Nigeria

Gruppe G: Deutschland - Portugal - Ghana - USA

Gruppe H: Belgien - Algerien - Russland - Südkorea

ENGLAND

Steckbrief

Verband: The Football Association
WM-Teilnahmen: 12 - zuletzt 2010
Erfolge: Weltmeister 1966
Teamchef: Roy Hodgson

Die Qualifikation

Die 14. Teilnahme der Engländer war (wieder) kein Selbstläufer. Zwar hat der Weltmeister von 1966 in der Qualifikation kein einziges Mal in der Gruppe H verloren, die Siege konnte das Team allerdings auch nur gegen die nominell schwächeren Gruppengegner erspielen. Sechs Siegen standen somit auch vier Remis gegenüber. Schon ein Ausrutscher hätte im schlimmsten Fall dafür sorgen können, dass England nach der WM 1994 und der EM 2008 erneut eine Endrunde verpasst.

Der Superstar

Englands Superstar im heurigen Kader ist trotz Form-Krise zweifelsohne Wayne Rooney. Nach zwei enttäuschenden Weltmeisterschaften sieht er sich diesen Sommer in der Bringschuld. Vor acht Jahren wurde Rooney nach einem Fußbruch erst kurz vor der WM in Deutschland wieder fit und beim Viertelfinal-Aus gegen Portugal vom Platz gestellt. 2010 wurde er in der Vorbereitung durch Knöchelprobleme zurückgeworfen, auch bei der Niederlage im Achtelfinale gegen Deutschland erzielte er nicht sein erstes WM-Tor.

Beim Turnier am Zuckerhut rechnet sich Rooney mit der jungen englischen Mannschaft Titelchancen aus. "Ich glaube, dass wir es so weit schaffen. Ich glaube, wir haben die Spieler dafür und unser Ziel ist es, das Turnier zu gewinnen. Wir wollen nicht dort hin fahren und sagen, dass wir mit dem Viertelfinale oder dem Halbfinale glücklich sind." Na ja. Die Einstellung ist jedenfalls schon einmal die richtige.

Der Kader

PositionNameVerein
TorJoe HartManchester City
-Ben FosterWest Bromwich Albion
-Fraser Forster Celtic Glasgow
AbwehrLeighton BainesEverton
-Gary Cahill Chelsea
-Phil JagielkaEverton
-Glen JohnsonLiverpool
-Luke ShawSouthampton
-Chris SmallingManchester United
-Phil Jones Manchester United
MittelfeldRoss BarkleyEverton
-Alex Oxlade-Chamberlain Arsenal
-Raheem SterlingLiverpool
-Steven Gerrard Liverpool
-Frank Lampard Chelsea
-Adam Lallana Southampton
-Jordan Henderson Liverpool
-James MilnerManchester City
-Jack Wilshere Arsenal
AngriffRickie Lambert Southampton
-Wayne Rooney Manchester United
-Daniel Sturridge Liverpool
-Danny Welbeck Manchester United

Der englische Fußball-Nationaltrainer Roy Hodgson hat für die WM in Brasilien keine großen Karnickel aus dem Hut gezaubert. Der 66-jährige Coach setzt auf eine Mischung aus Routiniers und international eher unerfahrenen Akteuren. 11 der 23 WM-Kicker der Three Lions haben bisher zehn oder weniger A-Länderspiele absolviert. Auffallend: Für Routinier Ashley Cole ist kein Platz mehr. Das verwundert aber kaum, schließlich läuft der linke Außenverteidiger seit eineinhalb Saisonen seiner Form hinterher.

Vergessene Legenden

Viele werden sich zurecht fragen, wie die Begriffe "Legende" und "englischer Torhüter" zusammenpassen, da englische Nationalmannschaften nicht selten traurige Berühmtheit durch das Fliegenfängertum ihrer Goalies erlangt haben. Bei der letzten WM etwa machte sich Torhüter Green im Spiel gegen die USA zur Lachnummer. Der Einser-Goalie Joe Hart sollte sich also besser ein Vorbild an Peter Shilton nehmen.

Shilton hielt bis 1995 nicht nur den Rekord mit den meisten Länderspielen in Europa: Bis 2006 war er auch der erste WM-Torhüter der Geschichte, der zehn WM-Spiele lang kein einziges Mal den Ball aus seinem Kasten fischen musste. Dieser Rekord wurde erst vom französischen Torhüter Fabien Barthez eingestellt. Insgesamt stand Shilton bei nicht weniger als fünf internationalen Turnieren für England im Tor und geriet dabei ein einziges Mal in eine tragische Opferrolle: 1986 erzielte Diego Maradona gegen Shilton ein irreguläres Tor mit der "Hand Gottes" und versaute den Three Lions somit den Einzug ins Halbfinale der WM in Mexiko. Im Rahmen der WM ist Shilton wieder als Kommentator bei britischen Sendern tätig, ansonsten versucht er sich als Gastredner, nachdem er sich von zwischenzeitlich finanziellen Problemen erholt hatte.

Die Chancen

Mit schöner Regelmäßigkeit kommt in England im Vorfeld eines Fußball-Großereignisses eine beinahe irrationale Zuversicht auf, die Fans vom ersten Titelgewinn seit 1966 träumen lässt. Vor der Endrunde in Brasilien aber ist alles anders. Selbst die kühnsten Optimisten trauen den "Three Lions" die WM-Krone 2014 nicht zu. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Der Mannschaft fehlt die Qualität.

Top-Star Wayne Rooney wirkte in dieser Saison wie seine Kollegen bei Manchester United von der Rolle. Routiniers wie Steven Gerrard oder Frank Lampard haben ihren Zenit überschritten, Hoffnungsträger wie Theo Walcott und Andros Townsend sind verletzt, und der jungen Garde um Jack Wilshere und Daniel Sturridge geht die Erfahrung ab.

Kleine Anekdote am Rande: Nicht einmal die britische Regierung geht von einer erfolgreichen Fußball-WM für das englische Nationalteam in Brasilien aus. Demnach wurden die strikten Regelungen zur Schließung der Pubs im Oberhaus zwar gelockert. Aber mit der süffisanten Zusatzbemerkung, dass dies ohnehin nicht häufig der Fall werden würde.

NEWS.AT-Tipp

England hat Tradition und ist zwar das Mutterland des Fußballs, aber das Team wirkt gefühlt auch dementsprechend alt. Besonders gegen Italien und Uruguay wird es schwer bis unmöglich die Gruppenphase zu überstehen. Unser Tipp ist in diesem Fall - leider - das Aus in der Vorrunde.

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