Langlaufen: Die schönsten Loipen in Österreich

Langlaufen wird immer populärer - auch bei jüngeren Menschen. Diese gesunde und preisgünstige Alternative zum Alpinskifahren eignet sich hervorragend zum Abschalten vom Alltag - speziell in einer ruhigen Gegend wie am Achensee, in Galtür oder in der urigen Oststeiermark. Anfängern empfiehlt sich unbedingt ein Kurs zum Erlernen der Basics.

von Langlaufen © Bild: Achensee Tourismus

Tirol ist sportlich gesehen gemeinhin für alpines Skifahren auf fein präparierten Abfahrten und ausgelassene Hüttengaudi inmitten einer beeindruckenden Bergkulisse bekannt - eine Zuschreibung, die insgesamt freilich zu kurz greift. Die Freuden des Winters können noch viel besser abseits voller Pisten erlebt werden - in einer Umgebung, in der überdrehtes Après-Ski keine Rolle spielt. Dafür umso mehr Entspannung, Ausgeglichenheit, innere Ruhe und Abschalten vom Stress des beruflichen Alltags. Und das alles idealerweise in Kombination von körperlicher Bewegung und der Stille einer weitgehend unberührten Natur.

»Früher hatte Langlaufen das Image, nur etwas für ältere Menschen zu sein oder für jene, die nicht wirklich Skifahren können«

News hat sich deshalb im heiligen Land auf Spurensuche nach einem sanfteren Wintererlebnis begeben und den Versuch unternommen, eine nordische Sportart zu erlernen, die dafür perfekt geeignet und immer mehr im Kommen ist - das Langlaufen. Ursprünglich aus Skandinavien stammend, wird es hierzulande auch bei jüngeren Menschen zunehmend populär, wie Langlauftrainer Detlef Leickert von der Skischule Leithner in Pertisau am Achensee erklärt: "Früher hatte Langlaufen das Image, nur etwas für ältere Menschen zu sein oder für jene, die nicht wirklich Skifahren können. Mittlerweile hat sich das völlig geändert. Heute ist es auch bei Jüngeren angesagt. Das merkt man an den Teilnehmerzahlen an unseren Kursen, die in den letzten Jahren stark zugenommen haben." Leickert, auch geprüfter Bergwanderführer, ist selbst vom normalen Laufen zum Langlaufen gekommen und weiß um die Vorzüge dieses gesunden Ausdauersports: Beim Langlaufen wird nicht nur Kondition aufgebaut, es werden zudem nahezu alle Muskelgruppen beansprucht und Endorphine ausgeschüttet, die ein Wohlgefühl auslösen. Voilà.

Langlaufen
© Achensee Tourismus Am Tiroler Achensee, der Wiege des professionellen Langlaufunterrichts, gibt es rund 220 Kilometer Loipen - sowohl klassische als auch für Skater

Nötige Grundkenntnisse

Um diesen Zustand zu erreichen, sollte man jedoch eine gewisse Grundtechnik beherrschen: Denn wer bislang noch nie auf Langlaufskiern gestanden ist oder vielleicht als Alpinskifahrer damit nur ein bisschen herumprobiert hat, tut gut daran, erstmals einen Kurs zu besuchen. Sonst macht das Langlaufen womöglich mehr Mühe als Spaß. Meist reichen schon ein bis zwei Stunden, damit man mit den wichtigsten Basics vertraut ist und weiß, worauf es beim Langlaufen ankommt. Zumindest was das herkömmliche - allgemein als klassisch bezeichnete - Gleiten betrifft. Beim Skaten, der sportlicheren und anstrengenderen Variante, bei der Bewegungserfahrung vom Inlineskaten oder Eislaufen hilfreich ist, braucht es schon etwas länger. Und den klassischen Stil sollte man da schon intus haben.

Auf der Suche nach dem passenden Skigebiet? Hier ein paar Inspirationen:
Pitztaler Gletscher
Turracher Höhe
Lech am Arlberg
Hochwurzen
Wildschönau

Doch was lernt man eigentlich in einem Langlaufkurs? Komplette Anfänger erstmals den richtigen Einstieg in die Langlaufbindung, das Halten der Skistöcke und das ausbalancierte Stehen auf den schmalen Latten. Körperhaltung und Finden des Schwerpunkts sind entscheidend, damit es einen nicht auf den Allerwertesten haut, was durchaus schmerzhaft sein kann. In der Folge stehen der Einstieg in die Loipe, Spurenwechsel und Loipenausstieg auf dem Programm - und natürlich auch das Bremsen. Entscheidend für möglichst kraftsparendes Gleiten sind richtige Körperhaltung sowie Diagonalschritt- und Doppelschubtechnik. Die lernt man ebenso wie das gefahrlose Bergabfahren und das Aufsteigen.

Langlaufen
© Tirol Werbung/Stolle Frank Die Loipe von Galtür auf die Bielerhöhe hinauf ist tatsächlich außergewöhnlich. Hier kann man die imposante Gebirgswelt auf sich wirken lassen

Zahlreiche Loipen am Achensee

Wer diese Basics einigermaßen beherrscht, kann sich schon ans Üben machen und locker den einen nach dem anderen Loipenkilometer abspulen, ohne sich zu überanstrengen. Am Achensee, wo Gustav Leithner in den 1970ern den Grundstein zur offiziell anerkannten Langlauflehrerausbildung in Österreich legte, gibt es reichlich Gelegenheit dazu: 220 Kilometer Loipen unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade stehen zur Verfügung - von einer entspannten Tour am Ufer des Achensees bei Maurach bis zu anspruchsvolleren Abschnitten in den Karwendeltälern des gleichnamigen Naturparks. Und am Westufer, in Pertisau, gibt es ein eigenes Übungsareal für Anfänger und sogar eine Hundeloipe.

Langlaufen
© Achensee-Tourismus Wem es am Achensee nach Abwechslung ist, dem empfiehlt sich eine Schneeschuhwanderung durch den Naturpark Karwendel

Auch weiter westlich in Tirol, im Paznaun, bieten sich Langläufern attraktive Loipen inmitten einer eindrucksvollen Gebirgslandschaft. Am Talende im Luftkurort Galtür und nur unweit vom Après-Ski-Mekka Ischgl entfernt wird es besonders stimmig - vor allem wenn es Richtung Bielerhöhe geht. Entweder durch das idyllische Kleinvermunt auf Langlaufskiern oder für weniger Geübte mit dem Ratrak hinauf bis auf 2.032 Meter Seehöhe zum Berggasthof Biz Puin. Dort geht es auf einer Höhenloipe rund um den Silvretta Stausee - auch hier in Begleitung lokaler Langlauflehrer, die diesmal besonderes Augenmerk auf das Aufwärmen vor dem Sport legen. 73 Loipenkilometer in einer Höhenlage zwischen 1.377 und rund 2.000 Metern Seehöhe gibt es in Galtür - und wer will, kann auf seinen Latten bis nach Ischgl und retour fahren. Die Loipennutzung ist in Galtür im Gegensatz zu vielen anderen Gebieten übrigens kostenlos.

Urige Oststeiermark

Zurück Richtung Osten, wo es im steirischen Almen- und Joglland zwar nicht so hoch, aber umso uriger ist. Und ebenso gut zum Langlaufen wie in den bisher genannten Gebieten, auch wenn das Loipennetz vielleicht nicht ganz so lang ist. Auf der Jogllandloipe in St. Jakob im Walde sind es 40 Kilometer, die je zur Hälfte für klassisches Gleiten und fürs Skaten gespurt sind. Hier, jenseits des Wechsels und nur eineinhalb Stunden von Wien entfernt, hat Wolfgang Orthofer in mehr als zwei Jahrzehnten auf 1.200 Metern Seehöhe ein Langlaufzentrum samt Schule, Verleih, Shop und Biathlon-Trainingsstand aufgebaut, das längst überregional bekannt ist. Das war aber nicht immer so: "Am Anfang wurden wir von den offiziellen Stellen nicht ernst genommen. Erst als wir für ein wichtiges Rennen in Admont eingesprungen sind, weil es sonst nirgendwo Schnee gab, hat sich das langsam geändert", so Orthofer, der mit seiner Frau Margret auch eine Gasthof-Pension für Tagesgäste und Langlaufurlauber betreibt. Übrigens genau dort, wo einst das Habsburger-Jagdhaus stand, in dem sich Kaiserin Zita und Kaiser Karl kennen und lieben gelernt haben.

»Anfangs wurden wir von den offiziellen Stellen nicht ernst genommen«

2001 hat Orthofer auf der Joglland-Loipe mit technischer Beschneiung begonnen; 2015 in Zusammenarbeit mit dem Schneelabor Davos mit Snowfarming. Seither startet der Langlaufbetrieb immer Anfang Dezember. Auch hier ist News in Begleitung einer Langlauflehrerin unterwegs, die zuerst auf dem großzügigen Übungsgelände weitere gute Tipps für das geschmeidige Gleiten, den optimalen Doppelstockeinsatz und die richtige Abfahrtshocke gibt, bevor es auf einen vier Kilometer langen Rundkurs mit leichten Anstiegen, erholsamen Abfahrten und schönen Panoramaausblicken geht. Zurück am Ausgangspunkt wird noch ein Stopp am Biathlonstand eingelegt - eine Kombinationssportart aus Langlaufen und Schießen, die sich ebenfalls zunehmender Beliebtheit erfreut und die nicht allzu oft ausprobiert werden kann.

Langlaufen
© Gasthof Orthofer/Bernhard Bergmann Die Loipen im Joglland auf 1.200 Metern Seehöhe bieten zwischendurch immer wieder einen schönen Panoramablick. So wird Langlaufen zum Genusssport

Wildromantisch und irgendwie wie aus der Zeit gefallen ist auch die Atmosphäre auf der Teichalm - geografisch gelegen im Dreieck zwischen Bruck/Mur, Graz und Weiz. Alte Holzhäuser und Hütten, sanfte Kuppen und ausgedehnte Wälder im größten zusammenhängenden Niedrigalmengebiet Europas geben die perfekte Umgebung für einen Winteraufenthalt wie anno dazumal ab. Chilliges Langlaufen auf insgesamt 27 Loipenkilometern in 1.200 Metern Seehöhe inklusive - gemütlich die Hochmoor-Loipe rund um den Teichalmsee, anspruchsvoller die Bärenschütz-Strecke in Richtung Schüsserlbrunn und länger, die sonnige Sommeralm-Loipe bis zur Holdahütt'n. Verleih und Skischule gibt es ebenfalls - und somit alles, was es für einen gelungenen Tag auf Langlauf-Skiern braucht.

Pferdeschlitten
© M. Rauchenberger Auf der Teichalm kann man nicht nur Langlaufen, Winterwandern oder Skifahren, sondern auch eine Pferdeschlittenfahrt unternehmen

Tipps fürs Rundherum

Sport und Genuss. Wer beim Langlaufen Kondition tankt und Kalorien verbrennt, darf sich danach ruhig auch etwas gönnen - sowohl was die Unterkunft als auch die Verpflegung betrifft. Wem gehobene Küche, gediegenes Ambiente und umfangreiches Spa-Angebot in einer ausgesprochen großen Wellnesslandschaft samt zweier Außenpools und mehrerer Ruhebereiche wichtig sind, für den ist das an der Dorfloipe in Pertisau gelegene Vier-Sterne-Hotel Wagnerhof genau richtig. Soll es hingegen abgelegener und etwas einfacher sein, dem sei der Berggasthof Biz Puin auf der Bielerhöhe bei Galtür ans Herz gelegt. Die Hausmannskost dort auf 2.000 Meter Seehöhe schmeckt hervorragend: Nonas Käsespätzle sind knusprig überbacken und der Kaiserschmarren flauming wie sonst kaum wo.

Langlaufen
© Günter Fritz Training auf der Joglland-Loipe

Einen kulinarischen Hochgenuss bietet auch der Almenlandwirt Haider im oststeirischen Nechnitz. Der Hausherr hat sich auf Dry-aged Beef aus der eigenen Biolandschaft spezialisiert, das in verschiedenen Variationen mit allerlei schmackhaften Saucen und Beilagen aufgetischt wird. Fünf Gästezimmer gibt es auch noch. 49 Zimmer hat dagegen das rund fünf Kilometer entfernte, in Faldnitz am Fuße der Teichalm gelegene Vital Hotel Styria. Das Vier-Sterne-Haus mit gepflegter Kulinarik wartet mit einem großzügigen Wellness-Bereich samt Meerwasser-Pool, Salzgrotte und einem wohlfeilen Preis-Leistungsverhältnis auf. Die Gasthof-Pension Orthofer in St. Jakob im Walde, direkt an der Joglland-Loipe, wiederum ist etwas für Menschen, die Ruhe und Abgeschiedenheit wollen.

Der Beitrag erschien ursprünglich im News 7/2023.