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Vom Küniglberg bis zur „Krone“: Wie Österreichs Medienpolitik funktioniert

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Eva und Christoph Dichand

©IMAGO / Manfred Siebinger

Während die Dichands totale Kontrolle über die reichweitenstärksten Zeitungen Krone und Heute erhalten, offerieren Regierungsfreundeskreisleiter der öffentlich-rechtlichen Aufsicht den ORF als Partner der privaten Medien. Österreichischer geht es nicht mehr.

Dass die Wettbewerbsbehörde ausgerechnet per Weltspartag Christoph Dichand die Übernahme der gesamten Krone erlaubt, ist Zufall. Dass er und seine Frau Eva, die Herausgeberin von Heute, dann die beiden reichweitenstärksten Zeitungen beherrschen, ist Österreich. Dass so auch ein Blatt ihrer publizistischen Erzfeinde, Wolfgang Fellner und Sohn Niki, heißt, wirkt angesichts der Gesamtumstände nicht einmal mehr eigenartig, sondern nahezu prototypisch für die Medienlandschaft und die Republik.

Dass Henrike Brandstötter, die Mediensprecherin der kleinsten Regierungspartei, ausgerechnet für Allerheiligen dem Standard ein Interview mit der Erkenntnis „Es wird eine Marktbereinigung geben“ gibt, ist kein Zufall. Sie ist fachlich fähig, doch die NEOS haben bei dem Thema nichts zu plauschen. Dass Heinz Lederer und Gregor Schütze zu Allerseelen einen gemeinsamen Gastkommentar für die Presse mit ihrem Friedhofsblick „vom Gremiensaal im sechsten Stock des ORF-Zentrums“ einleiten, ist infam. Der rote Vorsitzende des Stiftungsrats und sein schwarzer Stellvertreter lassen sich in der Autorenzeile sogar schamlos als Leiter und Sprecher des SPÖ- bzw. ÖVP-Freundeskreises bezeichnen.

Die unverschämte Regierungsnähe

Der Nationalrat musste gerade erst das ORF-Gesetz aufgrund eines Urteils des Verfassungsgerichtshofs wegen zu viel Regierungsnähe des Stiftungsrats ändern. Mehr Verhöhnung der Gesetzgebung als durch Lederer und Schütze scheint also kaum möglich – obwohl sie austriakischer Theorie bloß Ösi-Realität entgegensetzen. Der Titel ihrer Prosa liegt im Soll: „Künstliche Intelligenz, echte Verantwortung“. Der Vorspann führt zum Ist: „Warum wir dringend mehr Kooperation zwischen ORF und privaten Medien brauchen und welche Rolle die KI spielen könnte.“ Fein sein, beinanda bleiben, Marke Küniglberg.

Das Duo preist die Brosamen des bisherigen Private Public Partnership und bietet den ORF weiter als Partner an. Mit 760 Millionen Euro Haushaltsabgabe und Medienminister Andreas Babler, der erst nach der Chefwahl im Herbst 2026 die ORF-Reform angehen will, ist leicht großzügig sein. Dass dies im Regierungsprogramm als Pflicht statt Kür steht, verschweigen die Freundeskreisführer. Dort heißt es auf Seite 131: „Gesetzliche Verankerung weiterer Kooperationspflichten des ORF mit dem privaten heimischen Medienmarkt (u. a. embedding).“ Kein Papier ist geduldiger als Koalitionsvereinbarungen.

Zu wenig Wehr- und Wahrhaftigkeit

„Alles ist lächerlich, wenn man an den Tod denkt“, wagt das rotschwarze Aufsichtsduo – im Brot-Job Kommunikationsberater – taggerecht Thomas Bernhard zu zitieren, um den „Future Day“ zu promoten, zu dem der Stiftungsrat Zeitungs- und Privatsenderverband eingeladen hat, deren Mitglieder diesen Herbst Hunderte journalistische Stellen abbauen müssen. Das ist keine gute Basis für Wehrhaftigkeit im Wettbewerb, während der Vizekanzler Neuordnung und Aufstockung der Staatshilfen – ankündigt.

Was Babler aktuell zu Journalismus und Medien sagt, ist richtig. Doch seine Inaktivität gegenüber dem allzu lange durch Monopol geschützten übermächtigen Marktführer konterkariert die Aussagen. Auch Brandstötter ist inkonsequent, wenn sie mit der ORF-Reform warten will. Wer Marktbereinigung bei Privaten befürchtet, muss öffentliche-rechtliche Marktverzerrung bekämpfen. Und zwar umgehend.

Was meinen Sie? Schreiben Sie mir: pp@plaikner.at

Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 45/2025 erschienen.

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