Gymnasium: Voraussetzungen und die verschiedenen AHS-Typen in Österreich

In Österreich umfasst der Begriff Gymnasium umgangssprachlich alle allgemeinbildenden höheren Schulen (AHS). Doch ist Gymnasium gleich Gymnasium? Welche Varianten gibt es? Was ist eigentlich der Unterschied zu einer Mittelschule? Und welche Voraussetzungen muss ein Kind erfüllen, um in einer AHS aufgenommen zu werden? Ein Überblick.

von Gymnasium © Bild: Elke Mayr

Inhaltsverzeichnis:

Was ist eine Allgemein Bildende Höhere Schule (AHS)?

Wie der Name schon sagt, wird in dieser Schulform den Schüler:innen eine umfassende und vertiefende Allgemeinbildung vermittelt. Die AHS umfasst die 5. bis 12. Schulstufe (das entspricht im Allgemeinen dem 10. bis 18. Lebensjahr) und wird unterteilt in eine vierjährige Unterstufe und (in der Regel) eine vierjährige Oberstufe. Diese wird mit der Reifeprüfung (Matura) abgeschlossen. Durch das Reifeprüfungszeugnis wird die Berechtigung zum Studium an Universitäten, Fachhochschulen, Pädagogischen Hochschulen und Akademien erworben.

Eine Übersicht und Suchfunktion für alle AHS in Österreich finden Sie hier.
Bildungswege und Möglichkeiten in Österreich im Überblick

Voraussetzungen für die Aufnahme an einem Gymnasium

Wenn ein Kind die erste Klasse einer AHS in Österreich besuchen möchte, muss es die 4. Klasse Volksschule positiv abgeschlossen haben und in den Fächern Deutsch und Mathematik nicht schlechter als mit „gut“ benotet worden sein.

Falls der/die Schüler:in in einem dieser Fächer mit einem „Befriedigend“ benotet wurde, kann die Schulkonferenz der Volksschule trotzdem die Eignung für die AHS aussprechen, wenn aufgrund der sonstigen Leistungen zu erwarten ist, dass der/die Schüler:in den benötigten Anforderungen entsprechen wird.

Wenn die allgemeinen Aufnahmebedingungen nicht erfüllt sind und trotzdem der Besuch einer AHS angestrebt wird, muss eine Aufnahmeprüfung abgelegt werden. Dies ist aber nur möglich, wenn die 4. Klasse generell positiv abgeschlossen wurde.

Gymnasium: Die verschiedenen AHS-Schultypen

In der 1. und 2. Klasse ist der Lehrplan in allen Grund-Formen gleich und es wird ab der ersten Klasse eine lebende Fremdsprache unterrichtet.

Für alle Formen gilt, dass in der 6. bis 8. Klasse Wahlpflichtgegenstände im Gesamtausmaß von sechs bis zehn (je nach Schulform) Wochenstunden von den Schüler:innen zu wählen sind. Dieses Ausmaß kann auch schulautonom verändert werden (Minimum vier Stunden, Maximum zehn Stunden).

BG - Bundesgymnasium

Danach gelten je nach Schultyp unterschiedliche Lehrpläne. So liegt zum Beispiel beim Gymnasium der Schwerpunkt auf den sprachlichen, humanistischen und geisteswissenschaftlichen Bildungsinhalten mit Latein und zusätzlich entweder einer zweiten lebenden Fremdsprache ab der 7. oder 9. Schulstufe komplementär zu Latein oder Griechisch (nur in der Oberstufe).

BRG - Bundesrealgymnasium

Im Realgymnasium finden die naturwissenschaftlichen und mathematischen Bildungsinhalte besondere Beachtung. Hier wird ebenfalls Latein oder eine zweite lebende Fremdsprache ab der Oberstufe unterrichtet. Außerdem wird den Schüler:innen vertiefend Mathematik sowie – wahlweise – eine Vertiefung in den Naturwissenschaften oder eine Ergänzung durch den zusätzlichen Gegenstand Darstellende Geometrie geboten.

Wirtschaftskundliches Realgymnasium

Im Wirtschaftskundlichen Realgymnasium legt man besonderen Wert auf ökonomische und lebenskundliche (einschließlich praxisbezogener) Bildungsinhalte. Hier wird Latein oder eine zweite lebende Fremdsprache ab der Oberstufe unterrichtet und zusätzlich liegen die Schwerpunkte bei Chemie, Wirtschaftskunde, Psychologie und Philosophie.

Weitere Sonderformen

Zusätzlich gibt es auch noch diverse Sonderformen, wie zum Beispiel die AHS mit besonderer Berücksichtigung einer musischen oder sportlichen Ausbildung. Für die Aufnahme in eine dieser Sonderformen muss zusätzlich zu den allgemeinen Voraussetzungen eine entsprechende Eignungsprüfung abgelegt werden.

In den weiteren Sonderformen werden besondere Interessen/Bedürfnisse und Talente berücksichtigt. Zum Beispiel gibt es spezielle AHS für sprachliche Minderheiten (Slowenisch, Kroatisch, Ungarisch).

Werkschulheim

Auch das „Werkschulheim“ ist eine allgemeinbildende höhere Schule, wo zusätzlich nicht nur eine handwerkliche Ausbildung erworben wird, sondern auch ein Lehrabschluss erlangt wird. Die gesamte Dauer verlängert sich hier von 8 auf 9 Jahre.

Gymnasium für Berufstätige

Außerdem gibt es Gymnasien und Realgymnasien mit verstärktem Fremdsprachenunterricht und auch für Berufstätige gibt es spezielle Formen, nämlich Gymnasium, Realgymnasium und Wirtschaftskundliches Realgymnasium für Berufstätige, wo der Unterricht in erster Linie am Abend und/oder in Modulform und natürlich auch durch Fernunterricht vermittelt wird.

ORG - Oberstufenrealgymnasium

Eine weiter Sonderform, nämlich eine Kurzform, ist das Oberstufenrealgymnasium (ORG), ohne Unterstufe für Schüler:innen nach der 8. Schulstufe. Auch hier werden unterschiedliche Schwerpunkte, wie zum Beispiel sprachliche, naturwissenschaftliche und musisch-kreative geboten.

Gymnasium: Die AHS und der Unterschied zur Mittelschule

Grundsätzlich wird empfohlen, dass „leistungsstärkere“ Kinder in eine AHS gehen sollten, wie auch aus den allgemeinen Aufnahmekriterien (siehe oben) ersichtlich wird, da diese Kinder dort ihren Fähigkeiten entsprechend weiter gefördert werden sollen. Für die weniger „leistungsstärkeren“ Kinder wird in der Mittelschule das Hauptaugenmerk auf die Förderung der Schüler:innen gelegt.


Wichtig ist hier auch, dass jede/r Schüler:in, die die 4.Klasse Volksschule positiv abgeschlossen hat, eine Mittelschule besuchen darf und grundsätzlich natürlich auch allen Schüler:innen einer Mittelschule nach den positiv abgeschlossenen 4 Jahren alle weiteren Bildungswege offen stehen (wenn die jeweiligen bestimmten Voraussetzungen erfüllt werden).

Ein durchaus wesentlicher Unterschied besteht auch darin, dass die Mittelschule, im Gegensatz zur AHS, eine Pflichtschule ist. Dies bedeutet, dass keine Schüler:innen (die die Grundvoraussetzung, nämlich positiv abgeschlossene Volksschule, erfüllen) abgelehnt werden dürfen. Es bedeutet aber auch, dass grundsätzlich keine freie Schulwahl besteht. (Ausnahmen bestehen bei den speziellen Sport- und Musik-MS und diversen Schulversuchen.) Es wird also, wie bei den Volksschulen, je nach Wohnort eine bestimmte Mittelschule zugeteilt.

In Bezug auf den täglichen Unterricht wird in der Regel in den meisten Mittelschulen bereits der Blick in Richtung Vorbereitung auf die Arbeits- und Berufswelt gerichtet, wo hingegen in der AHS das Hauptaugenmerk nicht auf der Praxis, sondern im Erreichen des Zieles „Matura“ liegt.
In Punkto Integration (von Schüler:innen mit nicht-deutscher Erstsprache, als auch Schüler:innen mit Sonderpädagogischem Förderbedarf) durch integrativen Unterricht liegt der Schwerpunkt in der Praxis auch überwiegend an bei den Mittelschulen.

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Gymnasium oder Mittelschule? Welche Schule ist die richtige für das Kind?

Die Entscheidung, wie der Weg des Kindes nach der Volksschule weitergeht, ist oft keine leichte. Natürlich wird hier noch keine endgültige Weichenstellung für das gesamte folgende Leben getroffen, eine gewisse Vorentscheidung für den weiteren Bildungsweg ist es aber doch.
Darum sollte diese Entscheidung mit Bedacht getroffen werden und es sollten nicht nur die, oft gar nicht so aussagekräftigen, Noten eine Rolle spielen, sondern auch Interessen, Begabungen, Wohnortnähe, spezielle Angebote, Kosten, usw. der jeweiligen Schule in die Entscheidung mit einfließen.

Diesbezüglich ist es sehr wichtig sich vorab gründlich zu informieren und Angebote wie „Tag der offenen Tür“ und ähnliches gemeinsam mit dem Kind wahrzunehmen, um einen möglichst umfassenden Eindruck über die Möglichkeiten der jeweiligen Schule zu bekommen.