In der SPÖ ist ein Wettbewerb um die stärkste Beistandsbekundung für Journalismus und Medien ausgebrochen. Doch die ORF-Reform soll erst im Herbst 2026 starten. Unterdessen baut die private Konkurrenz von ServusTV bis Puls 4 rasant um und massiv Personal ab.
Wenn am gleichen Vormittag zuerst Barbara Teiber für die GPA einen 6-Punkte-Plan zu „Rettet den Journalismus!“ vorstellt und Andreas Babler den Fahrplan für weitere Medienförderungen präsentiert, wirkt das nach abgesprochenem Schwerpunkt. Oder wollte der Vizekanzler bloß der gemeinsam mit dem Presseclub Concordia agierenden Gewerkschafterin die Show stehlen?
Denn sie fordert neben Umsetzung der im Regierungsprogramm vorgesehenen Vertriebsförderung eine höhere Digitalsteuer von sieben statt bisher fünf Prozent. Er hingegen scheut Strafzölle der USA als Gegenreaktion und verweist auf EU-Regelbedarf. Letztlich reagierte Babler aber nicht auf Teiber, sondern den Boulevard, der am Vortag Wiens Bürgermeister Michael Ludwig zum Bekenntnis „Unsere Medien brauchen uns jetzt“ animiert hatte. Ursache: Massive Heute-Attacken auf Babler, weil die Bundesregierung ihre Ausgaben für Medien-Einschaltungen auf ein Sechstel des Halbjahreswerts von 2024 gekürzt hat – von 18,7 auf 3,2 Millionen Euro. Die Stadt Wien hingegen steigerte sie sogar leicht auf 11,1 Millionen.
Neue Mehrheit, neuer Vorstand
Das interne rote Dreiecksmatch überlagert die spektakulärste Medien-Personalie der Vorwoche: Pier Silvio Berlusconi, dessen Familienunternehmen rund 75 Prozent von ProSiebenSat.1 (P7S1) besitzt, löst den gesamten Vorstand ab. Auch Markus Breitenecker, der Wiener im Münchner Führungsteam tritt zurück. Ein Abschied nach 28,5 Jahren. Er hatte Puls4/ATV, die Österreich-Tochter von Europas zweitgrößtem Fernsehkonzern aufgebaut und war erst 2024 in die deutsche Zentrale gewechselt. Nun gilt er prompt – wie schon früher – als ORF-Generalskandidat, obwohl Harald Fidler im „Standard“ einschränkt: „Er wird allerdings eher den NEOS zugerechnet.“ Bei der Medienenquete von Gernot Blümel 2018 war das wenig zu spüren. Da wirkte Breitenecker wie ein Ghostwriter der türkisen Agenda.
Mehr Spektakel, Fantasie und Zukunfts-Appeal als der bisherige interne ÖVP-Dreiervorschlag mit Titelverteidiger Roland Weißmann, NÖ-Direktor Alexander Hofer und Kronehit-Chef Philipp König verspräche der dickköpfige, zweimalige „Medienmanager des Jahres“ allemal. Mittlerweile kann er auch Kehrseiten des Geschäfts. 2023 erwischte ihn ein 400-Stellen-Streichprogramm von P7S1 noch als Filialvollzieher in Wien, 2025 war er für ähnlich großen Personalabbau schon mitverantwortlich.
Alte Probleme, altes Zaudern
So viele Kündigungen gibt es im Red Bull Media House nicht, weil es kleiner ist. Doch seine Straffung unter der Dachmarke Servus Media kostet langfristig wohl doppelt so viele Jobs wie die aktuellen 60. Verantwortlich dafür ist der Österreicher im Hierarchiegefüge zwischen zwei Deutschen – CEO Oliver Mintzlaffund „Global Head of Content“ Matthias Bruegelmann.
„Global Head of Media“ Dietmar Otti galt schon als Ablösefall im Zuge der Neuordnung nach Servus-Pensionist Ferdinand Wegscheider. Jetzt ist er präsenter denn je. Privat zeigt der Kärntner jedoch wieder mehr Heimat-Interesse. Ob er auch noch ins Spiel um den nächsten Künigl-Burgherrn gebracht wird, hängt nur von der Zurechnung an eine Partei ab. Dieses größte ORF-Problem wird auch die von Babler erst für Herbst 2026 angekündigte Reform nicht lösen. Sie kommt angesichts des rasanten Umbaus der Konkurrenz ohnehin viel zu spät.
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Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 44/2025 erschienen.







