"Fionas Kreditkarte
war schnell leer"

Schweizer Vermögensverwalter plauderte "aus dem Nähkästchen"

Im Korruptionsprozess gegen Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser (FPÖ/ÖVP) ist heute der Schweizer Vermögensverwalter Norbert Wicki den dritten Tag in Folge am Wort. Er schilderte, wie er von Grassers Frau Fiona beschimpft wurde, weil ihre Kreditkarte oft kurz nach Monatsbeginn gesperrt wurde - weil das monatliche Guthaben von 25.000 Franken aufgebraucht war.

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Grasser-Prozess - "Fionas Kreditkarte
war schnell leer"

Wicki meinte vor seiner Ausführung zur Kreditkarte, dass ihm Fiona hoffentlich nicht böse sei, wenn er aus dem "Nähkästchen" plaudere. "Das werden wir sehen", so die Replik von Richterin Marion Hohenecker. Wicki war der Vermögensberater von Grassers Frau und deren Mutter.

Kreditkarten-Konto im Fokus

Gefüllt wurde das Kreditkarten-Konto von Fionas Mutter, einer in der Schweiz lebenden Millionärin aus dem Swarovski-Konzern. Sie spielt beim sogenannten "Schwiegermuttergeld" eine entscheidende Rolle in der Hauptverhandlung zum Schmiergeldverdacht bei der Privatisierung der Buwog und der Einmietung der Finanzbehörden in den Linzer Terminal Tower.

Rechnung für Ohrringe

"Frau Marina Giori-Langes hat ihre Tochter immer unterstützt, weil sie immer mehr Geld ausgab als sie zur Verfügung hatte", sagte Wicki. Er sei das "Family Office" gewesen. Hintergrund seiner Ausführungen zur Ehefrau des Hauptangeklagten Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser (FPÖ/ÖVP) war ein Vermerk zu einer Rechnung für Ohrringe für Fiona. Es sei nicht opportun gewesen, die 25.000 Euro für die Ohrringe über eine Offshore-Gesellschaft wie die Catherine Participation zu bezahlen, sagte Wicki.

Die privaten Ausgaben von Grassers Ehefrau waren ebenfalls schon mehrfach Bestandteil der Grasser-Befragung durch Richterin Marion Hohenecker. Grasser erklärt damit hohe Bareinzahlungen auf seinem Konto. Fiona habe eben öfters eine gesperrte Kreditkarte beim Shoppen mitgehabt, dann sei er eingesprungen und seine Gattin habe ihm dann das ausgelegte Geld in bar zurück gegeben.

Vermögensverwalter empört, aber "keine Schlägerei"

Richterin Marion Hohenecker ist im Korruptionsprozess gegen Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser (FPÖ/ÖVP) und andere heute mit dem Schweizer Vermögensverwalter Norbert Wicki dessen bisherige Aussagen genau durchgegangen. Dabei fragte sie ihn auch nach einem Treffen mit Grasser und Gerald Toifl, damals Anwalt von Walter Meischberger, in der Schweiz im Dezember 2009.

Im Herbst 2009 hatten die Ermittlungen zum Korruptionsverdacht bei der Buwog-Privatisierung in der Amtszeit Grassers begonnen, die Millionenprovision war medial bekannt geworden. Am 3. Dezember 2009 fand das Treffen von Wicki, Grasser und Toifl in Zürich statt. Er sei empört gewesen, aber "es hat keine Schlägerei gegeben", sagte Wicki. Er habe damals über die Buwog-Provision erstmals in der Zeitung gelesen. Das Treffen ist im Leistungsverzeichnis von Toifl erwähnt.

Laut der Anklage war das Konto der Briefkastengesellschaft Mandarin bei der Raiffeisenbank Liechtenstein Grasser zuzuordnen. Der Kreditvertrag zwischen der Mandarin und Meischberger und der Securities-Lending-Vertrag zwischen Mandarin und Meischberger seien erst im Nachhinein gefertigt worden, um Grassers Beteiligung an den Geldflüssen und Aktienkäufen zu verschleiern. Die Verträge seien von Wicki erst im November 2009 der Raiffeisenbank Liechtenstein vorgelegt worden, es seien aber "Lug-Urkunden" gewesen, heißt es dazu in der Anklage.

Dieser Anklagevorwurf wird von Meischberger, Grasser und Wicki zurückgewiesen. Wicki hatte das Mandarin-Konto bei der Raiffeisenbank Liechtenstein eingerichtet und der Bank als wirtschaftlich Berechtigte seine betagte Mutter genannt, die eine größere Erbschaft von ihrer verstorbenen Mutter erwarte. Da keine Erbschaft gekommen war, habe er "kurzerhand" das Konto für eigene Treuhandgeschäfte genutzt.

»Ich bin ja davon ausgegangen, dass er eine relativ unbedeutende Position hatte«

Meischberger gibt an, er habe selber über das Mandarin-Konto Aktien von Meinl International Power kaufen wollen, um seinem Freund Grasser, der bei der MIP als Manager tätig war, mit Stimmen bei der Hauptversammlung zu helfen. Davon habe Grasser aber gar nichts gewusst. Grasser sagte heute, er habe mit Meischberger nie über so etwas gesprochen: "Ich bin ja davon ausgegangen, dass er eine relativ unbedeutende Position hatte." Er, Grasser, selber sei damals, im Jahr 2008, in Europa herumgereist um Unterstützung bei großen Aktionären zu suchen. Diese hätten dann mittels Securities-Lending-Verträgen ihre Stimmrechte übertragen. Dass Meischberger selber damals dies versucht habe mit einem Securities-Lending-Vertrag, das habe er gar nicht gewusst.

Meischberger sagte, er habe zwar nicht gewusst, was ein Securities-Lending-Vertrag sei, aber er habe das Problem gehabt, dass er - ohne namentlich aufzuscheinen - für Grasser bei der MIP-Hauptversammlung abstimmen wollte. Die Idee zum Securities-Lending-Vertrag sei von ihm gekommen, sagte Wicki. Er habe auf Meischbergers Wunsch hin zu einem günstigen Zeitpunkt MIP-Aktien gekauft, und zwar mit Geld aus einem Kreditvertrag mit Meischberger über 500.000 Euro an die Mandarin. Dieses Geld kam von einem Konto Meischbergers in Liechtenstein, wo ein Teil der Buwog-Millionenprovision lag. Trotz allem hätte dies nichts genutzt, weil die Mandarin nicht bei der Hauptversammlung abstimmen konnte, da man den wahren wirtschaftlich Berechtigten der Aktien - nämlich Meischberger - hätte nennen müssen, was Meischberger aber nicht gewollt habe.

Als sich die Richterin wunderte, warum an einem Tag in drei Tranchen MIP-Aktien gekauft wurden, und nicht ein großer Posten zusammen, wusste Wicki keine Antwort. Das habe wohl sein Portfolio-Manager entschieden. Da mischte sich Grasser ein: Obwohl er zu dem konkreten Aktienkauf am Mandarin-Konto natürlich nichts wisse, so wisse er schon, dass beim Kauf einer größeren Position Aktien dies den Kurs treiben könnte. Durch den Kauf in Tranchen könne man das vermeiden.

Der Prozessverlauf im Überblick

1. Verhandlungstag: Rundumschlag der Verteidiger
2. Verhandlungstag: Republik will 9,8 Millionen Euro zurück
3. Verhandlungstag: Plädoyer von Grasser-Anwalt Wess
4. Verhandlungstag: Hochegger belastet Grasser massiv
5. Verhandlungstag: Grasser äußert sich zu Hocheggers Teilgeständnis
6. Verhandlungstag: Hochegger: "War Teil dieses Systems"
7. Verhandlungstag: Hochegger-"Scheinrechnungen" & "Briefkastenfirmen"
8. Verhandlungstag: "Ohne Karl-Heinz hätten wir das nicht geschafft"
9. Verhandlungstag: "Peter, wir gewinnen das"
10. Verhandlungstag: Die Freimaurer-Spur
11. Verhandlungstag: Petrikovics entlastet Grasser
12. Verhandlungstag: "Geheimagent" Hochegger
14. Verhandlungstag: Petrikovics verteidigt Geheimhaltung der Provision
15. Verhandlungstag: "Die Kärntner Wohnungen wollte keiner"
16. Verhandlungstag: Starzer: "Das ist alles erlogen"
17. Verhandlungstag: "Das darf man nicht mal im Kino"
18. Verhandlungstag: Thornton: "Ich war schlicht ein Bote"
19. Verhandlungstag: "Enttäuscht und belogen"
20. Verhandlungstag: Thornton scheidet aus Verfahren aus
21. Verhandlungstag: Zahlung an Meischberger auf Weisung
22. Verhandlungstag: Meischbergers Leistung im Fokus
23. Verhandlungstag: Kurzer Verhandlungstag zu Bestechungsverdacht
24. Verhandlungstag: 200.000 € waren "kein Schmiergeld"
25. Verhandlungstag: Die Schöffen werden immer weniger
26. Verhandlungstag: Vom "Lustsog" zur Übersiedlung ins Linzer Hochhaus
27. Verhandlungstag: Befragung um Rechnung dreht sich im Kreis
28. Verhandlungstag: Erkrankter Makler Plech rückt in den Fokus
29. Verhandlungstag: Zweitangeklagter Meischberger teilt aus
30. Verhandlungstag: Meischberger: Haider auf Grasser "eifersüchtig"
31. Verhandlungstag: Meischberger auf den Spuren der Logik
32. Verhandlungstag: Meischberger: Geld reiste rund um den Globus
34. Verhandlungstag: Meischberger rätselt über Liechtenstein-Konten
35. Verhandlungstag: Meischberger: Grasser drehte durch
36. Verhandlungstag: Meischberger beschreibt Zerwürfnis mit Grasser
37. Verhandlungstag: Lauschangriff der Justiz verärgert Meischberger
38. Verhandlungstag: "Fest den Schüssel schützen"
39. Verhandlungstag: Meischberger am 10. Tag in Folge am Wort
40. Verhandlungstag: Meischberger ungewohnt schweigsam
41. Verhandlungstag: Liebeserklärung im Gerichtsprozess
42. Verhandlungstag: Grassers erste Einvernahme
43. Verhandlungstag: Grasser steht weiter Rede und Antwort
44. Verhandlungstag: Drei (Schwieger-) Mütter und viele Konten
45. Verhandlungstag: Ex-Minister zeigt Grüne und Journalistin an
46. Verhandlungstag: Grasser: "Für mich war es eine Katastrophe"
47. Verhandlungstag: Grasser: "Beruf ist Beruf, privat ist privat"
48. Verhandlungstag: Das "Comeback" des Karl-Heinz Grasser
49. Verhandlungstag: "Science Fiction"
50. Verhandlungstag: Grasser hüllt sich in Schweigen
51. Verhandlungstag: Grasser-Befragung geht in die Endrunde
52. Verhandlungstag: Grasser: "Bin aus allen Wolken gefallen"

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