Die Ermittlungen gegen René Benko und weitere Beschuldigte laufen derzeit auf Hochtouren. Nun liegt der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) ein weiterer Abschlussbericht der Kriminalisten vor. Wieder geht es um ein vermeintliches Geldkarussell. News kennt die Hintergründe.
Erneut steht eine Benko-Villa im Fokus. Diesmal allerdings ein Anwesen von eher bescheidenem Ausmaß. Für René Benkos Verhältnisse, wohlgemerkt. Wieder hat es eine verdächtige Finanztransaktion aus dem Reich des Finanzjongleurs geschafft, die Aufmerksamkeit der Ermittler zu erregen. Schritt für Schritt tragen Kriminalisten der Soko Signa nun die Hintergründe zum Objekt auf der Hungerburg zusammen.
Bis zum Umzug nach Innsbruck-Igls diente diese Liegenschaft auf der Hungerburg als Familien-Villa der Benkos in der Tiroler Hauptstadt. Später lebte dort bis ins Jahr 2023, mit Blick über das Inntal, Benkos langjähriger Vertrauter und Trauzeuge Markus M. Der dortige Weinkeller war – ein durchaus bemerkenswertes Kuriosum – von einer Benko-Gesellschaft an die Signa Holding vermietet worden.
2.000 Euro Miete für einen Weinkeller
Laut einem vorliegenden Mietvertrag wurden dafür ab 2010 bis 2021 rund 2.000 Euro fällig – pro Monat. Nur für einen Weinkeller. Als Mietzweck war vertraglich festgelegt: „Der Mietgegenstand darf nur für Repräsentationszwecke (Veranstaltungen, Einladungen von Geschäftskunden etc.) verwendet werden.“ Inzwischen soll Benkos Familie wieder in der Villa wohnen; er selbst muss bekanntlich mit der Justizvollzugsanstalt Wien-Josefstadt Vorlieb nehmen.
Nun heißt es in einem Abschlussbericht des Bundeskriminalamts (BK), der News und der Krone vorliegt: „Der Beschuldigte Rene Benko ist verdächtig, Bestandteile seines Vermögens beiseitegeschafft oder sonst sein Vermögen wirklich oder zum Schein verringert zu haben. Dadurch könnte er als Schuldner den Befriedigungsfonds für mehrere Gläubiger vereitelt oder geschmälert haben.“
Der sogenannte Befriedigungsfonds umfasst die Gesamtheit der Mittel, aus denen Gläubiger im Falle eines Insolvenzverfahrens bedient werden. Die Ermittler vermuten, dass Benkos Vorgehen zur Folge gehabt haben könnte, dass diesen Gläubigern weniger Mittel zur Verfügung standen.
Die unbewohnbare Villa
Im Zentrum der Ermittlungen steht eine ungewöhnlich hohe Mietvorauszahlung: Am 6. Oktober 2023, wenige Wochen vor dem Konkurs-Domino in der Signa-Gruppe, überwies Benko 360.000 Euro an die RB Immobilienverwaltungs GmbH & Co KG, Eigentümerin der Villa auf der Hungerburg in Innsbruck. Zusätzlich zahlte er mindestens 175.175,96 Euro für Betriebskosten, Einrichtung und Ausstattung.
Brisant: Die Villa war laut Ermittlern nach einem Hangrutsch und einem dadurch verursachten Wasserschaden über Monate unbewohnbar. Die Kriminalisten halten fest: „Somit bleibt die Frage, weshalb eine Mietvorauszahlung sowie die Bezahlung der Betriebskosten just in jenen Monaten vorgenommen wurden, in welchen offenbar das Wohnhaus ohnehin nicht bewohnbar gewesen ist.“
Geldkarussell
Besonders auffällig sind laut Ermittlern die damit verbundenen Geldflüsse. Am 5. Oktober 2023 erhielt Benko 500.000 Euro von der Laura Privatstiftung. Bereits aGmbH & Co KG. Kurz darauf flossen 340.000 Euro weiter: erneut an die RB Immobilienverwaltungs GmbH. Und von dort gingen wiederum 300.000 Euro zurück an die Laura Privatstiftung.
Im Bericht heißt es dazu: „Der dargestellte Transaktionsverlauf legt nahe, dass ein Großteil der Mietvorauszahlung letztendlich wieder in die Laura Privatstiftung zurückgeflossen ist.“




Blick über Innsbruck: Selbst der Weinkeller der Benko-Villa auf der Hungerburg, in dem die Familie jahrelang residierte, wurde an die Signa Holding vermietet.
Zahlungen aus dem Familienkreis
Auch Benkos Familie rückt zunehmend ins Visier der Ermittlungen. Zwischen Ende 2023 und Anfang 2024 zahlten Mutter Ingeborg und Ehefrau Nathalie rund 255.000 Euro für Möbel, technische Anlagen und Renovierungen. Auffällig ist insbesondere eine Zahlung Ingeborg Benkos vom November 2023: Sie überwies ihrem Sohn 1,5 Millionen Euro, deklariert als „Darlehen“. Kurze Zeit später zahlte Benko 300.000 Euro zurück – diese Rückzahlung erscheint im Vermögensverzeichnis allerdings als „Rückführung Schenkung“.
Dazu kommen zwei nicht unterzeichnete Kreditverträge zwischen René Benko und der Laura Privatstiftung vom 27. Januar 2023: über Beträge von 2,5 sowie fünf Millionen Euro.
Insolvenzverwalter klagt
Auch René Benkos Innsbrucker Insolvenzverwalter Andreas Grabenweger nimmt im Rahmen der voranschreitenden Ermittlungen Stellung. Er wirft Benko vor, die Einrichtung der Villa in seinem Vermögensverzeichnis nicht oder nur unvollständig angegeben zu haben. Stattdessen habe Benko erklärt, das Inventar sei „überwiegend von Dritten“ bezahlt worden.
Die Ermittler merken an: Ein Rückforderungsanspruch gegenüber seiner Mutter Ingeborg Benko hätte dennoch angegeben werden müssen. Wörtlich heißt es: Benko hätte einen „Rückforderungsanspruch gegenüber Ingeborg Benko […] in sein Vermögensverzeichnis mit aufnehmen müssen“.
Der Insolvenzverwalter hat mittlerweile Klage eingereicht. Er fordert die Rückzahlung der 360.000 Euro Mietvorauszahlung. René Benko weist die Vorwürfe weiterhin zurück.
- René Benko: Ermittler nehmen neues Geldkarussell unter die Lupe
- Signa-Pleite: Gläubiger fordern 11,7 Milliarden Euro – Insolvenzverwalter kündigt Klagen an
- René Benko: Es gibt rund um die Signa-Pleite eine neue Beschuldigte
- Sebastian Kurz und René Benko: Das geheime Immobiliengeschäft des Ex-Kanzlers
- René Benko: Hausdurchsuchungen rund um die Signa-Pleite in Wien und Innsbruck
- „Phantom“ Ingeborg Benko: René Benkos Mutter und Strohfrau
- „Lieber Jens“: So intervenierte René Benko bei einem deutschen Minister
- Karin Fuhrmann: René Benkos Steuerfrau
- Scheidung, Geheimvilla, Millionendarlehen: Turbulenzen im Hause Benko
- Benko und Gusenbauer: Der Ex-Kanzler als Großmeister im Kleinreden
- Benko und Haselsteiner: Ziemlich beste Feinde
- Benko: Baldige Anklage beim Geldkarussell?
Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 23/25 erschienen.