Grasser war
"höchst nervös"

Die Befragung des Steuerberaters Gerald Toifl im Korruptionsprozess gegen Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser, Ex-FPÖ-Generalsekretär Walter Meischberger und andere hat einiges Interessantes zutage gebracht. Laut Toifl war Grasser nach Auffliegen der Affäre rund um die Buwog-Privatisierung "höchst nervös" und habe damals öfter als monatlich seine Handynummer für Gespräche zu der Causa gewechselt.

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Grasser-Prozess - Grasser war
"höchst nervös"

Grasser hatte zu seinen zahlreichen Wertkartenhandys bei seiner Befragung durch Richterin Marion Hohenecker im Sommer betont, dass er diese Vorgangsweise gewählt hatte, weil er annahm, dass er abgehört werde und er nicht private Dinge vor den Ermittlungsbehörden breittreten wollte.

Belastende Aussage von Plech

Im Zuge der Vorlage seiner Einvernahmeprotokolle, die Toifl heute von der Richterin vorgehalten wurden, kam auch eine belastende Aussage vom mitangeklagten Ernst Karl Plech zur Sprache. Plech hatte bei einer Einvernahme im Jahr 2010 gesagt, dass die Immobilieninvestmentvereinbarung zwischen ihm und Meischberger, die mit 2006 datiert war, erst im Jahr 2009 erstellt worden sei, und zwar in der Kanzlei Toifls. Toifl beteuerte damals bei der Einvernahme und heute in der Hauptverhandlung ebenfalls, er habe die Vereinbarung nicht erstellt.

Auch einige Widersprüche zwischen Toifl und den Aussagen von Grasser und Meischberger wurden zu Tage gebracht. So divergierten die Aussagen dazu, wer den mitangeklagten Schweizer Vermögensverwalter Norbert Wicki mit Meischberger bekannt machte. Meischberger hatte ursprünglich bei Einvernahmen gesagt, sein Bankberater habe ihm Wicki vorgestellt, später sagte er aus, dass Grasser ihm Wicki empfohlen habe.

Unterstützung für Wicki abgelehnt

Unterschiedlich waren auch die Aussagen dazu, wie Wicki darauf reagiert hat, als das Mandarin-Konto im Zuge der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gesperrt wurde und Wicki daraufhin Probleme hatte, eine Steuerschuld zu begleichen. Laut Toifl hat Wicki von Meischberger erwartet, dass er ihm unter die Arme greift. Grasser sagte aber heute im Großen Schwurgerichtssaal des Wiener Straflandesgerichts aus, dass Wicki von ihm finanzielle Unterstützung gefordert habe, was er abgelehnt habe.

Ein interessanter Aspekt war heute auch die Entbindung aus der Verschwiegenheitspflicht von Wicki durch Meischberger - schließlich hat Wicki nach übereinstimmenden Aussagen Grasser über den Stand der Ermittlungen informiert, die Meischberger betrafen. Ob Wicki entbunden wurde, konnte Toifl heute nicht sagen. Er selbst sei jedenfalls von Meischberger mündlich entbunden worden.

Mit der Telekom geht es weiter

Am 6. November geht es im Wiener Landesgericht dann mit der Causa Telekom/Valora weiter.

Hochegger und Meischberger sowie ehemalige Telekom Austria-Manager sind auch dort angeklagt. Es geht um angebliche schwarze Kassen bei der teilstaatlichen Telekom Austria, von denen Gelder an Politiker und Parteien geflossen seien. Für Grasser, Toifl und Norbert Wicki bedeutet dies eine Prozesspause. Die anderen Angeklagten wurden bereits ausgeschieden. Anschließend wird wieder zum Schmiergeldverdacht bei der Buwog und beim Linzer Terminal Tower verhandelt, dann müssen wieder alle Beschuldigten kommen.

Der Prozessverlauf im Überblick

1. Verhandlungstag: Rundumschlag der Verteidiger
2. Verhandlungstag: Republik will 9,8 Millionen Euro zurück
3. Verhandlungstag: Plädoyer von Grasser-Anwalt Wess
4. Verhandlungstag: Hochegger belastet Grasser massiv
5. Verhandlungstag: Grasser äußert sich zu Hocheggers Teilgeständnis
6. Verhandlungstag: Hochegger: "War Teil dieses Systems"
7. Verhandlungstag: Hochegger-"Scheinrechnungen" & "Briefkastenfirmen"
8. Verhandlungstag: "Ohne Karl-Heinz hätten wir das nicht geschafft"
9. Verhandlungstag: "Peter, wir gewinnen das"
10. Verhandlungstag: Die Freimaurer-Spur
11. Verhandlungstag: Petrikovics entlastet Grasser
12. Verhandlungstag: "Geheimagent" Hochegger
14. Verhandlungstag: Petrikovics verteidigt Geheimhaltung der Provision
15. Verhandlungstag: "Die Kärntner Wohnungen wollte keiner"
16. Verhandlungstag: Starzer: "Das ist alles erlogen"
17. Verhandlungstag: "Das darf man nicht mal im Kino"
18. Verhandlungstag: Thornton: "Ich war schlicht ein Bote"
19. Verhandlungstag: "Enttäuscht und belogen"
20. Verhandlungstag: Thornton scheidet aus Verfahren aus
21. Verhandlungstag: Zahlung an Meischberger auf Weisung
22. Verhandlungstag: Meischbergers Leistung im Fokus
23. Verhandlungstag: Kurzer Verhandlungstag zu Bestechungsverdacht
24. Verhandlungstag: 200.000 € waren "kein Schmiergeld"
25. Verhandlungstag: Die Schöffen werden immer weniger
26. Verhandlungstag: Vom "Lustsog" zur Übersiedlung ins Linzer Hochhaus
27. Verhandlungstag: Befragung um Rechnung dreht sich im Kreis
28. Verhandlungstag: Erkrankter Makler Plech rückt in den Fokus
29. Verhandlungstag: Zweitangeklagter Meischberger teilt aus
30. Verhandlungstag: Meischberger: Haider auf Grasser "eifersüchtig"
31. Verhandlungstag: Meischberger auf den Spuren der Logik
32. Verhandlungstag: Meischberger: Geld reiste rund um den Globus
34. Verhandlungstag: Meischberger rätselt über Liechtenstein-Konten
35. Verhandlungstag: Meischberger: Grasser drehte durch
36. Verhandlungstag: Meischberger beschreibt Zerwürfnis mit Grasser
37. Verhandlungstag: Lauschangriff der Justiz verärgert Meischberger
38. Verhandlungstag: "Fest den Schüssel schützen"
39. Verhandlungstag: Meischberger am 10. Tag in Folge am Wort
40. Verhandlungstag: Meischberger ungewohnt schweigsam
41. Verhandlungstag: Liebeserklärung im Gerichtsprozess
42. Verhandlungstag: Grassers erste Einvernahme
43. Verhandlungstag: Grasser steht weiter Rede und Antwort
44. Verhandlungstag: Drei (Schwieger-) Mütter und viele Konten
45. Verhandlungstag: Ex-Minister zeigt Grüne und Journalistin an
46. Verhandlungstag: Grasser: "Für mich war es eine Katastrophe"
47. Verhandlungstag: Grasser: "Beruf ist Beruf, privat ist privat"
48. Verhandlungstag: Das "Comeback" des Karl-Heinz Grasser
49. Verhandlungstag: "Science Fiction"
50. Verhandlungstag: Grasser hüllt sich in Schweigen
51. Verhandlungstag: Grasser-Befragung geht in die Endrunde
52. Verhandlungstag: Grasser: "Bin aus allen Wolken gefallen"
53. Verhandlungstag: Dicke Kuverts und leere Kreditkarte
54. Verhandlungstag: Toifl: "Da rollt einiges auf uns zu"
55. Verhandlungstag: Meischbergers Anwalt kümmerte sich um Konten
56. Verhandlungstag: Meischbergers Ex-Anwalt um Erklärungen bemüht
57. Verhandlungstag: "Verträge sind zu finden und abzustimmen"

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