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Benkos Mann für das grobe Handelsgeschäft

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Signa - Benkos Mann für das grobe Handelsgeschäft

©2021 Franziska Krug/Getty Images
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Ernst Dieter Berninghaus war die zentrale Figur bei René Benkos kostspieligen Ausflügen in das Handelsgeschäft. Signa verlor dabei Milliarden, der umtriebige Ex-Rewe-Manager kassierte dabei Millionen.

Er war der Mann an René Benkos Seite. Ernst Dieter Berninghaus. Ein Deutscher mit Schweizer Pass, der offiziell seit 2016 von Zürich aus sämtliche Aktivitäten der Handelssparte Signa Retail steuerte. Beide verbindet viel. Viel mehr als nur der Umstand, dass sich der 58-jährige Berninghaus wie der 46-jährige Benko offiziell nicht auf einen Vorstands- oder Geschäftsführerposten setzen wollte. Lieber ließ sich Berninghaus mit einem Beratervertrag ausstatten und in eine Position hieven, von der aus sich die Steuerräder der Signa wirkungsvoll betätigen lassen sollten. Gemeinsam drehten sie jedenfalls am ganz großen Rad, wie sich anhand dieser Geschichte dokumentieren lässt.

Für den passionierten Jäger Benko, der nach den Immobilien auch den Handel ins Visier nehmen sollte, stand Handelsexperte Berninghaus Tag und Nacht Gewehr bei Fuß. Man traf sich in Benkos Villa Ansaldi am Gardasee oder im Luxus-Chalet N in Oberlech. Man flog gemeinsam mit dem Benko-Jet durch Europa. Man vermittelte den Eindruck, auch Milliardendeals problemlos stemmen zu können. Ganz egal, ob es sich um die Nobelkaufhäuser von Selfridges in London oder den Börsegang von Signa Sports United an der New York Stock Exchange handelte - Berninghaus war mittendrin statt nur dabei.

Ohne den ehemaligen Rewe-Chef wäre Benko wohl nie zu Deutschlands Kurzzeit-Kaufhauskönig aufgestiegen. Ohne den ehemaligen Migros-Manager Berninghaus wäre im intransparenten Signa-Konglomerat wohl einiges anders gekommen. Ganz anders. Zumindest dann, wenn man Benkos Berater und Millionenmann Alfred Gusenbauer Glauben schenkt, der in einem Ö1-Interview am 13. Jänner 2024 sinngemäß meinte, die sündteuren Ausflüge in den Handel hätten die Signa überhaupt erst derart in Schieflage bringen können.

Das Fantom

Berninghaus sollte für seine Dienste bei diesen Ausflügen ins Handelsgeschäft jedenfalls fürstlich entlohnt werden. Über die Schweizer Firma Aries Partners AG mit Sitz im Kanton Obwalden sollten ab dem Jahr 2016 229.166 Euro fließen. Pro Monat. Macht 2,7 Millionen Euro pro Jahr. Die Aries Partners AG wird von der Ehefrau von Dieter Berninghaus gehalten. Eine News vorliegende Dauerrechnung aus dem Jahr 2020 zeigt, dass Frau Berninghaus sowohl die monatlichen Rechnungen an die österreichische Signa Holding als auch zahlreiche weitere Verträge mit Signa-Gesellschaften unterzeichnete. Dieter Berninghaus tauchte darin nie auf. Er blieb ein Fantom im Hintergrund. Rechtlich zumindest. Und nicht nur in seiner Stellung als "Berater", sondern auch als Signa-Gesellschafter.

Berninghaus ist über eine weitere Schweizer Gesellschaft, die Aries Holding AG sowie deren Österreich-Tochter Sarpis Holding, im Verborgenen bereits 2017 an der Signa Holding beteiligt worden. News liegen mehrere geheime "Phantom-Stock"-Vereinbarungen vor. Abgeschlossen zwischen der Familie Benko Privatstiftung und der Berninghaus-Firma Sarpis, inklusive der jährlichen Gewährung einer "pauschalierten Vorabdividende" in Höhe von sechs Millionen Euro. Das Vermögen der Sarpis Holding wurde noch im Jahr 2022 mit 116 Millionen Euro beziffert. Die Berninghaus-Beteiligung an der Signa Holding war intern nur einem kleinen Zirkel rund um Benko bekannt und wurde erst durch einen Bericht im "Spiegel" im April 2023 öffentlich.

Welchen Sinn macht diese Diskretion? Was steckt hinter dieser Konstruktion? Neben möglichen steuerlichen Motiven könnte auch der Werdegang von Berninghaus eine Rolle gespielt haben. Schließlich ergibt sich im Lebenslauf ein ähnlicher Bruch wie bei Signa-Machthaber René Benko. Im Jahr 2004 musste Berninghaus Hals über Kopf seinen damaligen Vorstandssessel beim deutschen Handelsriesen Rewe räumen.

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MILLIONENPROVISIONEN. Im Jahr 2014 schloss eine Signa-Firma mit der Gesellschaft der Ehefrau von Ernst Dieter Berninghaus einen Vermittlungsvertrag. Damals war der Ex-Rewe-Vorstand noch als Handelschef bei der Schweizer Migros-Gruppe tätig. Vertrauliche Signa-Dokumente belegen, dass 2014 in Summe 3,5 Millionen an die Beratungsfirma seiner Frau flossen

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Neustart

Berninghaus war nach seinem abrupten Ende bei Rewe mit Sack und Pack in die Schweiz übersiedelt. Erst zum Schweizer Discounter Denner, später zum Migros-Genossenschaftsverbund. Dort sollte er es bis zum Handelschef der Gruppe schaffen. Dort zeichnete der Manager auch für die Migros-Tochter Globus verantwortlich, die 2020 von der Signa aufgekauft wurde. Mastermind hinter diesem Deal: Berninghaus.

Benko-Provisionen

Nun offenbaren Recherchen von News und dem Schweizer Tagesanzeiger, dass Berninghaus bereits als führender Migros-Manager für Benko und Signa im Einsatz war. Und zwar nicht erst kurz vor dem Wechsel zur Signa-Gruppe, sondern schon Jahre zuvor. Berninghaus verfügte über exzellente Kontakte zum damaligen Karstadt-Eigentümer Nicolas Berggruen. Und genau diese ließ er offenbar in Benkos Sinne auch spielen. Ein vertraulicher interner Mailverkehr aus dem Jahr 2013 dokumentiert, dass Berninghaus in die Karstadt-Übernahme federführend als Berater involviert war. Auffällig dabei: Die Kommunikation lief über den Mail-Account seines damaligen Arbeitgebers Migros.

Pausenlos Calls, permanent Meetings. Zahlose Flüge. Übernahmeobjekte wurden auserkoren und diskutiert. Schon damals brachte Berninghaus parallel dazu seine Vertrauensleute bei Benko unter. Den später bei Signa in Ungnade gefallenen Karstadt-Chef Stephan Fanderl. Die Schweizer Beratungsfirma Retail Capital Partners. Und eine Kommunikationsagentur aus Berlin. In Summe machte Benkos Signa Millionen locker.

Umsonst war all die Mühe nicht. Vorliegende Zahlungsbestätigungen belegen erstmals, dass die Schweizer Firma Aries Partners, offiziell gehalten von Frau Berninghaus, allein 2014 von einer Signa-Tochter drei Millionen Euro und von Signa Retail 550.000 Euro überwiesen bekam. Der Hintergrund dieser Zahlungen dürfte ein Vermittlungsvertrag zwischen Signa Retail und Aries Partners gewesen sein. Im Kern war Aries Partners seit 2013 damit beauftragt, die Karstadt-Anteile von Berggruen für Signa zu vermitteln. Wörtlich heißt es dort: "Auf der Seite des Auftragnehmers wird die Leistung hauptsächlich durch Dr. Ernst Dieter Berninghaus erbracht. Dr. Berninghaus stellt hierfür sein nationales und internationales Netzwerk bzw. seine persönlichen Kontakte zur Verfügung."

Weiter unten findet sich die Höhe der Provision bei erfolgreicher Vermittlung: 5,2 Millionen Euro.

Eine schöne Stange Geld für eine nebenberufliche Betätigung. Immerhin war Berninghaus zu diesem Zeitpunkt noch bei Migros in Amt und Würden. Ob diese Tätigkeit von Migros genehmigt war, bleibt noch offen. Berninghaus wollte zu all diesen Themen nicht Stellung beziehen.

Ende einer Freundschaft

Zehn Jahre später ist aus der einstmals so engen Bindung zwischen Benko und Berninghaus nicht mehr viel übrig. Für den Beobachter hat es den Anschein, als würden die beiden einander belauern. Der eine verdächtigt den anderen, nicht transparent genug über den wahren Zustand der Signa Gruppe informiert zu haben. Dabei hatte René Benko noch im April 2023 gemeinsam mit Berninghaus zu retten versucht, was am Ende nicht mehr zu retten war.

Aus einer internen Korrespondenz geht hervor, wie Benko den Vorwurf eines Vertragsbruchs in der Kreditbeziehung zwischen einer Schweizer Signa-Gesellschaft und dem Schweizer Bankhaus Julius Bär zu reparieren versuchte. Mit Hilfe von Berninghaus und dessen Frau. Hintergrund dieser Rettungsmaßnahme war wohl der massive Absturz der Signa-Sports-United- Aktie an der New Yorker Börse. Ein wahres Kursdebakel. Offenbar hatten Aktien als Sicherheit für Kredite gedient.

Übrigens: Einer der Strippenzieher hinter dem Börsegang war Dieter Berninghaus. Der Deal sollte sich zumindest für Aries Partners lohnen. Man verrechnete ein Beratungshonorar über 1,1 Millionen Franken.

Heute ist die Schweizer Berninghaus-Firma Signa-Gläubiger.

Dieser Beitrag erschien ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 3/2024.

Causa René Benko

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