Sabine Herlitschka: "Ausgrenzung ist in einer modernen Demokratie keine Option"

Die Vorstandsvorsitzende von Infineon Austria, Sabine Herlitschka, denkt nicht nur an Chips. Ihr geht es in ihrem Unternehmen um grüne Transformation und um Diversität in der Belegschaft. Und sie wirbt unermüdlich für mehr Einsatz für eine gute Bildung. Diese ist, sagt Herlitschka, ein entscheidendes Element in der Demokratie.

von Sabine Herlitschka © Bild: ALEX HALADA / picturedesk.com

Im Chinesischen besteht das Zeichen "Krise" aus den Zeichen "Risiko" und "Chance". Sind die beiden bei Ihnen im Gleichgewicht?
Die Krise als Chance ist eine Aussage, die nicht neu ist. Oder auch: Never waste a good crisis. Mit der Pandemie, den schrecklichen Kriegen in der Ukraine und Israel hat man das Gefühl, die Welt bewegt sich von globalisiert und friedlich in eine komplett andere Richtung. Umso wichtiger ist es für uns als Gesellschaft und jede und jeden Einzelnen, über Krisen hinaus zu sehen. Wir müssen Chancen finden und im positiven Sinn nutzen. Ich bin bekennende Chancensucherin.

Wieso ist Ihnen das wichtig?
Letztlich, weil wir das unseren Mitmenschen, den nächsten Generationen und auch uns selbst schuldig sind. Ich sage es zugespitzt: In guten Zeiten gut zu sein, das kann fast jeder. Vor allem in schwierigen Zeiten muss man intensiver, anders über Lösungen nachdenken und Handlungsoptionen suchen. Da wird es drängend und dringend. Gerade dann entsteht Neues, gerade dann gelingt es häufiger, die Kraft für echte Veränderungen aufzubringen und Tempo zu machen.

Welche positiven Veränderungen haben uns beispielsweise die letzten Krisen gebracht?
Im Kontext des Ukrainekriegs wurde neben vielem anderen auch schnell klar, dass wir die Energiewende und damit die grüne Transformation vorantreiben müssen. Oder die Pandemie mit Homeoffice und Homeschooling: Das hat uns alle in vielfacher Hinsicht gefordert. Aber es war auch ein enormer Push Richtung Digitalisierung. Viele Dinge, bei denen es immer geheißen hat, das geht nicht, sind auf einmal möglich gewesen. Das zeigt, was wir in der Lage sind, zu leisten, wenn es wirklich darauf ankommt. Wir haben so viele Möglichkeiten, so viel Wissen und Technologien wie keine Generation vor uns, um dazu beizutragen, dass morgen besser wird als heute.

Wenn man in die Wirtschaft hineinhört, ist die Stimmung auf einem Tiefpunkt. Zieht man sich selbst hinunter?
Wir als Infineon und viele andere Unternehmen krempeln jedenfalls die Ärmel hoch, weil die Situation für die Wirtschaft tatsächlich sehr fordernd ist, die Industrie ist in einer Rezession. Aber ein Blick auf die Fakten ist wichtig. Im renommierten World Competitiveness Ranking war Österreich 2020 auf Platz 16, jetzt sind wir auf Platz 20 abgefallen. Dieses Ranking listet genau auf, wo man nachbessern muss. Bei uns sind es vor allem Steuern und Bürokratie. Und wer ist auf Platz eins? Dänemark.

Das als kleines Land recht gut vergleichbar mit Österreich ist.
Genau. Es geht darum, vom Reden ins Tun zu kommen. Die Empfehlungen zur Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität Österreichs, dort, wo Handlungsbedarf ist, liegen auf dem Tisch. Es passiert auch viel, ich will das gar nicht kleinreden. In einer Zeit, in der die Industrie - und damit der wichtigste Wohlstandsmotor unseres Landes - in einer Rezession ist, muss man jedoch noch gezielter darüber nachdenken, welche von den vielen Empfehlungen den größten Hebel haben. Die müssen radikal umgesetzt werden. Natürlich ist das in einem komplexen politischen Umfeld schwierig, aber daran führt kein Weg vorbei, wenn wir uns als Land und Gesellschaft positiv entwickeln wollen.

»Wir müssen uns wohl doch zumuten, den einen oder anderen alten Zopf abzuschneiden «

Wer oder was bremst denn?
Es ist die große Aufgabe der Politik, abzuwägen, man kann es nie allen recht machen. Daher ist die Frage: Was ist wirklich wichtig für Österreich? Wir dürfen uns nicht in einem Klein-Klein verlieren. Und wir müssen uns wohl doch zumuten, den einen oder anderen alten Zopf abzuschneiden und neue zu flechten.

Sabine Herlitschka
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ZUR PERSON
Sabine Herlitschka, 58, ist in Salzburg aufgewachsen und hat nach der Matura an der Universität für Bodenkultur in Wien Lebensmittel-und Biotechnologie studiert. Nach Tätigkeiten in der Österreichischen Forschungsförderungsgesell schaft und als Vizerektorin der Uni Graz wechselte sie zu Infineon Technologies Austria, wo sie 2014 an die Unternehmensspitze aufrückte. Sie ist auch stellvertretende Präsidentin der Industriellenvereinigung und war bis 2023 stellvertretende Vorsitzende des Rates für Forschung und Technologieentwicklung

Bei den Steuern gab es zuletzt den Entfall der kalten Progression. Das reicht Ihnen nicht?
Die Abschaffung der kalten Progression ist ein echter Meilenstein und wichtiger Schritt. Gleichzeitig liegt die Steuerquote in Österreich noch immer bei 43 Prozent. Rankings und Expert:innen, die sich damit intensiv beschäftigen, sagen, wir haben kein Einnahmen-, sondern ein Ausgabenproblem. Das ist sicher eine zentrale Aufgabe in den kommenden Jahren: Wie können die Mittel, die wir alle gemeinsam erarbeiten, besser und wirksamer eingesetzt werden? Was ist noch zeitgemäß, und wo müssen wir ändern? Dabei ist vor allem Wirksamkeit ein wichtiges Kriterium, internationale Vergleiche sind dabei wichtige Referenzen.

Die Regierung hat in den jüngsten Krisen sehr viel Geld für Unterstützungsmaßnahmen ausgegeben. Verlernen die Unternehmer nicht auch das Unternehmen, wenn man sie so sehr umhegt?
Das sehe ich nicht. Die Investitionsprämie war höchst sinnvoll, weil sie Anreize gebracht hat, dass Unternehmen in schwierigen Zeiten Investitionen gerade auch in Hinblick auf die grüne und digitale Transformation vorziehen. Das hat geholfen, dass Österreich nach Corona besser ausgestiegen ist als andere Länder. Ebenfalls sinnvoll war der Energiekostenzuschuss, da wir von Inflation, steigenden Energiekosten und hohen Lohnabschlüssen betroffen sind. Das ist gerade für Branchen herausfordernd, die international tätig sind, im globalen Wettbewerb stehen und diese zusätzlichen Kosten nicht weitergeben können, die die Wettbewerbsfähigkeit verschlechtern. Ein positiver Impuls der Bundesregierung sind auch die 2023 im Budget verankerten nationalen Mittel im Rahmen des Europäischen Chips Acts, der die Zukunftschancen des Stärkefelds Mikroelektronik in Österreich stärkt.

Während der Kollektivverhandlungen hieß es, Österreich würde durch hohe Abschlüsse international Konkurrenzfähigkeit verlieren.
Im internationalen Vergleich braucht es attraktive Rahmenbedingungen. Ich nehme Infineon als Beispiel: Infineon hat in Österreich knapp 6.000 Beschäftigte, davon 2.500 in Forschung und Entwicklung. Wir haben letztes Jahr für Forschung und Entwicklung 672 Millionen Euro aufgewendet, zusätzlich 628 Millionen in Österreich investiert. Ein Arbeitsplatz bei Infineon Österreich führt zu drei weiteren im Umfeld, wir generieren 2,24 Milliarden Euro Wertschöpfung in Österreich. Wir investieren also hier, haben die Produktion hier, wir sind aus Österreich heraus auf einem globalen Markt tätig. Um diese positiven Effekte für Österreich erreichen zu können, braucht es ein attraktives Umfeld. Auch in puncto Lohnnebenkosten.

Ein Dauerthema von Politik und Wirtschaft ...
Ja, ein wichtiges und zugleich hochkomplexes. Es ist nötig, mit einem intelligenten Bündel an Maßnahmen auf ein Niveau zu kommen, das international konkurrenzfähig ist. Dieser Aspekt der Wettbewerbsfähigkeit ist immens wichtig.

Was wären also Ihre Wünsche an die Regierung?
Entbürokratisierung. Es ist schon viel Vorarbeit geleistet worden, da muss man sich trauen, umsetzen und vielleicht auch der einen oder anderen Gruppe etwas auf die Füße steigen. Steuern: Welche Leistungen und welches Verhalten will man mit ihnen attraktivieren? Wir sind eine leistungsstarke Gesellschaft, daher muss sich Leistung auch lohnen. Und: grüne Transformation, die Hinwendung zur Nachhaltigkeit. Wir müssen uns aber auch bewusst sein, dass der europäische "Green Deal" mit seinen anspruchsvollen Zielen nur gelingen wird, wenn europäische Unternehmen wettbewerbsstärker als ihre internationale Konkurrenz sein können. Sonst bauen wir ein "Museum", für das niemand Eintritt zahlen wird. Das gilt auch für das Lieferkettengesetz, das im Grundsatz gut ist, aber kein "Bürokratiemonster" werden darf.

Den Unternehmen geht es dabei am Ende vor allem darum, ihr Material zum richtigen Zeitpunkt im Werk zu haben?
Viele Unternehmen haben heute schon hohe Sorgfaltsanforderungen. Infineon ist ein langjähriger Teilnehmer am Global Compact der Vereinten Nationen. Die zehn Prinzipien des UN Global Compact sind fest in unserer Unternehmenskultur verankert. Daher unterstützt Infineon das Ziel der EU, den Schutz der Menschenrechte und der Umwelt durch die Förderung eines nachhaltigen und verantwortungsvollen Verhaltens zu stärken. Wir nehmen das Thema seit Jahren ernst. Wir sind mittlerweile seit 14 Jahren im Dow Jones Sustainability Index gelistet. Aber jede Regulatorik muss dazu führen, dass sie wirksam ist und Vorteile bringt und nicht nur Bürokratie schafft. Denn wenn wir neben höheren Energie-und Lohnkosten und der Teuerung auch noch deutlich mehr Administration haben, wird sich das nicht mehr ausgehen.

Manche Politiker propagieren "Klimapolitik mit Hausverstand". Man hat den Eindruck, das soll kaschieren, dass man zu wenig tut.
Ich persönlich finde Klimapolitik, getrieben von reinem Aktionismus oder Ideologie, nicht zielführend. Da entsteht oft der Effekt von "gut gemeint". Gerade in der Klimapolitik braucht es aber echte Lösungen. Unter "Hausverstand" verstehe ich, dass pragmatisch an wirksamen Lösungen gearbeitet wird. Wir haben gerade in Österreich viel technologisches Know-how. Wieder ein konkretes Beispiel: Als Infineon haben wir in Villach letztes Jahr rund neun Milliarden Chips produziert. Die sind in der Lage, in digitalen Anwendungen über ihre Lebensdauer hinweg zehn Millionen Tonnen CO2 einzusparen. Das sind ungefähr 13 Prozent der jährlichen CO2-Emissionen in Österreich, damit ein riesiges Potenzial. Wir tun viel, viele andere Unternehmen auch. Und ja, es gibt noch viel zu tun.

Ihre Chips sparen also viel CO2 ein. Werden sie auch CO2-neutral produziert? Gibt es Kreislaufwirtschaft bei Infineon?
Infineon hat das Ziel, selbst bis 2030 CO2-neutral zu sein. In Österreich nutzen wir seit 2013 nur noch grünen Strom. Wir arbeiten hart daran, die letzten vier Prozent Erdgas zu ersetzen. Rund 80 Prozent der Wärme für Labore und Büroflächen generieren wir aus Abwärme der Produktion. Ein schönes Beispiel für Kreislaufwirtschaft haben wir beim Thema Wasserstoff, den wir in der Fertigung benötigen. Bisher mussten wir grauen Wasserstoff aus fossilen Brennstoffen nutzen. In Kürze erzeugen wir mit grünem Strom grünen Wasserstoff vor Ort in Villach, der nach der Verwendung in der Produktion gereinigt und zum Beispiel für den Antrieb von Bussen wiederverwendet werden kann. Aber so etwas entsteht nicht von selbst. Das ist harte Arbeit vieler engagierter Menschen.

Sie arbeiten in einer sich extrem schnell entwickelnden Branche. Wie weit in der Zukunft sind Sie gedanklich, wenn sie an den Standort und ihre Produkte denken?
In vielen Bereichen arbeiten wir heute schon an Lösungen für morgen. Momentan beschäftigen wir uns mit neuen Halbleitermaterialien, die noch deutlich bessere Eigenschaften haben, um das große Potenzial der Energieeffizienz zu nutzen. Das sind wegweisende Materialien für noch effizientere Leistungshalbleiter, also Energiesparchips der Zukunft. Wir haben dafür seit 2015 ein globales Kompetenzzentrum in Villach. Wenn man sich die heutigen Energiesysteme anschaut, dann sieht man, dass mehr Energieeffizienz eigentlich unsere größte Energiereserve ist. Diese neuen Materialien machen Solaranlagen, Elektroautos, Ladestationen, Rechenzentren oder Energiespeichersystemen noch sparsamer und leistungsfähiger. Das zweite, das in Zukunft wirklich wichtig ist, ist Diversität.

In welcher Hinsicht spielt diese bei ihnen eine Rolle?
Wir stehen als Unternehmen immer schon für Diversität, was zum Beispiel Geschlecht, Nationalität, Kultur, Alter oder Inklusion angeht. Bei Diversität geht es um Teilhabe, sie ist aber auch ein echter Wettbewerbsfaktor, das zeigen viele Studien. Je unterschiedlicher die Menschen sind, die auf komplexe Fragestellungen schauen, umso höher sind die Chancen, die besten Lösungen zu finden. Wir sind ein Unternehmen, das Diversität seit Jahren in der Unternehmenskultur verankert hat. Bei Infineon in Österreich arbeiten Menschen aus 79 Nationen. Für uns ist es nicht wichtig, woher die Leute kommen, sondern was sie bewegen wollen. Wir haben zum Beispiel 2015 ein Projekt gestartet, um Jugendlichen mit erteiltem Asylstatus eine Lehre zu ermöglichen. Das ist mittlerweile ein Erfolgsprojekt für uns und die jungen Leute.

»Es liegt an uns, darauf hinzuweisen, dass wir ein Land sind, in dem Leute unterschiedlicher Herkunft willkommen sind«

In Österreich geht es FPÖ und ÖVP aber um Abschottung vor Zuwanderung. Besteht die Gefahr, dass das Land für Fachkräfte, wie sie auch in ihrem Unternehmen tätig sind, unattraktiver wird, weil sie sich Sorgen machen müssen, etwa wegen ihrer Hautfarbe angepöbelt zu werden?
Es liegt an uns, darauf hinzuweisen, dass wir ein Land sind, wo Leute unterschiedlicher Herkunft willkommen sind, wenn sie etwas beitragen wollen. Auf Grund der demografischen Entwicklung brauchen wir gute Ideen - von attraktiven Arbeitsmodellen bis zu qualifizierter Zuwanderung. Der Fachkräftemangel begleitet viele Branchen bereits seit Jahren, wir bei Infineon finden unsere MitarbeiterInnen regional, national und international -alleine in den letzten beiden Jahren haben wir über 1.000 neue Mitarbeiter:innen aufgenommen. Von der Diversität im Unternehmen profitieren wir auf vielfältige Weise. Ich finde es daher gut, dass die Rot-Weiß-Rot-Karte überarbeitet wurde, die ersten Zahlen sind vielversprechend.

Sie werben seit Jahren für das Thema Bildung. Kommen Sie sich da nicht manchmal vor wie in "Täglich grüßt das Murmeltier" oder sehen Sie auch Fortschritte?
Das Bildungswesen ist wie ein riesiger Tanker. Ich habe viel Respekt vor Reformen dort. Aber auch da gilt: Es ist viel zu tun, und es muss endlich konkret angegangen werden, und zwar mit deutlich größeren Schritten, um z. B. mehr junge Leute für Naturwissenschaften und Technik zu begeistern, mehr Frauen in die Technik zu bringen, die Chancen der Digitalisierung offensiv nutzen zu können. Bei der Kinderbetreuung und -bildung gibt es mit dem 4,5-Milliarden-Euro-Paket bis 2030 jetzt signifikante Mittel. Das ist jetzt eine konkrete Chance für eine neue Qualität.

Man darf also nicht bloß Kindergärten bauen, um die zur Konjunktur in der Bauwirtschaft anzukurbeln?
Es braucht neben den Betreuungsplätzen an sich auch qualifizierte Pädagoginnen und gute Gehälter sowie attraktive Rahmenbedingungen. Und es braucht den Mut zu innovativen Konzepten. Wir haben seit zwölf Jahren -nicht nur für Kinder von Infineon-Mitarbeiter:innen -eine Kindertagesstätte mit Schwerpunkt Naturwissenschaft und Technik sowie Internationalität. Zusätzlich haben wir mit Partnern auch eine internationale Schule initiiert, in HTLs Smart-Learning-Klassen aufgesetzt und vieles mehr. Mit unseren Maßnahmen haben wir in den letzten Jahren an die 100.000 junge Leute erreicht. Viele Unternehmen in Österreich sind höchst aktiv im Bereich der Bildung.

»Bildung ist eine öffentliche Aufgabe; sie ist ein entscheidendes Element der Demokratie«

Aber das wäre eigentlich eine Aufgabe des Staates.
Stimmt, Bildung ist eine öffentliche Aufgabe; sie ist auch ein entscheidendes Element der Demokratie.

In Österreich ist die Wissenschafts- und Technikfeindlichkeit sehr ausgeprägt. In Gesprächen kann man punkten, wenn man sagt, dass man in Mathematik richtig mies war.
Das zeigt umso deutlicher, dass es immens wichtig ist, Kinder und Jugendliche von naturwissenschaftlichen Fächern zu begeistern und zu zeigen, welchen Beitrag man damit für die Zukunft leisten kann. Wir sehen immer mehr, dass Menschen, insbesondere junge Menschen, einen Job mit Sinn suchen, etwas bewegen und für die Gesellschaft beitragen wollen - Technik ist hier ein wesentlicher Hebel, um etwa Lösungen gegen den Klimawandel zu finden.

Wie kann man gegen Wissenschaftsskepsis ankämpfen?
Portugal war in einer ähnlichen Situation und hat dann das Projekt "Ciencia Viva" aufgesetzt. Man ist an unkonventionelle Orte gegangen und hat Forschung und Technologie so vermittelt, dass es die Leute verstehen können. Heute ist Wissenschaft dort ganz oben auf der Agenda.

Der frühere Siemens-Chef Joe Kaeser hat angesichts des Rechtsrucks in Deutschland gefordert, dass Unternehmer Stellung beziehen. Er hat das mit den 1930er-Jahren verglichen. Wie sehen Sie das?
Ausgrenzung ist in einer modernen, fortschrittlichen Demokratie keine Option. Chancengleichheit ist immens wichtig. Uns interessiert nicht, woher jemand kommt, uns interessiert, was er oder sie mit uns als Unternehmen und für die Gesellschaft beitragen kann. Dafür stehen wir, das sagen wir auch, und zwar schon seit langer Zeit.

Das Wahljahr in Österreich beinhaltet also Risiko und Chance?
So ist es. Da hat jede Wählerin und jeder Wähler eine große Verantwortung.

Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 06/2024 erschienen.