Ab wann ist Eisenmangel gefährlich und was hilft?

Fühlen Sie sich ständig müde und ausgepowert? Ein Eisenmangel könnte die Ursache sein. Wie es zu einem solchen kommt, auf welche Weise er sich äußert und wie gefährlich er ist, erklärt Prof. Harald Zeisler von der Universitätsklinik für Frauenheilkunde der MedUni Wien.

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Woran erkenne ich einen Eisenmangel?

Da wäre zum Beispiel die Müdigkeit. "Wenn ich selbst nach sieben, acht Stunden Schlaf nicht das Gefühl habe, ausgeschlafen zu sein", veranschaulicht Zeisler. Hinzu kommt eine Beeinträchtigung der Konzentrations- und der Leistungsfähigkeit. Weitere Symptome können Haarverlust sowie brüchige Fingernägel sein. Liegt eine Eisenmangelanämie vor, können auch Herz-Kreislaufbeschwerden und Atemnot auftreten - selbst dann, wenn sich der Betroffene nicht anstrengt. "Vor allem Müdigkeit und Antriebslosigkeit können aber auch andere Ursachen haben", merkt Zeisler an. So etwa eine Schilddrüsen- oder eine psychische Erkrankung. Ob der Energielosigkeit ein Eisenmangel zugrunde liegt, ließe sich durch eine Blutuntersuchung leicht feststellen.

Wie entsteht ein Eisenmangel?

Eisenmangel ist in erster Linie ein Frauenleiden. Das liegt daran, dass der weibliche Körper mit der Regelblutung jede Menge Eisen verliert. "Ist die Blutung sehr stark, wird mehr Eisen verloren, als über die Nahrung wieder zugeführt werden kann", erklärt Zeisler. Schwangere wiederum können deshalb schnell in einen Mangel geraten, weil auch das heranwachsende Kind gut versorgt sein will. "Besonders im letzten Schwangerschaftsdrittel erhöht sich der Bedarf dramatisch". Weitere Ursachen können gastrointestinale Probleme sein, mit denen ein Blutverlust einhergeht. "Im Grunde tragen alle chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, die zu einer verminderten Eisenaufnahme führen, zu einem Mangel bei."

Wofür braucht der Körper Eisen?

Eisen ist ein wichtiger Bestandteil des Hämoglobins. Nehmen wir zu wenig Eisen zu uns, so kann auch nicht ausreichend Hämoglobin gebildet werden. Hämoglobin wiederum ist wichtig für den Transport von Sauerstoff und Kohlenstoffdioxid im Blut. Mit anderen Worten: Hämoglobin nimmt Sauerstoff aus der Atemluft auf, transportiert ihn über den Blutkreislauf in den gesamten Körper, um ihn schließlich an die Zellen abzugeben. Ist das geschehen, nimmt es das Kohlenstoffdioxid auf und sorgt dafür, dass es ausgeatmet wird. Ohne Eisen also nicht ausreichend Hämoglobin. Und ohne Hämoglobin keine angemessene Versorgung mit Sauerstoff.

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Ab wann spricht man von einem Eisenmangel?

Laut Definition der Weltgesundheitsorganisation besteht ein Eisenmangel dann, wenn der Ferritin-Wert im Blut unter 15 Mikrogramm/Liter liegt. Wenn sowohl das Ferritin als auch das Hämoglobin ihren Grenzwert unterschreiten, spricht man von einer Eisenmangelanämie. Die untere Grenze für das Hämoglobin ist bei 12 Gramm/Deziliter angesetzt. Für Schwangere gelten allerdings andere Grenzwerte. So empfiehlt die Österreichische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe einen Mindestwert von 30 Mikrogramm/Liter für Ferritin. Das Hämoglobin wiederum sollte im ersten und im letzten Schwangerschaftsdrittel nicht weniger als 11 Gramm/Deziliter betragen. Im zweiten Schwangerschaftsdrittel sollte der Wert 10,5 Gramm/Deziliter nicht unterschreiten.

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Was versteht man unter Eisenmangelanämie?

Kommt es aufgrund des Eisenmangels zu einer Störung der Produktion des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin, spricht man von einer Eisenmangelanämie. Betroffene fühlen sich müde und energielos, leiden unter Kopfschmerzen und brüchigen Nägeln. Zudem haben sie oft eine blasse Gesichtsfarbe. Ursache des Leidens sind in erster Linie Mangelernährung und Blutungen. Zu einer Eisenmangelanämie kann es aber auch dann kommen, wenn die Aufnahme jener Stoffe, die die Eisenaufnahme fördern, zu gering ist beziehungsweise die jener, die die Eisenaufnahme hemmen, zu groß ist. Als Förderstoff gilt etwa Vitamin C. Als Hemmstoff Milchprodukte, Eier und Kaffee.

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Was tut man bei Eisenmangel?

Ein Bluttest gibt Aufschluss darüber, ob ein Eisenmangel vorliegt. Ist das der Fall, muss man substituieren. "Diverse Nahrungsergänzungsmittel enthalten meist Eisen. Das ist mitunter aber zu wenig", so Zeisler. Prinzipiell sei die Angebotspalette recht groß, reicht sie doch von Kapseln über Tabletten bis hin zu Säften. "Das Problem ist allerdings, dass nur ein geringer Teil, nämlich 10 Prozent, des oral verabreichten Eisens über den Darm aufgenommen werden kann." Zudem können Nebenwirkungen wie Übelkeit und Magen-Darm-Beschwerden auftreten. "Daher werden diese Produkte nicht besonders gern genommen", weiß Zeisler. Alternativ könne Eisen auch intravenös verabreicht werden.

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Wie nimmt man Eisentabletten richtig ein?

Bestimmte Lebensmittel, wie Milchprodukte, Eier und Kaffee, hemmen die Eisenaufnahme. Andere wiederum fördern sie. So zum Beispiel Vitamin C. Daher empfiehlt es sich, Eisentabletten oder -kapseln zusammen mit einem Glas Orangensaft einzunehmen. Wohingegen man auf den Genuss von einem Glas Milch oder einer Tasse Kaffee unmittelbar vor und nach der Einnahme des Präparats verzichten sollte.

Eisenhaltige Lebensmittel: Welche gibt es?

Bei einem gesunden, nicht schwangeren Menschen, der sich ausgewogen ernährt, tritt für gewöhnlich kein Eisenmangel auf. "Unser Körper scheidet nur wenig Eisen aus. Und die Menge, die ausgeschieden wird, kann man über das Essen wieder zu sich nehmen", erklärt Zeisler. Zu den Lebensmitteln, die besonders viel Eisen enthalten, zählen rotes Fleisch und grüne Hülsenfrüchte. Auch Leber ist reich an Eisen.

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Eisenhaltige Lebensmittel auf einen Blick

  • Leber
  • Blutwurst
  • Weizenkleie
  • Hirseflocken
  • Haferflocken
  • Kürbiskerne
  • Pinienkerne
  • Sesam
  • Hülsenfrüchte
  • Leinsamen
  • Quinoa
  • Pistazien
  • Eidotter
  • Eierschwammerl

Wie gefährlich ist ein Eisenmangel?

Ein Eisenmangel ist für Nicht-Schwangere zwar nicht lebensbedrohlich, könne die Lebensqualität allerdings massiv mindern. "Man ist müde, will nichts unternehmen und hat keinen Spaß an den Dingen, die einem sonst Freude bereiten", erläutert Zeisler. "Der Leidensdruck ist wahnsinnig groß." Wirklich gefährlich kann der Eisenmangel in der Schwangerschaft werden - und zwar für das ungeborene Kind. "Es kann zu Wachstumsstörungen, einer Einschränkung der kognitiven Entwicklung und sogar einer Frühgeburt kommen", mahnt der Frauenspezialist. Die Gefahr ist hier demnach nicht zu unterschätzen.

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Univ.-Prof. Harald Zeisler von der Universitätsklinik für Frauenheilkunde an der Medizinischen Universität Wien ist Spezialist für Risikoschwangerschaften und Risikogeburten, Eisenmangel sowie Akupunktur in der Frauenheilkunde.

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