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Die größten Keimfallen im Haushalt

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Eines gleich mal vorweg: Wer sich vor fremden Klobrillen ekelt, sollte mal sein Smartphone unter die Lupe nehmen lassen. Oder seine Computertastatur. Denn die sind mitunter "das Grauslichste, was man im Haushalt findet", wie die Mikrobiologin und Hygienikerin Prof. Miranda Suchomel zu bedenken gibt. Wo lauern daheim die meisten Keime? Wie gefährlich sind sie? Und was können wir gegen sie unternehmen? Die Expertin steht Rede und Antwort.

Untersuchungen der Tastatur fördern mitunter Ekelhafteres zutage als eine mikrobiologische Beschau der Klobrille, weiß die Expertin vom Institut für Hygiene und Angewandte Immunologie der MedUni Wien. Man isst, tippt, isst, tippt ... "Da finden wir ganz, ganz viele Erreger", um nicht zu sagen: "Alles, was Gott verboten hat". Natürlich scheidet man auch auf der Toilette jede Menge Keime aus. Im Gegensatz zur Computertastatur wird diese aber für gewöhnlich regelmäßig gereinigt.

Ein weiterer Kandidat in Sachen Keimschleuder sind Reinigungstücher. Feucht im Waschbecken deponiert stellen sie schon bald ein Paradies für Bakterien dar. "Alle 20 Minuten teilt sich eine Bakterienzelle", erklärt Suchomel. Man kann sich in etwa vorstellen, wie dicht bevölkert das Tuch bereits nach einem Tag ist. Dasselbe gilt für den Bodenwischmob. "Die Erreger fühlen sich überall dort wohl, wo es ein bisschen feucht ist", warnt die Expertin. Oder wo gar Wasser steht.

Auf der Computertastatur finden wir alles, was Gott verboten hat

Miranda SuchomelHygienikerin und Mikrobiologin

So vermehren sich Keime in feuchten Depots beim Waschbecken ebenso wie im Luftbefeuchter. Und weil sich auch auf der Zahnbürste jede Menge Mikroorganismen tummeln, sollte man sie regelmäßig durch eine neue ersetzen. So viel zum Bad. Und wie sieht es in der Küche aus? "Überall dort, wo man mit Lebensmitteln hantiert, findet man Keime", erklärt Suchomel. Salat ist ebenso von Mikroorganismen besiedelt wie Fleisch. Wenn auch von anderen.

Und wird der Geschirrspüler nicht ab und zu gewartet, wird auch er bald von Keimen wimmeln. In Gemeinschaftsküchen mittlerweile gar nicht mehr erlaubt sind Kochutensilien aus Holz. Und das aus gutem Grund: Schneidbrett und Kochlöffel aus besagtem Material quellen auf, wenn man sie in den Geschirrspüler steckt. Dadurch wiederum schafft man Eintrittspforten für Mikroorganismen, die man so schnell nicht wieder loswird.

Wie gefährlich sind die Keime?

So viel zu den gröbsten Keimfallen in einem Haushalt, dessen Mitglieder im Großen und Ganzen gesund sind. Anders sieht die Sache aus, wenn eine oder mehrere Personen an, sagen wir mal, einem grippalen Infekt oder Durchfall leiden. Während die Krankheitserreger bei einer Erkältung idealerweise im Taschentuch landen, finden sie sich bei einer Darmgrippe in erster Linie auf der Toilette. Hier sind meist Viren im Spiel - nicht zu verwechseln mit den Bakterien, die schlichtweg zu uns gehören.

Wir tragen viel mehr Mikroorganismen auf und in uns als Körperzellen

Miranda SuchomelHygienikerin und Mikrobiologin

"Jeder von uns ist massiv besiedelt. Wir tragen viel mehr Mikroorganismen auf und in uns als Körperzellen", veranschaulicht Suchomel. Die meisten davon finden sich in der Mundschleimhaut, noch mehr im Darm. "Dort drinnen sind sie super und gesund. Da gehören sie auch hin." Nun werden zwar mit jedem Stuhlgang Bakterien ausgeschieden. Doch selbst hier besteht der Expertin zufolge noch kein Grund zur Sorge. Solange man das Klo sauber zurücklässt und sich nach dem WC-Besuch die Hände wäscht.

"Das, was wir in unserem Haushalt so antreffen, kommt ja meistens von uns selbst", erklärt die Mikrobiologin. In der Regel sind wir mit den vorhandenen Mikroorganismen vertraut. Unser Immunsystem kommt gut mit ihnen zurecht. Dagegen stellen wir unsere Abwehr möglicherweise auf die Probe, wenn wir jemand anderen daheim besuchen. Denn anderer Haushalt - anderer Mix an Mikroorganismen, an den sich der Körper erst mal gewöhnen muss.

So werden wir die Keime wieder los

Doch zurück zu den Keimfallen im eigenen Haushalt und - noch viel wichtiger - deren Beseitigung. In Küche und Bad gilt: Sauber und vor allem trocken halten. Denn Trockenheit, so die Hygienikerin, ist der Keime größter Feind. Reinigungstücher nach dem Verwenden also mit etwas Geschirrspülmittel auswaschen, ausdrücken und zum Trocknen aufhängen. Indem man Feuchtigkeit und Schmutz beseitigt, entzieht man den Mikroorganismen nämlich den Nährboden. Die Folge: Sie sterben.

Was Holzkochlöffel und -schneidbrett anbelangt: Bitte entsorgen! Diverse Kochutensilien hygienisch zu reinigen ist schlichtweg unmöglich. Die Expertin rät daher zu entsprechenden Produkten aus Plastik. Schließlich schadet es auch nicht, den Geschirrspüler ab und an warten zu lassen. Zwar sind die Wasserkeime, die sich mit der Zeit im Gerät sammeln, im Normalfall nicht gesundheitsschädlich. Die Vorstellung, tagtäglich von verkeimtem Geschirr zu essen, ist dennoch nicht besonders appetitlich.

Desinfektionsmittel bitte mit Maß und Ziel

Desinfektionsmittel sollte man im Haushalt mit Bedacht einsetzen. Denn erstens halten nicht alle Produkte, was sie versprechen. "Desinfektion heißt, die Mikroorganismen auf ein Maß abzutöten, dass sie keine Infektion mehr auslösen können", so Suchomel. Man könne aber nicht davon ausgehen, dass sämtliche im Super- oder Drogeriemarkt erhältlichen Mittel dazu im Stande sind. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte daher auf ein Produkt aus der Apotheke setzen.

Zweitens riskiert man, dass man die Sache mit einem vermeintlichen Keimkiller nur noch schlimmer macht. Verwendet man Präparate, deren Wirkung zu schwach ist, so läuft man Gefahr, dass die Mikroorganismen Resistenzen entwickeln. Abgesehen davon sei nicht auszuschließen, dass derlei Produkte allergische Reaktionen hervorrufen. Der unsachgemäße Gebrauch von Chlor wiederum kann zur Verätzung der Atemwege führen. Ganz zu schweigen von Materialschäden.

Zu viel Hygiene ist auch nicht gut

Miranda SuchomelHygienikerin und Mikrobiologin

Es kann durchaus Sinn machen, Desinfektionsmittel zur Haushaltsreinigung zu verwenden. Etwa wenn eine immungeschwächte Personen im Haushalt lebt oder einer der Bewohner gerade von einer schlimmen Darmgrippe geplagt wird. In letzterem Fall sollten Klobrille, Türschnalle und auch Hände gründlich gereinigt werden. Hundertprozentig sichergehen, dass man so einer Ansteckung entkommt, kann man dennoch nicht.

Jedenfalls sollte man es mit der Desinfektion im Haushalt nicht übertreiben, denn, so die Expertin: "Zu viel Hygiene ist auch nicht gut." Und ja, es tummeln sich Unmengen an Keimen auf dem Küchentuch, dem Schneidbrett, der Computertastatur und im Geschirrspüler. Eine wirkliche Gefahr stellen sie für einen gesunden Menschen aber nicht dar. Und wer einen WC-Gänger, der seinen Händen nach verrichteten Dingen nicht die angemessene Reinigung zukommen lässt, mit bösen Blicken straft, der sollte mal an seine Computertastatur denken ...

Steckbrief

Assoz. Prof. Doz. DI Dr. Miranda Suchomel

Beruf
Hygienikerin und Mikrobiologin

Miranda Suchomel leitet die Abteilung für Medizinisch-technische Hygiene mit Schwerpunkt Desinfektion am Institut für Hygiene und Angewandte Immunologie der Medizinischen Universität Wien.


Hygiene

Über die Autoren

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