Vom Politikressort zur Herausgeberin: Martina Salomon spricht über prägende Karriereschritte, den Abschied von Social Media, die Positionierung des Kurier – und darüber, warum Frauen mit klarer Meinung im Journalismus noch immer stärker angegriffen werden.
1. Nach dem Start als Freie bei OÖN und ORF OÖ: Warum wurde es Print und Wiener Redaktion der TT?
Weil ich dort die Chance bekommen habe, fix im Politikressort zu arbeiten. Das war eine gute Schule.
2. Im Nachhinein: Hat es Sie nie gereizt, fix im ORF zu arbeiten oder hat es sich nicht ergeben?
Ich hatte öfter Angebote. Aber aus denen, die mich wirklich reizten, wurde nichts.
3. Stationsvergleich vor dem Kurier: Was schätzen Sie besonders am Standard und was an der Presse?
Die kreative Aufbruchstimmung im Standard – damals. Die fundierte, diskussionsfreudige Arbeit in der Presse.
4. Stört es Sie, dass der Kurier ab Ihrer Chefredaktionsära als stärker rechts wahrgenommen wurde?
Ich wollte den Kurier klarer positionieren – in der bürgerlich-liberalen Tradition von Hugo Portisch. Kein Grund für Drama im linken Eck.
Frauen mit kantiger Meinung kriegen noch immer mehr Hass und Häme ab als Männer.
5. Sie haben einst auf Twitter gestritten, es aber längst verlassen. Wie stehen Sie zu Social Media?
Dient der Selbstvermarktung, selten der Diskussion und verschlingt zu viel Lebenszeit. Ich bin auf vier Plattformen, das reicht.
6. Wie schwer fällt es, als Herausgeberin nicht mehr im operativen Tagesgeschäft zu entscheiden?
Anfangs nicht so leicht, aber ich liebe die neue Aufgabe sehr und habe mit dem „Salon Salomon“ eine Marke geschaffen.
7. Wenn Sie heute als Journalistin starten würden: Eher schreibend oder auf dem Bildschirm? Warum?
Genauso wie jetzt: alle Plattformen bespielend. Weil es notwendig ist und weil es Spaß macht.
8. Sie haben alles erreicht. Wie stark empfinden Sie Ihr Geschlecht noch als Thema im Journalismus?
Stärker als erwartet: Frauen mit kantiger Meinung kriegen noch immer mehr Hass und Häme ab als Männer.

Steckbrief
Martina Salomon
Martina Salomon begann in Linz als „Freie“ beim ORF Oberösterreich und den Oberösterreichischen Nachrichten (OÖN), ging dann nach Wien zur Tiroler Tageszeitung (TT), wechselte 1989 zum Standard, 2004 zur Presse und 2010 zum Kurier. Dort wurde sie 2018 Chefredakteurin und ist seit 2024 Herausgeberin.
Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 47/2025 erschienen.






