Der 69-jährige Kurienkardinal ist das 267. Oberhaupt der katholischen Kirche seit dem heiligen Petrus.
- Bescheiden und menschennah
- US-Amerikaner mit französisch-italienischen und spanischen Wurzeln
- Von Peru über Chicago nach Rom
- Von Papst Franziskus zum Kardinal ernannt
- Die Südamerika-Connection
- Österreich-Besuch im November 2024
- Kritik von Missbrauchsopfern
- Kein Freund von Trump und Vance
- Nach Skifahrer Johannes Paul II. jetzt Tennis-Papst
- Auf den Spuren von Papst Franziskus
Bescheiden und menschennah
Mit Robert Francis Prevost ist erstmals ein Kardinal aus den USA Papst geworden. Der 69-Jährige leitete bisher den weltweiten Augustinerorden sowie auch die Vatikanbehörde für Bischöfe, welche quasi die Personalabteilung der katholischen Weltkirche ist. In dieser Funktion war er in den vergangenen zwei Jahren zuständig für Bischofsernennungen weltweit. Laut Kathpress ist Papst Leo XIV. wie sein Vorgänger für „bescheidenen, menschennahen Stil bekannt“.
Er ist nicht nur der erste Papst aus den Vereinigten Staaten stammt, sondern auch der erste aus dem Orden der Augustiner, einem traditionsreichen katholischen Bettelorden mit mehr als 750-jähriger Geschichte. Der „Ordo Fratrum Sancti Augustini“ (OSA) geht in seiner geistlichen Ausrichtung auf den Kirchenvater Augustinus von Hippo (354-430) zurück, der eine Ordensregel verfasste, die als älteste der westlichen Kirche gilt. Die eigentliche Gründung des heutigen Ordens erfolgte 1256 durch Papst Alexander IV. mit der Bulle „Licet Ecclesiae“, in der mehrere Eremitenverbände, die bereits nach der Regel des heiligen Augustinus lebten, vereinigt wurden. Auch Martin Luther gehört einst dem Augustinerorden an.
US-Amerikaner mit französisch-italienischen und spanischen Wurzeln
Prevost wurde am 14. September 1955 in Chicago geboren, als Sohn von Louis Marius Prevost und Mildred Martínez, mit französisch-italienischen sowie spanischen Wurzeln. Er besuchte das kleine Seminar der Augustiner bis 1973, studierte anschließend Mathematik an der Villanova University, und trat gleich nach dem Abschluss 1977 dem Augustinerorden bei.
Nach seiner ersten Profess 1978 legte er 1981 die Ewige Profess ab. Er studierte Theologie am Catholic Theological Union in Chicago (Master of Divinity) und wurde 1982 in Rom durch Erzbischof Jean Jadot zum Priester geweiht. An der Päpstlichen Universität Heiliger Thomas von Aquin in Rom erwarb er das Lizentiat (1984) und das Doktorat (1987) in Kirchenrecht.

Der Vatikan: Geschichte, Verfassung, Politik (C.H.BECK Wissen)
Von Peru über Chicago nach Rom
Anschließend entsandte ihn sein Orden als Missionar nach Peru, dessen Staatsbürgerschaft er seit 2015 neben der US-amerikanischen besitzt. Dort war er zunächst 1985-1986 als Kanzler der Territorialprälatur Chulucanas tätig und leitete nach einem kurzen Zwischenaufenthalt in der USA von 1988 bis 1998 das Augustinerseminar in Trujillo. Neben der Ausbildung junger Ordensmänner war er Dozent für Kirchenrecht, Gerichtsvikar, Mitglied des Konsultorenkollegiums der Erzdiözese Trujillo und Gemeindeseelsorger.
1998 wurde Prevost zum Provinzial der Augustiner in Chicago gewählt, bevor er 2001 zum Generalprior des Ordens mit Sitz in Rom gewählt wurde. Dieses Amt übte er bis 2013 über zwei Amtszeiten aus. Danach war er wieder in den USA tätig, unter anderem als Ausbildungsleiter und Provinzvikar in Chicago.
Von Papst Franziskus zum Kardinal ernannt
2014 wurde Prevost von Papst Franziskus zum Titularbischof von Sufar und Apostolischen Administrator von Chiclayo ernannt. Die Bischofsweihe empfing er am 12. Dezember 2014. Ein Jahr später wurde er regulärer Bischof von Chiclayo. Von 2018 bis 2023 war er zweiter Vizepräsident der peruanischen Bischofskonferenz. 2020 übernahm er zusätzlich als Apostolischer Administrator die Leitung der Diözese Callao. In der peruanischen Bischofskonferenz war er Mitglied des Ständigen Rates und Präsident der Kommission für Bildung und Kultur. Er arbeitete auch im Leitungsgremium von Caritas Peru mit.
2020 wurde Prevost in die Kongregation für die Bischöfe berufen, 2023 ernannte ihn Papst Franziskus zum Präfekten des nun in „Dikasterium für die Bischöfe“ umbenannten Amtes. Im selben Jahr wurde er zum Kardinal erhoben (Titelkirche: Santa Monica degli Agostiniani), 2025 folgte die Beförderung zum Kardinalbischof von Albano.
Die Südamerika-Connection
In dem südamerikanischen Land lernte ihn Papst Franziskus kennen, der ihn in die römische Kurie holte. Prevost wurde zudem Präsident der Päpstlichen Kommission für Lateinamerika. Aufgrund seiner führenden Positionen und seiner Nähe zu Franziskus galt er bereits seit Längerem als papabile. Zumal über seine frühere Behörde auch die sogenannten Ad-limina-Besuche von Bischöfen der Weltkirche laufen, war er einer der bekanntesten Gesichter im Kardinalskollegium.
Prevost spricht neben seiner Muttersprache Englisch auch Spanisch, Italienisch, Französisch und Portugiesisch, hat auch Grundkenntnisse in Deutsch.
Österreich-Besuch im November 2024
In Österreich war der Kardinal zuletzt im vergangenen November. In Wien feierte Prevost den Festgottesdienst zum 675. Weihetag der Augustinerkirche. Sein bischöflicher Wahlspruch ist einer Predigt des Heiligen Augustinus entnommen: „nos multi in illo uno unum“ (dt.: „In diesem einen [Christus] sind wir vielen eins“).
Laut Kardinal Christoph Schönborn liebt der neue Papst Leo XIV. Österreich und Wien. „Offensichtlich hat er eine Sympathie für Österreich, für Wien und auch für seine Mitbrüder“, so Schönborn am Freitag, 9. Mai, im Rahmen einer Pressekonferenz. Der Kardinal hatte Prevost in dessen Funktion als Präfekt des Dikasteriums für die Bischöfe im Rahmen der Suche eines Nachfolgers für die Erzdiözese Wien mehrmals getroffen. „Er ist ein sehr ruhiger, sehr klarer, sehr herzlicher, aber durchaus bestimmter Mensch“, teilte der Kardinal seine Eindrücke über den studierten Kirchenrechtler und früheren Diözesanbischof in Peru. „Er ist sehr zuhörend, aufmerksam. Ich habe mich ausgesprochen willkommen gefühlt.“
Kritik von Missbrauchsopfern
Kritik am neuen Papst kommt vom internationalen „Survivors Network of those Abused by Priests“ (SNAP). In einem offenen Brief, unmittelbar nach seiner Wahl veröffentlicht, stellt SNAP einige unbequeme Fragen. „Wir waren einmal die Kinder der Kirche“, beginnt das Schreiben. „Der Täter im Priestergewand begeht zwei Verbrechen: eines am Körper – und eines an der Stimme.“ Die feierliche Inszenierung des Konklaves sei eine bittere Erinnerung daran, „dass das Wort der Überlebenden (von sexuellem Missbrauch – Anm. d. Red.) weniger zählt als das der Männer in Weiß“, heißt es weiter.
Die Kritik richtet sich nicht nur an Leo XIV, sondern auch an das Kardinalskollegium, das ihn gewählt hat. Viele von ihnen hätten Missbrauchstäter gedeckt oder seien selbst Teil eines kirchlichen Systems, das Transparenz vermeide und Verantwortliche schütze, schreibt SNAP. Die Organisation dokumentiert weltweit Hinweise auf Vertuschung unter ConclaveWatch.org und will auch unter Leo XIV die Berufungen in die Kurie weiter kritisch begleiten – insbesondere jene mit Zuständigkeit für Missbrauchsfälle.
Brisant: Auch Leo XIV, bürgerlich Robert Francis Prevost, steht wegen seines Umgangs mit Missbrauchsvorwürfen in der Kritik. Als Provinzial der Augustiner ließ er laut SNAP im Jahr 2000 einen wegen Kindesmissbrauchs beschuldigten Priester in unmittelbarer Nähe einer katholischen Volksschule wohnen. Später, als Bischof von Chiclayo (Peru), soll er trotz Anzeigen dreier Betroffener weder ordnungsgemäß ermittelt noch den Täter vom Amt suspendiert haben. SNAP hat am 25. März 2025 offiziell Beschwerde gegen ihn eingereicht – auf Basis des von Papst Franziskus erlassenen Dekrets „Vos estis lux mundi“.
In ihrem Appell an Leo XIV formulieren die Überlebenden fünf Forderungen für die ersten 100 Tage seines Pontifikats:
Eine internationale Wahrheitskommission mit voller Kooperation des Vatikans
Ein universelles kirchliches Null-Toleranz-Gesetz
Rechtlich verbindliche Transparenzabkommen
Ein Entschädigungsfonds auf Basis kirchlichen Vermögens
Einen globalen Überlebendenrat mit echter Durchsetzungskompetenz
„Sie können die Missbrauchskrise beenden“, schließt SNAP ihren offenen Brief an den neuen Papst. „Die einzige Frage ist: Wollen Sie es auch?“
Kein Freund von Trump und Vance
Leo XIV. selbst hat sich in den Monaten vor seiner Wahl zum Papst wiederum kritisch gegenüber US-Präsident Donald Trump sowie Vizepräsident JD Vance gezeigt. Auf X teilte er etwa Artikel, die sich kritisch gegenüber den beiden US-Politikern zeigten. „JD Vance irrt sich: Jesus verlangt nicht von uns, dass wir unsere Liebe für andere Menschen in eine Rangordnung bringen“, hieß es etwa in einem am 3. Februar von Prevost geteilten Kommentar, der auf einen Artikel im National Catholic Reporter verwies.
Der Vatikan bestätigte am Donnerstag, dass der X-Account echt ist und dem in Chicago geborenen ehemaligen Kardinal und neuen Papst gehört. Der von Prevost bei X geteilte Artikel kritisiert, dass Vance sich auf die katholische Lehre berief, um Washingtons massive Streichung der Auslandshilfen nach der Amtsübernahme Trumps zu rechtfertigen. Der 2019 zum Katholizismus konvertierte Vizepräsident hatte argumentiert, dass Christen zuerst ihre Familie lieben sollten, bevor sie sich um den Rest der Welt kümmern. Er berief sich dabei auf ein Zitat des Theologen und Philosophen Thomas von Aquin aus dem 12. Jahrhundert, wonach die Liebe zu anderen Menschen einer Ordnung folgen muss. Wenige Tage später nahm Prevost Bezug auf einen Artikel, in dem sich Vance zur Kritik des verstorbenen Papsts Franziskus an den Massenabschiebungen der US-Regierung geäußert hatte.
Als letzte Aktivität vor seiner Wahl zum Papst teilte der Kardinal den Beitrag eines Nutzers, der die irrtümliche Abschiebung eines Migranten nach El Salvador durch die US-Regierung kritisierte. Trump und Vance erwähnten bei ihren Glückwünschen für Prevost nach dessen Wahl zum Papst die Beiträge nicht. Vance, der Franziskus am Ostersonntag wenige Stunden vor dessen Tod kurz getroffen hatte, erklärte am Donnerstag bei X mit Blick auf den neuen Papst: „Möge Gott ihn segnen!“ Er sei sicher, dass „Millionen amerikanischer Katholiken und andere Christen für seine erfolgreiche Arbeit an der Spitze der Kirche beten werden“. Trump erklärte, es sei eine „große Ehre“ für die Vereinigten Staaten, dass der US-Kardinal „zum ersten amerikanischen Papst“ gewählt worden sei. Er freue sich darauf, den neuen Papst zu treffen. „Das wird ein sehr bedeutender Moment“, schrieb Trump in seinem Onlinedienst Truth Social.
Nach Skifahrer Johannes Paul II. jetzt Tennis-Papst
Zum ersten Mal seit den frühen Jahren von Johannes Paul II. gibt es mit Leo XIV. wieder einen Papst, der auch im fortgeschrittenen Alter gerne selbst sportlich aktiv ist. Tennis ist die Leidenschaft des 69-Jährigen.
In einem im September 2023 von seinem Augustiner-Orden veröffentlichten Interview bezeichnete sich Robert Francis Prevost zwar bescheiden als ziemlichen Amateur-Tennisspieler. Er klagte aber zugleich über mangelnde Möglichkeiten zu spielen. „Seit ich Peru verlassen habe, hatte ich nur wenige Gelegenheiten zum Üben, deshalb freue ich mich darauf, wieder auf den Platz zu gehen“, sagte er vor knapp eineinhalb Jahren, kurz nach seinem Wechsel aus Peru in den Vatikan.
Auf den Spuren von Papst Franziskus
Fazit: Den Weg seines Vorgängers in Richtung einer Kirche mit mehr Teilhabe aller Gläubigen dürfte er den Einschätzungen von Kathpress zufolge weitergehen. Franziskus hatte diesen Weg kurz vor seinem Tod nochmals verlängert, indem er eine „kirchliche Generalversammlung“ für Oktober 2028 anberaumte.
(kap/as/apa)
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