Wirtschaftskammer Österreich: Wofür die WKO zuständig ist

Die Wirtschaftskammer vertritt die Interessen der österreichischen Gewerbetreibenden und setzt sich für eine wirtschaftsfreundliche Politik ein. Ihr gehören rund 540.000 Mitgliedsbetriebe an.

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Wirtschaftskammer Österreich (WKO) © Bild: Elke Mayr

Inhaltsverzeichnis

Wofür ist die Wirtschaftskammer zuständig?

Die Wirtschafskammer Österreich - kurz WKO oder WKÖ - ist die gesetzliche Interessensvertretung der gewerblichen Wirtschaftstreibenden. Die WKO ist neben der Arbeiterkammer (AK), dem Österreichischen Gewerkschaftsbund (ÖGB) und der Landwirtschaftskammer (LK) Teil der österreichischen Sozialpartnerschaft. Als solche ist sie für die Gestaltung der wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen der österreichischen Gewerbetreibenden zuständig. Die WKO vertritt ihre Mitglieder in Form von Interessensvertretungen im politischen (Gesetzgebungs-)Prozess, in Form von Öffentlichkeitsarbeit und in Form von Beratungs-, Service- und Ausbildungsleistungen. Durch ein weltweites Netz an AußenwirtschaftsCentern vertritt die WKO österreichische Unternehmer:innen auch im Außenwirtschaftsbereich.

Nach eigenen Angaben setzt sich die Kammer für eine "zukunftsorientierte und wirtschaftsfreundliche Politik" ein, unter anderem für Steuerentlastung und Bürokratie-Abbau.

Insgesamt vertritt die WKO mehr als 540.000 Mitgliedsbetriebe. Diese umfassen sämtliche Personen, "die zum selbstständigen Betrieb einer Unternehmung des Gewerbes und Handwerks, der Industrie, des Bergbaus, des Handels, des Geld-, Kredit- und Versicherungswesens, des Verkehrs, des Nachrichtenverkehrs, des Rundfunks, des Tourismus und der Freizeitwirtschaft sowie sonstiger Dienstleistungen berechtigt sind".

Wirtschaftskammer Österreich (WKO)
© Elke Mayr Das Gebäude der WKO

Wie ist die Wirtschaftskammer Österreich aufgebaut?

Jedes Bundesland hat eine eigene Landeskammer, die Wirtschaftskammer Österreich mit Sitz in Wien ist als Dachorganisation für die Koordinierung der einzelnen Landeskammern zuständig. Außerdem vertritt die WKO die österreichweiten Agenden und die österreichische Wirtschaft im Ausland.

Die Landeskammern und die Bundeskammer gliedern sich in die sieben Sparten Gewerbe und Handwerk, Industrie, Handel, Bank und Versicherung, Transport und Verkehr, Tourismus und Freizeitwirtschaft sowie Information und Consulting. Die einzelnen Sparten sind wiederum in Fachgruppen bzw. Fachverbände unterteilt. Jedes WK-Mitglied ist zugleich Mitglied der Kammer seines Bundeslandes und der zuständigen Fachgruppe als auch der Wirtschaftskammer Österreich und des zuständigen Fachverbands.

An der Spitze der WKO steht WKO-Präsident Harald Mahrer. Martha Schultz, Wolfgang Hesoun, Philipp Gady (kooptiert), Carmen Goby (kooptiert), Amelie Gross (kooptiert), Matthias Krenn (kooptiert) und Christoph Matznetter fungieren als Vizepräsident:innen. Karlheinz Kopf ist Generalsekretär der WKO, Herwig Höllinger Generalsekretär-Stellvertreter.

Wie entstand die WKO?

Die Vorgängerinnen der heutigen Wirtschaftskammern waren die sogenannten Handelskammern. Die erste Handelskammer wurde 1848 in Wien eröffnet, 1868 folgte ein erstes Handelskammergesetz. 1937 wurde die erste Bundeshandelskammer als Dachorganisation etabliert. Diese musste jedoch ein Jahr später, mit der Machtübernahme der Nazis 1938, ihre Aktivitäten einstellen. Mit dem neuen Handelskammergesetz von 1946 kam es zur Errichtung der Bundeskammer der gewerblichen Wirtschaft, welche vier Jahre später erstmals freie Kammerwahlen durch ihre Mitglieder durchführten.

Im Zuge einer Neuregelung der Finanzierung wurde die Handelskammer 1993 in Wirtschaftskammer unbenannt, fünf Jahre später wurde auch ein neues Wirtschaftskammergesetz verabschiedet. Die heutige gängige Fachorganisationsstruktur wurde im Zuge der Kammerwahlen 2010 etabliert.

Wirtschaftskammer Österreich (WKO)
© Elke Mayr

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Wirtschaftskammerpräsident Harald Mahrer

Harald Mahrer steht seit 18. Mai 2018 an der Spitze der österreichischen Wirtschaftskammer. Mahrer wurde am 27. März 1973 in Wien geboren und studierte nach dem Besuch des Gymnasiums in der Wiener Krottenbachstraße Betriebswirtschaft an der Wirtschaftsuniversität Wien. Während seiner Studienzeit war zwischen 1995 und 1957 Vorsitzender der Österreichischen Hochschülerschaft an der Wirtschaftsuniversität Wien. Zwischen 1998 und 2000 absolvierte er dort das Doktoratsstudium der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften.

Harald Mahrer
© IMAGO/SEPA.Media WKO-Präsident Harald Mahrer

Beruflich verschlug es Mahrer nach drei Jahren als Forschungsassistent an seiner Stammuniversität mit Beginn der 2000er als Unternehmer in die Privatwirtschaft. Seit Jänner 2018 ist er Geschäftsführender Gesellschafter der HM Tauern Holding Beteiligungsgesellschaft m.b.H.. Zudem bekleidete der WKO-Präsident bereits hochrangige politische Ämter und war von September 2014 bis Mai 2017 Staatssekretär im Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft und von Mai bis Dezember 2017 Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft. Seit Dezember 2017 ist Mahrer außerdem Präsident des Österreichischen Wirtschaftsbundes.

Handels- und Wirtschaftskammerpräsidenten seit 1946

Name Zeitraum
Julius Raab 1946–1953
Franz Gustav Dworak 1953–1961
Julius Raab 1961–1964
Rudolf Sallinger 1964–1990
Leopold Maderthaner 1990–2000
Christoph Leitl 2000–2018
Harald Mahrer seit 2018

Welche Serviceleistungen bietet die WKO?

WKO-Mitglieder haben kostenlosen Anspruch auf ein umfangreiches Service- und Beratungsangebot der einzelnen Wirtschaftskammern bzw. der WKO. Dies betrifft vor allem einen Rechtsservice in den Bereichen Steuer- und Gewerberecht, Umweltrecht, Handelsrecht oder Außenwirtschaftsrecht. In puncto Arbeits- und Sozialrecht vertritt die WKO ihre Mitglieder auch unentgeltlich vor dem Arbeits- und Sozialgericht.

Ein wichtiger Teil der Service-Infrastruktur ist zudem die Homepage der WKO. Hier finden Sie umfangreiche Informationen rund um die Themen Steuern, Gewerbe, Kurzarbeit oder Angebote für Webinare und Workshops.

Wirtschaftskammer Österreich (WKO)
© Elke Mayr

WKO-Mitgliedschaft

Bei der WK-Mitgliedschaft handelt es sich um eine sogenannte Pflichtmitgliedschaft, ein Austritt ist nicht möglich. Die Wirtschaftskammer finanziert sich durch Beiträge ihrer Mitglieder der jeweiligen Fachgruppen sowie die Kammerumlagen 1 und 2. Die Kammerumlage 1 bezahlen Unternehmen mit mehr als 150.000 Euro Nettojahresumsatz. Sie beträgt jährlich 3,0 ‰ der geleisteten Vorsteuern und der Umsatzsteuerschuld. Die Kammerumlage 2 beträgt maximal 0,42 Prozent des Dienstgeberbeitrags zum Familienlastenausgleichsfonds und ist monatlich vom Dienstgeber zu bezahlen. Die Mitgliedsbeiträge unterscheiden sich je nach Fachgruppe und können von diesen autonom festgelegt werden.

Wirtschaftskammerwahlen

Die Wirtschaftskammer und ihre Landesorganisationen werden durch gewählte Funktionäre und Funktionärinnen repräsentiert. Diese werden im Zuge einer Wirtschaftskammerwahl alle fünf Jahre gewählt. Die letzten Wahlen fanden vom 2. bis 4. März 2020 statt, wobei der ÖVP-Wirtschaftsbund (WB) mit 69,6 Prozent und einem Plus von drei Prozentpunkten im Vergleich zur Wahl 2015 als klarer Sieger hervorging. Der Sozialdemokratische Wirtschaftsverband (SWV) erreichte mit 10,8 Prozent Rang zwei. Dahinter reihte sich die Grüne Wirtschaft mit 9,5 Prozent, die Freiheitliche Wirtschaft (FW) mit 6,2 Prozent und die Neos-Liste UNOS mit 2,7 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 33,7 Prozent.

Die nächsten WK-Wahlen finden voraussichtlich im Februar 2025 statt.