Der Chefredakteur der Kleinen Zeitung über Medienpolitik, den ORF, Unterschiede zwischen Krone und Kleiner – und warum Podcasts „Trägerraketen für Inhalte“ sind. Ein Gespräch über Journalismus, Macht und Management.
Der ORF darf zu viel. Das sagten sie 2023 als Steirerkrone-Chefredakteur. Wie sehen Sie das als Kleine-Chefredakteur?
Seitdem sind zwei Jahre vergangen, und der ORF darf noch mehr. Sollte es in diesem Land eine Medienpolitik geben, hat sie hier versagt.
Laut Ihrer Erfahrung: Was kann die Kleine von der Krone lernen und was die Krone von der Kleinen?
Ich habe diesseits und jenseits eine Verschwiegenheitsklausel unterschrieben. Durchbreche diese nun: Beide machen einen sehr guten Job.
Sie waren auch zwei Jahre in Wien. Wie unterscheidet sich die Arbeit dort von jener in Graz?
Die Dichte an Entscheidungsträgern, mit denen man zu tun hat und die Journalismus für ihre PR missbrauchen wollen, ist in Wien größer.
Unternehmenssprecher von Andritz: Was haben Sie aus diesem Job in den Journalismus mitgenommen?
Auch im Führen eines Mediums braucht es neben fachspezifischer Expertise Managementerfahrung.
Prägungen durch den einprägsamen Ex-CEO.
Sie waren auch Radio-Chef: Was bedeuten der neue Audio-Boom bzw. Podcasts für ein Zeitungshaus?
Audio ist eine wichtige Trägerrakete für den Transport journalistischer Inhalte. An der Qualität der Podcasts müssen wir noch arbeiten.
Die Kleine hat 70.000 Digital- und 180.000 Print-Abos. Wann steht es 50:50? Und warum wäre das gut?
Als Nr. 1 in Österreich wollen wir digital weiterhin stark wachsen und Print bestmöglich verteidigen, um unser Geschäftsmodell abzusichern.
Familienbesitz Krone vs. Kleine im Eigentum des Katholischen Medien Vereins. Wie ist der Unterschied?
Es gibt keinen Unterschied. Egal, ob Dichands oder Styria Media Group, Krone und Kleine Zeitung werden privatwirtschaftlich geführt.
Sie sind 57. Was halten Sie von der politischen Forderung, im Pensionsalter weiterzuarbeiten?
Ein sinnvoller Plan. Die sich krank gehackelt haben, müssen ausgenommen werden. Ich kann mich dann also noch weitere 57 Jahre abrackern.
Oliver Pokorny, 57
Oliver Pokorny ist seit Juli Chefredakteur der Kleinen – nach der Krone die zweitgrößte Kaufzeitung Österreichs. Er hat bei der Steirerkrone begonnen, ging zur Antenne Steiermark, war Unternehmenssprecher der Andritz AG und schließlich Chefredakteur der Steirerkrone.
Dieser Beitrag ist in der News-Printausgabe Nr. 30+31/25