Das sind die schlimmsten Schmerzen

Was für den einen noch halbwegs erträglich ist, tut dem anderen höllisch weh. Wie stark man einen Schmerz empfindet, kann von Person zu Person stark variieren. Das hält die Wissenschaft aber nicht davon ab, sich der Frage zu widmen, welche Schmerzen die schlimmsten sind.

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Krankheitszustände - Das sind die schlimmsten Schmerzen © Bild: Shutterstock

Schmerzen werden - abhängig von der Schmerztoleranz der jeweiligen Person - individuell erlebt. Was für den einen noch halbwegs erträglich ist, ist für den anderen kaum mehr auszuhalten. Dennoch unternehmen Wissenschafter immer wieder den Versuch, Schmerzen hinsichtlich ihrer Stärke zu klassifizieren. So geschehen etwa an der McGill University in Kanada. Anhand von Patienten-Fragebögen hat man hier eine Rangliste der schlimmsten Schmerzen - von erträglich bis unerträglich - erstellt. Sie enthält die folgenden Krankheiten bzw. physischen Zustände.

Die Schmerzskala der McGill University

10. Trigeminusneuralgie

Bei der Trigeminusneuralgie schießt der Schmerz in der Regel ohne jegliche Vorankündigung blitzartig zwischen Augenlid und Oberlippe ein. Meist hält er nur wenige Sekunden an, in seltenen Fällen aber auch bis zu zwei Minuten. Die Attacken treten für gewöhnlich über Wochen, mitunter auch über Monate hinweg mehrmals täglich, manchmal auch drei bis vier Mal pro Minute auf. Der Schmerz muss nicht, aber kann durch einen äußeren Reiz ausgelöst werden. Oft reicht schon eine Berührung im Gesicht, ein kalter Luftzug oder eine bestimmte Bewegung der Gesichtsmuskulatur, um ihn zu triggern. Auch Sprechen, Schlucken, Kauen und Zähneputzen können als Auslöser fungieren. Im betroffenen Gesichtsbereich kann es während der Attacke zu unwillkürlichen Zuckungen kommen. Von daher rührt die Bezeichnung Tic douloureux.

9. Migräne

Rund zehn Prozent der Bevölkerung leiden an Migräne, Frauen drei Mal häufiger als Männer. Kopfweh ist nur eine mehrerer Begleiterscheinungen. Sehstörungen, Übelkeit, Überempfindlichkeit gegen Licht und Gerüche sind weitere. Oft beherrschen die Schmerzen den ganzen Körper, führen bis zum Erbrechen, versetzen Betroffene in einen Zustand, in dem sie nur noch in der Lage sind, in einem dunklen Zimmer zu liegen und zu hoffen, dass die Medikamente wirken. Drei Stunden bis drei Tage können solche Anfälle dauern. Lange Zeit rätselte man über die Ursache der Migräne. Heute weiß man, dass ihr ein Problem der Regulierung der Schmerzzentren im Hirnstamm zugrunde liegt. Veränderungen im Tagesablauf, Stress, zu viel oder zu wenig Schlaf können sodann einen Migräneanfall hervorrufen. Auch bestimmte Lebensmittel wie Käse, Schokolade und Alkohol gelten als sogenannte Trigger. Hinzu kommen hormonelle Veränderungen. Bei manchen Menschen treten die Attacken drei, vier Mal im Monat auf, bei anderen täglich.

8. Nierenkolik

Eine Nierenkolik tritt dann auf, wenn Nierensteine oder Nierengrieß, in manchen Fällen auch ein Blutgerinnsel oder abgestorbenes Gewebe, den Harnausscheidungskanal verstopfen. Die meist einseitigen krampfartigen Schmerzen strahlen oft in alle Richtungen am Rücken aus. Wer erstmals betroffen ist, kann in der Regel nicht erkennen, dass der Schmerz von der Niere ausgeht. Die Kolik ist mitunter von Schweißausbrüchen und Erbrechen begleitet. Auch blutiger Harn ist möglich. Auf Phasen starker Schmerzen folgt meist eine beschwerdefreie Zeit. Der Schmerz kann aber auch ohne Unterbrechung andauern. Egal, ob man sitzt, steht oder liegt - bei einer Nierenkolik bringt keine Körperhaltung Linderung. Daher bekommen Betroffene in erster Linie Schmerzmittel verabreicht. Sodann entscheidet der Arzt über das weitere Vorgehen.

7. Fibromyalgie

Rund zwei Prozent der Allgemeinbevölkerung leiden an Fibromyalgie, in Fachkreisen Fibromyalgie-Syndrom, kurz FMS, genannt. Ursache des Leidens ist eine Schmerzverarbeitungsstörung des zentralen Nervensystems. Die Schmerzen treten sowohl in den Gelenken als auch in den Muskeln, kurz in mehreren Regionen des Bewegungsapparats, auf und halten oft, begleitet von Schlafstörungen und Erschöpfungszuständen, viele Monate lang an. Ausgelöst werden kann das Fibromyalgie-Syndrom durch psychische, soziale oder körperliche Traumatisierungen ebenso wie durch Schlafstörungen, anhaltende akute Schmerzen oder eine Infektionen. Auch die genetische Disposition kann eine Rolle spielen.

6. Rheumatoide Arthritis

Bei der rheumatoiden Arthritis, auch chronische Polyarthritis genannt, greift das Immunsystem die Gelenkmembran an. Diese schwillt an und entzündet sich. Starke Schmerzen sind die Folge, Berührungen - dabei reicht oft schon das Tragen eines Kleidungsstücks - verstärken diese. Die Krankheit beginnt meist schleichend mit Schmerzen in den kleinen Finger- oder Zehengelenken. Auch die Hand-, Knie-, Schulter-, Fuß- oder Hüftgelenke können betroffen sein. Am Morgen sind die Symptome meist am stärksten ausgeprägt. Im Laufe der Erkrankung werden immer mehr Gelenke befallen. Aufgrund der anhaltenden Entzündung kommt es schließlich zu Schäden an Sehnen, Knorpeln und Knochen.

5. Morbus Crohn

Morbus Crohn ist eine entzündliche Darmerkrankung und zählt zur Gruppe der Autoimmunerkrankungen. Meist zeigt sie sich in Form von chronischen Durchfällen mit flüssigem, teils blutigem Stuhl, die mehr als vier Wochen anhalten. Die mit der Erkrankung einhergehenden akuten Schmerzattacken ähneln denen eines Blinddarmdurchbruchs. Wird die Krankheit nicht behandelt, schreitet sie unweigerlich voran. Dabei kann die überschießende Entzündung den Darm regelrecht zerstören. Mit der richtigen Therapie kann man die Crohn-Krankheit aber zum völligen Stillstand bringen. Wichtig dabei ist eine möglichst frühe Diagnose.

4. Amputation eines Fingers

Die Amputation eines Fingers ohne Betäubung geht mit enormen Schmerzen einher. Hinzukommen können sogenannte Phantomschmerzen nach dem operativen Eingriff, bei denen der Betroffene von Schmerzen in der nicht mehr vorhandenen Gliedmaße berichtet. Die Ursache dieses Phänomens ist bis heute nicht vollends geklärt.

3. Geburt

Der Schmerz der Geburtswehen wird unter anderem als Mischung aus starken Menstruationsschmerzen mit enormen Magen-Darm-Krämpfen und Rückenschmerzen beschrieben. Ihre Ursache haben die Schmerzen in den plötzlichen Kontraktionen des Gebärmuttermuskels und, in weiterer Folge, in der Dehnung des Damms, wenn der Kopf des Kindes austritt. Bei Erstgebärenden dauert die Geburt oft mehr als sechs Stunden. Die nachfolgenden Geburten gehen für gewöhnlich schneller vonstatten, sind aber nicht weniger schmerzhaft.

2. Stich einer 24-Stunden-Ameise

Der Stich der 24-Stunden-Ameise, auch Tropische Riesenameise oder Bullet Ant genannt, gilt als der schmerzhafteste unter den Insektenstichen. Der US-amerikanische Insektenforscher Justin O. Schmidt beschreibt ihn als "reinen, intensiven, strahlenden Schmerz. Also ob man über glühende Kohlen läuft und dabei einen sieben Zentimeter langen, rostigen Nagel in der Ferse stecken hat". Neben dem starken Brennen, das in die betroffene Gliedmaße ausstrahlt, kommt es zu unwillkürlichen Muskelkontraktionen, die mitunter mehrere Stunden andauern können. Daher auch der Name "24-Stunden-Ameise".

1. Komplexes regionales Schmerzsyndrom

Das komplexe regionale Schmerzsyndrom, kurz (CRPS), früher auch Morbus Sudeck genannt, tritt in der Regel nach einer Verletzung auf, bei der der Nerv geschädigt wurde. Dabei kann es sich zum Beispiel um einen Knochenbruch oder um einen operativen Eingriff handeln. Es kommt zu einer Fehlfunktion des Nervs und in weiterer Folge zu brennenden Schmerzen. Diese können bis zu mehrere Monate andauern. Bei vielen Patienten ist auch die generelle Schmerzempfindlichkeit stark erhöht. Schon leichte mechanische Reize werden dabei als schmerzhaft empfunden. Eine vollständige Heilung ist für gewöhnlich nur bei frühzeitigem Behandlungsbeginn möglich. Meist erfolgt die Diagnose aber erst in einem späten Stadium, was für den Betroffenen eine lebenslange Beeinträchtigung durch Schmerzen und Funktionseinschränkungen bedeutet.

Die 20 schlimmsten Schmerzen

Ebenso der Frage nach den schlimmsten Schmerzen nachgegangen ist der britische Gesundheitsdienst NHS. Um diese zu beantworten, hat er Erkrankungen bzw. Krankheitszustände aufgelistet, die derart starke Schmerzen verursachen, dass der oder die Betroffene den Aufgaben des täglichen Lebens nicht mehr nachkommen kann. Im Gegensatz zu der von der McGill University erstellten Schmerzskala enthält diese aber keine Reihung. Hier das Ergebnis:

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