Auf Schiene, am See, an der Spitze von EU-Rankings: Wir richten den Scheinwerfer darauf, was in Österreich im Jahr 2025 bestens gelaufen ist.
Von Lisa Ulrich-Gödel, Alissa Hacker
- Attersee: Mehr öffentliche Seezugänge
- Neues Therapiekonzept: Durchbruch in der Blutkrebsforschung
- Neue Filtermethode der TU: Erfolgreich gegen Mikroplastik
- Gewaltambulanz in Wien: Schnelle Hilfe für Gewaltopfer
- Neuer Test der MedUni Wien: Multiple Sklerose früher erkennen
- Koralmtunnel: Nur 45 Minuten im Zug – statt 180
- Europas Nr. 1: Österreichs Vorreiterrolle in der Bio-Landwirtschaft
Attersee: Mehr öffentliche Seezugänge
Mehr See für alle: Die österreichischen Bundesforste sorgen für mehr öffentliche Seezugänge und geschützte Naturufer. Schon im Vorjahr haben sie Grundstücke am Wörthersee und am Weißensee gekauft, heuer kam ein 8.000 Quadratmeter großes Grundstück am Attersee dazu.
Geplant ist, dass hier bis zur Badesaison 2026 eine öffentliche Erholungsfläche entsteht. Und davon soll es bald noch mehr geben. Denn die Regierung hat in ihrem Programm verankert, die Zahl der freien Seezugänge in den kommenden Jahren zu erhöhen.
Aktuell stehen den Menschen in Österreich etwa 350.000 Quadratmeter Seeuferflächen zur Verfügung. Hinzu kommen rund 70 frei zugängliche Naturbadeplätze sowie Promenaden, Parks oder Strandbäder. 200 Kilometer sind Naturufer.
Neues Therapiekonzept: Durchbruch in der Blutkrebsforschung


Ein Forschungsteam der Medizinischen Universität Innsbruck und der Universität Bonn hat einen vielversprechenden neuen Ansatz gegen bestimmte Formen von chronischem Blutkrebs – sogenannte myeloproliferative Neoplasien (MPN) – entdeckt. Bei dieser Erkrankung produziert der Körper zu viele Blutzellen; langfristig kann das zu einer Vergrößerung der Milz, Vernarbungen im Knochenmark und zu Leukämie führen. Die wirksamste Therapie wäre oft eine Stammzelltransplantation, die für viele Betroffene jedoch zu riskant ist.
Die Forscher konnten nun einen entscheidenden Mechanismus identifizieren, der die Krankheit antreibt: das NLRP3-Inflammasom. Es ist ein Teil des Immunsystems, der Entzündungsreaktionen auslöst. Tiermodelle zeigten: Wenn man dieses NLRP3-System ausschaltet oder mit einem speziellen Wirkstoff hemmt, bessert sich der Krankheitsverlauf deutlich. Die Milz schrumpft, die Vernarbungen im Knochenmark gehen zurück, das Blutbild stabilisiert sich.
Das Ergebnis macht Hoffnung auf eine neue Therapieform für Patientinnen und Patienten, für die bisher begrenzte Behandlungsmöglichkeiten bestehen. Der nächste Schritt sind klinische Studien, um zu prüfen, ob NLRP3-Hemmer bei Menschen zum Einsatz kommen können.
Neue Filtermethode der TU: Erfolgreich gegen Mikroplastik


Ob als winzige Teile in Kosmetikprodukten oder Reifenabrieb: Wo Plastik zum Einsatz kommt, entsteht mit der Zeit Mikroplastik. Und diese kleinen Teilchen landen über verschiedene Quellen im Abwasser und damit in Kläranlagen. Die Anlagen sind zwar gut darin, das Mikroplastik zurückzuhalten. Ein Teil gelangt aber in Böden und Gewässer.
An der TU Graz wurde nun gemeinsam mit der TU Wien und dem Umweltbundesamt eine Methodik entwickelt, um Mikroplastik im Zu- und Ablauf von Kläranlagen standardisiert zu bestimmen. Das Team hat herausgefunden, dass 95 Prozent des Mikroplastiks aus dem Wasser befreit und mit dem Klärschlamm abgetrennt werden können. Der Schlamm wird derzeit noch als Dünger in der Landwirtschaft verwendet, ab 2033 wird jedoch die Verbrennung verpflichtend.
Gewaltambulanz in Wien: Schnelle Hilfe für Gewaltopfer


An der Medizinischen Universität Wien eröffnete 2025 die Gewaltambulanz, eine neue Untersuchungsstelle für Menschen, denen Gewalt angetan wurde. Wer körperliche/sexualisierte Gewalt erfahren hat, wird – auch ohne E-Card und ohne vorher Anzeige zu erstatten – kostenlos medizinisch versorgt.
Verletzungen und Spuren werden gerichtsfest dokumentiert. Das erleichtert Betroffenen mögliche spätere Strafverfahren. Darüber hinaus erfolgt eine Beratung über weitere Unterstützungsangebote. Eine Gewaltambulanz gibt es bereits in Graz, mobile Teams unterstützen zusätzlich Regionen wie Niederösterreich, Kärnten und das Burgenland. Der bundesweite Ausbau solcher Ambulanzen ist gesetzlich verankert und wird vorangetrieben.
Neuer Test der MedUni Wien: Multiple Sklerose früher erkennen


Ein neuer Bluttest ermöglicht es, Multiple Sklerose (MS) schon Jahre vor dem Auftreten von Symptomen zu erkennen. Ein Forschungsteam der Medizinischen Universität Wien hat einen Test entwickelt, bei dem Antikörper gegen ein Protein des Epstein-Barr-Virus (EBV) identifiziert werden können. Das Virus spielt eine zentrale Rolle bei der Entstehung und Entwicklung von MS: Bei fast allen MS-Fällen ist eine EBV-Infektion nachweisbar.
Durch den neuen Test könnten diagnostische und therapeutische Maßnahmen in Zukunft so früh gesetzt werden, dass der Ausbruch der Erkrankung verzögert oder sogar verhindert werden kann, teilte die MedUni Wien im Juli in einer Aussendung mit. Die Forschungsarbeit wurde im Fachjournal „Nature Communications“ publiziert. Bevor der neue Test in die klinische Anwendung kommen kann, sind jedoch weitere Studien nötig. Weltweit sind rund 2,8 Millionen Menschen von Multipler Sklerose, einer chronisch-entzündlichen Erkrankung des zentralen Nervensystems, betroffen.
Koralmtunnel: Nur 45 Minuten im Zug – statt 180


Nach 25 Jahren Bau- und Sanierungsarbeiten düsen Züge nun über die neue Koralm-Strecke. Gute Nachrichten sind das besonders für alle, die zwischen Graz und Klagenfurt unterwegs sind. Mit dem Zug brauchen sie nur noch 45 Minuten – anstatt drei Stunden – von einer Landeshauptstadt in die andere.
Die 133 Kilometer lange Hochgeschwindigkeitsstrecke ist Teil der Baltisch-Adriatischen Achse, die die Ostsee mit dem Mittelmeer verbindet. Herzstück ist der gut 33 Kilometer lange Koralmtunnel, der sechstlängste Eisenbahntunnel weltweit. Das größte Schieneninfrastrukturprojekt Österreichs war mit 5,9 Milliarden Euro allerdings auch das teuerste.
Europas Nr. 1: Österreichs Vorreiterrolle in der Bio-Landwirtschaft


Rund 27 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen werden in Österreich biologisch bewirtschaftet, das ist ein europaweiter Spitzenwert. Auch die Recyclingquote von Verpackungen liegt in der Alpenrepublik deutlich über dem EU-Schnitt. Dies stellte der aktuelle Environmental Implementation Review der EU-Kommission fest, der Österreich insgesamt ein ausgesprochen gutes Umweltzeugnis ausstellte.
Der EIR wird alle zwei Jahre veröffentlicht, um die Umsetzung von Umweltpolitik in den Mitgliedstaaten festzuhalten. Zu Österreichs Erfolgsfaktoren zählen die Innovationskraft in der heimischen Umwelttechnik und das stark ausgeprägte ökologische Bewusstsein der Bevölkerung. Auch betreffend Trinkwasserschutz und Einhaltung der Grenzwerte für Luftqualität hat Österreich die Nase vorn: Trotz Wirtschaftswachstum seit 2005 sind die Schadstoffemissionen im gleichen Zeitraum deutlich gesunken.
Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 51+52/2025 erschienen.
