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Hans Peter Doskozil: Der Landeshauptmann im Porträt

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Hans Peter Doskozil

Hans Peter Doskozil

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Polizist, Jurist, Landespolizeichef, Verteidigungsminister und Landeshauptmann. Der Karrierepfad von Hans Peter Doskozil verlief nahtlos und führte stetig bergauf. Bis an die Spitze der SPÖ hat er es nun aber doch nicht geschafft. Immer wieder legte er sich mit seiner Parteichefin Pamela Rendi-Wagner an. Schließlich bewarb sich Doskozil selbst um den Parteivorsitz - und verlor im Zweikampf beim Parteitag gegen Andreas Babler.

Steckbrief

  • Name: Hans Peter Doskozil

  • Geboren am: 21. Juni 1970 in Vorau, Steiermark

  • Ausbildung: Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien (Mag. iur.)

  • Position: Landeshauptmann Burgenland

  • Partei: SPÖ

  • Familienstand: in zweiter Ehe mit Julia Jurtschak verheiratet (seit August 2022)

  • Kinder: Lukas und Laura (aus erster Ehe)

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Hans-Peter Doskozil als Landespolizeidirektor

© imago/Xinhua

Trotz angeschlagener Stimme ist er bisweilen einer der lautesten Roten: Hans Peter Doskozil, Ex-Verteidigungsminister, Landeshauptmann im Burgenland und nun Bundesparteichef, gehört zum rechten Flügel der SPÖ.

Strenge Kritiker mit dem Macher-Image

Auf Bundesebene wird Doskozil hauptsächlich als strenger Kritiker wahrgenommen, auch gegenüber der eigenen Partei. Im Burgenland baut Hans Peter Doskozil kräftig um und sein Macher-Image kontinuierlich aus. Unter dem Dach der Landesholding hat der Aufsichtsratsvorsitzende mittlerweile 68 Konzerngesellschaften gebündelt und in der Führung durchwegs mit Vertrauten besetzt.

Diese Unternehmen der öffentlichen Hand kümmern sich nicht mehr nur um klassische Themen wie Tourismus, Sport oder Kultur, sie drängen zunehmend auch in soziale Bereiche wie Hospiz, Pflege oder Wohnbau. Dass Doskozil zu jenem Schlag Menschen gehört, die lieber anpacken, als lange herumzulamentieren, hat er im Laufe seiner Karriere schon öfter bewiesen.

Hans Peter Doskozil: Studium, Polizei, Minister

Mit 19 Jahren ging er in der Bundeshauptstadt zur Polizei und begann ein Jusstudium, das er im Jahr 2000 abschloss. Nach einer Dienstzuteilung bei der Sicherheitsdirektion Burgenland war Hans Peter in Wien in der Bundespolizeidirektion und danach im Innenministerium tätig. Wieder zurück im Burgenland, stieß er zum Team von Ex-Landeshauptmann Hans Niessl, der ihn 2010 zu seinem Büroleiter machte.

Hans Peter Doskozil und die Flüchtlingskrise 2015

Zwei Jahre später wurde Hans Peter Doskozil Landespolizeidirektor. Der Fund von 71 Leichen im Kühl-Lkw auf der Ostautobahn am 27. August 2015 und die im September desselben Jahres beginnende Flüchtlingskrise mit Nickelsdorf als einem der Brennpunkte verschafften dem Polizeichef mediale Bekanntheit und Anerkennung für seine unaufgeregte Art des Krisenmanagements.

Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil

Im Jänner 2016 wurde Hans Peter Doskozil als Ressortchef ins Verteidigungsministerium geholt, wo ihm viele bis heute noch nachweinen. Denn er schaffte es, für das Bundesheer mehr Geld herauszuholen und ihm ein positives Image zu verpassen. Ende 2017 zog es den Burgenländer wieder in die Heimat, wo er zunächst die Ressorts Finanzen und Kultur sowie die Spitäler übernahm.

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Von 2016 bis 2017 war Hans Peter Doskozil Verteidigungsminister

© imago/CHROMORANGE

Aufstieg zum Landeshauptmann

Ende Februar 2019 zum neuen Landeschef gekürt, leitete Hans Peter Doskozil eine Reihe von Vorhaben ein - im Eiltempo, wofür er von der Opposition auch manch harsche Kritik einstecken musste. Mit der Einführung eines Mindestlohns von 1.700 Euro netto und einem Modell zur Anstellung von Menschen, die ihre pflegebedürftigen Angehörigen betreuen, stieß er zentrale Reformen im Sozial- und Gesundheitsbereich an. Soziale Wohltaten paart Doskozil mit strenger Asyl- und Migrationspolitik.

Politische Meilensteine

2004 – 2005

Bundesministerium für Inneres, Abteilung III/1

2005 – 2008

Sicherheitsdirektion Burgenland

2007 – 2012

Mitglied des Gemeinderats der Gemeinde Grafenschachen

2008 – 2010

Referent im Büro des Landeshauptmanns von Burgenland

2010 – 2012

Leiter des Büros des Landeshauptmanns von Burgenland

2012 – 2016

Landespolizeidirektor von Burgenland

2016 – 2017

Bundesminister für Landesverteidigung und Sport

2017 – 2019

Landesrat für Finanzen, Kultur, Bauten, Krankenanstalten

seit 8.9.2018

Landesparteivorsitzender der SPÖ Burgenland

seit 28.2.2019

Landeshauptmann im Burgenland

Durch und durch Rapid-Fan

Beim Umzug in die Räumlichkeiten des Landeschefs fix dabei waren eine Fahne des Fußballklubs Rapid und ein Fußball mit den Unterschriften der Spieler, ist "Dosko" doch seit frühen Tagen Rapid-Fan - im Unterschied zu seinem Vorgänger Hans Niessl, der für die Wiener Austria die Daumen drückt.

Abschied von der Bundes-SPÖ

Im April 2021 entschied sich Hans Peter Doskozil dafür, nicht mehr als stellvertretender SPÖ-Bundesparteiobmann zu kandidieren. "Ich tue dies ohne jeden Groll, sondern einzig und alleine in der Absicht, die SPÖ aus dem medialen Dauerfeuer zu nehmen - weil mir die Zukunft unserer Partei, wie euch allen, ein Herzensanliegen ist", betonte Hans Peter Doskozil damals.

Zank wegen vermeintlichem Zahlungsstopp

Anfang März 2023 machte die SPÖ wegen eines neuerlichen parteiinternen Zanks auf sich aufmerksam. Unter Verweis auf Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch wurde berichtet, dass die burgenländische SPÖ-Landesgruppe keine Mitgliedsbeiträge mehr an die Bundes-SPÖ überweisen wolle. Die Landespartei dementierte umgehend: "Genosse Deutsch hat hier offensichtlich etwas grob missverstanden", ließ Fürst verlautbaren. Rendi-Wagner zufolge sei die Drohung erfolgt, aber nicht umgesetzt worden.

Hans Peter Doskozil – Sicherheit neu denken

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Nach der Landtagswahl in Kärnten musste Hans Peter Doskozil - niemals müde, Rendi-Wagner ihre Kompetenz als SPÖ-Chefin abzusprechen - von der Vorarlberger SPÖ-Chefin Gabriele Sprickler-Falschlunger Kritik über sich ergehen lassen. Es sei ihr "vollkommen unverständlich, wie man so unsolidarisch sein kann und jedes Mal vor einer Wahl eine parteiinterne Diskussion befeuert". Er "versteckt sich im Burgenland und hat nicht die Courage, über die Grenze zu kommen und an den Sitzungen teilzunehmen."

Ich habe mich (...) entschlossen, mich (...) für den Parteivorsitz der SPÖ zu bewerben

Hans Peter Doskozil

Doskozil bewirbt sich um SPÖ-Parteivorsitz

"Ich habe mich (...) entschlossen, mich (...) für den Parteivorsitz der SPÖ zu bewerben", vermeldete Doskozil im März 2023 in einem Brief. "ln der Öffentlichkeit geben wir als SPÖ ein desaströses Bild ab", betont er. "Daran haben auch mein Team und ich unseren Anteil, wobei es uns nie darum gegangen ist, auf einer persönlichen Ebene zu agieren". Sein Fazit: "Es ist hoch an der Zeit, einen Schlussstrich zu ziehen und Klarheit zu schaffen." Doskozil betonte, dass er nur bei einem Mitgliederentscheid, nicht aber bei einem Sonderparteitag antreten würde.

Bei der Mitgliederbefragung der gesamten Partei ging Doskozil als Sieger hervor, Zweiter wurde Andreas Babler, Vorsitzende Rendi-Wagner bekam die wenigsten Stimmen.

Doskozil verliert gegen Babler

Am 3. Juni 2023 schien sich Hans Peter Doskozil beim außerordentlichen SPÖ-Parteitag in Linz gegen seinen Kontrahenten Andreas Babler durchgesetzt zu haben. Am 5. Juni 2023 wurde allerdings verkündet, dass die Auszählung fehlerhaft war und nicht er, sondern Babler mit 53 Prozent der Delegierten-Stimmen als Sieger und damit neuer SPÖ-Chef hervorgeht. Seine Ambitionen, die Bundes-SPÖ zu führen, erklärte Doskozil für beendet. "Für mich ist das Kapitel Bundespolitik damit ein für alle Male abgeschlossen", sagte er.

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Nicht Doskozil, sondern Babler gewann die Wahl zum SPÖ-Chef

© IMAGO/SEPA.Media

Für mich ist das Kapitel Bundespolitik ein für alle Male abgeschlossen

Hans Peter Doskozil

Er werde aus der Position des Burgenlands alles tun, dass die Partei wieder geeint zum gemeinsamen Erfolg geführt werde. Ob er selber bei der Landtagswahl 2025 noch einmal antreten werde, ließ er offen. Als Politiker müsse man sich immer hinterfragen. "Auch da werde ich mich fragen, bin ich der Kandidat, der die Partei vertreten soll", so Doskozil.

Hans Peter Doskozil privat

Privat hat Hans Peter Doskozil sein Glück mit Julia Jurtschak gefunden. Seit 2019 mit ihr liiert, haben die beiden im August 2022 geheiratet. Zunächst wurde Julia Jurtschak als Referentin in Hans Peter Doskozils Büro bestellt. Aufgrund großer Kritik ob der Nähe auf privater Ebene nahm sei den Posten dann aber doch nicht an. Aus einer ersten Ehe hat Doskozil zwei Kinder: Lukas und Laura.

Was ist los mit Hans Peter Doskozils Stimme?

Immer wieder hat der burgenländische Landeshauptmann Probleme mit seinen Stimmbändern, er musste sich deshalb schon mehreren Operationen unterziehen und hat eine anhaltend heisere Stimme. Die Ursache ist eine seltene Erkrankung der Knorpelstruktur des Kehlkopfgerüsts. "Auf der Hinterseite des Kehlkopfes laufen die Nerven zusammen, sie sind zum Teil blockiert und bewegen die Stimmbänder nicht mehr komplett. Daher kommt auch das Raue in der Stimme. Es bleibt eine gewisse Beeinträchtigung der Stimme, die ich mit Logopädie verbessern kann", erklärt Hans Peter Doskozil in einem Interview mit profil.at.

Hans Peter Doskozils Umgang mit der Erkrankung

Es habe eine Zeitlang gedauert, bis der österreichische Politiker die richtigen Ärzte gefunden habe. Bei einer ersten Beurteilung in Wien hatte man ihm dazu geraten, den Kehlkopf entfernen zu lassen. Über Umwege gelangte Hans Peter Doskozil an das Universitätsklinikum Leipzig, wo er sich seither behandeln lässt. Gegenüber profil.at verrät er: "Mein damaliges Umfeld im Verteidigungsministerium hat mir gesagt: 'Sag ja nichts, jede gesundheitliche Beeinträchtigung, die du outest, signalisiert Schwäche. Ein Politiker ist keine Person, die Schwäche zeigt.' Ich glaube aber, so, wie ich es mache, ist es authentischer."

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