Die Boss-Gebote: Lebensweisheiten
von Skandal-Rapper Kollegah

Warum die "10 Boss-Gebote" gar nicht so albern sind wie sie klingen

Wäre er nicht für die Abschaffung des deutschen Musikpreises Echo mitverantwortlich gewesen, würde der Mainstream den deutschen „Gangster-Rapper“ Kollegah wohl gar nicht kennen. Und während der Eklat genau dort auch zu einer kollektiven Empörung führte, dürfte er Kollegah selbst nur noch mehr Erfolg gebracht haben. Und dieser ist im Gegensatz zu dem Künstler selbst unbestreitbar. Die Geheimnisse dieser Karriere verrät der „Boss“ nun seiner Anhängerschaft – und gibt Tipps für die „Bosstransformation“ jedes einzelnen – und zwar in seinem ersten Buch „DAS IST ALPHA! Die 10 Boss-Gebote“. News.at hat reingelesen und weiß nun, wie man vom Lauch zum Boss wird.

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Vom Lauch zum Boss - Die Boss-Gebote: Lebensweisheiten
von Skandal-Rapper Kollegah

Wer ist Kollegah eigentlich?

Kollegah ist ein erfolgreicher, deutscher Rapper, der in der Vergangenheit wegen Antisemitismus, Homophobie sowie Sexismus in die Kritik geraten ist. Eine antisemitische Textzeile aus einem Song mit seinem Rapper-Kollegen Farid Bang sorgte für eine Protestwelle bei den Echos – woraufhin der Musikpreis abgeschafft wurde. (Die Staatsanwalt stellte jedoch die Ermittlungen ein mit der Begründung, dass die Liedtexte voller vulgärer, menschen- und frauenverachtender Gewalt- und Sexfantasien seien, aber damit dem Genre "Gangsta-Rap" gerecht werden, was wiederum nicht strafbar sei.) Kollegah wurde zudem wegen Drogenbesitzes verurteilt und stand auch wegen einer Schlägerei und einer Schubserei vor Gericht. Das tut dem Erfolg des Rappers aber keinen Abbruch, seine letzten drei Platten erreichten jeweils Platz eins in den Charts und mit 1,8 Million Facebook-Abonnenten und 1,5 Million Follower auf Instagram ist der Rapper und Fitnessprogramm-Entwickler ein mächtiger Influencer.

Kollegah - Die 10 Boss-Gebote
© Riva Verlag

Worüber schreibt Kollegah ein Buch?

Kollegah sieht sich selbst als „Boss“. „Ein Boss hat sich […] ein Leben in finanzieller Freiheit und Selbstbestimmung aufgebaut“, so die Definition (im Gegensatz zu einem „Alpha“, der die Regeln dieses Buches zwar verinnerlicht hat und nach ihnen lebt – aber noch kein Boss sein muss deshalb). Als Boss ist Kollegah nun so gütig, auch anderen Menschen mitzuteilen, wie auch diese ihr Leben „auf Erfolg zu kalibrieren“ können. Er gibt also Ratschläge und Regeln, um die „eigene Bosstransformation einzuleiten“. In deutscher Sprache: Er gibt Erfolgstipps. Und diesen sollen helfen, den "Lauch" abzustreifen, einen Typ Versager, den er in Form der „Laberbacke“ namens Fridolin durchaus amüsant beschreibt: „Der Fridolin erklärt dir lang und breit, wie du reich werden kannst. Wenn der Typ endlich fertig mit seinem fremdwortgespickten Monolog ist, rauscht er in seinem Fiat Panda zur Nachtschicht in irgendeinem 1500-Euro-Job.“ Ein „Klugscheisser“ also, der Sachen "nicht anpackt, sondern totdiskutiert." Für Kollegah also ein Totalversager.

Und wie wird man nun zum Boss?

Zunächst einmal werden im Buch ein paar Grund“regeln“ erklärt, wie etwa, dass man sich „um seinen eigenen Scheiß“ kümmern soll und „Lästern etwas für Versager ist“, dass Veränderungen gut sind und jeder Ausbruch aus der eigenen Komfortzone das Ziel ein Stück näher bringt. Klargestellt wird auch, dass Frauen Bosse sein können (wie etwa Madonna oder Nicki Minaj, die „das Leben bei den Eiern gepackt und tüchtig gequetscht“ haben „bis die Dinge liefen, wie sie sie haben wollten.“)

»Adaptiere nicht den Lebensstil, der hier vorgelebt wird.«

Außerdem rät Kollegah dem Boss-Nachwuchs von dreckigen Geschäften ab. (Er selbst hat nach einer kleinkriminellen Vergangenheit seine Heimatstadt verlassen und sei nach Düsseldorf gezogen, wo er sich am Anfang hart aber diesmal fair durchkämpfen musste, um seinen Traum, Rapper zu werden, zu verwirklichen: „Die Miete für meine 20-Quadratmeter-Bude mit kaputtem Laminatboden und einem 60-Euro- Couchsofa von Ikea verdiente ich mir durch Regaleeinräumen bei Real, während ich darüber rappte, im seidenen Mantel über Fellteppiche aus Leopard zu schreiten. Aber ich fühlte mich ehrenvoller als vorher und war glücklicher.“) Ebenso verdammt er den Gebrauch von Drogen („Scheiß drauf, was in deinem Umfeld als "cool" gilt – seien es Diebstähle oder sinnlose Schlägereien! Das gilt erst recht, wenn Drogen im Spiel sind. Feiere deren Musik von mir aus, aber adaptiere nicht den Lebensstil, der hier vorgelebt wird.“) Nach diesen "Grundregeln" präsentiert er dann seine 10 Gebote, die folgende sind:

  • Du sollst niemals den leichten Weg gehen
  • Du sollst aus deinen Fehlern lernen
  • Du sollst dir realistische Ziele stecken
  • Du sollst unverwechselbar sein
  • Du sollst deinen Geist bilden
  • Du sollst Charakter haben
  • Du sollst Vorbild und Anführer sein
  • Du sollst auf dein Geld achten
  • Du sollst deinen Körper trainieren
  • Du sollst immer bereit sein

Kann man das ernst nehmen?

Eine gute Frage. Einerseits finden sich natürlich zahlreiche „Gangster“-Aussagen wieder bzw. muss man sich auf den ersten Seiten prinzipiell erst einmal an die Ausdrucksweise gewöhnen. (Sprüche wie „Ein Lauch, der angibt, ist ein Lauch mit großer Fresse, mehr nicht. Es dauert üblicherweise keine zehn Sekunden, bis irgendwer kommt, um sie ihm zu stopfen. […] Und genau deshalb ist Zufriedenheit der Tod.“ sind Gang und Gebe). Dennoch stecken hinter den extrem proletoid formulierten Weisheiten durchaus nicht nur Ratschläge für Möchtegern-Gangster. Dass man sich außerhalb seiner eigenen Komfortzone etwa bewegen muss, um sich zu verändern, dass Fehler einen weiterbringen, dass Sport gut ist für Körper und Geist oder dass soziale Medien zwar ein gutes Netzwerk-Tool sind, aber man alles, was privat ist besser davon fern hält, das findet sich bestimmt – nur anders formuliert – auch in diversen anderen Ratgebern wieder und klingt doch - etwas überraschend - tatsächlich ganz vernünftig. Bleibt nur die Frage, wie sich diese durchaus moralisch vertretbaren Ansätze mit dem Autor, einem Rapper von antisemitischen bis sexistischen Songtexten, vereinbaren lassen. Aber das muss wohl jeder selbst entscheiden.

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Fazit

Hat man sich also erst einmal an die Sprache gewöhnt, finden sich durchaus brauchbare sowie moralisch vertretbare Lebensweisheiten in dem Buch. Denkt man einen Schritt weiter und sieht sich die Fans und damit wahrscheinlichen Leser von Kollegahs „Geboten“ an, nämlich vorwiegend Jugendliche, dann haben seine Aussagen wie etwa: Bildung ist wichtig, Männer müssen selbst kochen, man soll man selbst bleiben und nicht versuchen, anderen zu gefallen oder Hände weg von Drogen – und das noch in einer Sprache, die eben diese Leserschaft anspricht – beinahe schon pädagogische Qualitäten.

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Und was kann man nun tatsächlich von Kollegah lernen? Hier seine besten Tipps:

  • Kümmer dich um deinen eigenen Scheiß. Lästern ist etwas für Versager.
  • Veränderungen sind gut! Jeder Ausbruch aus meiner Komfortzone bringt mich meinem Ziel ein Stück näher!
  • Ein Boss verdient sein Geld durch eigene ehrliche Anstrengung und nicht auf Kosten anderer. Klauen, Betrügen oder sonstige unmoralische Aktionen sind strikt nicht erlaubt. Im Sozialstaat Deutschland muss keiner verhungern. Möglichkeiten zum Karrieremachen gibt es unzählige. Die Ausrede »Ich muss den kriminellen Weg gehen, da ich sonst keine Chance habe« zählt hierzulande nicht.
  • Der Drang »cool zu sein« ist nicht alpha. Wenn du willst, dass man dich »cool« findet und dieses Ziel dein Handeln beeinflusst, bedeutet das nichts anderes, als dass du dich durch die vermeintliche Wahrnehmung deiner eigenen Person durch deine Mitmenschen steuern lässt. Du willst »gefallen«.
  • Die Zwei-Wochen-Regel: Ob du nun aufhören willst zu rauchen, ob du dich an eine Ernährungsumstellung gewöhnen musst oder ob du einen Sport ausüben willst – quäl dich 14 Tage ohne Wenn und Aber. Nach zwei Wochen ist der innere Schweinehund in der Regel so verhungert, dass er nur noch kauernd in der Ecke liegt und ab und zu leise aufjault. Aus Herausforderung wird Routine!
  • Wenn du dich ausschließlich für Dinge begeisterst, die in deinen Augen als männlich gelten, dann bist du kein Mann, sondern ein stumpfer Klotz.
  • Ein erwachsener Mann muss in der Lage sein, sich selbst eine Mahlzeit zuzubereiten. Also lösch’ die Bestell-Apps und die Telefonnummer vom Pizzataxi sofort, die hast du ab heute nicht mehr nötig. Du isst von nun an wie ein Boss.
  • Das bedeutet für dich, dass dein Privatleben ab sofort privat ist, Natürlich kannst du weiterhin Social Media nutzen, solltest du sogar, da es keine kostengünstigere Möglichkeit zum Netzwerken gibt, aber um Himmels Willen veröffentliche nichts, was irgendwer gegen dich verwenden könnte.
  • Fehler sind wichtig und notwendig.
  • Mindestens genauso wichtig wie ein gesunder, stattlicher Körper ist ein geschmeidiger und gebildeter Geist. Dass Bildung von fundamentaler Bedeutung ist, muss eigentlich nicht erklärt werden, aber leider ist es tatsächlich so, dass viele Jungs und Mädels da draußen glauben, es auch irgendwie so zu schaffen, selbst wenn im Kopf nichts weiter herrscht als eine öde Leere. Das ist aber leider ein Irrtum – oder vielmehr ein Märchen. Eines, das immer wieder gern erzählt wird von denjenigen, die es vermeintlich geschafft haben, sich aus dem Nichts heraus etwas zu erarbeiten. Der einzige Sinn und Zweck dieses Märchens ist, die eigene Geschichte zu verklären oder zu glorifizieren. In meinem beruflichen Umfeld ist so etwas an der Tagesordnung.
  • Freunde, gerade jene, die dich schon seit Langem auf deinem Weg begleiten, sind mit Gold nicht zu bezahlen, denn sie sorgen dafür, dass du auf dem Boden bleibst, wie man so schön sagt. Sie geben dir Halt und Orientierung und sorgen gelegentlich auch dafür, dass das Bild, welches du womöglich von dir selbst hast, wieder zurechtgerückt wird.
  • Eine spannende Ausführung in Bezug auf das Thema Toleranz: Ich muss es eigentlich nicht erwähnen, aber genauso wie mit Weltanschauung und Religion verhält es sich natürlich mit Hautfarbe, Ethnie, Rasse und Geschlecht. Befreie dich von allen Vorurteilen und begegne jedem Menschen als Individuum. Es gibt keine »besseren« oder »schlechteren« Menschenrassen, wir haben erwiesenermaßen alle denselben Ursprung. Was uns ausmacht, ist unser Charakter und nicht naturgegebene körperliche Faktoren wie Hautfarbe, Größe oder Ethnie, auf die wir keinerlei Einfluss haben. Jegliche Form von Rassismus ist irrational und hat im Mindset eines Alphas absolut nichts verloren.
  • Kant hat im Groben gesagt: Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde. Das sitzt, oder? Streng genommen musst du dir nie wieder einen anderen Satz merken, wenn du dein eigenes Verhalten hinterfragst. Wenn
    du mal wieder keinen Plan hast, wie du dich zu verhalten hast, denk’ einfach an Manu Kant und schon ist der Drops gelutscht.
  • Zunächst einmal behandelt ein echter Boss Frauen grundsätzlich wie die gleichberechtigten und ebenbürtigen Menschen, die sie ja nun einmal sind. Das heißt, die Meinung einer Frau wird nicht geringer geschätzt, bloß weil sie eben kein Mann ist.
  • Thema Geld: Gib nur aus, was du hast
  • Egal welchen Sport du treibst, er hat positive Effekte auf deinen Körper und deine Psyche.
  • Plane deine Tage im Voraus, mache dir ganze Wochenpläne. Nutze so viele freie Zeitspots dazu, an deinen Zielen zu arbeiten, wie möglich. Party, Kiffen, Zocken und Weiber bringen dich nicht weiter.

Info: Kollegah - „DAS IST ALPHA! Die 10 Boss-Gebote“
ISBN: 978-3-7423-0167-3
riva Verlag
Erscheinungsdatum: 19. September 2018