Achtsamkeit lernen: Mit Übungen den Bezug zu sich selbst wiederherstellen

Wie wir lernen können und müssen, mit Achtsamkeit den Bezug zu uns selbst und zugleich auch zu unserer Umwelt wiederherzustellen. Übungen, Trainings und Achtsamkeit im Berufsleben.

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Achtsamkeit: Frau genießt die Ruhe im Wald © Bild: iStockphoto

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Was bedeutet Achtsamkeit?

Achtsamkeit bedeutet, dass wir ganz bei unserem Tun verweilen, ohne uns ablenken zu lassen, wir bei uns selbst sind. Im Einklang mit unserem Inneren und unseren eigenen Bedürfnissen. Ohne Gedanken im Außen. Keine Mails, keine Termine, keine Stressfaktoren. In Momenten der Achtsamkeit spüren wir, wie unsere Atmung unseren Körper durchfließt. Wie sich der Bauch hebt, wenn wir einatmen und wieder senkt, wenn wir ausatmen. Wir spüren uns und unsere tiefverankerten individuellen Bedürfnisse. Was uns gut tut, was sich unser Körper in diesem Moment wünscht.

In allen Momenten der Achtsamkeit hören wir, wenn wir lernen uns selbst wieder zuzuhören, was sich unser Körper und unsere Psyche gerade wünschen. Brauchen wir eine kleine Pause? Haben wir Hunger? Wollen wir einen Spaziergang machen? All diese Bedürfnisse weilen in uns bis wir lernen diese wieder wahrzunehmen und selbstachtsam zu agieren. Nicht mehr im Außen zu leben, sondern zu uns selbst zurückzukehren. Ins Innen.

»Achtsamkeit bedeutet, dass wir ganz bei unserem Tun verweilen, ohne uns ablenken zu lassen, wir bei uns selbst sind. «

Was Achtsamkeit bewirkt

Dazu gehören auch Selbstmitgefühl, Zeit und Geduld. Alles drei sind Voraussetzungen, um uns die Möglichkeit zu geben Achtsamkeit zu erlernen. Uns selbst gegenüber, ebenso wie unserer Umwelt gegenüber. Achtsamkeit ist eine Lebenseinstellung die wir ausstrahlen. Wenn wir lernen, achtsam mit uns umzugehen, strahlen wir das automatisch auch auf andere aus. Denken Sie nur mal an Ihre letzte Yoga-Stunde. An die Atmosphäre im Raum, wenn alle bei sich selbst sind, die Atmung jedes einzelnen fließt und eine Ruhe im gemeinsamen Einklang den Raum füllt.

Wir strahlen durch unseren achtsamen Umgang mit uns gleichzeitig auch allen anderen gegenüber Wertschätzung aus. Weil Achtsamkeit auf Selbstwertschätzung beruht und diese wiederum Fremdwertschätzung freisetzt.

Warum sie wichtig ist

Stress ist der größte Feind der Achtsamkeit. Leider haben wir jedoch alle Stress. Jeden Tag, permanent. Und so vergessen wir oftmals auf uns selbst und leben nur noch für unsere Aufgaben und Pflichten. Bis wir irgendwann merken, respektive spüren, dass unser Körper uns etwas sagen möchte. Anfangs "nur" durch kleine Wehwechen, wie Rückenverspannungen, später vielleicht schon mit leichten Kopfschmerzen und irgendwann mit Schlafstörungen. Und das Ganze spitzt sich irgendwann immer mehr zu. Wir funktionieren nur noch und Grundbedürfnisse wie Entspannung, gesundes Essen, Zeit für einen selbst gehen völlig unter. Gleichzeitig werden wir selbstkritischer und zusehends ungeduldiger und zynischer. Wir streiten uns leichter, sind unzufrieden und fallen abends und am Wocheneden nur noch ausgelaugt auf die Couch.

»Wir verlieren durch zu wenig Achtsamkeit den Bezug zu uns selbst und zugleich auch schrittweise zu unserer Umwelt. «

Anstatt uns etwas Gesundes zu Kochen greifen wir zum Telefon und bestellen irgendetwas (meist ungesundes) von dem wir denken das "jetzt zu brauchen", weil wir uns sonst ja eh nichts Gutes mehr tun. Und so beginnt ein Hamsterrad aus Eintönigkeit, langweiliger Routine und ein Leben von einem Wochenende zum nächsten, welches wir aber irgendwann auch nur noch zum Schlafen nutzen.

Wir verlieren durch zu wenig Achtsamkeit den Bezug zu uns selbst und zugleich auch schrittweise zu unserer Umwelt. Beruflich ebenso wie privat.

Resilienz durch achtsamen Umgang mit sich selbst

Achtsamkeit ist zugleich auch ein enorm wichtiger Schlüssel für eine starke eigene Resilienz. Also für unsere individuellen Widerstandkräfte. Wenn wir achtsam mit uns umgehen, lernen wir, dass unser Glück und unsere Zufriedenheit nicht von äußeren Faktoren abhängen. Sondern, dass wir selbstbestimmt agieren können. Und dadurch auch in der Lage sind Grenzen zu setzen. Wir können wieder viel entspannter mit Veränderungen umgehen und herausfordernde, belastende, Dinge an uns abprallen lassen. Weil wir mit uns im Reinen sind und Gelassenheit ausstrahlen. Was wiederum positive Auswirkungen auf unsere emotionale Stabilität und Ausgeglichenheit hat. Wir haben die innere Stärke äußeren Stressfaktoren gelassen zu begegnen.

Achtsamkeit lernen – Training und Übungen

Da zu wenig Selbstachtsamkeit und Stress heute schon eine Art Volkskrankheit sind, gibt es mittlerweile zahlreiche Angebote rund um diese Themen, fast zu viele. Weil man so nicht nur den Überblick verliert, sondern zugleich auch einer gewissen Reizüberflutung unterliegt. Zwischen den ganzen Angeboten rund um Atemübungen, Meditationen, unzähligen Tipps für mehr Selbstachtsamkeit, sieht man irgendwann vor lauter Wald die Bäume nicht mehr.

Viele beginnen dann ganz euphorisch mit dem einen, oder anderen Morgenritual, scheitern dann aber zeitnah wieder an der Tatsache dafür täglich früher aufstehen zu müssen. Andere entscheiden sich für ein Abendritual möchten dann aber doch lieber noch länger vorm Fernseher liegen und hören nach ein paar Tagen wieder auf damit. Was beides insofern absolut verständlich ist da alle Rituale rund um Achtsamkeit unseren individuellen Bedürfnissen entsprechen müssen. Wenn wir also nur irgendwelche Ideen, von denen wir gerade gelesen haben, sofort ausprobieren ohne darüber nachzudenken, ob diese tatsächlich zu uns und unseren Bedürfnissen passen, werden wir gleich schnell wieder den Spaß und die Freude daran verlieren, wie wir den Entschluss gefasst haben das nun jeden Tag machen zu wollen.

» Wenn wir nur irgendwelche Ideen, von denen wir gerade gelesen haben, sofort ausprobieren ohne darüber nachzudenken, ob diese tatsächlich zu uns und unseren Bedürfnissen passen, werden wir gleich schnell wieder den Spaß und die Freude daran verlieren,«

Achtsamkeit ist nichts was man in irgendeiner Form verallgemeinern kann. Achtsamkeit ist ein höchstsensibles Gut, das individualisiert auf jeden einzelnen angepasst werden muss. Aus dem ganz einfachen Grund, weil wir alle ganz unterschiedliche Bedürfnisse haben.

Achtsamkeit üben und richtige Methode finden

Ich empfehle Ihnen sich einmal in aller Ruhe diese Fragen für sich selbst zu beantworten und dann zu überlegen, was Sie sich wünschen. Was Ihnen gut tut und wie Sie mehr Achtsamkeit in Ihr eigenes Leben bringen wollen:

  • Wann haben Sie sich das letzte Mal so richtig lebendig und gut gefühlt? Wo war das? Und was haben Sie hier genau gemacht?
  • Was könnten Sie tun um mehr solche Momente in Ihrem Leben zu etablieren? Solche Momenten kann man beispielsweise schon nach einer 10-minütigen Yoga-Einheit spüren. Oder nach einer kurzen Atemmeditation.
  • Was könnten Sie diese Woche fix in Ihren Tagesablauf einplanen um dieses Gefühl jeden Tag erleben zu dürfen?
  • Welches Ritual möchten Sie hierfür diese Woche ausprobieren? (Zum Beispiel jeden Tag in der Früh 10-20 Minuten früher aufstehen um ein paar Yoga- und Atemübungen zu machen? Eine schöne Tasse Tee trinken und dazu Ihre Lieblingsmusik hören? Sich eine gesunde Jause herrichten und mit ins Büro nehmen?)
  • Mit welchen Gedanken möchten Sie fortan jeden Morgen in den Tag starten? Wenn Sie sich vornehmen beim Aufstehen täglich für etwas dankbar zu sein, werden Sie automatisch mit einem anderen Gefühl in den Tag gehen. Selbst, wenn Sie sich nur auf die erste Tasse Kaffee freuen und diese richtig genießen, anstatt sie nur im Vorbeigehen schnell zu trinken, hat das bereits positive Auswirkungen auf Ihren gesamten restlichen Tag. Weil Sie den Tag damit beginnen bewusst etwas für sich zu tun.

Übungen für mehr Achtsamkeit im Berufsleben

Um all den Herausforderungen im Berufsleben überhaupt noch gerecht werden zu können sind regelmäßige Achtsamkeitsübungen von allergrößter Bedeutung. Machen Sie hierfür immer wieder einmal kleine Pausen – es ist im Sinne der Selbstachtsamkeit viel besser regelmäßig kurze Pausen zu machen, anstatt täglich nur ein bis zwei lange. Nutzen Sie diese kleinen Auszeiten für ein paar ganz bewusste Atemzüge.

Legen Sie hierfür Ihre Hand auf den Bauch und beobachten Sie wie sich Ihr Bauch hebt und senkt. Im Zuge einer tiefen, bewussten Atmung, entspannen Sie Ihre Psyche und zugleich auch Ihre Organe, da diese durch tiefe Atemzüge massiert werden, was auch wiederum zu einer individuellen, ganzheitlichen, Entspannung beiträgt .

Hören Sie sich in einer der Pausen auch mal eines Ihrer Lieblingslieder an. Oder richten Sie sich eine kleine gesunde Jause her. Schneiden Sie einen Apfel liebevoll in Spalten und essen dazu ein paar Nüsse. Je bewusster und achtsamer Sie essen, atmen, mit sich selbst umgehen, um so besser werden Sie sich den ganzen Tag über fühlen. Weil Sie spüren, selbstfürsorglich für sich und Ihre individuellen Bedürfnisse da zu sein.

Achtsamkeit für Kinder

Ganz besonders für Kinder ist es von allergrößter Bedeutung zu lernen, achtsam mit sich umzugehen und eigene Bedürfnisse zu spüren. Ein Lernprozess, der von Eltern liebevoll unterstützt werden kann, indem Sie es ihren Kindern auf der einen Seite vorleben und sie auf der anderen Seite dabei unterstützen zu lernen auf den eigenen Körper zu achten und zu hören. Wie fühlt es sich beispielsweise an, wenn ich Hunger habe? Was macht Stress mit meinem Körper? Warum habe ich vor manchen Dingen (wie beispielsweise Schularbeiten) Angst? Und was macht diese Angst mit mir? Wie kann ich lernen damit umzugehen?

Wenn Sie Ihre Kinder bei diesen Fragen und Emotionen begleiten und Ihnen zeigen, wie Sie damit umgehen können, prägen Sie ein hohes Maß an Selbstachtsamkeit und Resilienz zugleich.
Sie können Ihren Kindern lernen bei kurzen Atemübungen zu entspannen, mit ein paar Yogaübungen neuen Schwung in die Hausaufgaben zu bringen und mit gesundem Essen, das Sie gemeinsam kochen, für ein wohlig-warmes Gefühl im Bauch zu sorgen.