Ali Mahlodji: Der Unternehmer, Whatchado-Gründer, Jugendbotschafter und Lebenskünstler

Die Geschichte von Ali Mahlodji liest sich wie aus einem kitschigen Hollywood-Film. Vom Flüchtlingskind zum Geschäftsführer, vom orientierungslosen Jugendlichen zum inspirierenden Lebenskünstler. Mit seinen Unternehmen versucht der 41-Jährige Gutes zu tun. Er trainiert Führungskräfte und geht auf junge Menschen zu, um die Kluft zwischen den Generationen ein Stück weit zu schließen. Ali Mahlodji hat es geschafft. Trotz eines fordernden Arbeitsalltags findet er Zeit für die Familie und erwartet im Sommer seine zweite Tochter. Ein Portrait.

von Ali Mahlodji © Bild: Elke Mayr

Steckbrief von Ali Mahlodji

  • Name: Ali Mahlodji
  • Geboren: 27. August 1981 in Teheran, Iran
  • Beruf: Geschäftsführer, Unternehmensberater und Keynote-Speaker
  • Ausbildung: Informations- und Kommunikationssysteme an der FH Technikum Wien
  • Familienstand: verheiratet
  • Kinder: eine Tochter (bald zwei)

Ali Mahlodjis Weg vom Iran nach Österreich

Eigentlich hatte Ali Mahlodji nicht die besten Startbedingungen. Geboren im Teheran der 1980er Jahre war er Kind einer politisch aktiven Familie. „Meine Eltern sind damals gegen Chomeini auf die Straße gegangen und haben gegen das Kopftuch demonstriert, wie heute. Sie wären fast verhaftet worden.“ Mit einer Schlepperbande konnte die Familie in die Türkei und schließlich nach Österreich fliehen. Ali Mahlodji wuchs zunächst im Flüchtlingsheim Traiskirchen auf, später in Simmering. „Es war echt eine scheiß Kindheit, ich habe oft gehört ‚du Brauner‘, ‚du Ausländer‘“

»Es war echt eine scheiß Kindheit, ich habe oft gehört 'du Brauner', 'du Ausländer'«

Ali Mahlodji: Weltoffenes Elternhaus und Integration

Trotz dieser schwierigen Zeit dachte Familie Mahlodji nie ans Aufgeben. „Meine Eltern sind mit dem Rücken zur Wand gestanden, aber sie haben nicht gejammert.“ Sie wollten nur das Beste für Ali Mahodji und seinen jüngeren Bruder. Weltoffenheit und Integration waren zentral. „Du musst besser Deutsch sprechen als jeder Österreicher“, sagte seine Mutter zu ihm. Zuhause wurde nur ORF geschaut.

Ali Mahlodji
© Elke Mayr „Du musst besser Deutsch sprechen als jeder Österreicher“, sagte seine Mutter zu Ali Mahlodji
»Dann habe ich die Schule hingeschmissen, hatte über 100 Kilo, es war eine Katastrophe«

Schwierige Schulzeit und rettende Informatik

Das Schulsystem und seine starren Strukturen waren für Ali Mahlodji eine große Herausforderung. Dazu kamen persönliche Schwierigkeiten. „Ich war 13 als sich meine Eltern haben scheiden lassen und da habe ich angefangen zu stottern. Dann habe ich die Schule hingeschmissen, hatte über 100 Kilo, es war eine Katastrophe.“ Auf Anraten eines engagierten Lehrers versuchte Ali Mahlodji es mit Informatik. „Ich habe die Abendschule in Informatik gemacht und war sofort Klassenbester.“ Er bekam eine Stelle bei einem IT-Unternehmen und stieg rasch zur Führungskraft auf.

Ali Mahlodji
© Elke Mayr Ali Mahlodji gründete 2011 die Berufsorientierungsplattform "whatchado"

Ali Mahlodji: Gründung von Whatchado

Obwohl es steil bergauf ging, blieb die Erinnerung an eine rigide Schulrealität. Seine Erfahrungen brachten Ali Mahlodji auf eine brillante Idee. „Die jungen Leute kommen aus der Schule raus und bis 30 sind sie komplett lost. Also habe ich Whatchado gegründet.“ Whatchado ist eine Videoplattform, auf der Unternehmen und Arbeitnehmer:innen ihren Beruf und ihre Motivationen vorstellen. Es soll jungen Menschen Orientierung und einen realistischeren Blick auf die Arbeitswelt geben. Durch Zufall lernte er bei einer Party einen ehemaligen ORF-Praktikanten kennen, der seine Idee sofort den Abendnachrichten meldete: „Ich habe das Ding am 23.06.2011 online gestellt und wir waren am selben Abend in der Zeit im Bild. Am nächsten Tag hat sich Siemens gemeldet“. Es war eine zündende Idee, Unternehmen rissen sich förmlich darum, auf seiner Webseite präsent zu sein. Und Ali Mahlodji wurde praktisch über Nacht zum CEO seiner eigenen Firma.

»Dann war ich halt Geschäftsführer, war nur noch in Meetings und hab gemerkt, das ist nicht mehr meins. «

Online-Lehrgang futureOne Heroes

Bald aber merkte der junge Unternehmer, dass dieser Weg nicht erfüllend ist. „Dann war ich halt Geschäftsführer, war nur noch in Meetings und hab gemerkt, das ist nicht mehr meins. Ich habe das eigentlich für die Kinder gemacht.“ Es war Zeit für ein neues Projekt. Mit futureOne HEROES entwickelte Ali Mahlodji einen Online-Lehrgang für junge Erwachsene, um sich in der Berufswelt zurecht zu finden und ihr Potential zu entfalten. Damit das Geschäftliche nicht wieder in den Vordergrund rückte, lautete die Devise „pay as you wish“.

Ali Mahlodji, der Mediator

Ali Mahlodji will etwas zurückgeben. Nicht alle hatten so viel Glück wie er, aber alle können etwas für sich selbst tun. „Es gibt keine Superhelden, die uns retten. Die Menschen müssen verstehen, dass sie es in der Hand haben: Selbstverantwortung, Selbst-Leadership. Und das bring ich Kindern, jungen Erwachsenen und auch Führungskräften bei.“
Ali Mahlodji ist ein Mediator. „Die größte Kunst die ich in meinem Leben gelernt hab war, mit dem Architekten genauso zu reden wie mit dem Bauarbeiter.“ Er sieht den Menschen hinter den Meinungen. Niemand ist schuld an seiner Vergangenheit und den tradierten Glaubenssätzen. Als Coach und Keynote-Speaker trainiert Ali Mahlodji Führungskräfte und vermittelt zwischen den Generationen. Er zitiert Leo Tolstoj: „Wer versteht, der verzeiht.“

Ali Mahlodji
© Elke Mayr Ali Mahlodji: „Ich hatte eine Kindheit, wo das was man heute Diversity nennt, das Normalste auf der Welt war.“

Elternhaus und Kindheit

Seinen Erfolg hat Ali Mahlodji auch seinen Eltern zu verdanken. Sie gehörten zur iranischen Bildungselite und haben ihre Kinder weltoffen und modern erzogen. „Bildung wird vererbt, das stimmt leider wirklich. Meine beiden Eltern waren Akademiker“. Religion war im Hause Mahlodji nicht mehr als ein Randthema, Menschlichkeit und Toleranz standen im Zentrum. „Ich hatte eine Kindheit, wo das was man heute Diversity nennt, das Normalste auf der Welt war.“

Ali Mahlodjis Lieblings...

  • Serie: Ted Lasso, Morning Show
  • Podcast: Gemischtes Hack
  • Zeitung: New York Times
  • Musik: Coldplay

Ali Mahlodji privat: Leben mit Ehefrau und Kind(ern)

Auch in seiner eigenen Familie versucht Ali Mahlodji ein progressiver Vater und Ehemann zu sein. „Wenn jetzt meine zweite Tochter kommt in Juni, bleibe ich zwei bis drei Monate zu Hause.“ Er teilt sich die Care-Arbeit mit seiner Frau und ist sich nicht zu schade selbst den Kinderwagen zu schieben, im Gegenteil. „Wenn ich heute auf Instagram ein Foto poste, ich mit Kinderwagen, weißt du wie viel Likes ich kriege? Meine Frau nicht! Das ist ja das Unfaire. Ich bin ein moderner Mann, keiner bejubelt sie.“

Wie Ali Mahlodji seine vielen Termine, Vorträge, die Führung eines Unternehmens und ein florierendes Familienleben unter einen Hut bringt? „Alles ist gleichzeitig möglich. Es ist halt sauschwer.“ Die Herausforderung sieht Ali Mahlodji aber als Geschenk: „Die Probleme, die ich habe, hätte ich mir früher gewünscht.“

»Die Probleme, die ich habe, hätte ich mir früher gewünscht.«

Ali Mahlodji: Schicksalsschläge und seine Lehren aus dem Leben

Wenn man mit Ali Mahlodji redet, kommt man nicht oft zu Wort. Geschichten und Ideen sprudeln nur so aus ihm heraus. Er weiß viel und man hört ihm gerne zu. Die Schule des Lebens hat aus Ali Mahlodji selbst einen Lehrer gemacht. „Alles was ich mache, ist Resultat von allem was ich selbst erlebt hab.“ Niederlagen und Schicksalsschläge haben ihn dahin gebracht, wo er heute ist. „Ich hatte in meinem Leben schon zwei Burnouts. Ich weiß, dass ich zerbrechen kann. Ich hatte schwere Depressionen und Suizidgedanken.“ Aber Ali Mahlodji ist ein Kämpfer. „Meine Mama hat zu mir gesagt: Die meisten Menschen geben viel zu früh auf.“

Literaturtipps:

Das Buch ist hier erhältlich (*)

Das Buch ist hier erhältlich (*)

Die mit Sternchen (*) gekennzeichneten Links sind sogenannte Affiliate-Links. Wenn Sie auf so einen Affiliate-Link klicken und über diesen Link einkaufen, bekommen wir von dem betreffenden Online-Shop oder Anbieter eine Provision. Für Sie verändert sich der Preis nicht.

Träume und Ziele

Heute verwirklicht Ali Mahlodji seine Ziele. „Wenn du als Jugendlicher nicht viel hast, dann hast du nur deine Träume. Ich habe mein Leben lang geträumt und ich träume heute noch. Ich habe das Träumen fast professionalisiert“. Er ist ein Vorbild für viele, denen der Zufall kein Einfamilienhaus oder ein volles Bankkonto in den Schoß gelegt hat. „Jede Person kann es schaffen, wenn sie jemanden hat, der an sie glaubt.“ Und Ali Mahlodji ist für hunderte Jugendliche dieser Jemand.

Ali Mahlodji
© Elke Mayr Ali Mahlodji: Ein Workaholic, aber daheim im "Dad-Mode".

Ali Mahlodji: Auszeit und Abschalten

Mit dem Label „workaholic“ muss Ali Mahlodji wohl leben. „Ich bin nicht gut darin mir Ausgleich zu nehmen.“ Zwar begeistert er sich für Fussball und Basketball, aber das Büro übt eine fast magische Anziehung auf ihn aus. Zumindest sorgt seine Familie für ein gesundes Gegengewicht. „Wenn ich mit meiner Tochter auf den Spielplatz gehe und sie spielt da mit ihren Freunden, und du stehst dann da in der Sonne: Das ist geschenkte Pause.“ Zuhause kann Ali Mahlodji seine CEO-Rolle ablegen: „Wenn ich nach Hause komme, habe ich ein Ritual. Ich gehe in den Dad-Mode: Ich zieh mir Schlapfen an, Jogginghose, bin einfach ich selbst und kann mich auch mal gehen lassen."