Klimafreundliches Reisen

Anreise, Auswahl des Urlaubsorts und Unterkunft: Herwig Schuster von Greenpeace darüber, wie klimaschonender Urlaub funktionieren kann.

von Radfahrerin in Montreal © Bild: iStockphotos.com/A&J Fotos

Auf den Flughäfen herrschte zu Beginn des Sommers wegen des großen Andrangs Chaos, die Züge sind laufend überfüllt und auf den Autobahnen bilden sich an den Wochenenden kilometerlange Staus. Die Reiselust ist also groß. Gleichzeitig erleiden viele Länder schlimme Dürren, Waldbrände wüten und die Zahl der Hitzewellen nimmt zu.

Sollte man daher besser ganz aufs Reisen verzichten, um das Klima zu schonen? Oder gibt es vielleicht doch die Möglichkeit eines nachhaltigen Urlaubs, der Erholung bietet und dennoch die Umwelt nur wenig belastet?

Auch interessant:
Bedenkliche Rekorde der Klimakrise
Klimawandel: So besiegen Sie den "Umweltschweinehund"
Unser Wald stirbt: Welche Folgen das hat
9 Tipps für einen Alltag ohne Plastik

"Aus Umweltsicht ist die Art der Anreise zum Urlaubsort die erste und wichtigste Entscheidung", erklärt Greenpeace-Sprecher Herwig Schuster. "Wenn man die Wahl zwischen mehreren Urlaubsorten hat, zahlt es sich aus, vorher die Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu überprüfen."

Am klimafreundlichsten ist die Anreise mit der Bahn: "In der EU verursachen die Bahnen im Durchschnitt nur ein Fünftel der Treibhausgasemissionen im Vergleich zum Flugzeug. In Ländern, in denen die Bahnen 100 Prozent Ökostrom verwenden, wie etwa in Österreich, ist diese sogar um einen Faktor 80 besser als der Flieger." Längere Strecken können dabei mit dem Nachtzug zurückgelegt werden. Diese müssen allerdings vor allem in Ferienzeiten schon Wochen im Voraus gebucht werden.

Direktflüge bevorzugen

Nicht immer ist jedoch die Traumdestination per Flugzeug erreichbar. Allen, die nicht darauf verzichten wollen, rät Schuster einen Direktflug zu nehmen, da dieser ökologisch besser ist als Umsteigeverbindungen. Denn Flugzeuge verbrauchen bei jedem Start sehr viel Energie. "Wenn der längere Flug an einem Flughafen startet, der mit der Bahn erreichbar ist, sollte man diese nutzen", so Schuster. Zum Beispiel bei einer Reise nach Miami, zuerst mit dem Zug nach München fahren und nicht von Wien oder Graz weg den Zubringerflug nehmen.

Ganz allgemein rät Schuster, nicht mehrmals im Jahr zu fliegen, sondern nur einmal und dafür länger an diesem Ort bleiben.

Für den Greenpeace-Sprecher ist das Auto keine Alternative zur Zuganreise. Wer nicht darauf verzichten will, sollte treibstoffsparend - also mit Tempo 100 auf der Autobahn - fahren.

Müll vermeiden, Schutzgebiete beachten

Bei der Auswahl der Unterkunft können Gäste ebenfalls zum Klimaschutz beitragen, indem sie darauf achten, ob und welche Umweltstandards das Hotel einhält.

Am Urlaubsort selbst sollten dann wiederum öffentliche Verkehrsmittel bzw. für kurze Strecken ein Fahrrad genutzt werden.

Außerdem gilt: "Das Umweltverhalten vor Ort sollte nicht anders sein als daheim", sagt Schuster: "Biologische, regionale Lebensmittel kaufen, das Licht nicht unnötig brennen lassen und Müll trennen." Sollte ein Hotel keine Mülltrennung anbieten, empfiehlt der Experte, an der Rezeption nachzufragen und notfalls die öffentlichen Sammelcontainer in der Umgebung zu nutzen.

Selbstverständlich sollte es zudem sein, sich an die lokalen Vorschriften zu halten, wie Naturschutzgebiete zu beachten und beim Wandern nur die vorgegebenen Wege zu benutzen.

Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 34/2022 erschienen.