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Inflation: Ursachen für den allgemeinen Preisanstieg

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Die Inflation in Österreich ist im Jahr 2022 auf Rekordhöhen gestiegen. 2023 und 2024 ist sie zwar wieder gesunken, aber Österreich zählt im Euro-Raum weiter zu der Gruppe der Länder mit höheren Inflationsraten. Was genau versteht man nun unter Inflation? Und was bedeutet eine Teuerung für die Österreicher:innen? Ökonom Guido Schäfer von der Wirtschaftsuniversität Wien (WU) beantwortet diese und andere Fragen rund um das Thema.

Was ist Inflation einfach erklärt?

Die Inflation ist der Rückgang der Kaufkraft einer bestimmten Währung über die Zeit. "Inflation bedeutet, dass die Preise einer Wirtschaft im Schnitt steigen", sagt Guido Schäfer, stellvertretender Vorstand des Instituts für analytische Volkswirtschaftslehre an der Wirtschaftsuniversität Wien. Es steigt also das allgemeine Preisniveau gemessen am prozentuellen Zuwachs. Gleichzeitig kann jede Geldeinheit weniger Dienstleistungen oder Güter kaufen - und damit sinkt die Kaufkraft.

"Häufig beziehen sich Inflationsaussagen auf Preise eines Warenkorbs, welcher die Ausgaben eines typischen Haushalts widerspiegelt. Man kann aber auch andere Gütergruppen betrachten, wie etwa beim Erzeugerpreisindex", teilt Schäfer mit.

Weiterführende Links:
Inflationsrechner der Statistik Austria
Kaufkraftrechner der OeNB
Persönliche Inflations-App der OeNB
Historischer Währungsrechner der OeNB

Eine stabile Inflation bedeutet nicht eine Inflationsrate von Null

Deflation wiederum bedeutet, dass die Preise einer Wirtschaft im Schnitt sinken. Eine Preisstabilität im üblicherweise verstandenen Sinne bedeutet laut Experte ein moderate, stabile Inflation (von circa 2 Prozent pro Jahr), jedoch nicht eine Inflationsrate von Null. Das Preisstabilitätsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) sieht beispielsweise auch eine Inflationsrate von mittelfristig 2 Prozent vor.

Ausgeprägte Inflationsentwicklungen seien oft aber auch Anzeichen von Krisen in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik, denen man sich als Einzelperson nur bedingt entziehen könne.

Was ist schuld an der Inflation?

Ausgeprägte Inflationsentwicklungen seien oft auch Anzeichen von Krisen in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik, denen man sich als Einzelperson nur bedingt entziehen könne, wie Schäfer mitteilt. In Österreich - sowie im Euroraum - heizten 2023 vor allem die Preise für Energie (insbesondere Strom und Gas) und Lebensmittel die Inflation an. Dienstleistungen wie beispielsweise die Gastronomie sind ebenfalls deutlich teurer geworden.

Aufgrund des Krieges in der Ukraine sind die Energiepreise Ende Februar 2022 hochgeschossen, die Europäische Zentralbank (EZB) hat daraufhin ihre Inflationsprognose für die Eurozone kräftig angehoben. Treibstoffe und Heizöl sind vor allem zu Beginn des Ukraine-Krieges stark angestiegen und waren große Preistreiber. Mittlerweile hat sich die Preissituation wieder etwas beruhigt.

Wie hoch ist die Inflation 2024 in Österreich?

Laut Inflationsprognose des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO) sollte die Inflation deutlich von 7,8% (2023) auf 3,4% im Jahr 2024 und 2,5% im Jahr 2025 abklingen.

Nach Angaben der Statistik Austria liegt die Inflationsrate im Juli 2024 (Verbraucherpreisindex im Vergleich zum Niveau von Juli 2023) bei rund 2,9 %. Vor allem im Bereich der Lebensmittel hat sich die Teuerung im Vorjahresvergleich laut Statistik Austria deutlich abgeschwächt. Der Preisauftrieb bei den Wohnkosten hat sich im Juli 2024 der allgemeinen Teuerung angeglichen.

Ein Preistreiber war hingegen die Gastronomie. Restaurants und Hotels waren für fast ein Drittel der Inflation verantwortlich, Wohnen für ein Fünftel. Ebenfalls eine Teuerung wurde für Wohnung, Wasser und Energie verzeichnet, sowie für verschiedene Waren und Dienstleistungen.

Was bedeutet die Inflation für die Bürger:innen?

"Inflation bedeutet für die Bürgerinnen und Bürger zuallererst, ob man beim Einkauf mehr bezahlen muss und ob der Wert des Finanzvermögens, insbesondere von Bargeld, Girokonten etc. stabil bleibt", teilt der Ökonom mit.

Steigt die Inflation, so steigen in der Regel auch die Zinsen für Kredite, Sparbücher und andere Anlageformen. Folgende Warengruppen sind häufig Preistreiber und von der Inflation stark betroffen:

  • Lebensmittel und alltägliche Bedarfsgüter (Waschmittel, Duschgel, Zahnpasta etc.)

  • Spritpreise (Benzin, Diesel)

  • Energieversorgung (vor allem Gas und Strom)

Wer profitiert von der Inflation?

Unmittelbare Verlierer von Inflation sind laut Schäfer all jene Personen, deren Einkommensentwicklung nicht mit der Inflationsrate Schritt hält sowie alle Eigentümer von nominell fixierten (in fixen Eurobeträgen ausgedrückten) Vermögenswerten. Erstere erleiden einen Verlust ihrer realen Kaufkraft - sie können weniger Güter kaufen -, letztere erfahren eine Entwertung ihres Vermögens.

"Pensionen, Gehälter im öffentlichen Dienst sowie Niedriglöhne weisen häufig niedrigere Zuwachsraten auf, sodass bei diesen Personengruppen besonders die Gefahr von Kaufkraftverlusten durch Inflation besteht", teilt der Ökonom mit. Nominell fixierte Vermögenswerte seien insbesondere Bargeld, unverzinsliche Bankguthaben wie Girokonten, Anleihen sowie fix verzinste Kreditforderungen. Die Entwertung von Bargeld und Bankeinlagen treffe stärker ärmere Bevölkerungsschichten, während Anleihen und Kreditforderungen vor allem für vermögendere Schichten und Finanzinstitutionen eine Rolle spielen würden.

Kurzfristig "gewinnen" durch Inflation vor allem Schuldner von fix verzinsten Verbindlichkeiten, da die wirtschaftliche Belastung bei steigenden Preisen und Einkommen geringer wird, wie Schäfer mitteilt. Unternehmen die in der Lage seien, Preiserhöhungen am Markt durchzusetzen, könnten ebenfalls für eine gewisse Zeit von Preissteigerungen profitieren.

Mittel- und längerfristig schadet zu hohe Inflation der gesamten Wirtschaft

Der Experte zieht aber ein klares Fazit: "Mittel- und längerfristig schadet zu hohe Inflation jedoch der gesamten Wirtschaft und Gesellschaft, da das Wirtschaftsleben durch die Inflation gestört wird und ungerechte Vermögensverschiebungen stattfinden". Störungen des Wirtschaftslebens würden sich insbesondere daraus ergeben, dass die Preise unzuverlässiger Angebot und Nachfrage steuern, dass höhere Risikoprämien auf Finanzmärkten Zinsen erhöhen und damit Finanzierungen verteuern. Weiters würden nicht ausgeglichene Realeinkommensverluste die volkswirtschaftliche Nachfrage und damit die Konjunktur schwächen. Bei einer hohen Inflationsrate werde zur Vermeidung von Verlusten die Geldhaltung eingeschränkt und damit funktioniere am Ende das Geldsystem nicht mehr.

Was passiert, wenn die Inflation zu hoch ist?

Eine absolute Gefahrenschwelle existiert laut Experte nicht. Werde jedoch das Preisstabilitätsziel einer Notenbank von circa zwei Prozent pro Jahr um mehr als drei Prozentpunkte für einen längeren Zeitraum überschritten, "würde man schon von einer sehr deutlichen Abweichung vom Stabilitätsziel sprechen." Das gilt, wenn die Inflationsrate länger über fünf Prozent bleibt beziehungsweise die Deflationsrate unter minus ein Prozent fällt. Dann wäre auch mit entsprechend negativen wirtschaftlichen Konsequenzen zu rechnen.

Ende der 1970er und Anfang der 1980er Jahre lagen die Inflationsraten in vielen Ländern bei rund 10 Prozent und darüber. Die Notenbanken - insbesondere der Vorsitzende des "Federal Reserve System" Paul Volcker - haben daraufhin die nicht mehr als akzeptabel empfundene hohe Inflationsrate durch eine sehr restriktive Geldpolitik wieder abgesenkt, wie Schäfer mitteilt. Eine restriktive Geldpolitik beinhaltet vor allem ausreichend starke Zinserhöhungen.

Eine der Hauptgefahren von Inflation aus Sicht einer Notenbank bestehe darin, dass die Inflationserwartungen von Haushalten und Unternehmen destabilisiert werden. "Liegen die Inflationserwartungen stabil nahe dem Inflationsziel der Notenbank, werden Lohn- und Preissteigerungen auf Basis dieser Erwartungen gebildet und sie stehen mit dem Ziel der Preisstabilität in Einklang. Insofern kann jede Abweichung vom Inflationsziel – also auch relativ kleine Abweichungen - gefährlich sein, wenn dadurch die Stabilität der Inflationserwartungen unterminiert wird", sagt der Ökonom.

Andererseits würden temporäre Schwankungen von Energiepreisen und Nahrungsmittelpreisen immer wieder kurzfristige Schwankungen der Inflationsrate verursachen, welche sich über die Zeit jedoch ausgleichen und keine ernsthafte Bedrohung der mittelfristigen Preisstabilität darstellen müssen.

Welche Sicherheitsmechanismen gibt es?

Die wichtigste Sicherheitsmaßnahme ist folgende: Dass eine "Notenbank konsequent das Ziel der Preisstabilität verfolgt und Reputation und Glaubwürdigkeit diesbezüglich aufbaut, sodass die Inflationserwartungen stabil und mit diesem Ziel in Einklang sind", sagt Schäfer.

Deuten die wirtschaftlichen Anzeichen auf eine nachhaltige Erhöhung der Inflation hin, sei durch restriktive Geldpolitik, insbesondere ausreichend starke Zinserhöhungen die Inflationsrate wieder zu senken. Wichtig sei dabei geldpolitisch rechtzeitig und vorausschauend zu handeln, damit die Kosten der Stabilisierung geringer gehalten werden können. Bei Deflation sei eine expansive Geldpolitik durch Zinssenkungen zu betreiben.

Auf temporäre Schwankungen der Inflation sollte die Geldpolitik nicht reagieren

"Auf temporäre Schwankungen der Inflation sollte die Geldpolitik nicht reagieren, da sonst eine sehr erratische, ebenfalls destabilisierend wirkende Politik verfolgt würde, bei welcher Zinsen ständig rauf- und runtergefahren werden müssten", erklärt Schäfer. Eine Volkswirtschaft bewege sich die meiste Zeit wie ein großes Schiff mit viel Momentum, das vorausschauend und mit ruhiger Hand gesteuert werden müsse.

Worauf müssen Sparer oder Aktienbesitzer achten?

Aktienbesitzer sind laut Ökonom von Inflation unmittelbar weniger betroffen, da die Aktienpreise mit der Inflation steigen und allfällige reale Vermögensverluste gering sind.

Sparbuchbesitzer sollten darauf achten, variable Zinsen zu vereinbaren, da diese typischerweise mit der Inflation steigen. Steigt die Inflation stärker als die Zinsen beziehungsweise sind die Realzinsen negativ, ist auch - sofern möglich - eine teilweise Umschichtung des Vermögens anzudenken, beispielsweise in Gold, Aktien, Immobilien oder inflationsgeschützte Anleihen.

Auch interessant:
7 Tipps: Was man beim richtigen Anlegen beachten sollte

Was wird dagegen getan?

Frühzeitig und entschlossen solle man als Lehre aus der Zeit der Ölpreisschocks in den Siebzigerjahren die hohe Inflation in Europa bekämpfen, sagte etwa der Ökonom Jan-Egbert Sturm von der ETH Zürich. Er forderte, dass sich die Fiskal- und Finanzpolitik der Regierungen stärker darauf konzentrieren, Staatsverschuldung zu begrenzen und Inflation zu bekämpfen.

In Österreich wurden mehrere Maßnahmen gesetzt, um die Teuerung abzufedern. "Mit einem Entlastungsvolumen von mehr als 32 Milliarden Euro wirken wir den Preissteigerungen im Energiebereich deutlich entgegen und entlasten die Österreicherinnen und Österreicher sowie unsere heimischen Betriebe spürbar. Das Leben muss für die Menschen weiter leistbar bleiben", teilte Finanzminister Magnus Brunner mit.

Folgende Maßnahmen wurden von der Regierung bisher ergriffen:

  • Die Stromkostenbremse: Für maximal 2.900 kWh zahlen Verbraucher:innen nur 10 Cent pro Kilowattstunde (auch wenn der tatsächliche Marktpreis höher liegt), für alles, was darüber hinaus verbraucht wird, ist der tatsächliche Marktpreis zu bezahlen. Der Zuschuss beträgt allerdings maximal 30 Cent pro kWh, der Preisdeckel liegt also bei maximal 40 Cent/kWh.

  • 3. Anti-Teuerungspaket: 28,7 Mrd. Euro investiert der Staat insgesamt in das dritte Maßnahmenpaket gegen die Teuerung, das für den Zeitraum 2022 bis 2026 greift. Darin enthalten sind kurzfristige und unmittelbar wirkende Entlastungsmaßnahmen (Klimabonus und Anti-Teuerungsbonus) sowie strukturell und dauerhaft entlastende Änderungen im Steuer- und Transfersystem (z.B.: Abschaffung der kalten Progression, Senkung der Lohnnebenkosten).

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