Haus bauen: Wie nachhaltiges Bauen und Sanieren funktioniert

Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind auch im Bereich Bauen und Sanieren zu einem wichtigen Thema avanciert. Die Verwendung von wiederverwertbaren Baustoffen und eine Minimierung des Energie- und Flächenverbrauchs sollen dazu beitragen, die Umwelt langfristig zu schonen. Wie nachhaltiges Bauen oder Sanieren funktionieren kann, wie hoch die Kosten sind und welche Förderungen es gibt.

von
THEMEN:
Ein Haus mit einer Photovoltaik-Anlage. © Bild: Elke Mayr

Inhaltsverzeichnis

  1. Was bedeutet nachhaltiges Bauen?
  2. Welche Gebäudelabels, Gütezeichen und Zertifikate gibt es?
  3. Was bringt nachhaltiges Bauen und Sanieren?
  4. Wie kann man nachhaltig bauen und sanieren?
  5. Tipps für nachhaltige Häuslbauer
  6. Was ist der nachhaltigste Baustoff?
  7. Wie sieht nachhaltige Energieversorgung aus?
  8. Wie teuer ist nachhaltiges Bauen?
  9. Welche Förderungen gibt es?


Was bedeutet nachhaltiges Bauen?

Nachhaltiges Bauen bedeutet, die Verwendung von nachhaltigen, wiederverwertbaren Baustoffen sowie eine Minimierung des Energieverbrauchs und des Flächenverbrauchs, um die Natur zu schonen. Dabei kommt es in puncto Nachhaltigkeit auf den gesamten Lebenszyklus von Bauwerken an. So zählen etwa nachhaltige Baustoffe wie Natursteine oder das Vermeiden langer Transportwege zum nachhaltigen Bauen.

Es geht darum, die Natur größtmöglich zu entlasten und so zum Klimaschutz und den Zielen des Europäischen Klimagesetzes - die EU-Staaten, inklusive Österreich, sollen ihre Netto-Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 55 % senken, bis 2050 soll die EU klimaneutral sein - etwas beizutragen.

Welche Gebäudelabels, Gütezeichen und Zertifikate gibt es?

Doch wer bestimmt, was wirklich nachhaltig ist? Verschiedene nationale und internationale Gebäudebewertungssysteme definieren anhand von gewissen Kriterien, ab wann ein Gebäude als nachhaltig einzustufen ist. Dabei gibt es weltweit noch kein einheitliches Gebäudezertifikat für Nachhaltigkeit, es herrscht im Gegenteil ein oft kritisierter Dschungel an Gebäudelabels, Gütezeichen und Nachhaltigkeitszertifikaten.

Prinzipiell gilt ein Gebäude als nachhaltig, wenn es den Ansprüchen von Umwelt (Ökologie), Wirtschaft (Ökonomie) und Gesellschaft (Soziologie) genügt. Diese drei Bereiche bilden die Säulen der Nachhaltigkeit (siehe Grafik unten) .

Nachhaltiges Bauen: Die drei Säulen Ökologie, Ökonomie und Soziales anhand einer Grafik erklärt.
© News.at

Viele der heutigen, gängigen Gebäudestandards für nachhaltiges Bauen gehen auf die internationale Initiative "Green Building Challenge" (1998 - 2005) zurück, die der Entwicklung eines Instruments zur Umweltbewertung von Gebäuden diente. Im Folgenden sind einige der wichtigsten weltweiten und österreichweiten Bewertungssysteme für nachhaltiges Bauen von Wohngebäuden aufgelistet:

  • LEED: LEED (Leadership in Energy and Environmental Design) ist ein Gebäudebewertungssystem für nachhaltiges Bauen, das in den USA und Kanada (adaptierte Version) zum Einsatz kommt. Die Bewertung erfolgt durch Punktevergabe für einzelne Kriterien wie etwa Wassereffizienz,
    Energie und Atmosphäre, Materialien und Ressourcen der Raumklimaqualität.
  • BREEAM: BREEAM (Building Research Establishment Environmental Assessment Method) wurde 1990 in Großbritannien entwickelt und ist eines der ältesten Zertifizierungssysteme. Es kommt in Großbritannien aber auch in über 50 anderen Ländern zum Einsatz. Insgesamt gibt es 10 Beurteilungskategorien (Management, Energie, Wasser, Transport, Material, Landverbrauch, Gesundheit und Wohlbefinden, Verschmutzung, Abfall und Innovation) und 6 Abstufungen.
  • CASBEE: CASBEE (Comprehensive Assessment System for Built Environment Efficiency) ist ein Green-Building-Zertifizierungsprogramm aus Japan, das 2002 ins Leben gerufen wurde - und zwar mithilfe der Regierung. Bewertet wird das Verhältnis von ökologischer Qualität (Q) und negativen Umweltauswirkungen (L) durch den Gebäude-Umwelteffizienz-Indikator (Building Environmental Efficiency BEE= Q/L). Je höher Q und je niedriger L, desto besser ist die Nachhaltigkeit des Gebäudes.
  • LENOZ: LENOZ (Lëtzebuerger Nohaltegkeets-Zertifizéierung) ist eine seit 2017 in Luxemburg eingeführte Nachhaltigkeits-Zertifizierung für Wohngebäude. Die Nachhaltigkeit wird auf Basis von 6 Kategorien bewertet: Standort, Gesellschaft, Ökonomie, Ökologie, Gebäude und Technik sowie Funktion.
  • HQE: Das französische Nachhaltigkeitszertifikat HQE (Haute Qualité Environnementale; dt: hohe Umweltqualität) umfasst die komplette Lebensdauer von Gebäuden - von der Planung bis zum Abriss. Bewertet werden 4 Kategorien: Ökologisches Bauen (Standort etc.), Öko-Management (Energie- und Wassermanagement), Komfort und Gesundheit (Luft- und Wasserqualität).
  • DGNB: DGNB steht für Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (2007 gegründet). Bewertet wird nach 6 Kategorien: Ökologie, Ökonomie, soziokulturelle und funktionale Aspekte, Technik, Prozess und Standort. Je nach Gebäudetyp fließen bis zu 40 Nachhaltigkeitskriterien in die Bewertung mit ein. Die Bewertung ist abgestuft in: Platin, Gold, Silber und Bronze.
  • BNB: Das deutsche BNB (Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen für Bundesbauten) ist in Kooperation mit der DGNB entstanden. Die Bewertungskriterien werden wie folgt gewichtet: ökologische Qualität (22,5%), ökonomische Qualität (22,5%), soziokulturelle und funktionale Qualität (22,5%), technische Qualität (22,5%) und Prozessqualität (10%).
  • klimaaktiv Gebäudestandard: Der klimaaktiv Gebäudestandard ist Teil der Klimaschutzinitiative "kimaaktiv" des österreichischen Umweltministeriums. Der Gebäudestandart gilt für für Wohnbauten und Dienstleistungsgebäude. Der Fokus der Bewertung liegt hier auf Energie und Versorgung (max. 550 Punkte). Die weiteren Bewertungskategorien sind Standort (max. 150 Punkte), Komfort und Gesundheit (max. 150 Punkte), Baustoffe und Konstruktion (max. 150 Punkte).
  • IBO Ökopass: Seit 2001 gibt es in Österreich den IBO (Österreichisches Institut für Bauen und Ökologie) Ökopass, der die Nachhaltigkeit von Wohngebäuden bewertet. Beim Ökopass stehen die Behaglichkeit, der Wohnkomfort und die Gesundheit der Bewohner:innen im Vordergrund. Kriterien sind unterteilt in Nutzungsqualität (Behaglichkeit im Winter und Sommer, Innenraumluftqualität, Schallschutz, Tageslicht und Besonnung) und ökologische Qualität (ökologische Qualität der Baustoffe und Konstruktionen, Gesamtenergiekonzept, Wassernutzung).
  • TQB: Der TQB (Total Quality Building) ist ebenfalls österreichischen Ursprungs und existiert seit 2001. 2010 wurden die Bewertungskriterien überarbeitet (TQB.2010) und an internationale Standards angepasst. Das Gütesiegel der ÖGNB (Österreichische Gesellschaft für
    Nachhaltiges Bauen) kann beispielsweise für die Bewertung der Nachhaltigkeit von Gebäuden wie Schulen, Hotels, Gewerbebauten und Wohnhäuser herangezogen werden. Die Bewertungskriterien für Wohngebäude sind: Standort und Ausstattung (max. 200 Punkte), Ressourceneffizienz (max. 200 Punkte), wirtschaftliche und technische Qualität (max. 200 Punkte), Energie und Versorgung (max. 200 Punkte), Gesundheit und Komfort (max. 200 Punkte).

Was bringt nachhaltiges Bauen und Sanieren?

Nachhaltiges Bauen bringt mehrere Vorteile mit sich, aber auch einige Nachteile. Die oft höheren Investitionskosten amortisieren sich jedoch im Laufe der Zeit durch die aufgrund der Energieeffizienz niedrigeren Betriebskosten.

Vorteile Nachteile
die Verwendung von nachhaltigen Baustoffen und erneuerbaren Energien trägt zum Klima-und Umweltschutz bei je nach Umfeld und Beschaffung des Gebäudes sind nicht immer alle nachhaltigen Bauformen umsetzbar
Mehrkosten amortisieren sich durch eingesparte Energiekosten binnen weniger Jahre teils teurer (rund 2 - 6 %) in der Anschaffung (höhere Baustoffkosten)
positive Auswirkungen auf das Raumklima (z.B.: zentrale Lüftungsanlage) Begrünung (z.B. Vertical green) benötigt kontinuierliche Instandhaltung und Pflege
Nachhaltigkeit spart Geld: niedrige Betriebskosten dank optimierter Energiekonzepte (bessere Dämmung, Nutzung von erneuerbaren Energien zur Stromerzeugung (z.B. Solarenergie)/zum Heizen (z.B. Wärmepumpe))
zahlreiche Förderungen auf Bundesebene und Bundesländerebene

Buchtipps:

Das Buch "Klimafreundlich bauen und sanieren" können Sie hier erwerben.*

Das Buch "Landhäuser: Zeitgemäß wohnen, nachhaltig bauen" können Sie hier erwerben.*

Die mit Sternchen (*) gekennzeichneten Links sind sogenannte Affiliate-Links. Wenn Sie auf so einen Affiliate-Link klicken und über diesen Link einkaufen, bekommen wir von dem betreffenden Online-Shop oder Anbieter eine Provision. Für Sie verändert sich der Preis nicht.

Wie kann man nachhaltig bauen und sanieren?

Beim nachhaltigen Bauen oder Sanieren kommt es darauf an, den gesamten Lebenszyklus das Bauprojektes nachhaltig zu gestalten. Konkret sollte man vor Baubeginn bzw. bei einer Sanierung - in dieser Reihenfolge - auf folgende Punkte achten:

  1. Flächenverbrauch: Jede Verbauung in Österreich bedeutet einen Verlust an Freiflächen wie Wiesen oder Wäldern. Zuerst steht daher die Frage: Muss wirklich jeder sein eigenes Haus bauen? Wer in einem Einfamilienhaus wohnen möchte, der kann dennoch nachhaltig leben, wenn:
    • bereits bestehende Häuser bezogen und beispielsweise saniert werden.
    • man die Immobilie als Mehrgenerationen- oder Mehrfamilienhaus nutzt.
    • freistehende Flächen innerhalb bestehender Bebauungen genutzt werden, man spricht in diesem Fall von Nachverdichtungen oder Innenverdichtungen - diese werden in Österreich gefördert.
  2. Nutzungsdauer: Für die Nachhaltigkeit ist zudem die Nutzungsdauer ausschlaggebend, die bei rund 40 bis 80 Jahren liegt (je nach Verwendungszweck wie etwa Wirtschaftsgebäude oder Einfamilienhaus). Je länger das Gebäude genutzt werden kann, umso nachhaltiger ist es.
  3. Nachhaltige Baustoffe: Für den Bau eines Hauses können die unterschiedlichsten Baustoffe zum Einsatz kommen. Natürliche Baustoffe wie Holz, Lehm und Natursteine gelten prinzipiell als nachhaltiger als Stahl, Beton oder Zement.
  4. Dämmung und Wärmeschutz: Dieser Punkt spielt eine wesentliche Rolle, wenn es darum geht, Energie sowie Energiekosten zu sparen. So gilt etwa die Perimeterdämmung (Dämmung erdberührter Bauteile von Häusern) als aufwendig, aber nachhaltiger, da so weniger Wärme ans Erdreich verloren geht. Besonders nachhaltig sind Naturdämmstoffe wie Glaswolle, Zellulose, Hanf oder Holzweichfaser.
  5. Energieversorgung und Anlagentechnik: Energieträger wie Öl, Kohle oder Gas sind beim nachhaltigen Bauen und Sanieren nicht erwünscht. Stattdessen geht der Trend in Richtung erneuerbare Energien wie Solarenergie oder Geothermie (z.B.: Wärmepumpe).
  6. Wohnraumkomfort: Der Wohnkomfort ist ein weiteres Kriterium in puncto nachhaltiges Bauen und Sanieren. Hier kommen unter anderem folgende Punkte zum Tragen: gute Luftzirkulation (atmungsaktive Dämmung, modernes Belüftungssystem), Lärmschutz, keine schädlichen Baustoffe (wie Blei, Weichmacher, Binde- und Lösemittel), Smart Home zum Senken des Energieverbrauchs
  7. Begrünung und Sonstiges: Ist der eigentliche Bau bzw. die Sanierung abgeschlossen, kann man noch durch zusätzliche Maßnahmen zur Nachhaltigkeit des Gebäudes beitragen. Das sind beispielsweise: die vertikale Begrünung (Vertical Green) zur Temperaturregulierung und Luftbereinigung, die Dachbegrünung (Wärmedämmung und Kühlung; Schutz der Dachabdichtung) oder ein Regenwassertank, der Trinkwasser spart.

Tipps für nachhaltige Häuslbauer

Nachhaltiges Bauen kann viele Aspekte umfassen. Da ist es für einen Häuslbauer (oder einen Häuslsanierer) nicht immer einfach den Überblick zu behalten. Diese Checkliste (Liste mit Tipps für nachhaltige Häuslbauer zum Download) beinhaltet einige wichtige Tipps für den Hausbau:

  • Flächenschonend bauen: Häuslbauer sollten nur so viel Quadratmeter an Grundstück kaufen bzw. bebauen wie tatsächlich notwendig ist. Der Außenbereich sollte gut begrünt werden. Flächenversiegelungen tragen zur Bodenzerstörung und zum Artensterben bei.
  • Richtige Ausrichtung: Beim Neubau kommt es auch auf die Ausrichtung des Hauses an: Eine Photovoltaikanlage oder große Fensterfronten sollten möglichst nach Süden ausgerichtet sein, um das Sonnenlicht ideal einzufangen.
  • Einsatz von nachhaltigen Baustoffen: Wo es möglich ist, sollten nachhaltige Baustoffe wie Ziegel, Lehm oder Holz eingesetzt werden.
  • Einsatz von erneuerbaren Energien: Mit einer Wärmepumpe kann etwa das Haus energiesparend geheizt werden. Photovoltaikanlagen sind umweltschonend, in Österreich gefördert und helfen Energie zu sparen. Überschüssiger, selbstproduzierter Strom kann wieder ins Netz eingespeist werden.
  • Ressourcenschonende Technikanlagen: Dazu zählen zum Beispiel energiesparende Heizanlagen (Wärmepumpe, Pelletheizung), die Nutzung von Grundwasser (Brunnen) oder Regenwassertanks.
  • Energieeffizienz: Beim Hausbau sollte generell auf eine gute Dämmung geachtet werden, dazu zählen auch energieeffiziente Fenster und Türen. Sie sparen nicht nur Energie, sondern wirken auch temperaturregulierend.
  • Smart Home/Moderne Technologie: Moderne Technologien bzw. ein Smart Home sorgen nicht nur für Wohnkomfort und Sicherheit, sondern auch für eine erhöhte Energieeffizienz - so können intelligente Thermostate und Zähler helfen, Heizkosten und Strom zu sparen.
  • Förderungen nutzen: Nachhaltiges Bauen wird in Österreich gefördert, wobei es Förderungen für Unternehmen und Privatpersonen gibt. Im Privatbereich werden etwa nachhaltige Heizsysteme, Photovoltaikanlagen oder Ökostromanlagen gefördert. Einen Überblick über sämtliche Fördermöglichkeiten in Österreich bietet die Website oesterreich.gv.at unter dem Punkt "Bauen, Wohnen und Umwelt".
  • Hilfe vom Profi: Nachhaltiges Bauen verlangt oft eine gewisse Expertise. Wer selbst nur wenig Fachwissen mitbringt oder auf Nummer sicher gehen will, kann für das nachhaltige Bauvorhaben einen Fachexperten/eine Fachexpertin beauftragen. Eine Reihe von Berater:innen sind auf der klimaaktiv-Website des Umweltministeriums zu finden.
  • Energieberatungsstellen der Bundesländer (Link zu Kontaktstellen): Die Beratungsstellen geben Tipps rund um Energiesparen, energieeffizientes Bauen, Wohnen und Sanieren.

Was ist der nachhaltigste Baustoff?

Beim nachhaltigen Bauen (oder Sanieren) ist der richtige Baustoff essentiell. Nachhaltige Baustoffe sind aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt, biologisch abbaubar und recyclingfähig - außerdem sollten sie regional verfügbar und die Transportstrecken so kurz wie möglich sein.

Stahl, Beton und Zement

Stahl, Beton und Zement gelten nicht als nachhaltig. Das liegt vor allem an den hohen CO2-Emissionen bei der Herstellung der Baustoffe. Für Zement werden die Rohstoffe (hauptsächlich Kalk (Kalziumkarbonat) und Ton (Siliziumdioxid)) zerkleinert und im Ofen unter enorm hohem Energieaufwand verarbeitet. Beton besteht wiederum aus Zement, Wasser und Gestein mit unterschiedlicher Körnung (Sand und Kies). Auch die Produktion von Stahl ist nicht klimafreundlich: In Österreich trägt die Stahlindustrie laut österreichischem Klima- und Energiefonds rund 15 Prozent zu den gesamten Treibhausgasemissionen bei.

Aber Zement, Beton und Stahl müssen nicht grau bleiben: In Österreich hat die voestalpine AG ein Projekt zur Herstellung von grünem Stahl (greentecsteel) gestartet. Bis 2027 sollen zwei neue Elektrolichtbogenöfen in Betrieb gehen.

Für die Baustoffe Beton und Zement gibt es ebenfalls nachhaltige Bestrebungen: Die TU-Graz forscht beispielsweise an einer nachhaltigeren Herstellung von Beton, indem man besonders klimaschädliche Komponenten reduziert. Außerdem spielt das Recycling von Beton aus alten Betonbauteilen zunehmend eine größere Rolle.

Verfügbarkeit: gute lokale Verfügbarkeit in Österreich
Kosten: Beton der Festigkeitsklasse C25/30 (normaler Beton) kostet inklusive Lieferung, Stahlbewehrung und Schalung circa 90 bis 170 Euro/m3.
Sterne für Nachhaltigkeit (max. 4 Sterne = sehr nachhaltig):

✩ ✩

Natursteine und Kork

Natursteine werden bevorzugt im Innenbereich des Hauses verbaut, unter anderem in Form von Küchenarbeitsplatten, Waschtischen, Bodenbelägen oder Fensterbänken. Im Außenbereich werden sie gerne für Fassadenverkleidungen, Wege und Mauern verwendet. Ein großer Vorteil von Natursteinen ist, dass bei der Gewinnung und Verarbeitung nur ein geringer Energieaufwand nötig ist. Österreich verfügt zwar selbst über ein Vorkommen an Natursteinen, doch meist kommen die hierzulande erhältlichen Steine aus Ländern wie Indien, China, Südafrika, Brasilien, Italien, oder Spanien.

Verfügbarkeit: Natursteine sind lokal in Österreich verfügbar, wobei diese seltener vertreten sind als international gehandelte Natursteine aus z.B.: Italien, China oder Indien.
Kosten: Granitfliesen kosten pro Fliese (30x30 cm) zwischen 25 bis 400 Euro. Natursteine für Terrassen kosten circa 80 bis 300 Euro/m2.
Sterne für Nachhaltigkeit (max. 4 Sterne = sehr nachhaltig):

✩ ✩ ✩

Mehr Informationen zu diesem Thema finden Sie hier:
Natursteine: Die Vorteile von Marmor, Granit oder Sandstein-Platten

Kork

Kork ist vor allem beliebt in Bezug auf Böden, da der Kork warm hält und rutschhemmend wirkt. Kork kann außerdem bei Dämmungen und als Isolierung zum Einsatz kommen. Vereinzelt wurde in Pilotprojekten sogar Kork für die Fassade verwendet bzw. mit Korkblöcken gebaut, wie beim "Korkenzieherhaus" in Berlin (siehe Instagram-Posting unten) .

Verfügbarkeit: Kork kommt meist aus dem Mittelmeerraum (Portugal oder Spanien)
Kosten: Ein Korkboden kostet je nach Qualität circa 30 bis 70 Euro/m2.
Sterne für Nachhaltigkeit (max. 4 Sterne = sehr nachhaltig):

✩ ✩ ✩

Ziegel

Ziegel bestehen in der Regel hauptsächlich aus den nachhaltigen Rohstoffen Lehm und Ton. Sie sind wegen ihres ausgezeichneten Wärmeschutzes (schützen vor schnellem Auskühlen im Winter und Überhitzung im Sommer), ihrer Wertbeständigkeit und Langlebigkeit beliebt - ob als Hauswand (Innenmauer, Außenmauer und Trennwände) oder als Dachziegeln.

Verfügbarkeit: Ziegel sind in Österreich gut verfügbar (z.B.: Wienerberger Ziegel).
Kosten: Ein Außenwandziegel kostet je nach Qualität circa 2 bis 4 Euro, der Mauerwerkspreis für hochwärmegedämmte Außenwandziegel liegt im Schnitt bei circa 160 Euro/m2, normale Außenwandziegel kosten durchschnittlich circa 80 Euro/m2.
Sterne für Nachhaltigkeit (max. 4 Sterne = sehr nachhaltig):

✩ ✩ ✩ ✩

Holz

Abgesehen davon, dass Holz ein nachwachsender Rohstoff ist, hat es als Baustoff den Vorteil, dass Holzhäuser CO2 speichern können - und das über Jahrzehnte hinweg. Der atmungsaktive Baustoff wird vermehrt nicht nur im Gebäudebau eingesetzt, sondern auch immer häufiger für Fassaden und Außenverkleidungen verwendet. Bei Holz ist es wichtig, auf eine fachgerechte Verarbeitung zu achten, da sonst Feuchtigkeit bzw. undichte Stellen die Folge sein können.

Verfügbarkeit: Holz ist in Österreich sehr gut verfügbar.
Kosten: Ein Festmeter Rundholz mit Rinde kostet laut Österreichischer Landwirtschaftskammer im Schnitt zwischen circa 90 und 120 Euro.
Sterne für Nachhaltigkeit (max. 4 Sterne = sehr nachhaltig):

✩ ✩ ✩ ✩

Lehm

Lehm setzt sich aus den Inhaltsstoffen Ton, Sand und Schluff (feinster Sand) zusammen - er kann auch Kieselsteine enthalten. Lehm wird beim Hausbau und Sanierungen häufig als Innenputz genutzt, da er Feuchtigkeit gut aufnehmen und abgeben kann und ein guter Wärmespeicher ist. Lehm kann zu dem Schadstoffe aus der Luft binden und ist auch für Allergiker geeignet. Lehm schafft so ein angenehmes Raumklima.

Verfügbarkeit: Lehm ist in Österreich gut verfügbar.
Kosten: Der Preis für Lehmputz liegt bei 35 bis 75 Euro/m2 - abhängig von Faktoren wie dem Verbrauch und dem gewünschten Endergebnis (grober oder feiner Putz).
Sterne für Nachhaltigkeit (max. 4 Sterne = sehr nachhaltig):

✩ ✩ ✩ ✩

Reet, Stroh, Hanf, Schafwolle und Co.

Reet - auch Schilf oder Schilfrohr - ist ein nachhaltiger Baustoff, der gut dämmt und daher oft als Bedachungsmaterial dient. Stroh (Strohplatten), Hanf und Schafwolle sind ebenfalls beliebte nachhaltige Dämmstoffe. Einziges Manko in puncto Nachhaltigkeit ist, dass diese Baustoffe trotz regionaler Verfügbarkeit häufig aus dem Ausland bezogen werden.

Verfügbarkeit: Baustoffe wie Reet, Stroh, Schafwolle oder Hanf sind in Österreich (oder Nachbarländern wie Deutschland und Ungarn) verfügbar.
Kosten: Reet oder Stroh sind prinzipiell günstige Baustoffe (Reet = rund 50 bis 60 Euro/m2, Stroh = 10 bis 15 Euro/m2). Allerdings kommt ein komplettes Reetdach im Schnitt etwas teurer als ein Hartdach aus z.B.: Ziegeln, Metall oder Kunststoff.
Sterne für Nachhaltigkeit (max. 4 Sterne = sehr nachhaltig):

✩ ✩ ✩ ✩

Folgende renommierte Umweltzeichen gibt es unter anderem für Baustoffe:

  • Europäisches Umweltzeichen: einheitliche europäische Kennzeichnung für umweltfreundliche Produkte und Dienstleistungen
  • Natureplus: europäisches Gütesiegel für nachhaltige Baustoffe und Wohnprodukte
  • FSC (Forest Stewardship Council): dieses Zertifikat steht für eine nachhaltige Waldwirtschaft und wird für Holzprodukte und Papierprodukte vergeben
  • Österreichisches Umweltzeichen: im Bereich Bauen und Wohnen findet man zertifizierte Holzprodukte, Fußbodenbeläge, Lacke, Lasuren und Wandfarben oder Dämmungen

Wie sieht nachhaltige Energieversorgung aus?

Ausschlaggebend für nachhaltiges Bauen und Sanieren ist die Energieversorgung eines Hauses. Nachhaltig sind vor allem erneuerbare Energiequellen.

Photovoltaik und Stromspeicher

Mit einer Photovoltaik-Anlage (PV-Anlage) kann man Strom durch Solarzellen selbst erzeugen. Der so gewonnene Strom kann im Haushalt beliebig genutzt, in Stromspeichern gespeichert oder auch in das öffentliche Stromnetz eingespeist werden. Unter Umständen ist es sinnvoll, auch in einen Stromspeicher zu investieren, um den Eigenverbrauch weiter zu erhöhen und den Strom speichern zu können.

Unter www.pvaustria.at/forderungen findet man mögliche Bundesförderungen und zusätzlich Landesförderungen. Bei PV-Anlagen wird jedes einzelne kWp, bei Stromspeichern wird jede einzelne kWh, mit einem bestimmten Fördersatz (€/kWp bzw. €/kWh) unterstützt.

Solaranlage und Solarthermie

Eine Solaranlage - auch Solarthermieanlage - wandelt mittels Solarkollektoren die Sonneneinstrahlung in Wärme um und kann bis zu 70 Prozent des Warmwasserbedarfes eines durchschnittlichen Haushaltes liefern. Es gibt auch Kombi-Anlagen, die Warmwasser und Strom produzieren, allerdings sind diese wenig effizient.

Wenn man sich zum Beispiel dafür entscheidet, nur das Warmwasser für Küche und Bad solar zu erwärmen, kommt man für einen Vier-Personen-Haushalt mit einer Kollektorfläche von rund 6 Quadratmeter gut aus. Dazu benötigt man zudem einen 300 Liter Wasserspeicher. In den Sommermonaten kann man auf diese Weise oft 100 Prozent des Warmwassers ohne zusätzliche Heizung erzeugen. Informationen zu Förderungen und die dazugehörigen Bedingungen findet man auf www.austriasolar.at.

Wärmepumpe

Die Wärmepumpe ist eine Möglichkeit, nutzt Geothermie (Erdwärme) als Energiequelle - und ist besonders für Eigenheimbesitzer eine lohnende Heizalternative. Die Wärmepumpe entzieht dabei dem Außenbereich die Wärme und liefert diese als Heizenergie an das Haus. Mögliche Wärmequellen hierbei sind das Erdreich, das Grundwasser oder die Luft. Die Gewinnung der Erdwärme erfolgt im Fall der Wärmepumpe über Sonden oder Kollektoren.

Für das Umwandeln der Wärmequellen in Heizenergie benötigt die Wärmepumpe zusätzlich Strom. Daher sollte darauf geachtet werden, dass es sich hier um Ökostrom handelt, um den CO2-Fußabdruck gering zu halten.

Die Anschaffungs- und Installationskosten einer Wärmepumpe variieren je nach Art (Wasser-Wasser-Wärmepumpe, Erdwärmeheizung, Luftwärmepumpe) und liegen zwischen rund 10.000 und 25.000 Euro. Eine gute Übersicht über die Fördermöglichkeiten bietet der Verband Wärmepumpe Austria.

Pellets

Pellets werden aus (Holz-)Sägespänen hergestellt, wobei diese unter hohem Druck zu Pellets gepresst werden - und das ganz ohne Zusatz von Chemikalien. Vorteile von Pellets sind, dass sie in Österreich produziert werden und die Transportwege dementsprechend kurz sind, zudem verbrennen Holzpellets CO2-neutral. Das bedeutet, dass bei der Verbrennung nur jene Menge an CO2 abgegeben wird, die der Baum zuvor beim Wachstum aufgenommen hat.

Moderne Pelletöfen reinigen und entaschen sich täglich automatisch. Dadurch sind sie sehr wartungsarm. Pellets sind relativ kostengünstig: Der Preis für lose Pellets liegt bei rund 33 Cent pro kg und 6,69 Cent je kWh (Stand April 2023). Eine Pelletzentralheizung für ein Einfamilienhaus kostet in Österreich zwischen 15.000 und 30.000 Euro inklusive Pelletlager (Gewebetank), Fördertechnik, Warmwasserbereitung, Montage und Inbetriebnahme. Förderungen für Pelletöfen kann man unter www.propellets.at/foerderungen einsehen.

Energiesparhaus

Ein Energiesparhaus benötigt weniger Energie als ein vergleichbar großes Haus und es hat einen weitaus geringeren CO2-Ausstoß, nämlich um bis zu 60 Prozent. Energiesparhäuser besitzen einen Energieausweis. Beispiele für Energiesparhäuser sind: das Niedrigenergiehaus (geringer Energieverbrauch durch optimale Wärmedämmung und Lüftungsanlagen), das Nullenergiehaus (Verbraucht genauso viel Energie, wie es erzeugt), das Passivhaus (Wärmebedarf fast ohne Energiezufuhr von außen decken durch gute Dämmung und Lüftungsanlage) und das Plusenergiehaus (Energieüberschuss wird produziert).

Viele Fertigteilhausanbieter in Österreich haben mittlerweile Energiesparhäuser im Angebot. Je mehr Energie das Energiehaus einspart, desto mehr an Förderung kann man erhalten. Einen Überblick über die unterschiedlichen Wohnbauförderungen der Bundesländer, findet man auf www.oesterreich.gv.at und dem Punkt "Bauen, Wohnen und Umwelt"

Wie teuer ist nachhaltiges Bauen?

Nachhaltiges Bauen ist in der Regel leicht teurer als konventionelle Bauweisen. Das liegt zum großen Teil an den höheren Baustoffkosten und der teils aufwendigeren Bau- und Modernisierungsmaßnahmen wie Belüftungsanlagen oder spezielle Wärmedämmungen. Im Schnitt geht man davon aus, dass nachhaltiges Bauen um rund 2 - 6 Prozent teurer ist. Allerdings werden die hohen Anschaffungskosten mit zunehmender Nutzungsdauer durch Energiekostenersparnisse aufgewogen.

Die Kosten eines Neubaus oder einer Sanierung eines Niedrigenergiehauses variieren abhängig von der Gebäudegröße und der Lage (Bundesland). Ein Niedrigenergiehaus mit 5 Zimmern und circa 130 Quadratmetern kostet zwischen 250.000 und 400.000 Euro.

Hinzu kommt, dass es in jedem Bundesland Förderungen für nachhaltiges Bauen bzw. Energiesparhäuser gibt.

Welche Förderungen gibt es?

Wenn man nachhaltig bauen will, stehen mehrere mögliche Förderungen auf Bundes- oder Länderebene zur Verfügung. Einige Beispiele für solche Förderungen sind hier aufgelistet:

Förderungen für nachhaltiges Bauen:

Fördergeber:innen Förderung Summe
Bund Bundesförderung für thermische Sanierung Sanierungsscheck für Private (Ein- und Zweifamilienhaus, Reihenhaus) beträgt zwischen 3.000 Euro und 14.000 Euro
Bundesländer Wohnbauförderungen unterschiedliche Fördersummen/zinsgünstige Wohnbaudarlehen je nach Bundesland
Bund Photovoltaik-Anlagen (und Stromspeicher) Kategorie B (> 10 - 20 kWp): bis zu 250 Euro/kWp (Kilowattpeak)
Bund "raus aus Öl und Gas"/Solarbonus Tausch eines fossilen Heizungssystem: bis zu 7.500 Euro; Errichtung einer thermischen Solaranlage: zusätzlich max. 1.500 Euro (Solarbonus) bei Ein- und Zweifamilienhäusern oder Reihenhäusern