Das steirische Start-up Instahelp bietet psychologische Onlineberatung in über 20 Sprachen – von Liebeskummer bis Stressbewältigung. CEO Bernadette Frech erklärt, wie man mit professioneller Hilfe emotional stark bleibt.
Sind Sie wirklich frech?
Ich würde sagen: Ja. Ich gehe Dinge gern anders an. Für mich hat es die positive Bedeutung von frech-fröhlich. Obwohl ich in der Schule sehr brav war, eine Streberin.
Zu welchen Themen kommen von euren Klienten die meisten Anfragen?
Es ist phasenabhängig. Während und nach der Coronazeit haben Themen wie Ängste und Depressionen massiv zugenommen. Aber das Thema Nr. 1, egal in welchem Land, ist und bleibt das Thema Beziehung. Mit anderen Worten die Liebe.
Um welche Arten von Beziehungsproblemen handelt es sich?
Da gibt es einerseits Liebeskummer, aber auch Trennungen und Scheidungen sind ein Riesenthema oder belastende Konflikte in Beziehungen. Weitergedacht geht es auch um das Thema Einsamkeit. Gerade in Ballungszentren, wo man glaubt, man ist von vielen Menschen umgeben. Das muss nicht mit dem Umfeld zu tun haben, sondern hängt davon ab, wie es in einem drinnen aussieht. Auch die Paartherapie wird viel aktiver in Anspruch genommen, das ist eine positive Entwicklung. Paare kommen schon frühzeitig und suchen nach Hilfe. Früher hat man gewartet, bis es an der Kippe stand, da ist es aber relativ schwer, die Beziehung noch zu retten, weil schon sehr viel Distanz da ist.
Wer sind eure typischen Klienten?
Sie sind in der Rushhour ihres Lebens, stehen im Berufsleben, bauen gerade eine Karriere oder eine Familie auf – da gibt es sehr viele Umbrüche. Unerfüllter Kinderwunsch ist auch ein großes Thema. Oder das Kind ist da und einige Erwartungen, die man gehabt hat, erfüllen sich leider nicht.
Wie hoch ist die Erfolgsrate bei Pärchen, die fast vor dem Aus stehen?
Wichtig ist, dass man sie gut begleitet. Manche haben den Schlussstrich schon vollzogen, haben aber gemeinsame Kinder und suchen nach einer Begleitung, wie sie die Trennung bestmöglich gestalten können. Ich würde es als Erfolg verbuchen, wenn man sie dabei gut unterstützen kann.
Aus welcher Altersklasse kommen die meisten Klienten?
Unsere Hauptklienten sind zwischen 30 und 50. Wir merken aber einen großen Zuspruch von jüngeren Menschen, sie nehmen gerne die niederschwelligste Leistung an, den Textchat. Vor allem Männer beginnen gerne mit der Textvariante, aber sobald sie Vertrauen fassen, ist für sie das Telefonat eine gute Lösung. Es läuft über eine gut gesicherte, datensichere App, über die man telefoniert. Frauen hingegen bevorzugen den Videocall. Das ist interessant, wo jeder seine Präferenzen hat.
Habt ihr auch ältere Klienten?
Ja, unser ältester Klient geht auf die 90 zu, das finde ich sehr cool. Der Vorteil bei Instahelp ist ja, dass man so einfach Zugang hat. Ältere Menschen müssen nirgendwo hingehen, sie können alles von zu Hause aus machen. Ein typisches Thema bei älteren Menschen ist etwa das „Empty-Nest-Syndrom“. Man ist raus aus dem stressigen Berufsalltag, die Kinder sind ausgezogen, man ist gezwungen, sich selbst wiederzufinden. In der Phase gehen viele Ehen zu Bruch. Da ist es wichtig, mental gesund zu bleiben, sich frühzeitig Hilfe zu holen.
Sind die Liebesprobleme von heute andere als früher?
Was auf jeden Fall belastend ist, ist die Schnelllebigkeit unserer Zeit. Und ein gewisser Perfektionsdrang. Man sieht, dass wir immer mehr zu Individualisten werden, uns im positiven Sinne auch sehr bewusst sind, was wir uns wünschen. Im negativen Sinn geht das Kollektiv ein wenig verloren, und das vermissen wir. Dadurch bauen wir auch Beziehungsfähigkeit ab. Wenn wir uns anschauen, wie viel Zeit wir mit unseren Smartphones verbringen, wage ich zu bezweifeln, ob wir gleich lange aktiv unseren Liebespartner ansehen. Diese ganze Entwicklung macht natürlich etwas mit uns. Wir lesen mehr online, anstatt den Partner zu „lesen“.
Begleitet ihr auch Menschen auf ihrem letzten Weg?
Ja, ein Feld ist z. B. das Thema Krebserkrankung. Darauf haben wir uns spezialisiert. Oder das Thema Totgeburt – die Sternenkinder. Wir gehen sehr aktiv auch in solche Themen hinein, versuchen Bewusstsein zu schaffen.
Wie hilft euer Dienst euren Klienten bei ihren Problemen?
Selbstreflexion ist eine extrem wichtige Kompetenz. Du hilfst dir, deine eigenen Gedanken, deine Gefühle zu reflektieren. Wichtig ist, mit einem neutralen Experten zu arbeiten, einen Blick von außen zu bekommen. Ich nütze diesen Dienst selbst regelmäßig. Aber ich rede auch total gern mit meiner Mama. Da bekomme ich wertvolle Inputs. Es ist aber ein ganz anderes Gespräch als mit einer Psychologin. Das tut sehr gut, wichtig ist nur, die richtige Person zu finden, mit der man gut arbeiten kann.
Wer tut sich leichter, Hilfe anzunehmen – Männer oder Frauen?
Generell holen sich Frauen leichter Hilfe und öffnen sich schneller. Auch Gesundheitsstrategien sind bei Frauen stärker verankert als bei Männern. Männer gehen oft stark ins Sportliche, neigen dabei aber zum Überkompensieren. Bei Instahelp melden sich allerdings genauso viele Frauen wie Männer. Das finde ich wunderschön. Ich erkläre mir das mit der Niederschwelligkeit, der Diskretion und Schnelligkeit, die bei uns geboten wird. Das spricht Männer an. Ganz wichtig: Aus Tiefs kann man sich nur selbst wieder herausziehen. Aber eine gute Unterstützung wäre da absolut wichtig.
Sie sind selbst Kundin von Instahelp, was sind relevante Themen für Sie?
Für mich persönlich dienen die Einheiten zur Selbstreflexion. Ich habe drei Kinder, denke viel an die Mitarbeiter. Da prasseln viele Dinge auf mich ein und ich vergesse ein bisschen auf mich. Die Gespräche nütze ich dann, um meinen Alltag einzuordnen. Wenn ich so schön aufgeräumt bin, bringt mich das auf eine neue Ebene, ich werde freier, bin kreativer. Ein schönes Gefühl.
Welche Stressoren spielen in Ihrem Leben eine Rolle?
Arbeitsdruck verspüre ich kaum, ich arbeite extrem gerne. Was mich aber beschäftigt, sind die Kinder. Es gibt so viele Themen, auf die man nie vorbereitet wird. Ich will alles richtig machen, was natürlich nie gelingen kann. Da freue ich mich sehr über einen professionellen Austausch.
Sie haben an der Aston Business School in England im Bereich Emotionsmanagement promoviert. Kann man Gefühle überhaupt managen?
Wenn man seine Emotionen nicht managt, werden sie irgendwann dich managen. Wichtig ist erst einmal, seine eigenen Emotionen zu erkennen und wahrzunehmen. Im nächsten Schritt kann ich mit ihnen arbeiten. Wenn ich wütend bin, nützt es nichts zu sagen: Ich muss jetzt ruhig bleiben. So geht man über die Emotion drüber, aber es geht auch nicht darum, einfach unreflektiert hinauszubrüllen. Genau das versteht man unter managen. Man kann seinem Umfeld durchaus zumuten, ihm mitzuteilen, was einen wütend macht. Diese Offenheit ist wichtig. Managen heißt für mich: mit den Emotionen umzugehen und sie nicht zu übergehen. Sonst übermannen sie uns. Das macht mental – und auch körperlich – krank.
Gibt es einen Satz, der immer für positive Stimmung sorgt?
Für eine positive Schwingung sorgt das Wort DANKE. Dankbarkeit zu fühlen und sie zu zeigen, ist aus der Emotionsforschung heraus eine wunderbare Emotion, die man erzeugen kann. Sie bewirkt in jedem Bereich, auch in der Beziehung, sehr viel.
Sind Sie die geworden, die Sie immer werden wollten?
Meinem Papa war es immer egal, welche Noten ich habe. Ich war zwar bis zum Doktorat die Vorzugsschülerin, aber das hatte für ihn keine so große Bedeutung. Aber auf eine Sache hat er immer bestanden: Sei ein guter Mensch. Und genau das ist es, was ich gerne erreichen möchte: bestmöglich ein guter Mensch zu sein. Für meine Kinder, aber auch für möglichst viele Menschen. Das ist ein extrem starker idealistischer Antrieb.
- So funktioniert Instahelp
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Das Instahelp-Psycholog*innen-Team besteht aus Klinischen- und Gesundheitspsycholog*innen mit mindestens drei Jahren Berufserfahrung und einer Zusatzqualifikation im Bereich der Onlineberatung. Das E-Health-Angebot wurde mit der Sigmund Freud Privatuniversität Wien und einem wissenschaftlichen Beirat entwickelt. Wird man sich mit dem Psycholog*innen einig, finden die Beratungen per verschlüsseltem Textchat oder Audio- und Videotelefonie statt..
Instahelp ist ein Angebot für Privatpersonen und Unternehmen
Zur Person
Instahelp zur europaweit führenden Plattform für die psychische Gesundheitsförderung zu entwickeln, ist das Ziel von CEO Bernadette Frech. 2019 beeindruckte sie bei der Start-up-Show „2 Minuten 2 Millionen“ von Puls 4 die Jury und sicherte Instahelp ein Gesamtinvestment von drei Millionen Euro. 300 Klinische und Gesundheitspsycholog*innen bieten bei Instahelp psychologische Beratung über Video-/Audiotelefonie und Textchat an – auch abends und am Wochenende. Der Tarif pro Einheit (50 Min.) beträgt 79 Euro. Ihre Managementerfahrungen vermittelt Bernadette Frech als Lecturer for (Female) Entrepreneurship an der International School of Management in München und an der Universität Graz.