Christiane Hörbiger: Schauspielerin und Publikumsliebling ist tot

Christiane Hörbiger, Schauspielerin und Tochter des legendären Schauspielerehepaares Paula Wessely und Attila Hörbiger sowie Nichte von Paul Hörbiger ist im Alter von 84 Jahren verstorben. Sie war eine der beliebtesten Fernsehschauspielerinnen Österreichs und erhielt zahlreiche Auszeichnungen. Ihre Karriere umfasst rund 130 Film- und TV-Produktionen.

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    Christiane Hörbiger in "Kronprinz Rudolfs letzte Liebe (A/D 1956) "

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    Schauspielerin Brigitte Horney mit ihrer Filmkollegin Christiane Hörbiger 1985 .

Steckbrief Christiane Hörbiger

Trotz ihres anhaltenden Erfolgs vergaß Hörbiger nie ihre Anfänge in den späten 1950er-Jahren, die nicht gerade einfach waren. In ihrer Autobiografie "Ich bin der Weiße Clown" rekapitulierte die am 13. Oktober 1938 in Wien geborene Hörbiger ihre Kindheit und Jugend, die auch von der Flucht nach Tirol gegen Ende des Zweiten Weltkriegs erzählt.

Zuckerbäckerlehre vor Schauspielausbildung

Auf Wunsch der Eltern machte Hörbiger zunächst eine Zuckerbäckerlehre, entschied sich dann aber 1955 doch für die Schauspielkarriere. Auf Drängen ihrer Mutter besuchte sie das Reinhardt-Seminar, das sie allerdings für die Dreharbeiten zum Film "Kronprinz Rudolfs letzte Liebe", in dem sie Mary Vetsera spielte, abbrach.

Christiane Hörbiger 1956
© imago images/Horstmüller Christiane Hörbiger im Jahr 1956

Christiane Hörbiger: Ihr Durchbruch mit den Guldenburgs und Julia

Der große Durchbruch stellte sich allerdings erst in den 1980er-Jahren mit der erfolgreichen TV-Serie "Das Erbe der Guldenburgs" ein. Der überragende Erfolg mit der Serie "Julia" öffnete Hörbiger zahlreiche weitere Türen, wie sie anlässlich des Serienendes einmal beschrieb: "Ich bin in der glücklichen Lage, viele Angebote zu erhalten." Und diese nützte sie: So war sie etwa mit Nikolas Leytners Justizdrama "Die Geschworene" oder Paul Harathers Thriller "Die Gottesanbeterin" erfolgreich. Auch die Literaturverfilmung "Besuch der alten Dame" brachte ihr viele Lorbeeren ein.

Christiane Hörbiger am Theater

Ihr Bühnendebüt als Recha in Lessings "Nathan der Weise" am Burgtheater im Jahr 1959 verlief hingegen zunächst wenig glanzvoll. Hörbiger erhielt vernichtende Kritiken und wechselte zwei Jahre später an die Städtischen Bühnen in Heidelberg. Über Salzburg, wo sie 1961 als Lottchen in Raimunds "Der Bauer als Millionär" erstmals neben ihrer Mutter auf der Bühne stand, kehrte sie jedoch wieder ans Burgtheater zurück und spielte dort noch einmal die Rolle der Recha, diesmal allerdings mit großem Erfolg.

Christiane Hörbiger 1961
© imago images/United Archives Christiane Hörbiger 1961

Hörbiger und ihre Familie

Dennoch verließ Christiane Hörbiger 1966 erneut ihre Heimatstadt, um dem unentwegten Vergleich mit den Eltern und Geschwistern - auch die beiden Schwestern Maresa Hörbiger und Elisabeth Orth schlugen die Bühnen- und Filmkarriere ein - zu entgehen. Ab 1967 gehörte die Schauspielerin dem Ensemble des Schauspielhauses Zürich an. Hörbigers Rollenrepertoire umfasste neben den Klassikern wie Lessing und Schiller auch moderne Bühnenautoren sowie die großen Repräsentanten der Wiener Theatertradition von Nestroy bis Schnitzler und Hofmannsthal.

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ATTILA HÖRBIGER, PAULA WESSELY: Die Eltern von Christiane Hörbiger
© imago images/United Archives Attila Hörbiger und Paula Wessely: Die Eltern von Christiane Hörbiger

Sprung ins Fernsehen

Mitte der 1980er-Jahre wagte Christiane Hörbiger mit der Hauptrolle in der Serie "Das Erbe der Guldenburgs" an der Seite von Brigitte Horney, Stewart Granger und Ruth Maria Kubitschek dann den Sprung in die Fernsehunterhaltung. Seither wirkte Hörbiger in zahlreichen österreichischen und deutschen Spielfilmen mit. Glänzende Kritiken erhielt sie für ihre Darstellung der Freya von Hepp in Helmut Dietls preisgekrönter Satire "Schtonk!" über die gefälschten Hitler-Tagebücher. Weitere Filmerfolge waren "Tafelspitz", "Lamorte" und "Hunger".

Christiane Hörbiger - Die wichtigsten Rollen

Auswahl der wichtigsten Filme mit Christiane Hörbiger:

  • 1956 "Kronprinz Rudolfs letzte Liebe", Regie: Rudolf Jugert
  • 1972 "Versuchung im Sommerwind", Regie: Rolf Thiele
  • 1992 "Schtonk!", Regie: Helmut Dietl
  • 1994 "Tafelspitz", Regie: Xaver Schwarzenberger
  • 1997 "Lamorte", Regie: Xaver Schwarzenberger
  • 1998-2003 "Julia - Eine ungewöhnliche Frau", TV-Serie
  • 2001 "Die Gottesanbeterin", Regie: Paul Harather
  • 2008 "Der Besuch der alten Dame", Regie: Nikolaus Leytner
  • 2011 "Meine Schwester", Regie: Sascha Bigler
  • 2012 "Oma wider Willen", Regie: Sigi Rothenmund
  • 2013 "Schon wieder Henriette", Regie: Nikolaus Leytner
  • 2016 "Die letzte Reise", Regie: Florian Baxmeyer
  • 2018 "Die Muse des Mörders", Regie: Sascha Bigler
  • 2018 "Einmal Sohn, immer Sohn" , Regie: Thomas Jauch

Auswahl wichtiger Theaterrollen:

  • 1959 Recha in "Nathan der Weise", Burgtheater
  • 1961 Lottchen in "Der Bauer als Millionär", Salzburger
    Festspiele
  • 1961-66 Engagement am Burgtheater
  • 1967-85 Engagement am Schauspielhaus Zürich: u.a. Elisabeth in
    "Maria Stuart", Arkadina in "Die Möwe"
  • 1969-1972 Buhlschaft in "Jedermann", Salzburger Festspiele
  • 1973 Marie in "Was ihr wollt", Salzburger Festspiele
  • 1976 Flora Baumscheer in "Der Talisman", Salzburger Festspiele
  • 1980 Genia Hofreiter, "Das weite Land", Salzburger Festspiele
Christiane Hörbiger mit Wolfgang Glück, ihrem ersten Ehemann 1962
© imago images/United Archives Christiane Hörbiger mit ihrem ersten Ehemann Wolfgang Glück 1962

Christiane Hörbiger privat: Ihre Männer

Hörbinger war in erster Ehe mit dem Regisseur Wolfgang Glück verheiratet. Ihr zweiter Mann und Vater ihres Sohnes Sascha, der Schweizer Journalist Rolf R. Bigler, starb 1978. Einen neuen Lebensgefährten fand die Schauspielerin im Wiener Regisseur und Autor Gerhard Tötschinger, der 2016 verstarb.

Auszeichnungen

Christiane Hörbiger erhielt zahlreiche Preise, darunter den Bayerischen Fernsehpreis für ihr Lebenswerk, den Adolf-Grimme-Preis, den Karl-Valentin-Orden und den Ernst-Lubitsch-Preis sowie den Deutschen Fernsehpreis in der Kategorie "Beste Schauspielerin Serie" für ihre Rolle der "Julia". 2004 wurde sie zur Kammerschauspielerin ernannt, 2009 folgte die Wiener Ehrenmedaille in Gold sowie im selben Jahr die Platin-"Romy" führ ihr Lebenswerk.

Weitere Engagements

Hörbiger war UNICEF-Botschafterin und engagierte sich für die Krebshilfe. 2019 machte sie mit einem Video Schlagzeilen, in dem sie für Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) Partei ergriff. In den Jahren davor hatte die Schauspielerin SPÖ-Politiker bei Wahlen unterstützt.