Mittelschule: Was sie vom Gymnasium unterscheidet

Die Mittelschule (MS) - vormals Neue Mittelschule - ist eine 4-jährige Pflichtschule, die in Österreich nach der Volksschule besucht werden kann. Was diese Schule bietet, was sie vom Gymnasium (AHS) unterscheidet und worauf man bei der Schulauswahl achten sollte.

von Mittelschule © Bild: Elke Mayr

Inhaltsverzeichnis

  1. Was ist die Mittelschule?
  2. Was unterscheidet sie vom Gymnasium?
  3. Kann man von der MS in die AHS wechseln?
  4. Wann muss man sein Kind anmelden?
  5. Worauf sollte man bei der Schulauswahl achten?
  6. Welche privaten Mittelschulen gibt es?
  7. Wo findet man einen Überblick an Mittelschulen in Österreich?

Was ist die Mittelschule?

Die Mittelschule (MS) in Österreich hat das Schulkonzept der ehemaligen Hauptschule ersetzt. Durch den Leistungsanspruch einer AHS-Unterstufe und den Förderungen von Schüler:innen mit besonderen Bedürfnissen bieten diese Schulen den Schulkindern die besten Voraussetzungen einer schulischen Ausbildung in weiterführenden, höheren Lehranstalten.

Schüler:innen besuchen die Mittelschule nach Abschluss der 4. Klasse Volksschule im Alter von 9/10 Jahren. Die Mittelschule ist ein neues Schulkonzept welche seit dem September 2012 als Regelschule in Österreich geführt wird. Ursprünglich wurde dieses Schulsystem im Jahr 2008/2009 als Schulversuch unter dem Namen „Neue Mittelschule“ gestartet. Zu diesem Zeitpunkt fand der Unterricht nur in bisherigen Hauptschulen statt, welcher lediglich durch das Einverständnis von mindestens zwei Drittel der Lehrer:innen und Erziehungsberechtigten stattfinden durfte. Der Versuch zur „Neuen Mittelschule“ wurde im Schuljahr 2011/2012 beendet, worauf begonnen wurde die Hauptschulen nach und nach durch die neue Schulreform, die heutige „Mittelschule“ zu ersetzen.

Durch das Pädagogik Paket 2018, erhielt die ehemalige „Neue Mittelschule“ ihren heutigen Namen „Mittelschule“. Durch diese Einführung wird nicht nur begabten Schüler:innen der Zutritt zu dieser Schulform gewährt, sondern ist auch für jedes Schulkind mit besonderen Bedürfnissen und sonderpädagogischen Förderbedarf frei zugänglich. Die Mittelschule in Österreich ist also für alle Kinder geeignet. Für Schüler:innen mit besonderen Bedürfnissen gibt es eigene sogenannte Integrationsklassen in denen Fachlehrer:innen zusammen mit einer Sonderpädagogin oder einem Sonderpädagogen einen binnendifferenzierten Unterricht führen, der den Schwerpunkt auf eine spezielle Förderung der Schulkinder legt.

Mit der Schulform der Mittelschule erhalten die Schüler:innen einen Lehrplan, der dem Leistungsanspruch einer AHS-Unterstufe gleichgestellt ist, wobei großer Wert auf die Talente, Neigungen und besonderen, individuellen Begabungen der Schulkinder gelegt wird. Nach den 4 Schuljahren besuchen die Schüler:innen eine AHS, eine berufsbildende mittlere bzw. höhere Schule oder absolvieren ihr 9. Schuljahr in einer polytechnischen Schule, um anschließend beispielsweise eine Lehrausbildung zu beginnen.

Was unterscheidet sie vom Gymnasium?

Obwohl die Mittelschule und das Gymnasium die Schüler:innen gleichermaßen auf ihren weiteren Karriereweg vorbereiten, gibt es dennoch nennenswerte Unterschiede zu diesen beiden Schultypen.

Das Gymnasium bietet den Schüler:innen die Möglichkeit einer 8-jährigen Schulausbildung, welche diese mit der Reifeprüfung (Matura) abschließen. Jedoch ist die Voraussetzung zum Eintritt in diese Schule, ein positives abgeschlossenes Schulzeugnis der 4. Klasse Volksschule mit mindestens einem „Gut“ in den Unterrichtsfächern Mathematik, Lesen und Deutsch. Bei schlechteren Schulnoten sind die Schüler:innen dazu verpflichtet eine Aufnahmeprüfung zu absolvieren.

Anders als beim Gymnasium ist der Eintritt in die Mittelschule. Hier werden alle Schüler:innen ohne Beurteilung des Abschlusszeugnisses der 4. Klasse Volksschule angenommen und individuell nach Förderungsbedarf unterrichtet und eingestuft. Der Lehrplan der MS ist identisch zu der AHS-Unterstufe und zielt darauf ab die Schulkinder in den 4 Jahren auf Weiterbildungen in einer höheren Mittelschule, AHS oder das 9. Schuljahr in einer polytechnischen Schule und einer darauffolgenden Lehre vorzubereiten.

Ab der 6. Schulstufe gibt es in der Mittelschule für die Pflichtgegenstände Deutsch, Mathematik, (erste) lebende Fremdsprache zwei Leistungsniveaus: "Standard" und "Standard AHS". Zwischen den beiden Leistungsniveaus kann je nach Benotung gewechselt werden. So entspricht beispielsweise ein "Gut" einer Beurteilung nach dem Leistungsniveau "Standard" einem "Genügend" nach "Standard AHS“. Die genaue Entsprechung wird aber individuell beurteilt.

Kann man von der MS in die AHS wechseln?

Schüler:innen einer Mittelschule können prinzipiell auch in die AHS-Unterstufe wechseln. Wer beispielsweise die 1. Klasse einer Mittelschule erfolgreich absolviert hat, kann in die 2. Klasse der AHS-Unterstufe wechseln, wenn die Beurteilung in den Pflichtgegenständen Deutsch, Lebende Fremdsprache und Mathematik nicht schlechter als "Gut" ist. Das gilt auch für einen Wechsel nach der 2.,3. oder 4. Klasse einer Mittelschule in die AHS.

Sind die Schulnoten schlechter dann muss eine Aufnahmsprüfung abgelegt werden. Dieselben Voraussetzungen gelten für den Übertritt in berufsbildende höhere oder mittlere Schulen wie HTL, HAK, HAS oder HWL nach der 4. Klasse Mittelschule.

Schüler:innen der AHS-Unterstufe können nach erfolgreicher Absolvierung einer Klasse ohne Voraussetzungen in die nächsthöhere Schulstufe einer Mittelschule wechseln.

Wann muss man sein Kind anmelden?

Die Anmeldung für die 1. Klasse der Mittelschule in Österreich findet jährlich in den ersten beiden Wochen des 2. Semesters statt.

Für die Anmeldung der Schüler:innen sind folgende Dokumente mitzubringen:

  • Geburtsurkunde
  • Staatsbürgerschaftsnachweis bzw. Reisepass
  • Meldezettel
  • E-Card
  • Schulnachricht der 4. Klasse Volksschule
  • Nachweis des Religionsbekenntnisses (je nach Schule benötigt)

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Worauf sollte man bei der Schulauswahl achten?

Um die richtige Mittelschule für das Kind zu finden, ist es wichtig darauf zu achten, ob die Art des Unterrichts und die Förderungen zu den Bedürfnissen des Kindes passen. Erste Einblicke in die gewünschte Schule kann man jedes Jahr am Tag der offenen Tür sammeln, welchen jede Mittelschule in Österreich anbietet.

Wichtig zu beachten ist auch, die Möglichkeit einer Nachmittagsbetreuung für die Schüler:innen damit sich Beruf und Schulkind im Alltag besser vereinbaren lassen. Hier gibt es beispielsweise die halbtägige Hortbetreuung oder Ganztagsschulen.

Welche Mittelschulen für das jeweilige Kind in Wohnortnähe zur Auswahl stehen, kann man auf der zuständigen Gemeinde oder unter Schulen-Online nachlesen.

Welche privaten Mittelschulen gibt es?

In Österreich gibt es neben den staatlich geförderten Mittelschulen auch zahlreiche private Mittelschulen. Die Kosten für jedes Schuljahr an einer Privatschule in Österreich werden jedoch nicht komplett, wie bei einer herkömmlichen Mittelschule vom Staat übernommen, wodurch je nach Schule ein monatlicher oder halbjährlicher Betrag an Schulgeld bezahlt werden muss. Trotz der hohen Kosten einer privaten Mittelschule, hat diese den Vorteil, dass die Anzahl der Schüler:innen geringer ist als in einer staatlich geförderten Mittelschule, wodurch die Lehrkräfte gezielter auf die Fähigkeiten, Förderungen und Bedürfnisse der Schulkinder eingehen können.

Bei österreichischen private Mittelschulen wird zwischen konfessionellen Schulen, pädagogischen Schulen, international orientieren Schulen sowie fremdsprachigen Privatschulen unterschieden.

Für die Anmeldung an einer privaten Mittelschule in Österreich gilt, je früher desto besser. Es ist daher von Vorteil, bereits vor dem Ende des Halbsemesters der 4. Klasse Volksschule mit der gewünschten Privatschule Kontakt aufzunehmen.

Wo findet man einen Überblick an Mittelschulen in Österreich?

In Österreich gibt es 1.126 Mittelschulen mit insgesamt 206.512 Schülern (Stand November 2022) . Eine Übersicht über alle Mittelschulen in Österreich erhält man auf der Website des Bildungsministeriums "Schulen-Online".