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Raphaela Edelbauer: Ein Leben voll Literatur auf der Überholspur

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Raphaela Edelbauer

Raphaela Edelbauer

©Elke Mayr
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Selbstbewusst und reflektiert, darüber hinaus determiniert und sprudelnd voll beispielloser Sprachkunst: Raphaela Edelbauer ist die Literatur-Nobelpreisgewinnerin 2045 - zumindest wenn es nach ihrem Kopf geht. Der Erfolg ihrer Romane beflügelt diese Vision und bestärkt sie in der Mission, die ihr Leben prägt: Das Ausloten und Erkunden von Grenzen in den grenzenlosen Möglichkeiten, die Sprache und Kommunikation eröffnen. Und alles dabei stets mit viel sprachlichem Witz gespickt und subtilen Spitzen angereichert - versteht sich.

Steckbrief Raphaela Edelbauer

  • Name: Raphaela Edelbauer

  • Geboren am: 11. Juni 1990 in Wien

  • Ausbildung: Studium der Philosophie an der Universität Wien

  • Beruf: Schriftstellerin

  • Familienstand: liiert mit Jana Volkmann

  • Kinder: keine

Raphaela Edelbauer hatte keinen Plan B

Raphaela Edelbauer wird 1990 in Wien geboren und wächst in der niederösterreichischen Marktgemeinde Hinterbrühl auf. Als Tochter der Ethnologin Gabriele Schätzle-Edelbauer und des Philosophen Henri Harald Edelbauer werden ihr das Hinterfragen von Zuständen und Führen von Diskursen nahezu in die Wiege gelegt. Besonders ihr Vater, der unter anderem auch Physik studierte, habe die heranwachsende Edelbauer mit seinem umfangreichen Wissen in vielen Diskussionen nachhaltig inspiriert, erklärte sie im Interview mit "Deutschlandfunk Kultur".

Ich wollte also schon immer Autorin werden und habe darauf mein ganzes Leben hingesteuert
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Raphaela Edelbauer wusste schon früh, wo der Weg hingehen soll.

 © Elke Mayr

Ohne sich bewusst damit auseinanderzusetzen, steht der Berufswunsch nach dem Besuch des Sportgymnasiums in Maria Enzersdorf für Edelbauer schon früh fest, wie sie dem "Kurier" gegenüber ausführt: "Ich denke, das hat sich schon manifestiert bevor ich überhaupt schreiben konnte. Da habe ich schon Sachen auf Tonband aufgenommen. Ich wollte also schon immer Autorin werden und habe darauf mein ganzes Leben hingesteuert. Es gab nie einen Plan B." Nach der Matura (2008) beginnt Edelbauer daher zuerst zielstrebig Sprachkunst an der Universität für Angewandte Kunst in Wien, später studiert sie zudem Philosophie an der Universität Wien.

Links zu Raphaela Edelbauer:

Erste Veröffentlichungen und literarischer Durchbruch

Bereits 2009 werden Raphaela Edelbauers erste literarische Werke in Magazinen und Anthologien veröffentlicht. Sie tritt auf Literaturfestivals auf und verfasst diverse Auftragsarbeiten für die Stadt Mödling ebenso wie fürs Frauenministerium. Zudem folgt sie in die Fußstapfen ihrer Mutter und ist viele Jahre als Mitarbeiterin der Wochenzeitung "NÖN" tätig.

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Raphaela Edelbauer beim Fotoshooting mit News.at

 © Elke Mayr

Edelbauers erstes eigenes Buch erscheint 2017 unter dem Titel "Entdecker. Eine Poetik". "Meine Intention lautet, Ihre Sprachzentren zu bombardieren wie die Mauern von Jericho", kündigt Raphaela Edelbauer gleich als Einstieg in der Gebrauchsanweisung für ihr Buch an. Zentrale Auseinandersetzung ist die Tradition der Sprachkritik, die Edelbauer poetisch seziert und auf den Kopf stellt. In den darauffolgenden Jahren erscheinen drei weitere Titel, für die Edelbauer im deutschsprachigen Raum bekannt und als Erfolgsautorin gefeiert wird. Es folgen renommierte Preise wie der österreichische und der deutsche Buchpreis und der Theodor-Körner-Preis für Literatur, die Edelbauers Durchbruch und Erfolg kennzeichnen.

Edelbauers Romane: Vom Nationalsozialismus zur Künstlichen Intelligenz

"Das flüssige Land" ist Edelbauers erste Romanveröffentlichung. Sie ist seit 2019 in den Buchläden erhältlich und erzählt die Geschichte von Ruth. Nach dem Unfalltod ihrer Eltern stellt die Wiener Physikerin vor einem nahezu unlösbares Paradox. Vor dem Auge der Leser:innen beginnt sich ein Puzzle zusammenzusetzen das anhand einer Familiengeschichte Österreichs komplexe Beziehung zum Nationalsozialismus aufzurollen beginnt.

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Ihren ersten Roman hat Raphaela Edelbauer im Jahr 2019 veröffentlicht.

 © Elke Mayr

Im Interview mit "Deutschlandfunk Kultur" führt Edelbauer ihre Motivation hinter dem Roman näher aus: "Na ja, also ich glaube, dass ich das Dauerbrennerthema Nationalsozialismus noch mal von einer anderen Seite her angeschaut habe, nämlich auf der einen Seite daher, dass wir ja jetzt momentan politisch mit Sprachmustern und mit Thematiken konfrontiert werden, von denen wir geglaubt haben, dass sie eigentlich schon längst gegessen sind. Auf eine Art und Weise, die einen bemerken lässt, es ist überhaupt nicht in der Vergangenheit, sondern es wird immer wieder aufgegriffen."

"DAVE", ein Science-Fiction-Roman mit eingebauter Liebesgeschichte, der schließlich 2021 erscheint, begleitete die Autorin bereits seit Beginn ihrer Karriere. Sie habe diesen mehrfach geschrieben, Handlungsstränge verworfen und von Neuem begonnen, aber letztlich half ihr auch der Druck, einen Buchvertrag abgeschlossen zu haben, ihn zu finalisieren. Der Protagonist, ein Programmierer namens Syz, widmet sein Leben der Beantwortung der Frage: Was braucht es, um eine Maschine mit menschlichem Bewusstsein auszustatten? Für diesen Roman erhielt Edelbauer den Österreichischen Buchpreis.

"Die Inkommensurablen", der neueste Roman

"Die Inkommensurablen" ist Raphaela Edelbauers aktueller Roman, der 2023 erschienen ist. In ihm steht Wien, Zentrum der Österreichisch-Ungarischen Monarchie, Kopf. Denn es sind nur mehr wenige Stunden, dann läuft das deutsche Ultimatum ab. Edelbauer schickt drei sinnsuchende Protagonist:innen in den Vorabend des Ersten Weltkriegs - ein Trio aus dem Untergrund, das durch Edelbauers Worte zum Sprachrohr einer heute noch sehr klischeebehafteten Zeit wird. Apropos Klischee: Genau dieses zu bedienen galt es für Edelbauer tunlichst zu vermeiden, wie sie in einem Interview mit "Deutschlandfunk" betont: "Eine der größten Gefahren, wenn man ein solches Buch schreibt", so Edelbauer, "ist, dass man in so einen Sissi-Kitsch hinein kippen kann. Für mich war die Frage: Wie vermeidet man auf der einen Seite Klischees, und was kann man den Leuten jenseits touristischer Hofburg-Stereotype mitgeben? Und da habe ich mir die faszinierende Welt des Untergrunds angeschaut: Wie haben eigentlich diese buchstäblich in den Untergrund verdrängten Menschen, die die Metropole ausgespuckt hat, gelebt?"

Im Grunde interessiert mich eine Frage durchwegs, durch alle Werke hindurch, und das ist die Frage, was Sprache ist
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Was ist Sprache? Diese Frage interessiert die Autorin durchgehend.

 © Elke Mayr

So unterschiedlich Edelbauers Themenfokusse und Schauplätze sind, so haben sie doch alle eines gemeinsam: Sie wagen sich mutig an Tabuthemen heran und erforschen Grenzen des Gesagten und Getanen. Als Vorbilder für ihr literarisches Schaffen dienen Edelbauer übrigens, wie sie im Interview mit Carina Zacharias meint, Elfriede Jelinek und Franz Kafka. Ergänzend meint sie in einem "ORF-Topos"-Interview: "Im Grunde interessiert mich eine Frage durchwegs, durch alle Werke hindurch, und das ist die Frage, was Sprache ist."

Die Inkommensurablen: Roman - Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2023 | Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2023

Die Inkommensurablen: Roman - Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2023 | Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2023

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DAVE: Roman

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Das flüssige Land: Roman

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Raphaela Edelbauer privat

Neben ihrer Hingabe für Literatur und Sprache spielt in Edelbauers Leben auch eine zweite Leidenschaft eine große Rolle: der Sport. Dabei zeigt sie sich vielseitig begeisterungsfähig und deckt verschiedene Disziplinen, vom Rudern übers Laufen, hin zum Rennradfahren ab.

Seit 2020 ist Raphaela Edelbauer mit Jana Volkmann liiert. Im September 2023 tut sie auf Instagram kund: "Ohne jegliche Übertreibung die schönsten drei Jahre meines Lebens: happy anniversary, bitch meines Lebens!" Die 1983 in Kassel geborene Jana Volkmann ist ebenfalls Autorin und Journalistin.

Die preisgekrönte Raphaela Edelbauer spielt wahnsinnig gerne Zelda. Dabei verliert sie sich zwar in malerischen Landschaften - die Struktur ihre Alltags verliert sie jedoch nie. Edelbauer ist organisiert und durchstrukturiert: In ihrem Wochenplan ist die Kernarbeitszeit zum Schreiben von 9.30 bis 17.30 fixiert - "wie eine Beamtin" witzelt sie im Interview mit der "Kleinen Zeitung". Als "1-Frau-Unternehmen" trete sie neben dem Schreiben auch Lesereisen an, verbringe oft 6 Stunden im ICE, mache Abrechnungen und erledige diverse andere bürokratische Notwendigkeiten. "Davon habe ich nicht geträumt als ich 15 war" - aber es gehöre nun mal auch dazu.

Was die Autorin in ihrer Freizeit lese, darauf geht sie in einem Interview mit dem "Kurier" ein: "Derzeit habe ich aber wenig Zeit, ich lese wahrscheinlich so ein bis zwei Bücher pro Monat. Ich unterrichte auch an der Uni und lese die Texte meiner Studierenden und Kollegen. Aber so wie als Teenager, dass ich permanent Bücher verschlinge, das geht nicht mehr." Die Zeit, die nach Abzug von Sport und Korrekturtätigkeiten noch übrig bleibt, verbringt Edelbauer zum Teil auch in der "Pataphysischen Gesellschaft Wien", die sie mitgegründet hat. Bei der Pataphysik handelt es sich um die Wissenschaft der imaginären Lösungen. Sie selbst hat, wenig überraschend, auch ein literarisches Bezugssystem, wurde sie doch vom französischen Autor Alfred Jarry entworfen.

Weitere Persönlichkeiten im Porträt:

Die Zukunftsvision der Schriftstellerin

Edelbauer geht, wie in allen Bereichen ihres Lebens, strotzend voll Motivation und Ambition ihrer Zukunft entgegen. Dabei fordert sie sich in sportlicher Hinsicht selbst heraus, indem sie am Ironman im September 2024 teilnimmt.

Ich will in hundert Jahren noch gelesen werden

Auch in Punkto Literatur bleibt es spannend: Für 2025 ist ein neues Buch angekündigt. Und über allem steht letztlich ein einziger Wunsch, wie sie in einem Interview mit der "Presse" ausführt: "Ich will in hundert Jahren noch gelesen werden."

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