Mental Load: Psychische Belastung im Alltag

Mental Load steht für eine psychische Überlastung, die durch das Organisieren und Durchführen von alltäglichen Aufgaben entsteht. Vor allem Frauen sind häufig davon betroffen, da sie sich meistens um Kinder, Haushalt, Familie und Co. kümmern. Wie man vorbeugen kann und was gegen Mental Load hilft.

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Mental Load: Eine Frau verzweifelt aufgrund der Belastung im Alltag. © Bild: Elke Mayr

Inhaltsverzeichnis

  1. Was bedeutet Mental Load?
  2. Mental Load: Warum sind vor allem Mütter davon betroffen?
  3. Was tun bei Mental Overload?
  4. Wie kann man das dem Partner/der Partnerin erklären?
  5. Selbsttest: Wie kann man herausfinden, wie groß der Mental Load ist?
  6. Wie kann man vorbeugen?
  7. Inwieweit sind auch Männer betroffen?
  8. Wie sieht Mental Load aus, wenn keine Kinder im Spiel sind?


Was bedeutet Mental Load?

Frei übersetzt steht Mental Load für eine psychische Überlastung, die durch das Organisieren und Durchführen von alltäglichen Aufgaben entsteht. Darunter fallen sämtliche praktische Aufgaben wie das Führen eines Haushalts, die Erziehung der Kinder, das Helfen bei Hausaufgaben oder auch die Pflege von Angehörigen - alle Aufgaben, die einem von früh morgens nach dem Aufstehen bis hin zum Schlafen gehen begleiten.

Es geht grob gesagt um alles, was man täglich macht, ohne wirklich darüber nachzudenken und ohne, dass diese Tätigkeiten tatsächlich „gesehen werden“. Es sind die Pflichten des Alltags, die von vielen als „nicht der Rede wert“ abgetan und als selbstverständlich angesehen werden.

Mental Load: Warum sind vor allem Mütter davon betroffen?

Vor allem Mütter haben ein hohes Risiko, von Mental Load betroffen zu sein. Im Normalfall sind nämlich sie es, die sich um Kinder, Haushalt und Familie kümmern. Selbst, wenn es heutzutage bereits viele großartige Väter gibt, die liebevoll für ihre Kinder sorgen, einkaufen gehen und sich im Haushalt aktiv einbringen, die größte Verantwortung bleibt in der Regel dennoch bei den Müttern hängen.

Das berühmte „Immer an alles denken und immer für alle da sein-Gefühl“ ist bei Frauen meist noch viel ausgeprägter als bei Männern. Sie überblicken alles: vom Einkauf des Toilettenpapiers, über das Lernen mit den Kindern und Freunde einladen bis hin zur Organisation des Klavier- oder Reitunterrichts und zum Dasein, wenn der Nachwuchs einmal krank wird oder später Liebeskummer hat. Wenn Mütter parallel dazu dann noch arbeiten gehen, bleibt oft keine Zeit mehr für sie selbst. Sie funktionieren nur noch - Tag ein, Tag aus. Und vergessen dabei völlig auf sich selbst und darauf, dass sie auch eigene Bedürfnisse haben.

Was tun bei Mental Overload?

Durch das Gefühl permanenter Überlastung und das über einem schwebende Damoklesschwert, immer an alles denken zu müssen, kann es zu einem mentalen „Overload“ kommen. Verantwortlich dafür ist eine sogenannte unsichtbare „Denkarbeit“.

Durch die dauerhafte Anspannung und den Stress ist das Gehirn irgendwann gänzlich überladen. Hier gilt es, umgehend zu handeln und sich Unterstützung im eigenen Umfeld zu suchen. Aus so einem „Overload“ kann ansonsten eine Erschöpfungsdepression oder ein Burnout resultieren.

Leider neigen aber ganz besonders Frauen dazu, keine Hilfe von außen anzunehmen, da sie davon überzeugt sind, alles immer selbst und alleine zu schaffen. Wenn der Körper aber beginnt erste Schwächen und Erschöpfungszustände zu zeigen, ist es höchste Zeit umzudenken und auch andere Personen mit in die Verantwortung zu holen. Spätestens an dieser Stelle gilt es, zu delegieren, Aufgaben zu verteilen und diese möglichst nachhaltig abzugeben.

In der Praxis ist das aber nicht so einfach, wie es sich vielleicht liest. Trotzdem muss man sich gezielt damit auseinandersetzen wer, außer einem selbst, tägliche Arbeiten übernehmen kann. Und wenn es wirklich niemanden gibt, muss die Überlegung dahingehend abgeändert werden was tatsächlich wichtig ist und was warten kann. Kinder vom Kindergarten oder der Schule abzuholen und gemeinsam etwas zu essen, kann beispielsweise nicht warten - das Staubsaugen oder Bügeln aber sehr wohl.

Wichtig ist, zu erkennen, dass nicht alles immer gleich gemacht werden muss und definitiv nicht immer perfekt. Alles hat seine Zeit. Und wenn für etwas weniger Wichtiges einmal keine Zeit ist, dann kann man das noch immer später machen.

Wie kann man das dem Partner/der Partnerin erklären?

Viele Partnerschaften leiden unter Mental Load. Wenn der Partner/die Partnerin am Abend nach Hause kommt, ist der andere Partner/die Partnerin häufig schon völlig erschöpft und weit nicht mehr so unbeschwert und unternehmungslustig wie früher. Und das, obwohl man den ganzen Tag „ja eigentlich nicht wirklich etwas getan hat“. Solche Aussagen sind der Supergau und führen nach einem anstrengenden Tag oft zu einem Riesenkrach, der dann im Endeffekt noch die letzte verbleibende Energie kostet.

Wie man dem anderen die mentale Belastung am besten erklärt:

  • Gefühle in Worte fassen: Besonders wichtig ist es hier zu erklären, wie man sich fühlt. Das „sich überladen fühlen“ beschreiben und den Partner/die Partnerin mit in die Verantwortung holen.
  • Diplomatisch und geduldig vorgehen: Für viele Männer ist der Alltag außerhalb des Büros überhaupt nicht nachvollziehbar. Wenn es nicht über Outlook zu erkennen ist, wie viel Arbeit jemand hat, kann das so schlimm ja wohl nicht sein. Oder…? Hier gilt es, diplomatisch und geduldig vorzugehen. Vorwürfe und Streitereien nützen in diesem Fall nichts. Beschreiben Sie vielmehr, was Sie den ganzen Tag machen und beziehen Sie den anderen in Ihre Gedanken und Aufgaben mit ein.
  • Rollen einmal tauschen: Je lebhafter und authentischer Sie erzählen, was Sie alles machen und wie Sie sich dabei fühlen - an was Sie den ganzen Tag über alles denken müssen -, umso nachvollziehbarer wird es für andere. Und wenn das alles nichts nützt, tauschen Sie einmal für einen Tag die Rollen. Ein Tag reicht in der Regel schon aus, um beim anderen ein Gefühl der absoluten Überforderung auszulösen. Manchmal muss man Dinge einfach selbst erleben, um sie zu verstehen.

Literaturtipps:

Das Buch "Die Frau fürs Leben ist nicht das Mädchen für alles!: Was Eltern gewinnen, wenn sie den Mental Load teilen" von Laura Fröhlich können Sie hier erwerben.*

Der Ratgeber "Mama muss gar nichts! Gelassener und glücklicher im Alltags-Chaos – Das Mama Buch gegen Mental Load" von Hannah Stein können Sie hier erwerben.*

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Selbsttest: Wie kann man herausfinden, wie groß der Mental Load ist?

Über einen Selbsttest kann man herausfinden, wie es einem in diesem Kontext aktuell geht. Dabei geht es darum, zu klären, wie groß der individuelle Mental Load im Moment ist und ob es an der Zeit ist, (im besten Fall noch) präventiv zu handeln oder Konsequenzen zu ziehen und Aufgaben abzugeben.

Wie kann man vorbeugen?

Hier sollte man sich ein Beispiel an Balu, dem Bären, nehmen und immer wieder das Lied „Versuch’s mal mit Gemütlichkeit“ vor sich hin summen. Ob es zu einem Mental Overload kommt oder nicht, hängt nämlich sehr stark von der eigenen Persönlichkeit und zugleich der individuellen Resilienz-Fähigkeit ab.

Gefährdeter sind jene Personen, die gelernt haben, immer alles perfekt machen zu müssen, selbst stark genug zu sein, alles alleine zu bewerkstelligen und keine Fehler machen zu dürfen. Weniger gefährdet sind hingegen Personen, die gelernt haben, nicht immer perfekt sein zu müssen, auch einmal loslassen zu dürfen und sogar „Nein“ zu sagen - ganz ohne dafür von anderen durch Missachtung oder gar Liebesentzug bestraft zu werden. Zu welchen sogenannten „inneren Antreibern“ man individuell am ehesten neigt, kann man basierend auf diesem Test sehr gut erkennen und selbst analysieren: Antreiber-Test (transaktionsanalyse-online.de)

Hier noch ein paar weitere Tipps zum Vorbeugen:

  1. Vorbeugen kann man in jedem Fall, indem man sich selbst strukturiert und Tagesabläufe so skizziert, dass zwar noch immer Platz für unerwartete Dinge ist, man aber einen guten Grundüberblick erhält. Am besten wird alles in schriftlicher Form festgehalten. So hat man direkt vor Augen, was man tatsächlich selbst erledigen muss und was jemand anderes übernehmen könnte.
  2. Suchen Sie sich regelmäßig jemanden zum Reden. Oftmals hilft ein Perspektivenwechsel von außen, um die Dinge wieder klarer und lösungsorientierter zu sehen.
  3. Sagen Sie zudem immer wieder einmal „Nein“ und lernen Sie, eigene Grenzen zu setzen und einzuhalten.
  4. Achten Sie darauf, regelmäßig Zeit für sich zu haben - nur für sich! Es reichen schon 10 Minuten am Tag, die aber ausschließlich und ausnahmslos NUR Ihnen gehören.
  5. Erinnern Sie Ihre Umgebung daran, wie wichtig und wertschätzend Höflichkeiten wie ein kleines „Bitte und Danke“ sind.

Inwieweit sind auch Männer betroffen?

Männer können durchaus von Mental Load oder Overload betroffen sein. In der Regel sind Frauen allerdings häufiger betroffen. Das liegt vordergründig daran, dass Frauen schon sehr früh lernen, für Fürsorge und das Wohlbefinden anderer zuständig zu sein. Während Buben im Kindergarten noch mit Eisenbahn und Autos spielen, neigen Mädchen häufig bereits dazu, Puppenmama zu spielen und für andere zu sorgen. So bleibt das später bis zu einem gewissen Grad.

Der Großteil der Frauen neigt dazu, sich immer um alles zu kümmern, immer alles unter einen Hut zu bringen und darauf zu achten, dass es allen gut geht.

Laut einer Studie von Elite Partner aus dem Jahr 2021 wartet jeder vierte Mann im eigenen Zuhause auf Anweisungen seitens der Frau, um sich aktiv in den Haushalt einzubringen. Leider neigen Frauen aber dazu, alles lieber selber zu machen, bevor sie etwas delegieren und erst einmal erklären müssen, was in welcher Form erledigt werden sollte. Deshalb liegt hier eines der größten Lernfelder für Männer und Frauen. Männer sollten versuchen, sich proaktiver einzubringen und nicht erst auf „Anweisungen“ zu warten. Und Frauen sollten die Hilfe aktiv einfordern und nicht lieber alles selbst machen, bevor sie um Unterstützung bitten.

Wie sieht Mental Load aus, wenn keine Kinder im Spiel sind?

Diese Form der psychischen Überlastung kann auch Personen ohne Kinder passieren. Nur ist der Mental Load dann meist nicht so groß wie mit Kindern. Aber selbst ohne Kinder übernehmen Frauen gerne die Verantwortung dafür, dass zu Hause alles in Ordnung und gemütlich ist. Sie kümmern sich neben ihrer Arbeit um den vollen Kühlschrank, frische Wäsche, eine schön dekorierte Wohnung und das Geburtstagsgeschenk für die Schwiegermutter, etc.. Hier können ebenfalls die sogenannten „unsichtbaren“ Aufgaben dauerhaft belasten.