Lohnsteuer: Wie man sie berechnet und welche Lohnsteuerklassen es gibt

Jeden Monat landet weniger Geld am Konto als man eigentlich verdient hat. Dieser ärgerliche Umstand ist allen Angestellten bekannt. Es ist die Lohnsteuer. In Österreich zahlen Menschen im europäischen Vergleich überdurchschnittlich hohe Steuern. Wie hängt das mit der Teuerung zusammen und was kann man von der Steuer absetzen? Was sind Freibeträge und wie funktioniert der Lohnsteuerausgleich?

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Lohnsteuer: Eine Person rechnet am Taschenrechner. © Bild: Elke Mayr

Inhaltsverzeichnis

  1. Was versteht man unter Lohnsteuer?
  2. Wie hoch ist die Lohnsteuer in Österreich?
  3. Wie berechnet man die Lohnsteuer in Österreich?
  4. Was ist der Unterschied zwischen Lohn- und Einkommenssteuer?
  5. Wofür wird die Lohnsteuer verwendet?
  6. Was ist die Kalte Progression?
  7. Wie funktioniert der Lohnsteuerausgleich und wann ist er sinnvoll?
  8. Wie viel bekommt man beim Lohnsteuerausgleich zurück?

Was versteht man unter Lohnsteuer?

Das Gehalt von Arbeitnehmer:innen in Österreich unterliegt einer Lohnsteuer. Sie ist eine spezielle Form der Einkommenssteuer. Bei der Lohnsteuer berechnen die Arbeitgerber:innen die Höhe der zu bezahlenden Steuer, ziehen diese vom monatlichen Bruttolohn ab und führen sie spätestens bis zum 10. Des Folgemonats ans Finanzamt ab.

Lohnsteuerpflichtig sind also alle nicht selbständig Beschäftigten, egal ob Vollzeit oder Teilzeit. Auch Pensionist:innen müssen auf ihre Bezüge Lohnsteuer zahlen. Das wird meistens direkt von der pensionsauszahlenden Stelle übernommen.

Wie hoch ist die Lohnsteuer in Österreich?

Die Höhe der Lohnsteuer in Österreich richtet sich nach dem Einkommen und ist in mehrere Steuerklassen, oder Tarifstufen, aufgeteilt, die aus der Lohnsteuertabelle hervorgehen. Ein Jahreseinkommen unter 11.693 Euro gilt als das Existenzminimum und ist daher steuerfrei. In der ersten Tarifstufe (11.693 Euro bis 19.134 Euro) beträgt die Lohnsteuer 20 Prozent.

Die Höhe der Lohnsteuer steigt progressiv mit dem Einkommen. Das bedeutet, dass nicht das gesamte Einkommen gleich versteuert wird, sondern jeder Euro mit dem jeweiligen Tarif. Rutscht man mit seinem Einkommen in eine höhere Steuerklasse, so muss nur jeder Euro ab diesem Grenzwert mit dem höheren Tarif besteuert werden. In der höchsten Steuerklasse (bei Einkommen jenseits 1.000.000 Euro) müssen 55 Prozent Lohnsteuer bezahlt werden. Die aktuellen Beträge und Tarifstufen lassen sich in der Lohnsteuertabelle 2023 nachlesen:

Lohnsteuertabelle 2023

Tarifstufen Einkommen (in Euro) Grenzsteuersatz
11.693 und darunter 0 Prozent
über 11.693 bis 19.134 20 Prozent
über 19.134 bis 32.075 30 Prozent
über 32.075 bis 62.080 41 Prozent**
über 62.080 bis 93.120 48 Prozent
über 93.120 bis 1.000.000 50 Prozent
über 1.000.000* 55 Prozent*
Quelle: Finanzministerium 2023

* Befristet bis zum Jahr 2025, danach 50 Prozent.
** Der Prozentsatz der dritten Tarifstufe wurde von 42 Prozent auf 41 Prozent gesenkt. Dieser verringert sich ab dem Jahr 2024 weiter von 41 Prozent auf 40 Prozent.

Im europäischen Vergleich zählt Österreich zu den Ländern mit den höchsten Lohnsteuern. Trotz der Abschaffung der Kalten Progression 2023 (siehe unten) bleibt die Abgabenlast überdurchschnittlich hoch. Das liegt nicht nur an den Lohn- und Einkommenssteuern sondern auch an den hohen Sozialversicherungsbeiträgen.

Wie berechnet man die Lohnsteuer in Österreich?

Je nach Lohnsteuerklasse wird ein bestimmter Prozentsatz des Einkommens ans Finanzamt abgeführt. Der errechnete Betrag wird für ein ganzes Jahr fixiert. Die Höhe der Lohnsteuer richtet sich also nach dem Einkommen, aber es gibt aber einige Kostenpunkte, die von der Steuer abgesetzt werden können. Wenn etwa Lehrer:innen einen Laptop kaufen oder Bankangestellte einen neuen Anzug, dann sind das Ausgaben, die sie für ihre Arbeit brauchen. Weil sie dieses Geld also reinvestieren, ist es von der Lohnsteuer ausgenommen.

Neben diesen Absetzbeträgen gibt es außerdem sogenannte Freibeträge, etwa den Kinderfreibetrag oder die Pendlerpauschale. Der Unterschied zwischen Absetzbeträgen und Freibeträgen liegt darin, dass Absetzbeträge direkt vom Bruttolohn abgezogen werden und dadurch die Berechnungsgrundlage senken, während Freibeträge erst nach der errechneten Lohnsteuer zu tragen kommen und den zu zahlenden Betrag senken.

Was ist der Unterschied zwischen Lohn- und Einkommenssteuer?

Der Unterschied zwischen den Steuern ergibt sich aus den unterschiedlichen Arbeitsverhältnissen. Einkommenssteuer muss laut Arbeiterkammer grundsätzlich von Selbständigen bezahlt werden und Lohnsteuer von Angestellten.

Bei der Einkommenssteuer ergibt die Differenz zwischen Betriebsausgaben- und Einnahmen die Steuergrundlage. Selbständige müssen selbst eine Steuererklärung abgeben, während die Lohnsteuer von den Arbeitgeber:innen direkt ans Finanzamt überwiesen wird. In beiden Fällen kommen Absetz- und Freibeträge zu tragen.

Wofür wird die Lohnsteuer verwendet?

Von den gesamten Steuereinnahmen Österreichs (ca. 109 Millionen Euro Steuereinnahmen 2023) macht die Lohnsteuer fast ein Drittel aus (ca. 33 Millionen Euro). Damit ist sie eine der wichtigsten Einnahmequellen des Bundes.

Von Infrastruktur über Forschungs- und Bildungseinrichtungen bis hin zur Landesverteidigung werden die Einnahmen der Lohnsteuer für die grundlegenden Funktionen des Staates verwendet.

Was ist die Kalte Progression?

Die Lohnsteuer ist in Österreich progressiv gestaltet. Je höher das Einkommen, desto höher muss ein zusätzlich verdienter Euro versteuert werden. Das ergibt progressiv ansteigende Steuerklassen.

Weil die Inflation, oder auch Teuerung, die Preise jedes Jahr in die Höhe treiben, wird auch das Einkommen im gleichen Maße angehoben, um die Kaufkraft zu erhalten. Die Steuerklassen der Lohnsteuertabelle bleiben aber gleich. Dadurch rutschen jedes Jahr mehr Menschen in eine höhere Steuerklasse und müssen einen größeren Teil ihres Einkommens abgeben. Zumindest war das bis heuer der Fall. Denn ab 2023 werden die Steuerklassen und die Absetzbeträge ebenfalls der Inflation entsprechend angepasst, sodass die Menschen nicht wegen der Teuerungsanpassung ihres Einkommens in eine höhere Steuerklasse aufsteigen.

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Wie funktioniert der Lohnsteuerausgleich und wann ist er sinnvoll?

Der Lohnsteuerausgleich, auch Arbeitnehmer:innenveranlagung oder Jahresausgleich genannt, ist die rückwirkende Neuberechnung der fälligen Lohnsteuer. Das kann zu erheblichen Rückzahlungen führen, denn die Lohnsteuer wird immer für ein ganzes Jahr berechnet.

Gibt es während des Jahres aber Schwankungen im Einkommen, etwa durch einen Jobwechsel, kann ein Lohnsteuerausgleich sinnvoll sein. Außerdem kann es auch Veränderungen bei den Freibeträgen geben. Für das Jahr 2022 kann etwa zum ersten Mal ein Teuerungsabsetzbetrag in Höhe von 500 Euro geltend gemacht werden, um die Folgen der hohen Inflation abzufedern. Dieses Jahr lohnt sich also der Lohnsteuerausgleich für fast alle Angestellten. Der Antrag kann entweder mit Finanzonline elektronisch einbracht werden oder per Post. Das Finanzamt bearbeitet die Anträge dann in der Reihenfolge ihres Einlangens.

Wie viel bekommt man beim Lohnsteuerausgleich zurück?

Grundsätzlich können alle Arbeitnehmer:innen, deren Jahreslohnzettel beim Finanzamt vorliegt, einen Lohnsteuerausgleich machen. Es ist nicht Pflicht, einen Lohnsteuerausgleich zu machen, einige Arbeitgeber:innen können das aber vorschreiben. Spätestens mit März 2024 kann der Lohnsteuerausgleich für die vergangenen fünf Jahre beantragt werden, also für alle Lohnzettel ab 2019.

Wie viel Geld man beim Lohnsteuerausgleich zurück bekommt hängt sehr von den Fluktuationen des Einkommens ab. Hat man am Stichtag der Berechnung ein sehr hohes Einkommen und wechselt dann in einen deutlich weniger lukrativen Job, so kann die Rückzahlung mehrere tausend Euro betragen. Im Durchschnitt erhalten Antragsteller:innen für das Jahr 2022 etwa 900 Euro zurück.

2023 dürfte es durch die Anhebung der Absetzbeträge, unter anderem eine höheren Familienbonus und mehr Pendlerpauschale sowie dem zusätzlichen Teuerungsabsetzbetrag zu deutlich höheren Rückzahlungen kommen.