Der ORF-Stiftungsrat fordert mehr Unabhängigkeit vom parteipolitischen Einfluss. Warum er dem Vorsitz nicht zustimmte, wie er Transparenz stärken will, was er von Peter Westenthaler hält – und was der ORF vom ZDF lernen könne.
1. Trotz SP-Regierungsentsendung haben Sie nicht für den Vorsitz von Heinz Lederer gestimmt. Warum?
Ich habe ihn und Stellvertreter Gregor Schütze nicht gewählt, weil sie parteipolitische Freundeskreise leiten. Die braucht es nicht im ORF.
2. Wie wurde Ihre Einladung zur Sitzungsvorbesprechung abseits der Partei-Freundeskreise angenommen?
Wir, also Philipp Ginthör, Markus Boesch, Hildegard Aichberger und ich, haben positive Rückmeldungen quer durch den Stiftungsrat bekommen.
3. Wie reagieren Stiftungsrat-Kollegen, Medienbranche und Publikum auf Ihr Blog „Neues aus dem ORF“?
Er wird gelesen. Und es melden sich jene, die an konkreten, inhaltlichen Vorschlägen interessiert sind. Genau die will ich kennenlernen!
4. Die Koalition hat paktiert, dass die VP den ORF-General bestimmt. Wie werden Sie sich verhalten?
Der Stiftungsrat ist per Gesetz autonom in seiner Entscheidungsfindung. Aber zunächst ist es wichtig, überhaupt gute Bewerbungen zu kriegen.
Was die Deutschen z. B. besser machen: das Jugendangebot ‚Funk‘, die Nutzung Wikipedia-kompatibler Lizenzen bei Terra X, die Mediathek mit ARD auf Open-Source-Basis
5. Sie waren 9 Jahre ZDF-Fernseh- und Verwaltungsrat: Was machen die Deutschen besser als der ORF?
Vieles: z. B. das Jugendangebot ‚Funk‘, die Nutzung Wikipedia-kompatibler Lizenzen bei Terra X, die Mediathek mit ARD auf Open-Source-Basis.
6. Soll der ORF sich am globalen Forschungsprojekt zu öffentlich-rechtlichem Social Media beteiligen?
Unbedingt. Wobei das völlig unzeitgemäße Forenverbot in § 4f Abs. 2 Z 23 die Implementierung in ORF ON erschwert. Das muss weg.
7. Öffentlich anders offensiv als Sie wirkt Peter Westenthaler: Was halten Sie vom FP-Stiftungsrat?
🤡
8. Ihr Vater war fast 26 Jahre SP-Bürgermeister von Linz: Hilfreich oder belastend für Ihre Laufbahn?
Es war mit ein Grund, warum ich 2005 nach Berlin gegangen bin. Insofern: hilfreich, weil mich die zehn Jahre dort geprägt haben.

Steckbrief
Leonhard Dobusch
Leonhard Dobusch ist Professor für Betriebswirtschaft an der Uni Innsbruck, hat das linke Momentum Institut mitbegründet, war auf Vorschlag des Chaos Computer Clubs zuerst im ZDF-Fernsehrat und dann im -Verwaltungsrat und fungiert nun als ORF-Stiftungsrat – mit rotem Ticket.
Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 50/2025 erschienen.




