Bundeskanzleramt Österreich: Aufgaben, Kanzler und Kontakt

Die historische Ausdehnung der Macht des Bundeskanzleramts spiegelt sich auch räumlich wider. Einst am Ballhausplatz konzentriert, verteilen sich die Agenden des Bundeskanzleramts mittlerweile auf zahlreiche Gebäude in der Wiener Innenstadt.

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Bundeskanzleramt BKA in Wien © Bild: Elke Mayr

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Bundeskanzleramt: Viele Aufgaben unter einem Dach

Das Bundeskanzleramt (BKA), sprich der Büroapparat des Bundeskanzlers, ist für die Koordination der Regierungspolitik (im Sinne des Bundeskanzlers) und die Außenkommunikation zuständig. Hierzu zählen unter anderem die Vorbereitung der Regierungspolitik, das Hinwirken auf eine einheitliche Zusammenarbeit der einzelnen Ministerien und von Bund und Ländern, Koordinationstätigkeiten im Rahmen der EU-Politik und vieles mehr. Für gewöhnlich treffen sich alle Mitglieder der Bundesregierung wöchentlich zum Ministerrat im Bundeskanzleramt.

Im Gegensatz zu anderen Ministerien sind im BKA gleich mehrere Regierungsmitglieder beheimatet. Derzeit sind das Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP), Bundesministerin für EU und Verfassung Karoline Edtstadler (ÖVP) und die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien Susanne Raab (ÖVP). Außerdem ist mit Claudia Plakolm (ÖVP) noch eine Staatssekretärin für Jugend und Zivildienst im Bundeskanzleramt tätig. Die Geschäftsstelle GECKO (Gesamtstaatliche COVID-Krisenkoordination) befindet sich ebenso im BKA. Hauptsitz des Bundeskanzleramts ist der Ballhausplatz im ersten Wiener Bezirk, und damit in Sichtweite der Hofburg, dem Sitz des Bundespräsidenten. Weitere Standorte befinden sich am Minoritenplatz (Sektion II und III) sowie an der Unteren Donaustraße (Sektion VI).

Bundeskanzleramt BKA in Wien
© Elke Mayr Das Bundeskanzleramt am Wiener Ballhausplatz 2

Sieben Sektionen, rund 1.000 Mitarbeiter:innen

Neben der Zentralstelle gehören auch noch das Österreichische Staatsarchiv, die Anwaltschaft für Gleichbehandlung und die Kommunikationsbehörde Austria zum Ressortbereich des Bundeskanzleramts. Diesem sind außerdem noch die Statistikbehörde Statistik Austria und die Tageszeitung Wiener Zeitung zuzurechnen. Die Bediensteten des Bundeskanzleramts sind nicht nur in Wien, sondern zudem in der Ständigen Vertretung Österreich der EU in Brüssel tätig. Insgesamt arbeiten im Bundeskanzleramt rund 1.000 Mitarbeiter:innen.

Hierarchisch unter dem oben genannten Bundeskanzler, den Ministerinnen und der Staatssekretärin befindet sich Generalsekretär Bernd Brünner. Er ist eine Art Bindeglied zwischen Politik und Verwaltung. Die Verwaltungsebene ist in sieben Sektionen unterteilt:

  • Präsidium
  • Integration
  • Kultusamt und Volksgruppen
  • Frauenangelegenheiten und Gleichstellung
  • EU
  • Internationales und Grundsatzfragen
  • Verfassungsdienst
  • Familie und Jugend

Bewegte Geschichte

Der Bau des Gebäudes am Ballhausplatz, in dem das Bundeskanzleramt heute beheimatet ist, geht auf den Wunsch Kaiser Karls VI. (1685-1740) zurück. Der Monarch verlangte nach einer Institution, die sich ausschließlich der Außenpolitik seines Reiches widmen sollte. Grundsteinlegung war der 13. September 1717. Die Errichtung der „Staatskanzlei“ wurde 1721 abgeschlossen.

Mit dem Ende der Monarchie und der Ausrufung der Republik „Deutschösterreich“ am 12. November 1918 residierten von da an der Staatskanzler, Staatssekretär für Äußeres und ab 1920 der erstmals von der Bundesversammlung gewählte Bundespräsident im Bundeskanzleramt. Während des Zweiten Weltkriegs und der NS-Diktatur verlor das Bundeskanzleramt einerseits – so wie die Demokratie insgesamt – stark an Bedeutung und wurde andererseits 1944 in Folge von Bombardement schwer beschädigt.
Nach der Unabhängigkeitserklärung der Provisorischen Staatsregierung vom 27. April 1945 wurde ein handgeschriebener Zettel am Bundeskanzleramt befestigt: Alle früheren Beamten sollten sich zur Wiederaufnahme des Dienstes melden. Als erster provisorischer Kanzler zog Karl Renner 1945 in das Bundeskanzleramt ein. Die Renovierungsarbeiten wurden im November 1950 abgeschlossen.

In den Nachkriegsjahrzehnten mündete eine Veränderung der politischen Kultur im Land auch in eine räumliche Veränderung des Kanzleramts. 1946 kam es zur räumlichen Trennung von Bundespräsident und Bundeskanzler, 1959 wurde auch das Außenministerium zu einem eigenen Ressort (bis zur Übersiedelung ins Niederösterreichische Landhaus am Minoritenplatz sollte es noch bis 2005 dauern). Insgesamt dehnte sich das Machzentrum der Republik räumlich gesehen stetig aus und die Agenden des Bundeskanzleramts verteilen sich mittlerweile auf zahlreiche Gebäude in der Wiener Innenstadt.

Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) im BKA
© IMAGO images/SEPA.Media Bundeskanzler Karl Nehammer

Bundeskanzler Karl Nehammer

Karl Nehammer (ÖVP) wurde am 6. Dezember 2021 von Bundespräsident Alexander Van der Bellen als Bundeskanzler angelobt. Zuvor fungierte er von Jänner 2020 an als Bundesminister für Inneres. Nehammer folgte auf Bundeskanzler Alexander Schallenberg (ÖVP), nunmehriger Außenminister.

Nehammer wurde am 18. Oktober 1972 in Wien geboren. Nach seiner Matura 1992 leistete Nehammer seinen Präsenzdienst ab und wurde zum Infanterie- und Informationsoffizier ausgebildet. Er verpflichtete sich als Berufssoldat und schied 1996 im Rang eines Leutnants aus dem Bundesheer aus. Anschließend machte Nehammer eine Ausbildung zum Trainer für Strategie und Kommunikation. Als solcher arbeite er in den folgenden Jahren für verschiedene Institutionen und verschiedene ÖVP-Teilorganisationen. 2014 schloss er zudem den Masterstudiengang „Politische Kommunikation“ an der Donau-Universität Krems ab. 2017 zog er erstmals als Abgeordneter für die ÖVP in den Nationalrat ein. Mit Beginn der Regierungskoalition mit den Grünen Anfang 2020 wurde er Bundesinnenminister. Dieses Amt führte er bis zu seiner Berufung zum Bundeskanzler am 6. Dezember 2021 aus. Seit 14. Mai 2022 ist Nehammer außerdem offiziell Bundesparteiobmann der ÖVP.

Ein ausführliches Porträt von Kanzler Karl Nehammer lesen Sie hier.

Die Bundeskanzler:innen der Zweiten Republik

  • Karl Renner (SDAP, SPÖ), 1918 bis 1920 Staatskanzler der 1. Republik, 1945 Staatskanzler der 2. Republik
  • Leopold Figl (ÖVP), 1945 bis 1953 Bundeskanzler einer ÖVP-SPÖ-Koalition
  • Julius Raab (ÖVP), 1953 bis 1961 Bundeskanzler einer ÖVP-SPÖ-Koalition
  • Alfons Gorbach (ÖVP), 1961 bis 1964 Bundeskanzler einer ÖVP-SPÖ-Koalition
  • Josef Klaus (ÖVP), 1966 bis 1970 Bundeskanzler der ÖVP-Alleinregierung
  • Bruno Kreisky (SPÖ), 1970 bis 1983 Bundeskanzler der SPÖ-Alleinregierung
  • Fred Sinowatz (SPÖ), 1983 bis 1986 Bundeskanzler einer SPÖ-FPÖ-Koalition
  • Franz Vranitzky (SPÖ), 1986 bis 1987 Bundeskanzler einer SPÖ-FPÖ-Koalition, 1987 bis 1997 Bundeskanzler einer SPÖ-ÖVP-Koalition
  • Viktor Klima (SPÖ), 1997 bis 2000 Bundeskanzler einer SPÖ-ÖVP-Koalition
  • Wolfgang Schüssel (ÖVP), 2000 bis 2005 Bundeskanzler einer ÖVP-FPÖ-Koalition, 2005 bis 2007 Bundeskanzler einer ÖVP-BZÖ-Koalition
  • Alfred Gusenbauer (SPÖ), 2007 bis 2008 Bundeskanzler einer SPÖ-ÖVP-Koalition
  • Werner Faymann (SPÖ), 2008 bis 2016 Bundeskanzler einer SPÖ-ÖVP-Koalition
  • Christian Kern (SPÖ), 2016 bis 2017 Bundeskanzler einer SPÖ-ÖVP-Koalition
  • Sebastian Kurz (ÖVP), 2017 bis 2019 Bundeskanzler einer ÖVP-FPÖ-Koalition
  • Brigitte Bierlein (parteilos), 2019 bis 2020 Bundeskanzlerin einer von Bundespräsident Alexander Van der Bellen eingesetzten Übergangsregierung
  • Sebastian Kurz (ÖVP), 2020 bis 2021 Bundeskanzler einer Koalition ÖVP und Die Grünen
  • Alexander Schallenberg (ÖVP), 2021 Bundeskanzler einer Koalition ÖVP und Die Grünen
  • Karl Nehammer (ÖVP), seit 2021 Bundeskanzler einer Koalition ÖVP und Die Grünen

BKA: Kontaktmöglichkeit und Informationsplattform

Für mehr Informationen zum BKA, der aktuellen Regierungspolitik und rund um das Thema Corona lohnt ein Blick auf die Homepage des Bundeskanzleramts. Hier finden sich außerdem Informationen zu Frauen- und Mädchenberatungen, Gewaltschutzeinrichtungen und Angebote gegen Diskriminierungen. Für diese und weitere Anliegen steht auch ein gebührenfreies Servicetelefon zur Verfügung: 0800 222 666 (Montag bis Freitag von 8 bis 16 Uhr).