Die Insolvenz der Signa Prime lässt die Gläubiger hoffen – und bangen: Forderungen in Milliardenhöhe stehen erfolgreichen Immobilienverkäufen gegenüber. Doch längst nicht alles läuft glatt. Norbert Abel, Insolvenzverwalter der Teilgesellschaft Signa Prime Selection AG will über 28 Klagen 200 Millionen Euro eintreiben.
Die Zahlen sind gewaltig: Rund 11,7 Milliarden Euro haben Gläubiger im Zuge der Insolvenz der Signa Prime Selection AG angemeldet – jenen Teil der Signa-Gruppe, in dem viele Luxusimmobilien gebündelt waren.
Doch nur 4,94 Milliarden Euro wurden bisher anerkannt, wie der zweite Bericht der Insolvenzverwalterin Abel Rechtsanwälte zeigt. Während Gläubiger um ihre Quoten bangen, läuft der Verkauf verbliebener Prestige-Objekte auf Hochtouren.
So steht es um den Immo-Verkauf
Mit dabei: Das Hotel Park Hyatt in Wien, das innerstädtische Ensemble an der Tuchlauben sowie das Kaufhaus Tyrol in Innsbruck. Letzteres – einst persönliches Büro von René Benko – soll laut Bericht bis Ende des 2. Quartals 2025 verkauft werden. Der Bieterprozess für das Hotel Park Hyatt läuft seit März, das Ziel: Verkauf bis spätestens Ende September.
Einige Filetstücke sind bereits veräußert: Im Februar 2025 ging das Berliner Hochhaus Upper West für 425 Millionen Euro an die deutsche Schoeller Group, die auch im Fokus einer gerichtlich beschlossenen Sonderprüfung steht – ebenso wie die INGBE Privatstiftung von Benkos Mutter. Bereits 2024 wechselte das Berliner KaDeWe zur Central Group – laut Bericht flossen daraus 24,4 Millionen Euro in die Insolvenzmasse.
Schwieriger gestaltet sich der Verkauf der von Otto Wagner entworfenen Postsparkasse: Die Komplexität der Verpachtung an die BIG und einer Namensschuldverschreibung mit der R+V Versicherung macht den Deal zäh. Verhandlungen laufen, ein Abschluss wird in den nächsten acht Wochen erwartet. Auch die Markenrechte stehen zum Verkauf: Für das „Goldene Quartier“ werden 142.500 Euro veranschlagt, für das „Kaufhaus Tyrol“ 149.900 Euro – laut Gutachten.
Der bisherige Nettozufluss aus Verkäufen liegt bei 26,8 Millionen Euro, Rückzahlungen aus außergerichtlichen Vergleichen bringen zusätzliche 62,5 Millionen Euro. 28 Klagen im Gesamtwert von knapp 200 Millionen Euro sind beim Handelsgericht Wien anhängig. Die Gläubigerquoten bleiben dennoch ungewiss – auch wegen steuerlicher Verluste durch den Wegfall der Konzernsteuergruppe.
Brisanter Rechnungshofbericht
Zusätzliche Brisanz brachte ein Bericht des Landesrechnungshofs Vorarlberg, der der Hypo Vorarlberg beim Kreditgeschäft mit Signa mangelnde Sorgfalt vorwarf. Besonders kritisch: Ein 47-Millionen-Euro-Kredit an Benkos Privatstiftung, bei dem Sicherheiten nur in Form von Geschäftsanteilen bestanden. Die Hypo wehrt sich: Man habe „gutes Geld verdient“ – doch der politische Druck steigt.
Ob aus der Insolvenz ein halbwegs glimpfliches Ende wird, hängt nun davon ab, wie rasch und werthaltig die restlichen Assets veräußert werden können. Die nächsten Wochen dürften entscheidend sein.
Insolvenzverwalter stellt Forderungen an Banken und das Finanzamt
Wie am heutigen Dienstag bekannt wurde, will der Insolvenzverwalter der Teilgesellschaft Signa Prime Selection AG will über Klagen 200 Mio. Euro eintreiben. Beim Handelsgericht in Wien wurden dazu 28 Klagen eingebracht, geht aus dem zweiten Bericht der Insolvenzverwaltung hervor. Gegen die Republik Österreich, konkret das Finanzamt für Großbetriebe, macht Insolvenzverwalter Norbert Abel Ansprüche von knapp 23 Mio. Euro geltend. Mit über 62 Mio. Euro geht die größte Forderung an die Bank Julius Baer.
Nun muss aber ein Gutachten klären, wann die Zahlungsunfähigkeit der Signa eingetreten ist, Frist dafür gibt es vorerst keine. Die Wirtschaftsprüfer der TPA sehen sich mit einer Anfechtungs- und Schadensersatzklage über 12 Mio. Euro konfrontiert, davon entfallen 8 Mio. Euro auf Schadensersatz. Auch hier wurde die Tagsatzung auf unbestimmte Zeit erstreckt. Außergerichtlich angefochten wurde hingegen eine Zahlung an die nach der Mutter des Firmengründers René Benko (Ingeborg Benko) benannten Ingbe-Privatstiftung in Höhe von 15,2 Mio. Euro. Aber auch die Pfandrechte der Stiftung an zwei Signa-Unternehmen werden bestritten. Die entsprechende Anfechtungsklage wurde eingebracht.
Gut 24 Mio. Euro fordert die Insolvenzverwaltung von der Hamburg Commercial Bank, hier muss ein Gutachten erst die deutsche Rechtslage abklären. Von der deutschen RAG-Stiftung erhofft sich der Insolvenzverwalter 8,26 Mio. Euro. Allerdings wurde die Zahlung abgelehnt. Nun soll ein Sachverständigengutachten den Zeitpunkt der Zahlungsunfähigkeit bestimmen. Die Tagsatzung wurde auf unbestimmte Zeit verschoben. Ähnliches gilt für die Kühne Immobilia Austria, von der die Insolvenzverwaltung 16,52 Mio. Euro haben will. Auch hier wartet man auf das Gutachten. Die Forderung an den Public Investment Fund beziffert der Insolvenzverwalter mit 15,8 Mio. Euro. Zwar wurde auch hier eine Anfechtungsklage eingebracht, allerdings konnte diese bisher nicht zugestellt werden.
Auch Baufirmen und Ex-Manager sollen zurückzahlen
Mit dem Zusammenbruch der Signa-Gruppe fielen auch etliche Bauunternehmen um ihr Geld um bzw. sollen es wieder zurückzahlen. In der Anfechtungsklage gegen Metallbau Früh werden 4,9 Mio. Euro eingefordert, bei der Züblin Spezialbau geht es um rund 2,15 Mio. Euro. Beim deutschen Bauunternehmen Adolf Lupp will sich die Insolvenzverwaltung rund 10,8 Mio. Euro holen. Eine vorbereitende Tagsatzung wurde bereits anberaumt. Relativ bescheiden sind jene 860.000 Euro, die in einer Anfechtungsklage von der Porr gefordert werden.
Im Konkursverfahren über das Vermögen von Signa-Gründer René Benko wurde eine Forderung in Höhe von 300.000 Euro eingebracht. Hier wird eine Feststellungsklage vorbereitet. Der frühere Aufsichtsrat Karl Sevelda hat laut Bericht aus "prozessökonomischen Gründen" die geforderten 50.000 Euro plus Zinsen und Kosten – insgesamt knapp 59.000 Euro – überwiesen. Beim früheren Vorstandsmitglied Timo Herzberg geht es um rund 6,65 Mio. Euro, die über eine Anfechtungsklage gefordert werden. Die erste Beweistagsatzung ist für September 2025 angesetzt. Aber auch der frühere Vorstand Manuel Pirolt soll zur Kasse gebeten werden. Hier geht es um knapp 4 Mio. Euro. Über das Vermögen von Pirolt wurde im März ein Konkursverfahren eröffnet. Die von Abel angemeldete Forderung von 3,1 Mio. Euro wurde in voller Höhe bestritten.
Der Artikel wurde am Dienstag, 3. Juni 2025 um die letzten beiden Absätze ergänzt.