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„Konklave“: Wie realitätsnahe ist der Vatikan-Thriller zur Papst-Wahl?

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Aktualisiert
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6 min
Die Herren versammeln sich in "Konklave" zur Entscheidungsfindung

Ralph Fiennes als Kardinal Lawrence

©APA, Constantin Film, Leonine

Ein Blick auf die realistischen und unrealistischen Aspekte in Edward Bergers Thriller.

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Noch immer wird Edward Bergers „Konklave“ in den heimischen Kinos rauf und runter gespielt – hat der Vatikan-Thriller durch den Tod von Papst Franziskus und das am Mittwoch anlaufende Nachfolgeprozedere ungeahnte Aktualität erhalten. Schließlich geht es auch in „Konklave“ nach dem Tod des alten Papstes um die Wahl des Nachfolgers.

Der Film, der mittlerweile auch bereits bei den Streamingdiensten abrufbar ist, basiert auf dem gleichnamigen Roman des britischen Bestsellerautors Richard Harris, der 2016 erschien. Doch was in der Filmfiktion ist real? Und wie sehr kann man das Hollywoodwerk als Blaupause für das ab Mittwoch anstehende Konklave im Vatikan nehmen?

Stimmen die Grundvoraussetzungen im Film?

Durchaus. Harris, gelernter Journalist, hat verschiedene Bestseller mit aktuellen und historischen Bezügen geschrieben, über das alte Rom zum Beispiel oder das Münchener Abkommen 1938. Recherche kann er. Beim toten Papst sind Parallelen zu Franziskus offensichtlich.

Selbst mit dem Tod im Gästehaus Santa Marta lag Harris richtig – auch wenn das damals noch niemand wissen konnte. Auch der Ablauf eines Konklaves ist in den wesentlichen Zügen richtig geschildert. Künstlerische Freiheiten sind erlaubt.

Sieht es im Vatikan aus wie im Film?

Der Film wurde größtenteils in Rom gedreht, aber nicht an den Originalschauplätzen im Vatikan. Die Sixtinische Kapelle wurde in Roms Kinostadt Cinecittà nachgebaut. Andere Drehorte waren der Königspalast von Caserta bei Neapel oder das Museo della Civiltà Romana in Rom. Dort sehen die Kolonnaden ähnlich aus wie auf dem Petersplatz.

Auch das Gästehaus Santa Marta ist im Film nicht echt: In Wirklichkeit sind die Gänge keineswegs so düster. Und auch bei der Ausstattung der Kardinäle trugen die Kostümbildner auf. Dabei machen die Männer in Rot auch so einiges her.

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Darf der Leiter der Wahl Kontakt nach draußen aufnehmen?

Die Wahl findet unter strikter Geheimhaltung statt. Wie in Film und Buch gibt es tatsächlich Störsender, damit aus der Kapelle niemand nach draußen durchkommt und niemand nach drinnen spionieren kann. Handys, Smartphones und Laptops müssen abgegeben werden. Das gilt auch für den Leiter der Versammlung, den italienischen Kardinal Pietro Parolin – im Film ein britischer Kardinal Thomas Lawrence (Ralph Fiennes). Auch Gespräche mit seinem Sekretär, so wie das Lawrence als Dekan des Kardinalkollegiums macht, sind nach den Vorschriften „absolut verboten“. Es droht der Ausschluss aus der Kirche. Der Vollständigkeit halber: Ein Notfalltelefon gibt es.

Ein unbekannter Kardinal beim Konklave – geht das?

Nein. Das ist wohl die größte künstlerische Freiheit in Buch und Film. Die Aufnahme eines vom Papst insgeheim ernannten Kardinals ins Konklave wäre nicht erlaubt. Zwar gibt es Ernennungen „in pectore“ („in der Brust, im Herzen“) – beispielsweise, wenn ein Kardinal in seiner Heimat Verfolgung fürchten muss. Bevor dieser in Amt und Würden kommt, muss der Papst die Öffentlichkeit nicht informieren, die anderen Kardinäle aber schon. Stirbt er zuvor, gilt die Ernennung nicht. Einen solchen Fall gab es tatsächlich: Johannes Paul II. ernannte insgeheim drei Kardinäle aus China, Lettland und der Ukraine. Bevor dies in einem vierten Fall rechtskräftig wurde, starb er 2005.

Gibt es Intrigen wie im Film?

Bei der Wahl eines Papstes wird mit harten Bandagen gekämpft – so wie in der Politik oder in der Wirtschaft, wenn ein Topposten neu zu vergeben ist. Viele Kardinäle beteuern jedoch, dass die Skandale und Kontroversen in Buch und Film arg übertrieben seien. Allerdings wurden dieser Tage zum Beispiel Gerüchte gestreut, dass Kardinal Parolin – für viele der aktuelle Favorit – einen Schwächeanfall erlitten habe. Der Vatikan dementierte sofort.

Wer kann Papst werden?

Ohne das Ende von Buch und Film zu verraten: Es muss ein Mann sein. Katholisch, getauft, über 35 Jahre alt, nicht verheiratet. Aber er muss nicht aus dem Kreis der Kardinäle kommen.

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