Lobmeyr-Geschäftsführer Andreas Rath: Von der Bank in die Lusterwerkstätte

Andreas Rath beantwortet den News.at-Fragebogen, der Einblick in das Leben der EntscheidungsträgerInnen und Persönlichkeiten des Landes geben soll.

von 10 Fragen an ... - Lobmeyr-Geschäftsführer Andreas Rath: Von der Bank in die Lusterwerkstätte © Bild: Katharina Gossow für Lobmeyr

Was hat Sie zu dem gemacht, der/die Sie heute sind? Individuelle Erfahrungen, einschneidende Erlebnisse, prägende Menschen haben Einfluss auf unser Leben. Die Antwort dürfte demnach vielschichtig ausfallen. News.at hat EntscheidungsträgerInnen und Persönlichkeiten des Landes gebeten, dieser Frage nachzugehen.

Andreas Rath führt zusammen mit seinen Cousins Leonid und Johannes Rath das 1823 gegründete Familienunternehmen J. & L. Lobmeyr, das als einer der weltweit bedeutendsten Hersteller von Glas gilt. Zeitgleich mit seinem Eintritt in den elterlichen Betrieb 1984 widmete sich Andreas Rath dem Studium der Betriebswirtschaftslehre an der WU Wien, welchem er aber schließlich die handwerkliche Ausbildung zum Lustergürtler vorzog. In die Geschäftsführung trat Andreas Rath im Jahr 2000 ein, wobei er für eigene Geschäfte, Finanzen und Controlling verantwortlich zeichnet.

© Lobmeyr

Dieses Buch hat mich inspiriert ...
"The Arcanum" von Janet Gleeson, das die Geschichte der Nacherfindung des Porzellans für Europa spannender erzählt als jeder Kriminalroman. Ebenso spannend ist die Geschichte unseres Materials Glas, bis die Kenntnisse von Mesopotamien endlich nach Venedig kamen und sich dann über Tirol in Europa verbreiteten. Es zeigt, wie wenig selbstverständlich es war und ist, jene Kultur zu schaffen, die wir heute genießen.

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Diese Reise hat mich geprägt ...
Nach der Matura nahm mich mein Vater auf eine Reise in die USA mit. In New York trafen wir mit unseren damaligen Vertretern zusammen. Da erlebte ich zum ersten Mal die internationale Strahlkraft unseres Unternehmens. Jeder kannte dort die "starburst chandeliers" die unser Großvater für die Met gefertigt hat.

Das hat mir mein Elternhaus mitgegeben ...
Zuhören zu können, ohne mich gleich in den Vordergrund zu drängen, und mich für die Menschen zu interessieren, die mich umgeben. Die Fähigkeit zur Aufmerksamkeit hilft mir heute sehr in Gesprächen mit unseren Kunden.

Diese Person hat mich inspiriert/inspiriert mich ...
Alfred Brendel, der wunderbare Pianist, Lehrer und Autor, weil er sein Metier mit allen Sinnen und scharfem Verstand durchdringt. Für mich ein Vorbild eines gelungenen Lebens, wenn Geist und Emotion an den Aufgaben wachsen.

»Vorbild eines gelungenen Lebens, wenn Geist und Emotion an den Aufgaben wachsen«

Die größte Leidenschaft meines Lebens ist ...
... der Austausch mit anderen Menschen, vor allem die Erlebnisse mit meiner Frau und meiner Tochter, die mir viel Halt und Kraft geben. Und zum Glück habe ich einen Beruf, der mich mit den unterschiedlichsten Persönlichkeiten zusammenbringt, mit wunderbaren Kunden aus aller Welt, unseren Designern, den europäischen Manufakturkollegen ...

Die meiste Zeit verbringe ich mit ...
... unseren tollen Mitarbeitern im Geschäft und in den Werkstätten. Ich bewundere oft, wie sie den Geist von Lobmeyr mittragen, und freue mich, wenn wir gemeinsam die Schätze in unserem Unternehmen bearbeiten. Diese Fülle an bedeutenden Formschöpfungen und das handwerkliche Können sind heute schon einzigartig.

Diese Entscheidung hat die Weichen für meine berufliche Zukunft gestellt ...
Als ich in der Controllingabteilung der größten österreichischen Bank gejobbt habe und ein fixes Stellenangebot zugunsten der Gürtlerlehre in unserer Lusterwerkstätte abgelehnt habe, war der Weg klar. Wahrscheinlich wäre ich ohnehin nach einigen Jahren in der Bank in unser Unternehmen zurückgekehrt, weil ich die Lebendigkeit und Vielfalt vermisst hätte.

Geld ist für mich ... ein Mittel, das beruflich wie privat Möglichkeiten schafft. Es erlaubt uns, kreativ zu bleiben, mit den besten internationalen Designern zu arbeiten. Privat ermöglicht es mir und meiner Familie, Schönes zu erleben wie gerade eben drei unvergessliche Vorstellungen bei den Salzburger Festspielen.

Zeit ist für mich ... um ehrlich zu sein: Eine Plage, weil man immer zu wenig davon hat.

Macht bedeutet für mich ... Dinge möglich machen zu können, sei es die Herstellung unserer schönen Produkte oder das Öffnen von Räumen, in denen einander Menschen begegnen können.

Aus diesem Fehler habe ich am meisten gelernt ...
Dieses eine Highlight kommt mir nicht in den Sinn, denn wir machen so viele Dinge, die wir noch nie zuvor gemacht haben, sodass ständig Fehler passieren, aus denen wir lernen.

Daran habe ich gemerkt, dass ich meinen Platz in der Berufswelt gefunden habe ...
Heute ist mir klar, dass unser Modell des familiengeführten Unternehmens ein Erfolgsmodell ist. Früher habe ich manchmal die Manager in unserer Branche bewundert, wenn sie Unternehmen in kurzer Zeit in eine völlig neue Richtung gelenkt haben. Aber langfristig hatten wir dann doch mehr Erfolg, weil wir die DNA von Lobmeyr verinnerlicht haben und daraus meist die richtigen Entscheidungen treffen.

Jungen Menschen, die UnternehmerIn werden möchten, gebe ich diese 3 Tipps mit ...
"Zeichne mit dem Zeichenstift und rechne mit dem Rechenstift", sagte unser Urgroßvater Stefan Rath. Was bei uns bedeutet, dass ein Entwurf, eine Idee in bester Qualität umgesetzt werden soll. Für junge Unternehmer könnte man sagen, dass die Begeisterung für das eigene Tun das Unternehmen nährt, und dann gibt es ein zweites Blatt, auf dem die Zahlen stehen. Suchen Sie den Austausch mit Menschen, die für Sie wichtig sind, und hinterfragen Sie Ihre Pläne.