Vitamin B12: Wie sich ein Mangel auswirkt

"Ein schwerer Mangel an Vitamin B12 hat meist drastische Folgen", sagt Prof. Cem Ekmekcioglu von der MedUni Wien. Um welche es sich dabei handelt und wer besonders gefährdet ist, erklärt er im Gespräch mit News.at.

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Vitamin B12 ist u.a. in Fisch, Eiern, Milch und Milchprodukten vorhanden. © Bild: Elke Mayr
© MedUni Wien/Matern Ao Univ.-Prof. Dr. Cem Ekmekcioglu ist Facharzt für Physiologie, Ernährungsmediziner und mehrfacher Buchautor. Er lehrt und forscht als außerordentlicher Universitätsprofessor am Zentrum für Public Health an der Medizinischen Universität in Wien.

Inhaltsverzeichnis

  1. Wofür braucht unser Körper Vitamin B12?
  2. In welchem Lebensmittel steckt Vitamin B12?
  3. Was verursacht einen Mangel von Vitamin B12?
  4. Welche Symptome gibt es bei einem Mangel?
  5. Wie wird der Vitamin-B12-Spiegel gemessen?
  6. Kann man Vitamin B12 auch überdosieren?

Wofür braucht unser Körper Vitamin B12?

Vitamin B12, auch Cobalamin genannt, ist sowohl für die Zellteilung und -differenzierung als auch für die Blutbildung, genauer gesagt für die Bildung und Reifung roter Blutkörperchen, wichtig. Es ist an der DNA-Synthese sowie an diversen Stoffwechselprozessen beteiligt. So sorgt es beispielsweise dafür, dass Homocystein, ein Stoffwechselprodukt, das das Risiko für Herzkreislauferkrankungen erhöht, abgebaut wird. Schließlich brauchen wir Vitamin B12 auch, damit unser Nervensystem funktionieren kann.

In welchem Lebensmittel steckt Vitamin B12?

Vitamin B12 kommt fast ausschließlich in tierischen Lebensmitteln, allen voran in Leber, Fisch, Fleisch, Eiern, Milch und Milchprodukten, vor. Wer komplett auf solche verzichtet, sprich sich vegan ernährt, muss Vitamin B12 künstlich zuführen. Nur so kann einem Mangel vorgebeugt werden. Diese Empfehlung gilt übrigens auch für Personen, die sich ovo-lakto-vegetarisch ernähren, also auf Fleisch und Fleischprodukte, nicht aber auf Eier, Milch und Milchprodukte verzichten. "Wenn man das länger macht, sollte man zumindest einmal den Vitamin-B12-Status kontrollieren lassen", da es auch hier zu einem Mangel kommen könne.

Was verursacht einen Mangel von Vitamin B12?

Die Leber kann Vitamin B12 in Mengen speichern, die für Monate, wenn nicht sogar für Jahre ausreichen. Aus diesem Grund äußern sich Mangelerscheinungen meist schleichend, und das vor allem im Alter. Wobei ein Mangel bei Älteren nicht primär auf deren Ernährungsweise zurückzuführen ist. Viel mehr spielen hier Veränderungen im Magendarmtrakt eine Rolle. Um ins Blut aufgenommen werden zu können, muss sich Vitamin B12 an den sogenannten Intrinsischen Faktor binden. Dieser wird im Magen produziert. Kommt es nun zu einem Abbau der Magenschleimhaut, so leidet darunter nicht nur die Freisetzung von Vitamin B12 aus der Nahrung, sondern auch die Produktion des Intrinsischen Faktors und mit ihr die Aufnahme des Vitamins ins Blut.

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Der bekannteste Grund für die verminderte Produktion des Intrinsischen Faktors ist eine langjährige Gastritis, welche nicht zwingend mit starken Symptomen einhergehen muss. Da die Aufnahme von Vitamin B12 über den Magendarmtrakt nun ohnehin schon eingeschränkt funktioniert, muss man in diesem Fall eine Verabreichung per Injektionen in Betracht ziehen, bis sich der Spiegel wieder normalisiert hat. Das eben geschilderte Problem tritt übrigens nicht nur in Zusammenhang mit Vitamin B12 zutage. "Schwere Störungen im Magendarmtrakt können dazu führen, dass man von einigen Nährstoffen zu wenig aufnimmt, sodass es teilweise zu gravierenden Mangelerscheinungen kommen kann", warnt Ekmekcioglu.

© iStockphoto.com

Ein weiterer Grund für einen Mangel an Vitamin B12 kann Alkoholismus sein. Dieser kann die Nährstoffaufnahme im Darm ebenso wie die Nährstoffzufuhr über die Nahrung beeinträchtigen. "Mit dem Alkohol führt man dem Körper sehr viel Energie zu, sodass man unter Umständen weniger isst oder sich einseitig ernährt", erklärt der Experte. Darüber hinaus beeinträchtigt ein hoher Alkoholkonsum den Stoffwechsel. Um das mehr oder weniger reibungslose Funktionieren desselben gewährleisten zu können, steigt der Bedarf an B-Vitaminen, von denen, wie vorhin geschildert, der Betroffene ohnehin meist schon zu wenig zu sich nimmt.

Welche Symptome gibt es bei einem Mangel?

Grundsätzlich müsse man, so Ekmekcioglu, zwischen einem leichten und einem schweren Mangel unterscheiden. Ein leichter Mangel äußert sich in recht unspezifischen Symptomen wie Müdigkeit, Leistungs- oder Konzentrationsschwäche sowie einer leichten depressiven Verstimmung. All diese Symptome können auch mit einer Blutarmut, im Fachjargon Anämie genannt, einhergehen. Diese tritt jedoch nur als Folge eines schweren Vitamin-B12-Mangels auf. In dem Fall kann es auch zu Hautveränderungen wie zum Beispiel Rissen in den Mundwinkeln kommen.

Neben dem Blutsystem kann sich ein schwerer Mangel auch im Nervensystem bemerkbar machen. Es kann zu Empfindungsstörungen wie einem Kältegefühl und Kribbeln in Händen und Füßen - Ekmekcioglu spricht vom sogenannten Ameisenlaufen - bis hin zu Gangstörungen kommen. Auch psychische Veränderungen sind möglich. Diese äußern sich am ehesten in Form einer Depression. "Ein schwerer Mangel hat meist drastische Folgen - sowohl für das Blut- als auch für das Nervensystem."

»Ein schwerer Mangel hat meist drastische Folgen«

Und dann wäre da noch die Sache mit dem Homocystein. Wie eingangs erwähnt, handelt es sich dabei um ein Stoffwechselprodukt, das das Risiko für Herzkreislauferkrankungen erhöht. Zudem steht es im Verdacht, mitverantwortlich für kognitive Einschränkungen - bis hin zu Demenz - zu sein. Wobei bis dato nicht geklärt ist, ob ein erhöhter Homocysteinspiegel das Risiko für Demenzerkrankungen steigert oder aber ob im Falle von Demenz der Homocysteinspiegel steigt. So oder so ist klar: Homocystein muss abgebaut werden. Und dafür braucht der Körper Vitamin B12. "Gerade im Alter sollte daher auf eine gute Versorgung geachtet oder zumindest regelmäßig der Status bestimmt werden", betont der Mediziner.

Wie wird der Vitamin-B12-Spiegel gemessen?

Der Status von Vitamin B12 kann auf zweierlei Weise bestimmt werden: Entweder direkt, indem man seine Konzentration im Plasma misst, oder indirekt über sogenannte funktionelle Parameter. Ein solcher Parameter kann zum Beispiel der Homocysteinspiegel sein. Ist dieser erhöht, so besteht der Verdacht, dass ein Vitamin-B12-Mangel vorliegt. Dasselbe gilt für die Methylmalonsäure. Auch hier deutet ein erhöhter Spiegel auf einen Mangel des Vitamins hin. In beiden Fällen muss in einem weiteren Schritt der Vitamin-B12-Spiegel im Blut bestimmt werden, womit wir wieder bei der direkten Methode wären.

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Kann man Vitamin B12 auch überdosieren?

Bei einigen, vor allem den fettlöslichen Vitaminen kann es zu einer Überdosierung kommen. Um eine solche zu vermeiden, publizieren renommierte Ernährungsgesellschaften in regelmäßigen Abständen Obergrenzen für deren jeweilige Gesamtzufuhr. Sofern kein medizinischer Mangel vorliegt, sollten diese nicht überschritten werden, da sonst das Risiko für Nebenwirkungen steigt. Für Vitamin B12 werden keine Obergrenzen definiert. "Vitamin B12 gehört zu den sicheren Vitaminen", erklärt Ekmekcioglu. Normal dosiert könne es zu keiner Überdosierung kommen. Nichtsdestotrotz dürfe man auch hier nicht unkritisch supplementieren. Was im Übrigen für jeden Mikronährstoff gilt.

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