Fast Fashion: Kurzlebige Billig-Mode zum Wegwerfen

Mit kurzlebiger Kleidung zu Spottpreisen, auch bekannt als Fast Fashion, machen multinationale Textilunternehmen Rekordgewinne. Die Kosten dieses ausbeuterischen Geschäftsmodells tragen Arbeitskräfte in Niedriglohnländern und das globale Ökosystem. Nachhaltigkeit sieht anders aus. Auch in Österreich ist die günstige Wegwerfmode ein Problem. Welche Marken sind Fast Fashion - und wie kann man es besser machen?

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Fast Fashion © Bild: Elke Mayr

Inhaltsverzeichnis

Was ist Fast Fashion?

Fast Fashion bezeichnet die schnelle Massenproduktion kostengünstiger Kleidung nach dem Vorbild der neuesten Mode-Trends. Durch niedrige Material- und Lohnkosten können Textilunternehmen wie H&M und Zara sofort auf neue Stile und Vorlieben reagieren und so dutzende Kollektionen pro Jahr vermarkten. Verbraucher:innen kaufen dadurch viel öfter neue Mode. Alte Kleidung wird entsorgt oder liegt ungenutzt herum. Diese Wirtschafts- und Konsumweise hat erhebliche soziale und ökologische Folgen, vor allem in Ländern des globalen Südens. Dort produzieren Menschen zu teils menschenrechtswidrigen Bedingungen Millionen von Kleidungsstücken für den globalen Markt.

Wurde der Begriff Fast Fashion ursprünglich für das kostengünstige Kopieren teurer "Haute Couture" genutzt, so steht er heute als Synonym für eine Textilindustrie, die durch Lohndumping und Umweltverschmutzung ununterbrochen neue Kleidungsstücke produziert. Nicht nur die Produktion ist extrem ressourcenintensiv, auch der weltweite Transport stellt eine massive ökologische Belastung dar.

Hier finden Sie einen Überblick zum Thema Fast Fashion

Was ist das Problem bei Fast Fashion?

Die Fast-Fashion-Industrie baut auf niedrige Textilqualität und billige Arbeitskräfte aus Ländern wie Bangladesch, Vietnam, Indien oder China. Laut Greenpeace verdienen Näher:innen (85% sind Frauen) in diesen Ländern kaum mehr als die von den Vereinten Nationen festgelegte Armutsgrenze von zwei US-Dollar pro Tag. Die Textilindustrie ist also selbst gemessen an den lokalen Lebenskosten eine ausbeuterische Branche. Weltweit beschäftigt sie etwa 300 Millionen Menschen. Neben den niedrigen Löhnen ist auch die Arbeitssicherheit ein großes Problem. 2013 ist ein marodes Fabriksgebäude in Bangladeschs Hauptstadt Dhaka eingestürzt und hat über 1000 Menschenleben gefordert. Die Fabrik hat unter anderem Kleidung für Primark, C&A und KiK produziert.

Neben diesen sozialen Problemen stehen die ökologischen Folgen. Die Fast-Fashion-Industrie ist für einen großen Teil der weltweilten CO2-Emissionen und des Süßwasserverbrauchs verantwortlich. Die Textilindustrie hat 2015 weltweit etwa 79 Milliarden Kubikmeter Wasser verbraucht. Zum Vergleich: Die gesamte Wirtschaft der Europäischen Union hat einen Wasserverbrauch von etwa 266 Milliarden Kubikmeter (Stand 2017). Die Produktion eines einfachen T-Shirts benötigt bereits 2700 Liter Wasser. In puncto CO2-Ausstoß wird angenommen, dass die Textilindustrie für etwa 10% der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich ist. Neben diesen Faktoren spielen auch die Abfälle eine große Rolle. Beim Färben der Kleidung gelangen oft toxische Stoffe ins Abwasser und kontaminieren Flüsse und Seen. Das führt zu erheblichen gesundheitlichen Risiken seitens der lokalen Bevölkerung. Eine andere Quelle problematischer Abfälle sind Kunststofffasern. Synthetische Materialien wie Polyester werden zu einem großen Teil aus Erdöl hergestellt und befeuern so die weltweiten Treibhausgasemissionen. Zudem sind diese Textilien nicht ökologisch abbaubar. Im Zuge des Waschens von synthetischen Stoffen landen Unmengen an Mikroplastik in den Meeren und gefährden das marine Ökosystem.

Hier geht es zur Greenpeace-Studie betreffend Fast Fashion

Welche Marken sind Fast Fashion?

Zu den größten Fast-Fashion Unternehmen der Welt zählen Inditex (mit den Marken Zara, Bershka und Pull&Bear), H&M (COS, Monki, Weekday), Calzedonia (Intimissimi, Tezenis), C&A, Primark, Uniqlo, Mango oder GAP. In Österreich sind besonders KiK und NKD hervorzuheben.

Hier die größten Marken im Überblick:

  • Zara
  • Bershka
  • Pull&Bear
  • H&M
  • COS
  • Monki
  • Weekday
  • Calzedonia
  • Intimissimi
  • Tezenis
  • C&A
  • Primark
  • Uniglo
  • Mango
  • GAP
  • KiK
  • NKD

Neben diesen bekannten Geschäften sind vor allem Online-Versandhäuser wie Zalando oder das chinesische Unternehmen Shein relevant. Letzteres stellt täglich über 500 neue Produkte auf ihre Webseite und vermarktet diese hauptsächlich über Social Media. Während der Corona-Pandemie konnten diese Unternehmen ihre Umsätze vervielfachen und erwarten auch in Zukunft immer größere Marktanteile.

Fast Fashion in Österreich

Laut einer umfassenden Greenpeace-Studie hat auch Österreich ein Fast-Fashion-Problem. Menschen werfen zu viel ungewollte Kleidung weg oder lassen sie ungenutzt herumliegen. Alternativen wie Kleidertausch, Second-Hand-Shops oder das Aussortieren in Altkleidersammlungen werden zu selten genutzt. Oft wird ungewollte Kleidung einfach deshalb entsorgt, weil sie nicht mehr der Mode entspricht. Beschädigte Stücke werden in den seltensten Fällen repariert, sondern werden meist durch neue ersetzt. Insgesamt lagen 2019 etwa 72 Millionen Kleidungsstücke ungenutzt in den Schränken der Österreicher:innen, das sind etwa 10 Teile pro Person. Dem gegenüber steht eine große Kauflust. Fast 60% der Österreicher:innen kaufen regelmäßig bei den großen Fast-Fashion-Häusern ein. Für viele gehört das "Shoppen" zur Freizeitbeschäftigung und ist bei den niedrigen Preisen der Textilbranche auch mehrmals im Monat möglich.

Hier geht es zur Greenpeace-Studie

Wie kann ich herausfinden, ob etwas Fast Fashion ist?

Ob ein bestimmtes Kleidungsstück Fast Fashion ist oder nicht, lässt sich meistens am Preis ablesen. Wenn eine Hose etwa 15 Euro kostet, so kann angenommen werden, dass diese nicht unter guten Bedingungen hergestellt wurde. Baumwollpflücker:innen, Näher:innen und andere Beteiligte der Lieferkette können bei solchen Preisen nicht angemessen entlohnt werden. Umgekehrt bedeutet das aber nicht, dass ein teures Kleidungsstück fair produziert wurde. So kosten Hosen der gehobenen H&M-Marke COS oft bis zu 100 Euro, sind aber deshalb nicht zwingend unter besseren Bedingungen produziert worden.

Einer der besten Indikatoren ist das Herstellungsland. Wenn ein Kleidungsstück in Europa oder sogar in Österreich produziert wurde, kann man davon ausgehen, dass die hiesigen Arbeitsrechts- und Umweltstandards eingehalten wurden. Das spiegelt sich dann auch im Preis wider. Wer ganz sicher gehen möchte, kann nach Gütesiegeln wie etwa dem "Global Organic Textile Standard" (GOTS) oder dem "Ökotex made in green" Ausschau halten.

Was kann ich als Konsument:in tun, um dem entgegenzuwirken?

Die einzelnen Verbraucher:innen können dem Fast-Fashion-Trend entgegenwirken, indem sie bewusster einkaufen und vermehrt auf Wiederverwertung setzen. Beim Einkauf gilt es vor allem auf die Produktionsbedingungen und Lieferwege der Kleidungsstücke zu achten. Gütesiegel wie der oben angesprochene GOTS können hier hilfreich sein. Will man seinen ökologischen Fußabdruck beim Kleiderkauf reduzieren, so ist Second-Hand-Mode die beste Option. Durch den Kauf von bereits getragener Ware werden keine neuen Emissionen verursacht und man unterstützt Unternehmen, die eine nachhaltige Konsumweise fördern.

Zentral ist es auch, die Lebensdauer der eigenen Kleidungsstücke zu verlängern. Um zu verhindern, dass diese nach wenigen Jahren auf der Müllhalde landen, sollte man, anstatt regelmäßig auszusortieren und neues zu kaufen, vermehrt auf Reparatur, Tausch oder Spenden setzen. Zumindest innerhalb der Familie ist es gängig, Kleidung weiterzugeben, außerhalb des Bekanntenkreises passiert dies aber selten. Es gibt einige Webseiten und Apps, die das erleichtern sollen, etwa uptraded.com oder vinted.com. Dort kann man alte Kleidung verkaufen oder gegen neue tauschen.