Folsäure: So macht sich ein Folsäuremangel bemerkbar

Wofür braucht unser Körper Folsäure? Warum ist sie gerade in der Schwangerschaft so wichtig? Und was passiert bei einem Mangel? Der Ernährungsmediziner Prof. Cem Ekmekcioglu beantwortet die wichtigsten Fragen.

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Gesundheit - Folsäure: So macht sich ein Folsäuremangel bemerkbar © Bild: iStockphoto.com

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Eines gleich mal vorweg: Wenn wir von Folsäure sprechen, meinen wir möglicherweise Folat. Der Unterschied: "Das, was man über Nahrungsergänzungsmittel supplementiert, ist die Folsäure", erklärt Prof. Cem Ekmekcioglu von der MedUni Wien. Die in Lebensmitteln natürlich vorkommende Folsäure hingegen nennt man Folat.

Wofür braucht unser Körper Folsäure?

Folsäure bzw. Folat, auch Vitamin B9, Vitamin M oder - seltener - Vitamin B11 genannt, gehört der Gruppe der allesamt wasserlöslichen B-Vitamine an. Es ist wichtig für die Zellteilung und -neubildung, allen voran für die Bildung der roten Blutkörperchen. Es ist an der DNA-Synthese wie auch an zahlreichen Stoffwechselprozessen beteiligt. So wie Vitamin B12 sorgt auch das Folat bzw. die Folsäure dafür, dass Homocystein abgebaut wird. Dabei handelt es sich um ein Stoffwechselprodukt, das das Risiko für Herzkreislauferkrankungen erhöht.

Worin ist Folsäure enthalten?

Da der menschliche Organismus Folat nicht selbst herstellen kann, muss es über die Nahrung zugeführt werden. Folat ist in erster Linie in Weizenkeimen, Hülsenfrüchten sowie in Kalbs- und Geflügelleber vorhanden. Auch dunkelgrünes Blattgemüse wie Spinat, Vogerlsalat und Grünkohl, Petersilie, Gartenkresse, Eigelb und Sonnenblumenkerne sind reich an besagtem Vitamin. Da Folat hitzeempfindlich ist, sollte man die entsprechenden Lebensmittel nicht allzu lange kochen. Ansonsten geht der wertvolle Inhaltsstoff verloren.

© iStockphoto.com Hülsenfrüchte und grünes Blattgemüse sind reich an Folat

Wie kommt es zu einem Folsäuremangel?

Ein hoher Homocysteinspiegel könnte auf eine suboptimale Versorgung hinweisen. Wobei hier nicht gleich ein Mangel vorliegen muss, nehmen wir Folat für gewöhnlich doch über zahlreiche Lebensmittel auf. Sehr wohl zu einem Mangel führen können allerdings schwere Magen-Darm-Erkrankungen. Sie verhindern, dass das Folat aus der Nahrung im Dünndarm richtig aufgenommen werden kann. Dasselbe gilt für Zöliakie. Auch Alkoholismus kann einen schweren Mangel bedingen. Der Alkohol kann sowohl die Nährstoffaufnahme im Darm als auch die Nährstoffzufuhr über die Nahrung beeinträchtigen. "Mit dem Alkohol führt man dem Körper sehr viel Energie zu, sodass man unter Umständen weniger isst oder sich einseitig ernährt", erklärt der Experte.

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Was passiert bei einem Mangel?

Wie bereits eingangs erwähnt, braucht unser Körper Folat bzw. Folsäure, um Homocystein abzubauen. Findet der Abbau nicht in ausreichendem Maße statt, so steigt das Risiko für Herzkreislauferkrankungen. Zudem steht ein hoher Homocysteinspiegel im Verdacht, das Risiko für kognitive Beeinträchtigungen wie zum Beispiel Konzentrationsstörungen bis hin zu Demenzerkrankungen - wenn auch nur geringfügig - zu erhöhen. Wobei das Ursache-Wirkungs-Prinzip hier noch nicht vollends geklärt ist. Sprich: Man weiß nicht, ob der erhöhte Homocysteinspiegel Ursache oder Folge der Demenzerkrankung ist. Was man allerdings weiß, ist, dass es bei einem Folatmangel zu einer Anämie, also einer Blutarmut, kommen kann.

Warum Folsäure in der Schwangerschaft nehmen?

Besonders schwerwiegend sind die möglichen Folgen eines Folatmangels in der Schwangerschaft. "Folsäure sollte vor allem im ersten Drittel der Schwangerschaft supplementiert werden, idealerweise aber auch schon davor" sagt Ekmekcioglu und ergänzt: "Sobald man am Basteln ist." Je früher also, desto besser. Auf diese Weise könne man nämlich das Risiko für den sogenannten "offenen Rücken", im Fachjargon Neuralrohrdefekt, beim Kind reduzieren. Dabei handelt es sich um eine schwere Fehlbildung, die sowohl die Wirbelsäule als auch Teile des Gehirns, der Hirnhäute, der darüber liegenden Schädelknochen und der Haut betreffen kann. Die Einnahme entsprechender Nahrungsergänzungsmittel bietet "eine gewisse Schutzwirkung", wenngleich der Verzicht nicht zwingend zu besagter Fehlbildung führt.

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Kann man Folsäure auch überdosieren?

Die obere tolerable Zufuhrgrenze von Folsäure liegt bei einem Milligramm pro Tag und sollte über längere Zeit hinweg überschritten werden. "Außer es liegt ein manifester Mangel vor", ergänzt der Mediziner. Um einen solchen auszugleichen, ist eine höhere Dosierung über einen längeren Zeitraum hinweg notwendig. Ansonsten sollte die Obergrenze aber eingehalten werden. Schon allein deshalb, weil ein Überschuss an Folsäure einen etwaigen Vitamin-B12-Mangel verschleiern kann, der wiederum zu einer Schädigung des Nervensystems führen kann.

© MedUni Wien/Matern

Ao Univ.-Prof. Dr. Cem Ekmekcioglu ist Facharzt für Physiologie, Ernährungsmediziner und mehrfacher Buchautor. Er lehrt und forscht als außerordentlicher Universitätsprofessor am Zentrum für Public Health an der Medizinischen Universität in Wien.

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