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Lisa Eckhart: Eine Kabarettistin und Autorin, die polarisiert

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Lisa Eckhart

Lisa Eckhart

©imago images/Stefan Schmidbauer
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Lisa Eckhart ist eine Frau mit einer Mission: die unbedingte Provokation. Mit morbidem Schmäh und perfekt inszeniertem Auftreten begeht sie mit ihren direkten Meinungsäußerungen und satirischen "Entlarvungen" Tabubrüche. Sie mischt dabei nicht nur Kabarett-Bühnen und Bestsellerlisten, sondern besonders die öffentliche Wahrnehmung des Sagbaren auf.

Steckbrief Lisa Eckhart

  • bürgerlicher Name: Lisa Lasselberger

  • Geboren am: 6. September 1992 in Leoben, Steiermark

  • Sternzeichen: Jungfrau

  • Wohnort: Leipzig

  • Ausbildung: Germanistik- und Slawistikstudium in Paris, Wien und Berlin

  • Beruf: Kabarettistin und Autorin

  • Familienstand: liiert

  • Kinder: ein Sohn (*August 2021)

Lisa Eckhart eckt gerne an. Sie ist ungeniert, spricht unzensiert - und sie polarisiert. "Sie geht an die Grenzen des Sagbaren", "Sie ist vulgär", "Sie ist anmaßend und will auf Teufel komm raus anders sein", "Sie ist der Humor, der den Zeitgeist trifft" - all dies sind Aussagen oder Schlagzeilen über Lisa Eckhart. Kaum ein Charakter der österreichischen Kabarettszene spaltet die Gemüter und Meinungen wie sie. Sie ist eine schillernde Persönlichkeit, deren Eigenart und Stil zugleich als ikonisch gefeiert und als skandalös bezeichnet werden.

Lisa Eckharts Werdegang

Die Kabarettistin wird als Lisa Lasselsberger im steirischen Leoben geboren. Ihre ersten Jahre verbringt sie in der Obhut ihrer Großeltern in Leoben, bis sie mit sechs Jahren zu ihrer Mutter nach Graz zieht. Nach der Matura macht Eckhart den Schritt aus Österreich hinaus in die weite Welt, nach Paris. Dort studiert sie Slawistik und Germanistik. Es folgt ein kurzer Aufenthalt in London, wo sie in die Fußstapfen ihrer Mutter, einer Lehrerin, tritt und Französischunterricht gibt. Eckhart zieht weiter und erarbeitet sich in Berlin ihren Master-Titel.

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Ihre Karriere startete Lisa Eckhart bei Poetry Slams, später ging es afu die Kabarett-Bühne

 © imago/HMB-Media

Bis hierhin scheint ihr Lebenslauf nahezu mühelos, doch der Berufseinstieg verlangt Lisa Eckhart Hartnäckigkeit, Ambition und Biss ab. Neben unzähligen Vorsprechen an diversen Schauspielschulen beginnt sie sich in Poetry Slams zu behaupten. Sie tritt nun als Lisa Eckhart auf. Es handelt sich dabei um keinen Künstlernamen, sondern den Nachnamen ihres Vaters, wie sie in einem Interview mit dem SRF erklärt. Sie erobert die österreichischen Bühnen und wird 2015 zur Staatsmeisterin gekürt. Im November desselben Jahres tritt sie mit ihrem ersten Kabarett-Soloprogramm, das den Titel "Als hätten Sie etwas Besseres zu tun" trägt, auf. Weitere Bekanntheit erlangt Lisa Eckhart schließlich durch Auftritte bei Dieter Nuhr im deutschen Fernsehen, oder bei "Was gibt es Neues" und weiteren Formaten in Österreich.

Lisa Eckharts Drang auf die Bühne

"Ich war nicht diese Jugendliche, die von Josef Hader geträumt hat und dann aufgewacht ist in nassen Laken morgens", stellte Eckhart einmal in einem Interview mit dem MDR klar. Kabarett sei ihr nämlich, im Gegenteil, mehr oder weniger egal - alleine die Bühne brauche sie. "Ich hatte wirklich keinen Bezug zu Kabarett oder zu einer bestimmten Kunstform, es hat sich so ergeben. Ich wusste nur: Ich brauche das Publikum - wo auch immer ich das dann finde", so Eckhart. Das Ergebnis gibt ihr recht: Sie räumt zahlreiche deutsche wie österreichische Kabarettpreise, darunter etwa den Prix Pantheon, ab.

Ich hatte wirklich keinen Bezug zu Kabarett oder zu einer bestimmten Kunstform, es hat sich so ergeben. Ich wusste nur: Ich brauche das Publikum - wo auch immer ich das dann finde
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Lisa Eckhart liebt die Bühne, auch ihr Outfit ist ihr dabei wichtig.

 © IMAGO/Future Image

Soloprogramme sorgen Empörung

Die Inhalte ihrer Soloprogramme folgen dem Motto "Anything goes!". Sie lassen nicht nur aufhorchen, sondern hallen wie schrille Schreie und spalten die Kritiken. Lisa Eckhart verhöhnt den Durchschnittsmenschen und verwendet schwarzen Humor, nicht um Grenzen zu ziehen, sondern um durch Empörung Lawinen loszutreten. Sie wirkt dekadent, erhaben und zeichnet sich durch ihre Egozentrik aus: Eine zarte Gestalt mit platinblondem, kurzem Haar, langen Beinen, Wimpernaufschlag und knallroten Nägeln, die komplexe Satzgefüge aneinanderreiht und mit größter Vorliebe provoziert. Selbst hält Eckhart auf der Bühne gerne wenig bescheiden fest: "Ich bin keine Künstlerin, ich bin Kunst."

Als "Hohepriesterin des Lasters" bedauert Eckhart in ihrem zweiten Kabarettprogramm, dass "Polyamorie die Unzucht versaut", "Facebook die Eitelkeit beschämt" und "Halbfettprodukte den Spaß am Sündigen dezimieren". Die Vorstellung trägt den Titel "Die Vorteile des Lasters" und ist eine Art Plädoyer für die Neuerfindung der Sünde. Lisa Eckhart erklärt in ihrem Programm: "Laster sind kleine narzisstische Freuden, die wir haben sollten, die niemandem nützen. Das ist jede Form der Ausschreitung, zum Beispiel Eitelkeit."

Beim Kabarett-Programm "Die Nymphe und der finstere Förster" handelt es sich laut eigener Website um ein "verwegenes Bühnenstück das schlecht ist und niemand versteht". "BOUM - Das Kabarett zum Buch" ist eben das: das Kabarett zum Buch, inklusive Erweiterungen und Anekdoten aus Lisa Eckharts Zeit in Paris.

Lisa Eckhart pfeift auf politische Korrektheit

Lisa Eckhart überschreitet gerne Grenzen - auch und vor allem jene der politischen Korrektheit. Eigentlich unaussprechliche Begriffe wie "Neger" oder "Mulattenhure" spicken die ansonsten hochtrabenden, literarisch anspruchsvollen Ausführungen der Kabarettistin. Besonders in Bezug auf gesellschaftspolitische Anliegen äußert Eckhart in ihren Programmen eigenwillige Standpunkte, wie etwa diesen: "Ich bin gegen Abschiebungen per Flugzeug. Das bedeutet eine Tonne CO2-Ausstoß pro Person. Und da kommt bei mir Umweltschutz vor Fremdenhass. Lasst sie lieber zu Fuß und ohne Proviant nach Hause gehen, sonst finden sie anhand des Mülls wie Hänsel und Gretel womöglich wieder den Weg nach Europa zurück."

Für ihre Aussagen "gecancelled"

Lisa Eckharts Fans sagen: Sie entlarvt unsere Ressentiments, Vorurteile, unsere düsteren Laster. Ihre Kritiker:innen sagen: Sie reproduziert und verstärkt diese. Besonders in Kritik gerät Eckhart für einen kabarettistischen Beitrag, bei dem man ihr Antisemitismus vorwirft. In "Die heilige Kuh hat BSE" stellt sie die Frage, "was wir tun, wenn die Unantastbaren beginnen, andere anzutasten". Sie hinterfragt das moralische Dilemma, das entsteht, wenn Juden wie Harvey Weinstein oder Schwarze wie Bill Cosby oder Morgan Freeman Frauen sexuell belästigten und Homosexuelle wie Kevin Spacey Männer. Das sei "der feuchte Alptraum der politischen Korrektheit", wie Eckhart in ihrem Programm formulierte.

Im Zentrum der Kritik stand folgende Aussage: "Juden, da haben wir immer gegen den Vorwurf gewettert, denen ginge es nur ums Geld, und jetzt plötzlich kommt raus, denen geht’s wirklich nicht ums Geld, denen geht’s um die Weiber, und deshalb brauchen sie das Geld." Eine Meldung mit Folgen: Die Wahrnehmung der KritikerInnen wird zur öffentlichen Mehrheitsmeinung und führt zu Absagen von Auftritten. Lisa Eckhart erörtert im Profil diesbezüglich: "Ich glaube ja bekanntlich nicht an diesen wahrhaftigen Kern, der missverstanden werden könnte. Ich sehe mich als Amalgam aus eigenen und fremden Lügen." Lisa Eckhart wird vorübergehend "gecancelled" - bis zum Erscheinen ihres nächsten Buches.

Lisa Eckhart als Autorin

Lisa Eckhart schreibt mit literarischer Präzision, ist anspruchsvoll und verlangt den Leser:innen Durchhaltevermögen ab. Ihr erlesener Wortschatz zeichnet sie aus. Auch in ihrem Debütroman "Omama", der 2020 erschienen ist, erzählt sie wortreich und komisch die Nachkriegsgeschichte der Protagonistin Helga. "Metrische Taktlosigkeiten" hingegen ist eine scharfzüngige Auseinandersetzung mit Literatur und Sprache, die einem "17 bitterböse Bühnentexte, 5 pointierte Stellungnahmen zu Fragen der Zeit" und einen Gesprächsaustausch zwischen Michael Niavarani und Lisa Eckhart bietet. Ihr neuestes Werk mit dem Titel "Boum" erschien im August 2022 und handelt von einer jungen Österreicherin namens Aloisia, die nach Paris auswandert und in eine rasante Mordserie verstrickt wird. Kritiker:innen ordnen den Roman als "Märchen, Horrorgeschichte, Erotikkrimi, Comic und Computerspiel in einem" ein. Lisa Eckhart selbst beschreibt ihr Werk als "Hochliteratur unter der Gürtellinie".

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Abseits der Kunstfigur: Lisa Eckhart privat

Auf die Frage: "Ist Lisa Eckhart eine Kunstfigur, oder gibt es sie wirklich?" antwortet sie selbst in ihrem Programm: "Ich habe einfach so Angst um meine Fingerknöchel, wenn ich jeden Journalisten verprügeln würde, der mir diese stupide Frage stellt. Nein, natürlich ist es keine Kunstfigur. Sie ist echt."

Echt wenig ist aber über Lisa Eckhart abseits der Bühne bekannt. So überrascht es auch nicht, dass es ohne Babypause schnurstracks zurück ins Scheinwerferlicht geht und an der nächsten Provokation gefeilt wird. Im August 2021 wurde Lisa Eckhart Mutter. "Der Sohnemann kommt auf die Bühne, sobald er halbwegs gehen kann. Es gibt berühmte Eltern, die halten ihr Kind aus der Öffentlichkeit fern, weil sie den Applaus nicht teilen wollen. Ich bin da großzügiger und strenger zugleich. Er kann nicht nur Privilegien, sondern muss auch Pflichten erben", erklärt sie im Interview mit dem Abendblatt.

Ebendort erwähnt die Kabarettistin, es gäbe "seit ein paar Jahren" einen Mann in ihrem Leben. "Seither hat mein Mann kein Leben. Außer meins", führt sie weiter aus.

Zukunft mit Countdown

Auf ihrer Website kündigt Lisa Eckhart mittels Countdown den Start ihres neuen Programms an. "Kaiserin Stasi die Erste" wird das Kabarett heißen, wobei der Name als Neologismus Sisi und Stalin vereint und erneut gewohnt Provokantes in Eckhart-Manier erwarten lässt.

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