Wie der Bauunternehmer und Kulturmäzen seinen Glauben an René Benko verlor – und ihm trotzdem wieder die Hand reichen sollte. Im Sommer 2024. Im Tiroler Festspielort Erl.
Über viele Jahre galt Hans Peter Haselsteiner als einer der wichtigsten Partner von René Benko – finanziell tief in die Signa-Struktur eingebunden und öffentlich ein Unterstützer von Benkos Vision. Auch gegenüber Medien gab er sich gerne als Verteidiger Benkos und dessen Geschäftsmodells – selbst, als die Fragen nach Struktur, Risiken und Einfluss längst drängender wurden. Beizeiten auch im Tandem mit seinem Stiftungsvorstand Alfred Gusenbauer. Bereits 2013 war er über seine Familienstiftung bei der Signa Gruppe eingestiegen. Das sollte sich auch lange bezahlt machen. Alleine 2021 flossen laut News-Recherchen noch Dividenden in Höhe von 25,25 Millionen Euro an seine Familienprivatstiftung. Und noch im Sommer 2023 sagte Haselsteiners Stiftungsvorstand weiteres Kapital in Höhe von über 50 Millionen Euro für die Signa Holding zu.
ZIB2-Auftritt
Doch mit dem Kollaps der Signa Holding und ihren Flaggschiffen Signa Prime und Development im November und Dezember 2023 kippte wohl das Bild – und Haselsteiner vollzog im Jänner 2024 einen bemerkenswert deutlichen Schwenk. Am 8. Jänner 2024 war Haselsteiner in der „ZIB 2“ im ORF bei Armin Wolf zu Gast. Und dort erklärte er:
„Ich habe einem Geschäftsmodell vertraut, das hoch risikoreich war. Das war ein sehr schmerzhafter Fehler.“
Die Kritik zielte dabei nicht nur auf das Konstrukt der Signa selbst, sondern vor allem auf die Rolle ihres Masterminds.
„René Benko hat eine aktive Gesellschafterrolle gespielt. Er hat in das Management sehr wohl eingegriffen. Er hat die Zügel in der Hand gehabt. Er hat seine Geschäftsführer angewiesen.“ Eben deshalb sei Benko auch „verantwortlich wie ein Geschäftsführer. Da sollte er sich hinstellen und sagen: ,Jawohl, ich trage diese Verantwortung mit‘“.
Investiert ohne Überblick
Trotz seiner millionenschweren Beteiligung an der Signa beklagte Haselsteiner laut Recherchen von News erst im Spätherbst 2023 – also Jahre nach seinem Einstieg –, er habe aufgrund fehlender Transparenz kein klares Bild über die tatsächlichen Beteiligungsverhältnisse René Benkos an der Signa Holding gehabt. Erst im Zuge des Zusammenbruchs wurde ihm das ganze Ausmaß der strukturellen Intransparenz deutlich – und damit auch, wie begrenzt Kontrolle und Einblick selbst für zentrale Investoren gewesen waren.
Treffen in Erl
Im Juli 2024 trafen sich Hans Peter Haselsteiner und René Benko an zwei Freitagen – dem 6. und 26. Juli – beim Wirt in Erl. Benko reiste wie gewohnt mit Bodyguard an, Haselsteiner kam allein. Die beiden saßen bei angenehmen Temperaturen im schattigen Gastgarten, tranken Spritzer und unterhielten sich über längere Zeit hinweg. Es war warm, trocken, windstill – ein ruhiger Tiroler Hochsommertag.
Die Stimmung soll laut News- und Krone-Recherchen entspannt und vertraut gewirkt haben. Es soll keine Anzeichen von Spannung oder Konfrontation gegeben haben. Haselsteiner wirkte angeblich eher gelassen, jedenfalls nicht angriffig – obwohl man sich nach einem öffentlichen Bruch wie jenem im Jänner und einem Verlust von Hunderten Millionen Euro durchaus auch anders hätte verhalten können. Umso bemerkenswerter dürfte das Setting auf Außenstehende gewirkt habe.
Und ebenso bemerkenswerter ist nicht nur das Treffen an sich, sondern auch der Ort: Erl, der für Haselsteiner eine besondere persönliche Bedeutung hat. Hier gründete er die Tiroler Festspiele, prägte sie über Jahrzehnte, machte den Ort zu einem kulturellen Fixpunkt. Erl steht für Verlässlichkeit, Engagement, Kontinuität – Werte, die im Kontrast zum Verlauf der Signa-Geschichte stehen.
Dass das Treffen ausgerechnet hier stattfand, trägt eine eigene Symbolik. Noch Monate vor dem Zusammenbruch hatte Haselsteiner Benko an die Einhaltung der vereinbarten Sponsoring-Zusagen erinnert – ohne Erfolg. Auch in Erl wurde er von Benko letztlich enttäuscht.
Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 26/25 erschienen.