Johannes Kopf: AMS-Chef, Arbeitsmarktexperte, Fotograf und DJ

AMS-Chef Johannes Kopf gilt als einer der renommiertesten Arbeitsmarktexperten des Landes, über Parteigrenzen hinweg. Neben der Sozialpolitik hegt der „Posterboy des Arbeitsmarktservices“ eine Leidenschaft für Fotografie und legt gelegentlich als DJ „Labour MC“ auf.

von Johannes Kopf, AMS-Chef © Bild: imago images/SEPA.Media

Steckbrief Johannes Kopf

  • Name: Johannes Kopf
  • Geboren: 4. September 1973 in Wien
  • Beruf: Jurist und AMS-Chef
  • Ausbildung: Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien (Dr. jur.), Europarecht-Postgraduate-Lehrgang Donau-Uni Krems
  • Familienstand: verheiratet
  • Kinder: 3 Söhne

Johannes Kopf ist Jurist und Mitglied des Vorstands des Arbeitsmarktservice Österreich (AMS). Er gilt als einer der renommiertesten Arbeitsmarktexperten des Landes, dessen Stimme über Partei- und Sozialpartnergrenzen hinweg Gehör findet.

Johannes Kopf: Elternhaus in Döbling

Kopf wurde am 4. September 1973 geboren und wuchs mit drei älteren Schwestern in Wien-Döbling als Sohn einer Psychologin und eines Regisseurs und Drehbuchautors für Werbespots auf. Gegenüber News bezeichnete sich Kopf einst als „bürgerlicher Döblinger Bub“.

Schulzeit und Ausbildung

Während seiner Schulzeit war Kopf lange Jahre Klassensprecher. Obschon als Schüler eher mittelmäßig schloss der bürgerliche Döblinger ein Studium der Rechtswissenschaften mit Dr. jur. an der Universität Wien ab. Seine Dissertation schreib er über das Kartellrecht. An der Donau-Universität Krems absolvierte Kopf einen zweijährigen Europarecht-Postgraduate-Lehrgang. Am liebsten lernt der AMS-Chef nach eigenen Angaben in der Badewanne. Noch heute bereite er so manchen Vortrag im Schaumbad vor.

Karriere: Industriellenvereinigung (IV), Politik, AMS

Nach dem Studium wollte Kopf Anwalt werden, begrub dieses Unterfangen jedoch schleunigst, nachdem sich die Juristerei als zu fad herausstellte. Seine eigentliche berufliche Karriere begann Kopf 1999 als Referent der Industriellenvereinigung mit Schwerpunkt Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik. Gefrustet von vielen erfolgslosen Bewerbungsgesprächen nach seinem Uniabschluss sei er von Anfang an vom Thema Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik „infiziert“ gewesen, erzählte er dem Gewerkschaftsmagazin KOMPETENZ. Der gelernte Jurist blieb bis 2003 bei der Industriellenvereinigung, ehe er als Referent ins Kabinett von Wirtschafts- und Arbeitsminister Martin Bartenstein (ÖVP) wechselte. Zur selben Zeit rückte Kopf in den Verwaltungsrat des AMS vor.

Im Juni 2006 wurde er als Vorstandsmitglied des AMS bestellt. Nach seinem Antritt soll der Neo-Vorstand einen Tag pro Woche reserviert haben, um sämtliche 104 regionalen Geschäftsstellen des AMS zu besuchen. Im Juni 2019 wurde der gelernte Jurist als Nachfolger von Fons Leroy (Belgien, VDAB) zum Vorsitzenden des Netzwerks der europäischen Public Employment Services (PES-Netzwerk) gewählt. Den Posten hat er – nach seiner Wiederwahl im Juni 2021 – bis heute inne. Mit Juli 2023 soll Kopf den Posten des Vorstandsvorsitzenden des AMS übernehmen.

„Posterboy des Arbeitsmarktservices“

Kopf ist seit 2003 beim AMS beschäftigt, seit 2006 sitzt er im Vorstand. Bei seiner Ernennung war er gerade einmal 32 Jahre alt. Neben ihm steht der Co-Vorstand Herbert Buchinger (noch bis Juni 2023), der seine Führungsfunktion im AMS seit dessen Gründung 1994 ausübt. Dennoch ist Buchinger einer breiten Öffentlichkeit kaum bekannt. Während Kopf viel und gerne nach außen kommuniziert, ist Ersterer eher für Interna zuständig. Die ZEIT bezeichnete Kopf einst als den „Posterboy des Arbeitsmarktservices“, News kürte ihn zu „Österreichs obersten Arbeitsmarkterklärer“.

Johannes Kopf: Verdienst

Inoffiziellen Schätzungen zufolge verdient Kopf für seine Tätigkeit als AMS-Vorstand knapp 14.000 Euro brutto monatlich.

Johannes Kopf: Minister-Anwärter

Nicht selten wird Kopf auch für Ministerposten ins Spiel gebracht. Denn Kopf gilt nicht nur als ausgewiesener Experte seines Fachs, sondern auch als einer, der diese Expertise maßgeschneidert zu kommunizieren weiß. Im medialen, öffentlichen Diskurs hat die Stimme des Döblinger Buben Gewicht. Regelmäßig ist in prominent besetzten Diskussionsrunden zu Gast, gibt zahlreiche Interviews, hält Vorträge oder meldet sich via Gastkommentar und in den Sozialen Medien zu Wort. Johannes Kopf ist eine Art arbeitsmarktpolitisches Pendant zum Innenpolitik-Erklärbär Peter Filzmaier.

ÖVP: Nah, aber nicht ganz

Auch wenn Kopf als ÖVP-nah gilt, schreckt er vor einer öffentlichen Kritik an der Volkspartei nicht zurück. Öffentlichkeitswirksam kritisierte er die Konservativen für ihre Migrationspolitik unter Sebastian Kurz oder deren vermeintliche Versäumnisse im Bildungsbereich. ÖVP-intern macht sich Kopf damit nicht immer beliebt. Innerhalb der Volkspartei gilt er vielen als zu eigensinnig, zu wenig auf Linie, zu schwer zu steuern. Teilweise vertrete er „fast sozialdemokratische Positionen“, wie ein Schwarzer einst bemängelte.

Johannes Kopf: Geschätzt von Experten und Kollegen

Sowohl von Arbeitnehmer:innen- als auch von Arbeitgeber:innenseite gilt Kopf als geschätzter Experte und Kollege. Für seine Berufung in den Vorstand des AMS stimmten am Ende auch die Arbeitnehmer:innenvertreter:innen des Verwaltungsrats. In den Reihen der SPÖ gilt Kopf als „anständiger Schwarzer“. Auf weniger Sympathie stößt der AMS-Chef bei der FPÖ, die Abgeordnete Dagmar Belakowitsch sieht in ihm einen, der "kommunistische Umerziehungspläne" verfolge. Seine eigene politische Position bezeichnet Kopf als „wirtschaftsfreundlich“, er sei ein Verfechter der liberalen Marktwirtschaft. Nicht der Staat, sondern die Wirtschaft solle Arbeitsplätze schaffen.

Burnout und Rückkehr

Beruflich nahm Kopf im April 2020 eine fünfmonatige Auszeit. Sein Burn-Out kommunizierte er auch öffentlich. „Wir hatten in der großen Wirtschaftskrise im Jahr 2009 im AMS 600 Kurzarbeitsanträge. Und dann kam 2020, da wurde ja Mitte März die Republik zugesperrt und die Antwort war: ‚Geht zum AMS.‘ Da kamen plötzlich 120.000 Anträge. Ich habe zusammen mit meinen Kolleginnen und Kollegen Tag und Nacht gearbeitet und bin auch aufgrund meiner Persönlichkeitsstruktur so, dass ich mich persönlich verantwortlich gefühlt hab für jeden dieser Antragsteller:innen. Mich hat es dann umgehauen“, kommentierte er seine damalige Situation gegenüber Ö3.

Im September 2020 kehrte an seinen Posten zurück. „Es ist eine Krankheit, die diagnostizierbar, behandelbar ist und auch wieder weg geht. Das ist eine wichtige Botschaft, die ich jedem mitgeben kann“, so Kopf im Ö3-Interview.

Johannes Kopf privat: Familie, Fotografie, Musik

Johannes Kopf ist verheiratet und hat drei Söhne.

Kopf ist außerdem leidenschaftlicher Fotograf und veröffentlicht in unregelmäßigen Abständen Fotografien auf seine Website johanneskopf.at. Am häufigsten porträtiert er dabei historische Gebäude wie die frühere Postsparkasse, die Kreisky-Villa oder die Creditanstalt. Eines seiner Bilder wurde 2012 bei der Biennial International Exhibition in Buenos Aires ausgestellt. Für seine Fotos der Postsparkasse, einem von Otto Wagner geplanten und entworfenen Jugendstilgebäude in Wien, gewann er im Oktober 2022 den international renommierten Architecture Masterprize in der Kategorie "Historic Interior" als "Winner -Best of Best (Non Professional/Student)"

Neben dem Fotografieren hat Kopf außerdem ein Faible für Musik. Als „Labour MC“ legt er gelegentlich als DJ auf, einmal jährlich in der Wiener Kultdisko U4.