Meischberger:
Grasser drehte durch

DerKorruptionsprozess gegen Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser (FPÖ/ÖVP) und andere lieferte Dienstagnachmittag wieder Einblicke in die Stimmung der Angeklagten im Herbst 2009, als die Korruptionsvorwürfe bei der Privatisierung der Bundeswohnungen aufkamen. So sprach Walter Meischberger bei einer Einvernahme beim Staatsanwalt im Oktober 2009 davon, dass Grasser "durchdrehte".

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Grasser-Prozess - Meischberger:
Grasser drehte durch

Der Korruptionsprozess gegen Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser (FPÖ/ÖVP) und andere lieferte Dienstagnachmittag wieder Einblicke in die Stimmung der Angeklagten im Herbst 2009, als die Korruptionsvorwürfe bei der Privatisierung der Bundeswohnungen aufkamen. So sprach Walter Meischberger bei einer Einvernahme beim Staatsanwalt im Oktober 2009 davon, dass Grasser "durchdrehte".

Das Verhältnis zwischen Grasser und ihm sei damals schwierig gewesen, obwohl Grasser einer seiner besten Freunde sei, sagte Meischberger heute. Deswegen habe er eine eidesstattliche Erklärung verfasst und darin festgehalten, dass Grasser nichts mit seinen, Meischbergers, Geschäften bei der Buwog zu tun gehabt habe. Grasser habe nämlich erst im Herbst 2009 davon erfahren, dass Meischberger und Peter Hochegger eine Millionenprovision bei der Buwog-Privatisierung kassiert hatten, sagte der Zweitangeklagte Meischberger.

Aber auch Meischberger selber will erst im Herbst 2009 erfahren haben, dass er dieselbe Briefkastenfirma wie Grasser genutzt habe. Er habe bis zu einer Besprechung im Herbst 2009 mit Grasser und Anwälten ("große Runde") gar nicht gewusst, dass er und Grasser genau dieselbe Gesellschaft, nämlich die "Mandarin", für ihre Geschäfte genutzt hätten. Er habe Geschäfte mit einem Schweizer Vermögensberater gemacht, den ihm Grasser empfohlen habe, weil er jahrelang für die Swarovski-Familie gut gearbeitet habe. Dabei handelte es sich um Norbert Wicki, der jetzt im Prozess mit angeklagt ist. In einer Einvernahme im Herbst 2009 hatte Meischberger allerdings etwas anderes gesagt, nämlich dass ihm sein Bankberater diesen Vermögensverwalter empfohlen habe.

Richterin Marion Hohenecker hielt Meischberger heute weitere frühere Aussagen vor der Finanz und der Staatsanwaltschaft vor, die von seinen im laufenden Prozess gemachten Aussagen deutlich abweichen. Da habe er "strategisch" ausgesagt, meinte Meischberger einmal, als er auf die Widersprüchlichkeit seiner Angaben hingewiesen wurde.

Der Prozessverlauf im Überblick

1. Verhandlungstag: Rundumschlag der Verteidiger
2. Verhandlungstag: Republik will 9,8 Millionen Euro zurück
3. Verhandlungstag: Plädoyer von Grasser-Anwalt Wess
4. Verhandlungstag: Hochegger belastet Grasser massiv
5. Verhandlungstag: Grasser äußert sich zu Hocheggers Teilgeständnis
6. Verhandlungstag: Hochegger: "War Teil dieses Systems"
7. Verhandlungstag: Hochegger-"Scheinrechnungen" & "Briefkastenfirmen"
8. Verhandlungstag: "Ohne Karl-Heinz hätten wir das nicht geschafft"
9. Verhandlungstag: "Peter, wir gewinnen das"
10. Verhandlungstag: Die Freimaurer-Spur
11. Verhandlungstag: Petrikovics entlastet Grasser
12. Verhandlungstag: "Geheimagent" Hochegger
14. Verhandlungstag: Petrikovics verteidigt Geheimhaltung der Provision
15. Verhandlungstag: "Die Kärntner Wohnungen wollte keiner"
16. Verhandlungstag: Starzer: "Das ist alles erlogen"
17. Verhandlungstag: "Das darf man nicht mal im Kino"
18. Verhandlungstag: Thornton: "Ich war schlicht ein Bote"
19. Verhandlungstag: "Enttäuscht und belogen"
20. Verhandlungstag: Thornton scheidet aus Verfahren aus
21. Verhandlungstag: Zahlung an Meischberger auf Weisung
22. Verhandlungstag: Meischbergers Leistung im Fokus
23. Verhandlungstag: Kurzer Verhandlungstag zu Bestechungsverdacht
24. Verhandlungstag: 200.000 € waren "kein Schmiergeld"
25. Verhandlungstag: Die Schöffen werden immer weniger
26. Verhandlungstag: Vom "Lustsog" zur Übersiedlung ins Linzer Hochhaus
27. Verhandlungstag: Befragung um Rechnung dreht sich im Kreis
28. Verhandlungstag: Erkrankter Makler Plech rückt in den Fokus
29. Verhandlungstag: Zweitangeklagter Meischberger teilt aus
30. Verhandlungstag: Meischberger: Haider auf Grasser "eifersüchtig"
31. Verhandlungstag: Meischberger auf den Spuren der Logik
32. Verhandlungstag: Meischberger: Geld reiste rund um den Globus
34. Verhandlungstag: Meischberger rätselt über Liechtenstein-Konten

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