Der bedeutende österreichische Schauspieler Karl Markovics führt beim Wiener Opernsommer als Verdi durch dessen Oper „La Traviata“. Ein Gespräch über seine Liebe zur Musik und Regie.
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Vergangenen Sommer leistete der Geiger und Dirigent Joji Hattori mit seiner Freiluft-Aufführung von Mozarts „Don Giovanni“ vor Schloss Belvedere Pionierarbeit. Denn zuvor gab es keine Veranstaltungen dieser Art in Wien. Den Wiener Opernsommer setzt er ab 1. Juli auf dem Gelände des Wiener Eislaufvereins mit Verdis „La Traviata“ fort.
Für Unkundige lässt er das Geschehen von einem Erzähler erklären, der in der Gestalt des Komponisten Giuseppe Verdi auftritt. Verkörpert wird er vom namhaften Schauspieler Karl Markovics, den mit Hattori eine lange künstlerische Freundschaft verbindet. Sie begann vor zwanzig Jahren bei einem gemeinsamen Auftritt im Musikverein. Hattori führte Fritz Kreislers Violinsonaten auf, Markvovics las Texte von Alfred Polgar. Als Hattori Verdis „La Traviata“ besetzte, sei für ihn klar gewesen, dass Markovics die idealtypische Besetzung für Verdi ist. „Er hat gemeint, ein Zylinder und ein Bart würden reichen, um mich in den Komponisten zu verwandeln. Ich liebe diese Oper und habe keinen Moment gezögert, das Angebot anzunehmen.“
Das Gespräch kommt auf die heutige Regie – Hattoris Produktionen zeigen Opern in traditionellem Setting. „Ich habe grundsätzlich nichts gegen Neudeutungen und Regietheater, aber ich finde es ganz wichtig, dass es auch dieses Angebot gibt. Dass auch ein junger Mensch ein Werk so erlebt, wie es der Komponist auf die Bühne bringen würde. Das darf auch ohne Pathos und ohne unnötiges Schmalz sein. Es kann auch eine sehr klare Inszenierung sein, trotzdem aber eine Art von Theater, wo man sagt, die ist auch im Sinne des Komponisten und der Autoren dieser Zeit gewesen.“
Deutungshoheit von Kleingeistern
Dass heute der Sklave Monostatos in Mozarts „Zauberflöte“ oder Verdis Otello nicht mehr als Dunkelhäutige auftreten dürfen, sei „absoluter Schwachsinn“, merkt Markovics an. „Da wird von Mittelbegabungen ein Diktat ausgeübt. Von Leuten, die ihr Fach und ihre Kunst wirklich verstehen, wäre das überhaupt nie ein Thema. Da schlagen sich Kleingeister um die Deutungshoheit herum, wie korrekte Kultur oder Deutungen auszusehen haben.“ Selbstverwirklichung gewisser Regisseure, Intendanten und Kulturjournalistinnen sei das, stellt Markovics klar. Wenn aber Gestalten wie Trump offensiv die Minderheitenrechte attackieren? Da, sagt Markovics, helfe nur die Hoffnung auf den gesunden Menschenverstand.


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Wiener Opernsommer „La Traviata“ von Giuseppe Verdi
Dominik Am Zehnhoff-Söns inszeniert auf dem Gelände des Wiener Eislaufvereins die Geschichte der schwindsüchtigen Pariser Kurtisane Violetta Valéry, die sich mit der Liebe zu einem Sohn aus wohlhabender Familie in ein besseres Leben zu retten versucht.
Intendant Joji Hattori dirigiert. Cristina Pasaroiu, Liparit Avetisyan, Thomas Weinhappel sind Teil der Besetzung. Karl Markovics tritt als Verdi auf.
Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 25/25 erschienen.