Helmut Brandstätter: Vom Journalisten zum Neos-Politiker

Helmut Brandstätter war jahrzehntelang als Journalist tätig, wollte einst ORF-Generaldirektor werden. Im Jahr 2019 wechselte der ehemalige "Kurier"-Chefredakteur in die Politik und sitzt für die NEOS im Nationalrat. Bei der EU-Wahl geht der mit der ORF-Journalistin Patricia Pawlicki verheiratete Brandstätter als pinker Spitzenkandidat ins Rennen.

von Helmut Brandstätter © Bild: IMAGO/Manfred Siebinger

Steckbrief Helmut Brandstätter

  • Name: Helmut Brandstätter
  • Geboren am: 24. April 1955 in Wien
  • Wohnt in: Wien
  • Ausbildung: Jus-Studium an der Uni Wien
  • Beruf: ehem. Journalist, NEOS-Politiker
  • Familienstand: in 2. Ehe verheiratet mit ORF-Journalistin Patricia Pawlicki
  • Kinder: zwei Kinder aus 1. Ehe, ein Kind aus 2. Ehe

Mit Helmut Brandstätter geht für die NEOS ein ehemaliger Journalist und nach eigenem Bekunden glühender Europäer ins Rennen für die EU-Wahl am 9. Juni. Im Jahr 2019 zog er über eine sogenannte "Wildcard", wie sie zuvor schon Irmgard Griss erhielt, für die Pinken in den Nationalrat ein, seither hat er sich bereits im heimischen Parlament als Abgeordneter bewährt. Nicht nur als außenpolitischer Sprecher, sondern auch im Ibiza-U-Ausschuss.

Sehr umtriebig in außenpolitischen Fragen ist Brandstätter auch auf X (vormals Twitter). Insbesondere was die Verurteilung des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine anbelangt. Aber auch wenn es darum geht, die Vorzüge der europäischen Union hervorzuheben und zu argumentieren. Das Ganze, gepaart mit einer für einen Quereinsteiger selbstbewusst vorgetragenen politischen Abgeklärtheit, dürfte es für Parteichefin Beate Meinl-Reisinger leicht gemacht haben, sich frühzeitig auf den 68-Jährigen als Spitzenkandidaten festzulegen.

Links zu Helmut Brandstätter:
Helmut Brandstätter auf Instagram
Helmut Brandstätter auf X (Twitter)
Homepage von Helmut Brandstätter

Mit dem Rückenwind durch die Parteichefin durchlief Helmut Brandstätter dann auch den üblichen dreistufigen Bewerbungsprozess für die Spitzenkandidatur der Pinken problemlos. Bereits bei der ersten Etappe, der Online-Vorwahl, landete er mit großem Abstand auf dem ersten Platz. Und nachdem sich der erweiterte Vorstand einstimmig für ihn ausgesprochen hatte, konnte sich Brandstätter bei einer Bundesmitgliederversammlung in Rankweil schließlich über eine Zustimmung von 84 Prozent freuen.

Mit einer "Wildcard" zum NEOS-Abgeordneten

Angedockt bei den NEOS hatte der frühere "Kurier"-Herausgeber und -Chefredakteur sowie langjährige Medienmacher 2019. Damals erhielt er über eine sogenannte "Wildcard" den zweiten Platz auf der pinken Bundesliste. Parallel zu seinem Einstieg in die Politik veröffentlichte er damals eine Abrechnung in Buchform mit der nach dem Ibiza-Video in Bruch gegangenen türkis-blauen Koalition.

Helmut Brandstätter
© IMAGO/SEPA.Media Seit einigen Jahren sitzt Brandstätter für die Neos im Nationalrat

Helmut Brandstätters bürgerliche Wurzeln

Geboren wurde Helmut Brandstätter am 24. April 1955 in Wien. Sozialisiert wurde der gebürtige Wiener in einem bürgerlichen Umfeld. Sein Vater, Ernst Brandstätter, war über ein Vierteljahrhundert Generalsekretär der Präsidentenkonferenz der Landwirtschaftskammern. Brandstätter selbst war als Vertreter der ÖVP-nahen Studentenunion zwei Jahre lang Vorsitzender der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH).

Karriere als TV-Journalist

Seine journalistische Karriere startete - nach einem Studium der Rechtswissenschaften und dem Besuch der John-Hopkins-Universität in Bologna - 1982 in der Auslandsredaktion des ORF-Fernsehens. Zwischen 1984 und 1991 berichtete er als Korrespondent aus Bonn und Brüssel. 1991 übernahm Helmut Brandstätter im ORF die Leitung der Hauptabteilung Dokumentation. ORF-Sehern ist er auch als Präsentator des Polit-Magazins "Report" in Erinnerung.

1997 verließ der Journalist den öffentlich-rechtlichen Sender, um in Berlin als Trouble Shooter die Geschäftsführung des Nachrichtensenders n-tv zu übernehmen, wo er bis zum Einstieg des Privatsenders RTL im Jahr 2003 auch als Chefredakteur fungierte. Nach der Übernahme kehrte er nach Österreich zurück.

Helmut Brandstätter
© imago images/teutopress 1997: Helmut Brandstätter während seiner Zeit bei N-TV

Brandstätter dockte kurz beim damals neu gestarteten Wiener Privatsender Puls TV an und machte sich 2005 als Kommunikations- und Medienberater selbstständig.

Die weiteren Spitzenkandidaten im Porträt:
Andreas Schieder
Reinhold Lopatka
Harald Vilimsky
Lena Schilling

Helmut Brandstätter als "Kurier"-Chefredakteur

Im Jahr 2006 bewarb sich Helmut Brandstätter für den Posten des ORF-Generaldirektors, unterlag aber Alexander Wrabetz. Danach widmete sich Brandstätter seiner Kommunikationsagentur BBC (Brandstätter Business Communications), deren Anteile er 2010 nach der Bestellung zum "Kurier"-Chefredakteur verkaufte. Acht Jahre lenkte Brandstätter die Geschicke der Wiener Tageszeitung, bis er 2018 als Chefredakteur durch Martina Salomon ersetzt wurde.

Brandstätter führte seine Ablöse auf politische Interventionen zurück. In seinem damals verfassten Buch "Kurz & Kickl - Ihr Spiel mit Macht und Angst" thematisierte er so auch breit den Druck der Mitarbeiter um Ex-Kanzler Sebastian Kurz auf Medien im Allgemeinen und auf den "Kurier" im Besonderen. Wiederholt warnte er vor einem schleichenden Umbau Österreichs in einen autoritären Staat nach ungarischem Vorbild.

Helmut Brandstätter privat

Helmut Brandstätter ist in zweiter Ehe mit der Journalistin Patricia Pawlicki verheiratet. Das Paar hat eine gemeinsame Tochter, aus seiner ersten Ehe hat der NEOS-Politiker zwei weitere Kinder.

Patricia Pawlicki und Helmut Brandstätter
© imago images / Viennareport Helmut Brandstätter mit seiner Ehefrau Patricia Pawlicki

Nachdem Brandstätter in die Politik ging, sah sich Pawlicki - vor allem von Seiten der FPÖ - mit Anschuldigungen bezüglich "fehlender Objektivität" konfrontiert. Die ORF-Journalistin gab daraufhin die Moderation des Parlamentsmagazins "Hohes ab" und moderierte stattdessen das "Weltjournal". Seit einiger Zeit moderiert die diplomierte Politologin und Kommunikationswissenschaftlerin die Diskussionsrunde "3 am Runden Tisch".