Echo-Proteste: Doch wer
sind Kollegah und Farid Bang?

Gewalt, Sexismus und Co.: Die Rapper sind kein unbeschriebenes Blatt

Seit 1992 gibt es den deutschen Musikpreis, den Echo. Doch dieses Jahr wurde die Verleihung zur Farce. Heftige Proteststürme bis zu Rücktrittsaufforderungen, jede Menge Preis-Rückgaben und die Infragestellung des gesamten Preises folgen auf die Verleihung eines Echos an die umstrittenen Rapper Kollegah und Farid Bang. Doch warum eigentlich genau? Wer sind die beiden Rapper eigentlich?

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Debatte um Musikpreis - Echo-Proteste: Doch wer
sind Kollegah und Farid Bang?

Die Kritik reißt auch Tage nach der deutschen Echo-Verleihung nicht ab. Nach dem Musiker und Grafiker sowie Beatles-Wegbereiter und Freund Klaus Voormann und dem Notos Quartett aus Berlin hat auch der Pianist Igor Levit erklärt, seinen Echo-Klassik aus Protest zurückgeben zu wollen. Peter Maffay fordert überhaupt den Rücktritt der Echo-Verantwortlichen und der ARD-Koordinator für Unterhaltung stellt den gesamten Musikpreis in Frage. Ende der Proteste ist derzeit keines in Sicht, die Empörung ist groß. Und wie reagieren jene Preisträger, die der Auslöser der ganzen Kritik sind?

"Ich will keine Politikdebatte daraus machen"

"Ich will hier keine Politikdebatte daraus machen", sagte Kollegah zur Kritik, die der „Toten Hosen“-Sänger Campino noch auf der Echo-Bühne anbrachte. Campino habe sich als moralische Instanz aufgespielt, das gebühre einem so großen Musiker nicht, sagte er weiter als er den Preis auf der Bühne entgegennahm - und erntete laute Buh-Rufe und Pfiffe aus dem Publikum. Seither äußerten sich weder Kollegah noch Farid Bang zu den Proteststürmen, die sie ausgelöst haben. Nur ein Post von Kollegah gab es dazu auf dessen Facebook-Seite:

Die umstrittene Textzeile

Ausgezeichnet wurden die beiden für ihr Album "Jung, Brutal, Gutaussehend 3" in der Kategorie Hip-Hop/Urban National. In dem Album finden sich die Textzeilen "Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen" und "Mache wieder mal 'nen Holocaust, komm' an mit dem Molotow". Dazu zeigt sich Kollegah mit seinem muskelbepackten Körper gegenüber eines abgemagerten Häftlings im Konzentrationslager.

Kollegah: Verschwörungstheorien und antiisraelische Propaganda

Kollegah, der mit echtem Namen Felix Andreas Blume heißt, hat einst Jus studiert, verbreitet nun aber als Influencer mit Hundertausenden Followern, Verschwörungstheorien – er ist vehementer Gegner der Evolutionstheorie - und antiisraelische Propaganda. So auch einem Musikvideo zum Song „Apokalypse“, in dem er sich als Retter zwischen Gut und Böse inszeniert. Dabei trägt der Teufel, der auf die Erde kommt, um die Menschheit zu zerstören einen Ring mit eingraviertem Davidstern. Seit er 15 Jahre alt ist sei er gläubiger Muslim, wie er in einem Interview erklärte.

Immer wieder geriet er in Vergangenheit in die Kritik nicht nur wegen Antisemitismus, sondern auch wegen Homophobie sowie Sexismus. Auch die Textzeile, die nun für Proteste sorgt wurde im Vorfeld der Echoverleihung bereits kritisiert – und vom Ethik-Beirat geprüft, der sie jedoch nicht für antisemitisch befand. Nur in höchstem Maße geschmacklos.

Strafrechts-Register

Auch strafrechtlich gesehen ist Kollegah kein unbeschriebenes Blatt: im Herbst 2007 stand er wegen Drogenbesitzes vor Gericht und wurde auch verurteilt. Freigesprochen wurde er jedoch nach einer Disco-Schlägerei im Jahr 2013 mangels Beweisen. Dennoch musste er eine Geldauflage von 40.000 Euro an gemeinnützige Organisation und 3.000 Euro an zwei Geschädigte bezahlten. Auch einen Konzertteilnehmer schubste er 2017 weg, trat nach ihm und schlug mit der Faust ins Gesicht, als dieser seine Sonnenbrille nehmen wollte.

Indizierte Alben und "Beefs" von Farid Bang

Kollegahs Compagnon Farid Bang wurde in Spanien geboren und ist marokkanischer Abstammung. Mit acht Jahren zog er mit seiner Familie nach Düsseldorf. In seinen Anfangsjahren verwendete er das Pseudonym Farid Urlaub (in Anlehnung an den Ärtze-Sänger Farin Urlaub). Drei seiner Alben wurden von der Prüfstelle für jugendgefährdende Medien bereits indiziert. Sie wurden als verrohend und zu Gewalttätigkeiten anreizend bzw. als unsittlich und frauendiskriminierend beschrieben. Auch abseits seiner Musik fiel er immer wieder durch frauenfeindliche Äußerungen und Verhöhnung von Opfern häuslicher Gewalt auf. Zudem ist er bekannt dafür, immer wieder „Beefs“, also verbale Streitigkeiten mit Rapper-Kollegen zu haben, die dann durch Beleidigungen auf Platten ausgetragen werden.

Mega-Erfolge

Gemeinsame Sache machten Kollegah und Farid Bang erstmals im Jahr 2009 mit dem Kollaborationsalbum „Jung, brutal, gutaussehend“, das jedoch nicht sonderlich erfolgreich war. Der zweite Teil folgte 2013 und schoss an die Spitze der Charts in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Beide Alben wurden auf den Index gesetzt. „Jung, brutal, gutaussehend 3“ erschien letzten Dezember und verkaufte sich über 200.000 Mal, wurde mit Platin ausgezeichnet und wurde rund 30 Millionen Mal gestreamt. Sie zählen zudem zu den meistgestreamten deutschen Künstlern auf Spotify. Farid Bang entschuldige sich übrigens für die vielkritisierte Textzeile „Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen / Ich tick' Rauschgift in Massen, ficke Bauchtaschenrapper.“