In der Causa rund um René Benko entwickeln sich die Ereignisse rasch. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) hat dem Justizministerium kürzlich einen ersten Vorhabensbericht übermittelt – mit dem Ziel einer Teil-Anklage. Dabei soll es laut Justiz-Kennern um den Vorwurf der schweren betrügerischen Krida gehen.
Im Kern geht es um Vermögenswerte in Millionenhöhe, die der Signa-Gründer im Zuge seines Konkurses als Einzelunternehmer dem Zugriff der Gläubiger entzogen haben soll. Benko weist die Vorwürfe entschieden zurück; für ihn wie auch für potenzielle Mitbeteiligte gilt die Unschuldsvermutung.
Bunkerraum
Eine zentrale Rolle im Zusammenhang mit mutmaßlich versteckten Luxusgütern – insbesondere Uhren und weiteren Wertsachen, die René Benko zugeordnet werden – kommt laut Ermittlungen seiner Ehefrau Nathalie Benko zu. Diese soll im März 2024, kurz vor der offiziellen Pleite ihres Mannes, die Anschaffung eines Tresors veranlasst haben. Das Gerät wurde in einem Bunkerraum bei ihren Verwandten im Tiroler Pfunds installiert. Dort fanden Ermittler im Zuge von Hausdurchsuchungen zahlreiche hochpreisige Herrenarmbanduhren, rund 120.000 Euro Bargeld sowie exklusive Manschettenknöpfe. Die Ermittler führen diese Gegenstände auf René Benko zurück. Er selbst erklärte, von der Tresoranschaffung erst nachträglich erfahren zu haben. Seine Einlassung: Die Wertgegenstände seien Geschenke an seine Söhne gewesen – übergeben am 24. Dezember 2021. Sie hätten daher nicht mehr in seinem Eigentum gestanden.
Die Darstellung wird von den Ermittlungsbehörden allerdings bezweifelt. Die Kriminalisten gehen davon aus, dass es sich um Gegenstände im Eigentum Benkos handelt, die gezielt vor dem Zugriff durch den Masseverwalter geschützt werden sollten. Sollte sich diese Annahme erhärten, stünde der Tatbestand der betrügerischen Krida im Raum – mit einem möglichen Strafrahmen von bis zu zehn Jahren Freiheitsstrafe.
Vorwürfe gegen Nathalie Benko
Die Kriminalisten werfen Nathalie Benko laut Recherchen von „Krone“ und „News“ die Mitwirkung an René Benkos angeblicher betrügerischer Krida vor. Im Wesentlichen offenbar aus zwei Gründen: Zum einen hat Benkos Frau den Tresor anschaffen lassen und ihn befüllt. Zum anderen hat ihre Anwältin nach der Beschlagnahme der Wertgegenstände und des Bargelds im Jänner 2025 einen Antrag auf Herausgabe gestellt. Ihre Mandantin wolle – so schreibt Nathalie Benkos Anwältin – die in dem Tresor sichergestellten Herrenarmbanduhren und Manschettenknöpfe für ihre minderjährigen Söhne aufbewahren. Pikanterweise werden in diesem Antrag die Angaben René Benkos, er habe die Wertsachen seinen Söhnen zu Weihnachten 2021 geschenkt, bestätigt.
Bildmaterial
Im Rahmen der Ermittlungen sichtete die Soko Signa auch private Fotoalben der Familie Benko. Die zusammengetragenen Bilder sollen nach Auffassung der Behörden Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Weihnachts-Schenkung belegen. In dem polizeilichen Abschlussbericht wird unter anderem auf Aufnahmen verwiesen, die René Benko am 25. Dezember 2021 sowie in den Folgejahren mit einer goldenen Patek Philippe Nautilus zeigen – jener Uhr, die er laut seiner Aussage bereits am Vortag seinem Sohn geschenkt habe.
Laut Justiz-Insidern läuft Benkos Ehefrau nun Gefahr, als mögliche Mittäterin in diesem Faktum in absehbarer Zeit angeklagt zu werden und vor Gericht erscheinen zu müssen. Was sagt Nathalie Benko dazu? Sie bestreitet die Vorwürfe. Und tischt den Ermittlern eine ganz andere Version auf:
Neuer Anwalt
Ihre damalige Anwältin habe ohne ihr Wissen die Herausgabe des Männer-Schmucks – also der Herrenuhren und der dazugehörigen Manschettenknöpfe – gefordert. Und: Ihre Anwältin habe auch ohne ihr Wissen René Benkos Weihnachts-Uhren-Geschichte bestätigt. Nathalie Benko hat diese Version durch einen neuen Rechtsvertreter vorgebracht; übrigens ihr dritter Anwalt seit Jänner 2025.
Ob die WKStA zu dem Schluss kommt, dass ein hinreichender Tatverdacht gegen Nathalie Benko besteht und eine gemeinsame Anklage mit ihrem Ehemann gerechtfertigt ist, bleibt abzuwarten. In den Ermittlungen wurde auch die digitale Kommunikation des Ehepaars untersucht. Auffällig: Auf dem Mobiltelefon von René Benko beginnt der dokumentierte WhatsApp-Verlauf mit seiner Frau erst wieder am 12. März 2024 – exakt einen Tag nach der Installation des Tresors in Pfunds. Die Kriminalpolizei merkt dazu in ihrem Abschlussbericht an: „Ob der WhatsApp-Verlauf mit Nathalie Benko vor dem 12.03.2024 durch René Benko (bewusst) gelöscht wurde, kann nicht bestimmt werden.“