Heinz Sichrovsky verteidigt Kunst und Kultur: Unverzichtbares rotes Wien – schmerzhafte Abgänge (05.12.2025)
Lesen Sie den Newsletter zum ersten Mal? Melden Sie sich hier an. Sollten Sie meinen Newsletter ausreichend interessant finden, schicken Sie ihn gerne weiter. Vielen Dank!
Lieber Heinz Sichrovsky,
es stimmt ja, was Sie in der Überschrift zu Ihrem Newsletter schreiben.
Das rote Wien ist die Arche in der blauen Flut Und möglicherweise wird
die Notwendigkeit dieser Arche in den kommenden Jahren noch viel
wichtiger werden. Man kann sich ausmalen, was in Kärnten los sein wird
vor der nächsten Wahl, wenn Peter Kaiser nicht mehr zur Verfügung steht.
Sie schreiben von krachlederner Kirtagsmimikry, eine Wortschöpfung, für
die ich Sie uneingeschränkt bewundere. Wir müssen befürchten, dass auch
in Kärnten Ähnliches passiert wie in der Steiermark. Dann bleibt noch
das Burgenland als rotes Bundesland neben Wien, aber auch dort ist die
Zukunft nach der nächsten Wahl ungewiss. Und in allen anderen
Bundesländern spielt die SPÖ eine inferiore Rolle. Da läuft das Match
nur Schwarz gegen Blau. Also ist schlussfolgernd das rote Wien wirklich
unverzichtbar.
Leider vernahm ich etwa zeitgleich mit dem Erscheinen Ihres Newsletters
die Ansage der roten Kulturstadträtin, dass sie die meiner Meinung nach
lächerliche Summe von 250 000 Euro nicht aufbringen kann, um das
"Schönbrunn-Konzert" der Wiener Philharmoniker zu subventionieren.
Kokett verlautete sie im ORF sinngemäß, dass die Philharmoniker das
schon stemmen werden, das Geld sollen die bekommen, die es wirklich
brauchen. Da lache ich ziemlich bitter auf, wenn ich mich an die von
Ihnen mehrmals thematisierten Streichungen von Stipendien und
Sozialleistungen für Wiener Kulturschaffende erinnere. Auf welchem
Planeten lebt eigentlich die Frau Kulturstadträtin? Weiß sie nicht, dass
viele Städte in Europa ein Sommerkonzert an den schönsten und
bekanntesten Plätzen bieten, als ein Beispiel sei nur Paris genannt mit
dem Konzert unter dem Eiffelturm. Warum machen die das wohl? Hat die
Frau Kulturstadträtin nicht mitbekommen, wie die Philharmoniker kürzlich
in Japan gefeiert wurden und welche Werbewirkung dieses Konzert vor der
Schönbrunnkulisse hat? Da wackelt die von Ihnen genannte Arche ganz
schön. Und mitten drin winkt ein fröhlicher Milo Rau, dessen Festwochen
mit ihrem zum Teil fragwürdigen Programm finanziell nicht angetastet werden.
Und aber ach, der ESC! Ich kann mir wie Sie ein Leben ohne diese
eigenartige Veranstaltung vorstellen, hätte eine Absage in Wien begrüßt.
Aber dieser Zug ist abgefahren, da werden wir durch müssen und es wird
viel Geld kosten. Aber es wird auch Geld hereinkommen, hört man, von
Fans und ESC Touristen. Es werden aber auch anti-israelische
Schreihälse darunter sein, auch wenn "ihr" Land den ESC boykottiert,
weil Israel nun doch teilnehmen darf. Ich mag mir dieses Szenario der zu
befürchtenden anti-israelichen Proteste noch gar nichr vorstellen. Aber
Babler und die SPÖ haben ja eine Beruhigungspille in die Diskussion
geworfen. Tat man doch vergangene Woche kund, dass die SPÖ einen
Palästinenserstaat anerkennen möchte.
Auf die Arche des roten Wien kommen einige Bewährungsproben zu, Zweifel
und Hoffnung sind gleichermaßen angebracht.
Ich grüße Sie wie immer herzlich an diesem grauen Feiertag, alles Liebe
Riki Pacik
Sehr geehrter Herr Sichrovsky!
Ich lese Ihre Kolumnen immer sehr genau. Nicht nur Ihr Stil zwingt zu aufmerksamem Lesen. Und es freut mich immer, wenn ich Ihnen wieder einmal in ALLEN PUNKTEN recht geben darf und muss.
Bei den anstehenden Kürzungen tun mir vor allem die sozialen Grausamkeiten weh. Nicht mir persönlich, ich bin Pensionist. Aber die Einschränkungen im Sozialbereich treffen entsetzlich viele Menschen. Da verzichte ich auch liebend gern auf den einen oder den anderen mehr oder weniger künstlerischen Event. Auf den von Ihnen genannten sogar besonders gern.
Hochachtungsvolle und dankbare Grüße
Ihr
Günter Tolar
Heinz Sichrovskys Spitzentöne: Kunstfeinde im Namen der Kunst (03.12.2025)
Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 49/2025 erschienen.
1000 Dank für die Spitzentöne zu „Othello".
Ich hab die Aufführung gesehen. Unbeschreiblich.
Bitte, so weiterschreiben.
Ergebenst
Gerhard Ernst


